Die vorliegende Hausarbeit setzt sich mit kultureller Aneignung in der Gesellschaft auseinander und zeigt Stimmen für und gegen kulturelle Aneignung auf.
Die Gesellschaft empfindet kulturelle Aneignung meist als akzeptabel. Daher werden Kinder als „Indianer“ kostümiert, afrikanische Muster und Stoffe getragen und „Black Hairstyles“ als „angesagt“ betrachtet. In Europa und besonders in Deutschland, ist kulturelle Aneignung weitgehend unbekannt und spielt keine Rolle. Wohingegen sie in Amerika größerer Beachtung findet. Während die Dominanzgesellschaft in ihr eher Statussymbole sehen, haben exkludierte Gruppen weiterhin mit strukturellem Rassismus zu kämpfen. Kulturelle Aneignung wird zudem als Diebstahl aber auch als Bereicherung betrachtet, wobei Ungleichheiten weiterhin bestehen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffsdefinition
3. Beispiele für kulturelle Aneignung
3.1 Federschmuck und Totempfahl
3.2 Dreadlocks und Cornrows
3.3 Kulturelle Aneignung in der Modeindustrie
4. Argumente der kulturellen Aneignung
4.1 Befürworter kultureller Aneignung
4.2 Gegenstimmen kultureller Aneignung
5. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Gesellschaft empfindet kulturelle Aneignung meist als akzeptabel. Daher werden Kinder als „Indianer“ kostümiert, afrikanische Muster und Stoffe getragen und „Black Hairstyles“ als „angesagt“ betrachtet. In Europa und besonders in Deutschland, ist kulturelle Aneignung weitgehend unbekannt und spielt keine Rolle. Wohingegen sie in Amerika größerer Beachtung findet. Während die Dominanzgesellschaft in ihr eher Statussymbole sehen, haben exkludierte Gruppen weiterhin mit strukturellem Rassismus zu kämpfen. Kulturelle Aneignung wird zudem als Diebstahl aber auch als Bereicherung betrachtet wobei Ungleichheiten weiterhin bestehen.
Die vorliegende Hausarbeit setzt sich mit kultureller Aneignung in der Gesellschaft auseinander und zeigt Stimmen für und gegen kulturelle Aneignung auf.
2. Begriffsdefinition
Cultural Appropriation oder auch zu Deutsch kulturelle Aneignung, bezeichnet die Aneignung von fremden Kulturen und ist ein junger Begriff der Ethnologie. Die ersten Verwendungen des Begriffs „kulturelle Aneignung“ gehen auf die in den 1970er Jahren entstandenen „Cultural studies“ und in den 1980er Jahre entstandenen „Media studies“ zurück und wird dort vor allem als „[...] Differenz zwischen verschiedenen Möglichkeiten der Wahrnehmung kultureller Phänomene [...]“ bezeichnet (Hahn 2011, S. 11). Die Dominanzkultur übernimmt also aus anderen Kulturen Kleidungsstücke, Accessoires oder auch Traditionen und nimmt keinerlei Rücksicht auf den kulturellen Wert der Sache (vgl. Koch 2020).
Nach Michel de Certeau, einem französischen Kulturphilosophen, ist kulturelle Aneignung der „Handlungsraum der Machtlosen“. Danach finden Akteure Möglichkeiten von Handlungsmustern abzuweichen und die Bedeutung in subversiver Weise zu ändern und neu zu definieren. Dabei müssen es nicht nur Handlungsgegenstände sein, sondern es können auch Werte, Normen, Institutionen und Wissenssysteme aneignet werden (vgl. Hahn 2011, S.13).
Kulturelle Aneignung führt nicht nur dazu, dass Mitglieder einer Gruppe diese als respektlos empfinden können, sondern sie kann dazu führen, dass bestimmt Traditionen verloren gehen oder verfälscht werden (vgl. Koch 2020).
Die sogenannte Dominanzkultur beschreibt all diejenigen die wegen ihrer ethnischen Zuschreibung als „weiß“ gelten und somit von gesellschaftlichen Verhältnissen profitieren. So müssen „weiße“ beispielsweise keine rassistische Polizeigewalt und keine Benachteiligungen auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt fürchten (vgl. Kastner 2017).
Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen kultureller Adaption und kultureller Aneignung. So ist kulturelle Aneignung meist mit Rassismus und bestimmten Privilegien verbunden. Wohingegen kulturelle Adaption einen Vorgang der Anpassung beschreibt.
3. Beispiele für kulturelle Aneignung
Es gibt zahlreiche Beispiele kultureller Aneignung. Ein gutes Beispiel sind Menschen, die sich mit Elementen aus anderen Kulturen schmücken wie dem Federschmuck indigener Völker, Quasten Raute und Dreadlocks. Von kultureller Aneignung spricht man auch beim „Blackfacing“. Beim „Blackfacing“ werden „weiße“ Menschen für z. B. Theaterstücke dunkler geschminkt (vgl. Osterer 2020). Auffällig ist diese Methode in der heutigen Musikbranche. Zahlreiche Künstler*innen versuchen mit Makeup dunkler zu erscheinen.
Im Folgenden zeige ich konkrete Beispiele auf die kulturelle Aneignung beinhalten.
3.1 Federschmuck und Totempfahl
In der deutschen Kultur ist Fasching oder Fastnacht meist ein fester Bestandteil im Jahresplan. Dazu gehört es sich aufwändig zu verkleiden und in eine andere Person zu sein. Vielerorts passiert dies beispielsweise mit Kleidung und/oder Accessoires von indigenen Kulturen.
Bei Feierlichkeiten wie beispielsweise „Indianerfesten“ kommen häufig Federschmuck, Verkleidungen, Tipis oder auch Traditionen der indigenen Stämme zum Einsatz. Dass es die Ureinwohner*innen Amerikas heute immer noch gibt und kein Relikt des „Wilden Westens“ sind und diese eine schreckliche Geschichte der Unterdrückung, Vertreibung und Genozid durch weiße amerikanische Siedler*innen erlebt haben ist vielen Erwachsenen und Kindern nicht bewusst (vgl. Selle o. J.).
Das Bild, welches bei uns von einem „Indianer“ vermittelt wird, hat selten etwas mit der Realität zu tun. So gibt es heute über 500 verschiedene indigene Stämme in Nordamerika die allesamt unterschiedliche Kulturen ausleben. Daher gibt es eben nicht den „einen typischen Indianer“. Indigene Völker sind bis heute direktem oder indirektem Rassismus ausgesetzt, der ihr Leben stark beeinflusst. Zudem kämpfen sie gegen schlechte Lebensbedingungen, Rassismus und Diskriminierung (vgl. Selle o. J.).
Besonders wenn es um den Headdress (Federschmuck) der indigenen Stämme geht kommen Diskussionen auf. Das es verschiedene Headdress mit verschiedenen Bedeutungen gibt, ist den meisten völlig unbekannt. Auch was die einzelnen Federn bedeuten oder wieso der eine Federschmuck mehr Federn als der andere besitzt ist oftmals nicht von Interesse (vgl. Stieberitz o. J.).
Oft wird bei einem „Indianerfest“ ein Totempfahl aufgestellt. Wieder ist den meisten nicht bekannt, wofür ein Totempfahl steht. So erinnern diese beispielsweise an Verstorbene, beherbergen sterbliche Überreste Verstorbener oder erzählen die Geschichte einer Familie (vgl. Jonaitis 2012, S. 9). Bei diesen Festen wird der historische Hintergrund jedoch meist ausgeblendet und ein Totempfahl als Spielgerät, würdigt dabei keineswegs den historischen Hintergrund (vgl. Krieg 2019, S. 106).
Wer sich den Diskussionen stellt, wird oft mit Rechtfertigungen konfrontiert. Besonders in der Kinder- und Jugendarbeit wird oft und gerne argumentiert, dass es ja nicht rassistisch gemeint ist und durch die Kostümierung die Kultur viel mehr gewürdigt würde (vgl. Selle o. J.).
Gerade diese Reaktion zeigt eine typische Problematik in der deutschen Kultur. Die Deutsche Gesellschaft reagiert aufgrund der Historie stark auf Vorwürfe rassistischen Verhaltens. Oft wird Rassismus nur mit der Rechten Seite in Verbindung gebracht. Dabei werden jedoch jeglicher Alltagsrassismus und struktureller Rassismus erfolgreich ausgeblendet. Allerdings werden oft auch rassistische Verhaltensweisen aus Unwissenheit und ohne böse Absicht betätigt was deren Benutzung dennoch nicht rechtfertigt (vgl. Selle o. J.).
3.2 Dreadlocks und Cornrows
Dreadlocks und Cornrows werden immer mehr aus modischen Gründen getragen. Aber dennoch gelten „Black Hairstyles“ in vielen Berufen als unprofessionell oder ungepflegt (vgl. Koch 2020).
Die Geschichte hinter den Frisuren bleibt dazu meist unbekannt. Dreadlocks gelten als modisches Statement. Doch das „dread“ auf Deutsch „Furcht“ bedeutet und „Weiße“ der Frisur ihren Namen gegeben haben, wissen die wenigsten. Somit ist diese Frisur Gegenstand von Rassismus, Abwertung und Diskriminierung (vgl. Koch 2020).
Das gleiche gilt für die direkt am Kopf entlang geflochtene Zöpfe - Cornrows. Cornrows dienten dunkelhäutigen Menschen in der Zeit der Sklaverei u.a. als Landkarte, die den Sklav*innen helfen sollte, von den Plantagen zu flüchten. So wurden in die Zöpfe sogar Reiskörner geflochten, damit die Menschen Nahrung hatten während sie auf den Schiffen unterwegs waren, um zu den Sklavenhändeler*innen zu gelangen.
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