Im Rahmen dieser Arbeit wird das Thema „Störungsbilder im Kindes- und Jugendalter“ aufgegriffen. Hierzu wird dem Autor fiktiv der Beruf des wissenschaftlichen Beraters im BGM zugeschrieben. Dieser wird beauftragt, zum vorgegebenen Thema ein Konzept zu erstellen. Das Konzept wird aufgrund der zuvor beschriebenen Erkenntnisse und Ratschläge mit der Zielsetzung, ein politisches Problemfeld in diesem Fachbereich abzuleiten, ausgearbeitet. Nach einer ausführlichen Übersicht über die verschiedenen Störungsbilder bei Kindern und Jugendlichen samt Merkmalen, Entstehung und Therapiemöglichkeiten werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu den Störungsbildern im Erwachsenenalter erläutert. Die Arbeit schließt mit dem ausgearbeiteten Konzept.
Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) ist für ein breites Feld in der Politik zuständig. Neben den Hauptaufgaben der Erarbeitung von Gesetzesentwürfen, Rechtsverordnungen und Verwaltungsvorschriften im Gesundheitssystem beschäftigt sich das BMG mit der Reformierung des Gesundheitssystems. Das Ziel ist hauptsächlich die Weiterentwicklung der Qualität des Gesundheitssystems, das Stärken der Patienteninteressen, die Gewährleistung der Wirtschaftlichkeit sowie die Stabilisierung der Beitragssätze.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Hinführung zum Thema
1 Störungsbilder bei Kindern und Jugendlichen
1.1 Störungen mit überwiegendem Beginn im Säuglings- und Kleinkindalter
1.1.1 Tiefgreifende Entwicklungsstörungen
1.1.2 Enuresis und Enkopresis
1.2 Störungen mit überwiegendem Beginn im Kindesalter
1.2.1 Angststörungen
1.2.2 Zwänge
1.2.3 Tics
1.2.4 Hyperkinetische und Aufmerksamkeitsstörungen
1.2.5 Störungen des Sozialverhaltens
1.2.6 Umschriebene Entwicklungsstörungen
1.3 Störungen mit überwiegendem Beginn im Jugendalter
1.3.1 Depression
1.3.2 Essstörungen
1.3.3 Substanzmissbrauch
2 Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu Störungen im Erwachsenalter
3 Konzept für das politische Problemfeld „Störungen im Kindes- und Jugendalter“
Fazit
Literaturverzeichnis
Internetverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Ängste von Kindern im Verlauf ihrer Entwicklung
Abbildung 2: Erscheinungsformen von Tics
Abbildung 3: Modell zum Bündnis gegen Depression
Hinführung zum Thema
Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) ist für ein breites Feld in der Politik zuständig. Neben den Hauptaufgaben der Erarbeitung von Gesetzesentwürfen, Rechtsverordnungen und Verwaltungsvorschriften im Gesundheitssystem, beschäftigt sich das BMG mit der Reformierung des Gesundheitssystems. Das Ziel ist hauptsächlich die Weiterentwicklung der Qualität des Gesundheitssystems, das Stärken der Patienteninteressen, die Gewährleistung der Wirtschaftlichkeit sowie die Stabilisierung der Beitragssätze.1 Im Rahmen dieser Arbeit wird das Thema „Störungsbilder im Kindes- und Jugendalter“ aufgegriffen. Hierzu wird dem Autor fiktiv der Beruf des wissenschaftlichen Beraters im BGM zugeschrieben. Dieser wird beauftragt zum vorgegebenen Thema ein Konzept zu erstellen. Das Konzept wird aufgrund der zuvor beschriebenen Erkenntnisse und Ratschläge mit der Zielsetzung ein politisches Problemfeld in diesem Fachbereich abzuleiten, ausgearbeitet.
Nach einer ausführlichen Übersicht über die verschiedenen Störungsbilder bei Kindern und Jugendlichen samt Merkmalen, Entstehung und Therapiemöglichkeiten werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu den Störungsbildern im Erwachsenenalter erläutert.
Die Arbeit schließt mit dem ausgearbeiteten Konzept.
1 Störungsbilder bei Kindern und Jugendlichen
Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit unterschiedlichen Störungsbildern bei Kindern und Jugendlichen. An dieser Stelle bleibt zu erwähnen, dass eine tiefgründige und ausführliche Beschreibung der Störungsbilder im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich ist. Somit werden die Störungsbilder grob, aber ausreichend beschrieben. Zunächst gilt zu klären, was ein Störungsbild ist. Die Literatur bedient sich verschiedener Kriterien zur Definition von psychischen Störungen von Kindern und Jugendlichen.
- Abweichen von der Entwicklungsnorm
Ist das Verhalten eines Kindes oder eines Jugendlichen abweichend der Entwicklungsnorm kann es einen Hinweis auf eine psychische Störung darstellen. In Betrachtung einer Hochbegabung lässt sich dies jedoch leicht widerlegen. Hochbegabte Kinder weichen durchaus von der Norm ab, ohne dabei üblicherweise eine psychische Krankheit aufzuweisen.
- Subjektiver Leidensdruck
Hierbei verhält es sich wie bei der Abweichung von der Norm. Dies kann ein Hinweis sein, jedoch als Definitionskriterium nicht hinreichend. Kinder und Jugendliche zeigen öfter Schwierigkeiten in der Artikulation und Wahrnehmung eines möglichen Leidensdrucks auf. Auch besteht die Möglichkeit, dass die soziale Umgebung eher durch das Verhalten des Kindes beeinträchtigt wird als das Kind selbst. Hierbei ist eine Toleranz zwischen unterschiedlichen Ausprägungen der Umgebung einzubeziehen.
- Gefährdung von sich selbst und/oder anderen
Am Beispiel der Suizidalität stellt dies ein Abgrenzungskriterium dar. Viele Störungen weisen keine Auffälligkeiten in der Gefährdung von sich selbst und/oder anderen auf, weshalb dies ebenfalls kein Kriterium einer Definition darstellt.2
Letztendlich sind diese Kriterien als reine Hinweise möglicher psychischer Störungen zu verstehen. Eine Definition von Heinrichs und Lohaus gilt dabei als umfassend.
„Eine psychische Störung im Kindes- und Jugendalter ist dadurch charakterisiert, dass sie das betroffene Kind bzw. den Jugendlichen darin beeinträchtigt, seine alterstypischen Entwicklungsaufgaben erfolgreich zu bewältigen.“3
Der Altersbezug in der Begriffsklärung ist dabei leittragend. Während das Einnässen bei einem einjährigen Kind als normal gilt, weist dieses Verhalten bei einem Grundschulkind auf eine psychische Störung hin. Die Bewältigung einer Entwicklungsaufgabe schlug fehl und führt zu einer Beeinträchtigung zukünftiger Entwicklungschancen. Eine eventuelle Konsequenz wäre das Fernbleiben von Klassenfahrten oder dem schwierigen Schließen von Freundschaften zu Gleichaltrigen.
Bei einer Störung können unterschiedliche Bereiche betroffen sein wie die Kognition, die Emotion und das Verhalten. Meistens findet eine Wechselwirkung statt. So beeinträchtigen Auffälligkeiten im Verhalten zudem das emotionale Erleben oder umgekehrt. Auf Basis dessen spielt eine Betrachtung des Verlaufes einer Störung eine übergeordnete Rolle.4
1.1 Störungen mit überwiegendem Beginn im Säuglings- und Kleinkindalter
Dieses und die nachfolgenden Kapitel beschäftigen sich mit auftretenden Störungen aus unterschiedlichen Entwicklungsstufen. Die Einteilung in unterschiedliche Stufen der Entwicklung ist insofern wichtig, da Störungen in bestimmten Altersperioden typischerweise und schwerpunktmäßig auftreten.5
Die unterschiedlichen Störungsbilder lehnen sich an die Diagnostikkriterien des ICD-10 an. Das ICD-10 umfasst alle möglichen Krankheiten zur Stellung einer Diagnose. Das Kapitel V im Abschnitt F definiert die psychischen Störungen.6
1.1.1 Tiefgreifende Entwicklungsstörungen
- Merkmale autistischer Störungsbilder
Tiefgreifende Entwicklungsstörungen manifestieren sich in den ersten fünf Lebensjahren. Kinder mit tiefgreifenden Entwicklungsstörungen greifen auf stereotypische Aktivitäten sowie Interessen zurück und sind in ihrer Fähigkeit zu kommunizieren und sozial zu interagieren beeinträchtigt.7 Autistische Störungen treten unter tiefgreifenden Entwicklungsstörungen am häufigsten auf. Diese zeichnen sich durch eine hervorgehobene Störung der Beziehungsfähigkeit aus. Schwierigkeiten entstehen insbesondere in der Kontaktaufnahme zu andern, dem Halten von Blickkontakt, dem Einfühlungsvermögen und in der Abstrahierung der eigenen Stellung. Bei autistischen Personen wird eine mangelnde „Theory of Mind“ vermutet. Deutlicher ausgedrückt heißt das, dass sie weder die emotionalen Reaktionen anderer verstehen bzw. deuten noch die Wünsche, Bedürfnisse, Überzeugungen oder Absichten derer vorstellen können. Die Folge eines solchen Verhaltens zeigt sich in sozialer Isolation und Einsamkeit.8
Schon in den ersten Lebensjahren wird bei einer autistischen Störung die gestörte Beziehungsfähigkeit deutlich. Autistische Kinder suchen weniger Kontakt und Zuneigung zu ihren Eltern und zeigen wenig Ansporn ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Eine intensive Bindung wird zu Objekten hergestellt. Zudem werden gleiche Abläufe bevorzugt.9 Das Asperger-Syndrom, das zu den Formen des Autismus zählt, zeigt sich im Vergleich zu anderen autistischen Störungsbilder in einigen Bereichen der Entwicklung unauffällig. Personen mit einem Asperger-Syndrom gelten als ordentlich und besitzen eine sehr gute intellektuelle Fähigkeit. Zudem ist die Sprachentwicklung der ihrer Zeitgenossen entsprechend, jedoch neigen sie zu einer „gesetzten“ Sprache. Eine signifikante Expertise in einem ganz speziellen Gebiet ermöglicht den Aufbau einer Karriere trotz sozialer Defizite.10
Anders als beim Asperger-Syndrom ist das Kanner-Syndrom, genauer der frühkindliche Autismus, schwerwiegender und geht oftmals mit einer Minderung der Intelligenz einher. Frühkindlicher Autismus kennzeichnet sich durch eine qualitative Beeinträchtigung in der sozialen Interaktion sowie der Sprachentwicklung und Kommunikation und beschränkten, sich wiederholenden und stereotypen Verhaltensweisen.11
- Ätiologie der autistischen Störung
Eine eindeutige Erklärung zur Entstehung autistischer Störungen ist bisher nicht bekannt, Ausgegangen wird von einem genetischen Ursprung, was Ergebnisse aus Familien- und Zwillingsstudien verdeutlichen. Neurologische Untersuchungen ergeben, dass Anzeichen eines Hirnschadens, vor allem Abnormitäten im Zerebellum (Kleinhirn), vorhanden seien. Bei 30% der schwer autistischen Kinder treten im Jugendalter epileptische Anfälle auf, was ein weiterer Hinweis auf ein Hirnschaden ist. Autistische Auffälligkeiten zeigen sich auch vermehrt nach einer Rötelerkrankung der Mutter in der Schwangerschaft oder nach einer Hirnhautentzündung.12
- Interventionsmöglichkeiten
Eine frühe Förderung, das Aufklären und Arbeiten mit den Eltern, das Verlagern der Behandlung des Kindes in die Umwelt und das systematische Aufbauen von Kompetenzen, das Trainieren des sozialen Verhaltens sowie das Nutzen kognitiver Strategien kann in Betrachtung von Einzelfällen Erfolg bringen. Hierbei ist das Setzen realistischer Ziele leittragend. Ein Ziel kann auch ein ohne Verhaltensauffälligkeiten geprägter Restaurantbesuch der Familie sein.13 Viele Zentren für Autismus bieten in Deutschland frühe Diagnostik und Hilfestellungen bei einer Therapie an, wobei sie ebenfalls im Aufbau von Kompetenzen sowie der Integration in Schule, Ausbildung oder Studium unterstützen.14
1.1.2 Enuresis und Enkopresis
Im Hinblick auf den ICD-10 wird von einer Entwicklungsverzögerung in der Erlangung der Kontrolle über die Ausscheidungsorgane erst ab einem Alter von 5 Jahre gesprochen.15 Im Folgenden werden Auffälligkeiten des Einnässens und Einkotens näher betrachtet.
- Merkmale der Enuresis
Enuresis ist durch das Einnässen mit einer Blasenentleerung im normalen Umfang am falschen Platz zur falschen Zeit gekennzeichnet. Dabei wird von einer organischen Ursache abgesehen und ein Zeitraum von mindestens drei Monaten angesetzt. Als Richtwert gilt für Kinder jünger als sieben Jahre ein Einnässen von mindestens zweimal im Monat und für Kinder älter als sieben Jahre, einmal. Das Einnässen während des Tages wird als Enuresis diurna (auch bekannt als funktionelle Harninkontinenz bei unwillkürlichem Harnabgang und einem Ausschluss organischer Ursachen) bezeichnet, während der Nacht als Enuresis nocturna. Bei Kindern, die nie trocken waren, wird von einer primären Enuresis gesprochen, bei Kindern, die nach einer Trockenheitsphase wieder einnässen von einer sekundären Enuresis.16
Da bei der Enuresis diurna und der nocturna biologische Faktoren sowie psychosoziale Gegebenheiten von Relevanz sein können, wird von einer multifaktoriellen Bedingung gesprochen. Liegt eine genetisch bedingte instabile Blase vor, kann das ein Zeichen für die Enuresis diurna sein. Häufiger tritt auch ein Aufschieben des Toilettenganges in Erscheinung, um z.B. eine Tätigkeit nicht zu unterbrechen oder psychologisch betrachtet ein Trotzverhalten festgestellt wird. Hingegen sind bei der Enuresis nocturna psychische Faktoren nachgeordnet. Diese ist durch den größten genetischen Anteil geprägt, was mit einer Reifungsverzögerung des zentralen Nervensystems einhergeht. Etwa 3% der 6-Jährigen sind vom Einnässen tagsüber betroffen, das nächtliche Einnässen mit etwa 10% aller 7-Jährigen tritt häufiger auf. Jungen und Mädchen sind gleich oft betroffen.17
- Interventionsmöglichkeiten bei Enuresis
Aus Gründen der Reifungsverzögerung stellen sich in den meisten Fällen primäre Formen des Einnässens von selbst ein. Um organisch bedingte Gründe auszuschließen und mögliche Harnweginfektionen zu vermeiden und im Falle des Auftretens zu behandeln, wird eine Unterrichtung über die Ursachen des Einnässens bei einem Kinderarzt empfohlen. Ratsam ist das Notieren der Toilettengänge oder das Biofeedback bei der Enuresis diurna. Bei der Enuresis nocturna kommen Methoden zur verschärften Wahrnehmung der Kinder zum Einsatz, wie etwa ein Sonnen-Wolken-Kalender oder eine Klingelhose, die beim nächtlichen Tragen bei einer Urinabgabe ein Signal zum Wecken des Kindes abgibt. So schafft das Kind eine Verknüpfung zwischen der gefüllten Blase und dem Aufwecken.18
Nach einem intensiven emotionalen Erlebnis entsteht vielmals ein neurotisches Symptom (= sekundäre Enuresis). Das Kind verfällt in einen nicht lösbaren Konflikt mit Rückgang auf eine frühere Entwicklungsstufe. Die Klärung der Gründe des Wiederauftretens des täglichen bzw. nächtlichen Einnässens sowie das Arbeiten am inneren Konflikt des Kindes ist hierbei wesentlich.19
- Merkmale der Enkopresis
Enkopresis bedeutet das willkürliche bzw. unwillkürliche Einkoten an Stellen, die nicht dafür vorgesehen sind, bspw. in die Unterwäsche oder in Wohnräume.20 Sehr häufig ist die Enkopresis eine komorbide Störung, also eine nachgelagerte Störung21, der Enuresis, wobei das Symptom der Enkopresis in der Regel tagsüber auftritt.22 Auch wird die Störung oftmals gemeinsam mit anderen psychischen Störungen, wie etwa emotionalen Störungen, hyperkinetischen Störungen oder Störungen des Sozialverhaltens diagnostiziert.23
[...]
1 Vgl. Bundesministerium für Gesundheit (2020)
2 Vgl. Heinrichs/Lohaus (2011), S. 16–17
3 Heinrichs/Lohaus (2011), S. 17
4 Vgl. Heinrichs/Lohaus (2011), S. 17–18
5 Vgl. Knoke (2017), S. 73
6 Vgl. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (2017); Rief et al. (2009), S. 340
7 Vgl. Dilling (2016), S. 293–294
8 Vgl. Davison et al. (2016), S. 582
9 Vgl Davison et al. (2016), S. 580
10 Vgl. Heinrichs/Lohaus (2011), S. 107–108
11 Vgl. Heinrichs/Lohaus (2011), S. 106–107
12 Vgl. Davison et al. (2016), S. 587–588
13 Vgl. Davison et al. (2016), S. 588–589
14 Vgl. Knoke (2017), S. 80
15 Vgl. Dilling (2016), S. 338
16 Vgl. Heinrichs/Lohaus (2011), S. 96; Steinhausen (1996), S. 186
17 Vgl. Heinrichs/Lohaus (2011), S. 99–100
18 Vgl. Heinrichs/Lohaus (2011), S. 101
19 Vgl. Linden/Hautzinger (2011), S. 581–583
20 Vgl. Heinrichs/Lohaus (2011), S. 102; Remschmidt/Aster (2008), S. 139
21 Vgl. DocCheck Medical Services GmbH (2020)
22 Vgl. Remschmidt (2000), S. 129
23 Vgl. Heinrichs/Lohaus (2011), S. 102–103