In dieser Hausarbeit werde ich mich mit dem schottischen Bildungssystem auseinandersetzen. Hierzu gebe ich zunächst einen Überblick über das Land Schottland selbst und möchte sodann den Ursprung und die Entwicklung des schottischen Bildungssystems behandeln, dabei werde ich auf den britischen Industriellen und Sozialisten Robert Owen eingehen. Danach werde ich in dieser Hausarbeit den Aufbau des Elementar- und Schulbereichs erläutern und unter anderem die einzelnen Vorschul- und Schulinstanzen darstellen. Des Weiteren möchte ich mich mit dem schottischen Lehrplan beschäftigen und dessen zentralen Grundsätze vorstellen. Im Anschluss werde ich kurz auf das Personal im schottischen Bildungssystem eingehen und diese Arbeit mit einem Gesamtfazit zum schottischen Bildungssystem abschließen.
Inhalt
1. Einleitung
2. Steckbrief Schottland
3. Entwicklung des Bildungssystems
3.1. Reform unter Robert Owen
4. Die Struktur des schottischen Bildungssystems
4.1 Early Childcare
4.2 Allgemeine Informationen zu schottischen Schulen
4.3 Primary School
4.4 Secondary School
5. Curriculum of excellence
6. Early Learning Care
7. Personal im Vorschul- und Grundschulbereich
8. Fazit
9. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In dieser Hausarbeit werde ich mich dem schottischen Bildungssystem auseinandersetzen. Hierzu gebe ich zunächst einen Überblick über das Land Schottland selbst und möchte sodann den Ursprung und die Entwicklung des schottischen Bildungssystems behandeln, dabei werde ich auf den britischen Industriellen und Sozialisten Robert Owen eingehen. Danach werde ich in dieser Hausarbeit den Aufbau des Elementar- und Schulbereichs erläutern und unter anderem die einzelnen Vorschul- und Schulinstanzen darstellen. Des Weiteren möchte ich mich mit dem schottischen Lehrplan beschäftigen und dessen zentralen Grundsätze vorstellen. Im Anschluss werde ich kurz auf das Personal im schottischen Bildungssystem eingehen und diese Arbeit mit einem Gesamtfazit zum schottischen Bildungssystem abschließen.
2. Steckbrief Schottland
Schottland gehört zu dem Vereinten Königreich Großbritanniens, das aus den weiteren Ländern England, Wales und Nordirland besteht. Im Jahr 2014 entschied die Bevölkerung Schottlands, weiterhin Teil Großbritanniens zu bleiben. Dennoch hat Schottland seit 1999 ein eigenes Parlament, welches jedoch in seiner Autonomie eingeschränkt ist. Das Land ist daher nicht gänzlich unabhängig. Allerdings werden Angelegenheiten im Erziehungs- und Bildungswesen auf verschiedenen lokalen Ebenen ausschließlich im schottischen Parlament behandelt. Die Verteidigungs- und Außenpolitik hingegen zählen zu den Aufgaben des gesamtbritischen Parlaments.
Das vereinte Königreich Großbritanniens gehörte seit 1973 zur Europäischen Union, bis sich das Volk im Jahre 2016 gegen eine Weiterführung der Mitgliedschaft entschied. Schottland andererseits hat sich dafür entschieden, in der Europäischen Union zu bleiben (vgl. The Scottish Parliament, o.D.).
Schottlands Bevölkerung besteht aus ungefähr 5,3 Millionen Einwohnern, bei einer Fläche von 78.700 km². Die Hauptstadt Schottlands ist Edinburgh mit ungefähr 450.000 Einwohnern und nach Glasgow mit 650.000 Einwohnern, die zweitgrößte Stadt des Landes. In Schottland gibt es mehrere Amtssprachen, dazu zählen Englisch, Schottisch-Gälisch und Scots. (vgl. Goruma o.D.).
3. Entwicklung des Bildungssystems
Durch den Tod von Elizabeth I. in England im Jahr 1603, wurde der schottische König James VI. zum König von England und Schottland ernannt. Bis 1707 behielt Schottland allerdings noch ein eigenes und damit unabhängiges Parlament, den sogenannten ´Act of Union´. Dieser gewährleiste ein getrenntes Justiz- und Kirchenwesen. Innerhalb dessen wurde der Posten des Sekretärs für Schottland vergeben, der die schottischen Angelegenheiten von England regelte. In dem Jahr 1926 wurde die Bezeichnung des Sekretärs für Schottland in den Titel ´Schottischer Staatssekretär´ umgewandelt. Bis zur Entstehung des schottischen Parlamentes 1999, war dieses Amt für das Bildungs- und Erziehungswesen verantwortlich und liegt somit seitdem in der Verantwortlichkeit des Schottischen Parlamentes (vgl. politics.co.uk, 2011).
Das Bildungswesen war in der Vergangenheit seit dem Mittelalter stets mit der Kirche verbunden. Bezeichnend dafür sind unter anderem die Gründung von Universitäten. Die älteste Universität in Schottland wurde 1412 in Saint Andrews gegründet. Zugang zu den Universitäten war allerdings nur der Oberschicht des Landes sowie Kirchenmitgliedern vorbehalten. Weiterhin war der Zugang nur Jungen gewährt, die Rolle der Mädchen bestand lediglich daraus, als Hausfrau und Mutter zu fungieren.
Die Zeiten der Renaissance und Reformation ließen jedoch ein Umdenken stattfinden. Dies allerdings nur für eine bestimmte Gruppe in der Gesellschaft. Der schottische Reformator John Knox versuchte daher im 16. Jahrhundert ein Bildungswesen für die Allgemeinheit zu schaffen. Dies gelang ihm obgleich nur bedingt. Denn in der Zeit der schottischen Aufklärung (Scottish Enlightenment) Ende des 18. Jahrhunderts, waren die Ideen der Philosophen, wie Alan Ramsay oder dem Wirtschaftswissenschaftler Adam Smith nur einer bestimmten Oberschicht zugänglich (vgl. Marshall 2000, S. 144 ff.).
3.1. Reform unter Robert Owen
Den Bereich Bildung und Erziehung für die Allgemeinheit zugänglich zu machen, gelang später dem Industriellen und Sozialisten, Robert Owen Anfang des 19. Jahrhunderts. Zusammen mit seinem Schwiegervater, David Dalen, ebenfalls ein Industrieller, gründete er im Clyde-Tal in New Lanark, Baumwollfabriken und produzierte für fast zweihundert Jahre Baumwolle. New Lanark wurde weiterhin bekannt durch ein zu dieser Zeit ungewöhnliches Experiment im Bereich Sozial- und Bildungsreform.
Owens Reformen galten als fortschrittlich und revolutionär für moderne Gesellschaftssysteme. Owens Ziel war es, herauszustellen, dass kommerzieller Erfolg einer Industriegesellschaft Sympathie und Fürsorge für Arbeitende nicht ausschließt. Vorallem seine Beobachtungen in den verschiedenen Gebieten Schottlands und England verdeutlichten ihm, dass zwar die technischen Entwicklungen für das 18. bzw. 19. Jahrhundert sehr weit waren, jedoch seiner Ansicht nach ein wichtiger und zentraler Aspekt nicht beachtet wurde. Seiner Meinung nach sollte in einer Industriegesellschaft das Wohlbefinden einer Arbeiterschaft im Fokus stehen. Denn nach Owen ist nur eine zufriedene Gesellschaft leistungsfähig und bedeutet somit wirtschaftlichen Gewinn für die Fabriken. Mit dem Wohlbefinden der Arbeiterschaft gingen für Owen auch eine gute Ausbildung und zudem Reformen in den Arbeitsbedingungen einher, um einen nachweislichen Profitgewinn der Arbeitgeber zu gewährleisten.
Zu der damaligen Zeit zählten hauptsächlich Kinder zu den Arbeitenden. Owen stellte fest, dass Erziehung von Anfang an essentiell dafür war, um Teil seines Konzepts von Sozial- und Wirtschaftsreformen zu sein.
So begann er, Verwaltungsgebäude, Wohnhäuser, Dorfläden, in denen die Arbeitenden unter anderem Lebensmittel fast zum Selbstkostenpreis kaufen konnten, zu errichten. Des Weiteren schuf er eine Art Krankenkasse. Hinzu kam die Gründung einer Schule und eines Institutes, das sogenannte ‘New Institut for the Formation of Character’, das bedeutend für die anderen Industrieländer in ganz Europa und sogar dem Rest der Welt wurde.
Das von Owen erschaffene Bildungssystem sollte vor allem die natürliche Neugierde der Kinder anregen. Dies sollte vorranging durch die Förderung der Bereiche Lesen, Schreiben und Rechnen geschehen, gleichzeitig sollte die sinnliche Wahrnehmung der Kinder verbessert werden. Beeinflusst von dem Philosophen Rousseau, spielten Singen, Tanzen und die Schätzung der Natur, eine wichtige Rolle (vgl. Donnachie 2003).
Im Jahr 1816 bestand die Schule aus insgesamt 274 Schülern, die von 14 Lehrern unterrichtet wurden. Je nach Jahreszeit, fand der Unterricht von 7:30 Uhr bis 17:00 Uhr (Sommer) statt, bzw. von 10:00 Uhr bis 14:00 Uhr (Winter), mit jeweils zwei Pausen am Tag. Bereits Kinder ab einem Alter von 18 Monaten wurden in der Schule aufgenommenen. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass die Mütter früh ihrer Arbeit nachgehen konnten. Im Alter von 10 bis 12 Jahren verließen die Kinder die Schule, um dann die Arbeit in den Fabriken zu beginnen. (vgl. Allen 1986, S. 14 ff.).
4. Die Struktur des schottischen Bildungssystems
Wie bereits erwähnt, hat Schottland ein eigenes Schulsystem, das dem britischen System ähnlich ist. Das Schulsystem Großbritanniens unterteilt sich in vier Schulsysteme, dem englischen, walisischem, schottischen und nordirländischem Für das Erziehungs- und Bildungswesen sind ausschließlich die lokalen Behörden verantwortlich. In Schottland sind insgesamt neun Regionalbehörden und drei Inselbehörden für das Erziehung- und Bildungsangebot zuständig.
Das schottische Schulsystem unterscheidet sich insbesondere von denen Englands, Wales und Nordirlands dadurch, dass weniger Wert auf frühe Spezialisierung gelegt, sondern die Vermittlung eines breiteren Wissens fokussiert wird.
Im Laufe des 17./18. Jahrhundert gab es mehrere Reformen des Erziehung- und Bildungswesens in Schottland.
Zuständig für das heutige Bildungssystem waren Reformen und Gesetze, die unter verschiedenen Regierungen durchgeführt worden waren. Insbesondere die im Jahr 2008 entstandene Agenda ´Early Years Framework´ - “Getting it Right for Every Child”, trug einen großen zur Erneuerung bei. Hierbei ging es um eine Zusammenführung auf lokaler Ebene von Schulen, Jugendämtern, Gesundheits- und Sozialdiensten. Das Bildungs- und Erziehungswesen sollte somit in Verbindung mit dem schottischen Sozialgefüge stehen.
Die allgemeine Schulpflicht in Schottland besteht vom fünften bis zum 16. Lebensjahr. Das Schulsystem umfasst den Primärbereich, die Schüler*innen verbringen sieben Jahre in diesem Bereich, also von Primary 1 bis Primary 7. Mit 12 Jahren wechseln sie dann in dem sogenannten Sekundarbereich, wo sie vier Jahre verbringen, von Secondary 1 bis Secondary 4.
Die Schüler*innen können mit der Vollendung von Secondary 4 die Schule verlassen. Vergleichbar mit dem deutschen System wäre dies die Mittlere Reife. Ein weiteres Schuljahr ermöglicht es den Schüler*innen, auf die sogenannten Higher zu arbeiten, wobei diese Higher Examen die Qualifikation zu Universitäten und weiterführenden Colleges ermöglichen (vgl. European Commission 2019).
4.1 Early Childcare
Seit der Gründung des schottischen Parlaments im Jahr 1999 liegt der Bereich der frühkindlichen Bildung und Erziehung in der Verantwortung der schottischen Regierung. `Early Learning and Childcare´ (frühkindliche Erziehung und Betreuung), abgekürzt ELC, wurde im Jahr 2014 im sogenannten ´Children and Young People Act´ in Schottland festgehalten, darin steht unter anderem, dass es keine Trennung zwischen der Vorschulbildung bei 3-Jährigen bis 5-Jährigen und der Betreuung von den 0 bis 3 geben soll.
´Early Learning and Childcare´ steht in Schottland allen Kindern bis zum Eintritt in die Schule zur Verfügung. Unter anderem in Kindertagesstätten, Familienzentren, Vorschulen, die an den Grundschulen angegliedert sind, und bei Tagesmüttern.
In der Regel besuchen Kinder eine Einrichtung halbtags, entweder morgens oder am Nachmittag. Dadurch ist es möglich, zwei Kinder mit einem Platz zu belegen. Vorschulen, die an den Grundschulen angegliedert sind, werden zum großen Teil von den öffentlichen Behörden verwaltet. Der Besuch dieser öffentlichen Einrichtungen ist freiwillig und zudem auch kostenlos, wohingegen private Einrichtungen mit Kosten verbunden sind.
Im `Children and Young People Act` von 2014 wurde eine Erhöhung der Stunden von 475 pro Jahr auf 600 Stunden pro Jahr für die Betreuung von 3 – 5-Jährigen beschlossen. Allerdings können Eltern bei Bedarf weitere Stunden kaufen. Die Betreuungsplätze für Kinder von 0 - 3 Jahren sind in alle Einrichtungen jedoch kostenpflichtig (vgl. European Commission 2019).
4.2 Allgemeine Informationen zu schottischen Schulen
Wie bereits erwähnt, besteht die Schulpflicht in Großbritannien vom fünften bis zum sechszehnten Lebensjahr. Das Schulsystem in Schottland folgt dem Gesamtschulwesen, der Unterricht ist kostenlos sowie koedukativ. Das Schuljahr ist insgesamt in drei Trimester unterteilt. Der Schultag ist in einen Vormittags- und einen Nachmittagsblock aufgebaut. Die Schulen versorgen die Kinder mit Mittagessen und der Unterricht beläuft sich auf fünf Tage, Samstag und Sonntag ist, wie auch in Deutschland, schulfrei.
Im Gegensatz zu Deutschland, besteht eine Schuluniformspflicht in Großbritannien. Das Tragen von Schuluniformen hat eine lange Tradition. Dadurch ist gewährleistet, dass alle Kinder die gleiche Kleidung tragen und der Modezwang unter den Kindern und Jugendlichen wegfällt. Außerdem identifizieren sich die Kinder somit besser mit ihrer Schule, was auch das Zusammengehörigkeitsgefühl untereinander fördern kann. Die Uniform besteht für Jungen aus Hemd, Krawatte und Stoffhose, Mädchen tragen ebenfalls Hemd und Krawatte und einen Rock. Weiterer Bestandteil der Uniform ist ein Sweatshirt mit dem entsprechenden Logo der Schule. Die Farbe der Uniform variiert von Schule zu Schule (vgl. Adams o.D.).
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