Die Werbeplakate zu dem 2007 erschienen Film von Craig Brewer Black Snake Moan konnte man nicht übersehen: im Frühjahr wurde man überall von Samuel L. Jackson im Rippenunterhemd grimmig angestarrt, der eine zu seinen Füßen liegende, halbnackte Christinna Ricci an einer massiven Kette hielt. Der Werbespruch auf dem Plakat lautete: 'Everything is hotter down South'.
In dem Moment, als ich das sah, war mir klar, dass ich dafür nicht ins Kino gehen würde. Ich stellte mir unter dem Film einen amerikanischen Blockbuster vor, der Sex und Gewalt schamlos ausbeutet.
Die Werbekampagne war so aggressiv sexistisch, dass man sich wunderte, wie es im Jahr 2007 überhaupt noch möglich ist, so etwas zu produzieren.
Die Kombination 'schwarzer Mann/weiße Frau', im Zusammenhang mit der von der Reklame deutlich gemachten hierarchischen Machtverteilung unter den Figuren (er hält sie an der Kette/sie liegt zu seinen Füßen), wirkte sehr verstörend, weckte aber gleichzeitig Assoziationen mit dem bereits auf der Leinwand Gesehenen. Sehr gut könnte man sich die umgekehrte Rollenverteilung vorstellen: der weiße Mann mit einer angeketteten Schwarzen Frau – er ist der böse Plantagebesitzer und sie ist die ihm schutzlos ausgelieferte Sklavin.
Das war zumindest die gängige Praxis der Werbung für die ersten großen Hollywood-Produktionen, die sich kritisch mit dem Thema der Sklaverei in den Südstaaten zu befassen versuchten. In seinem Buch The Celluloid South zählt Edward Campbell mehrere Beispiele für solche 'sensational advertising techniques' auf: für den 1965 erschienen Film Uncle Tom's Cabin wurde mit einem
'very scantily clad slave girl in the eager clutches of Simon Legree' geworben. Der Werbeplakat zu Slaves (1976) zeigte 'master Stephen Boyd with an open shirt and an unmistakable look, with his nude black mistress' . Einer der Werbesprüche lautete: 'desire knew no color in the savage world of the Old South' (Campbell:185).
Campbell macht deutlich, dass die angewendeten Werbestrategien Zuschauer anlocken sollten, die sich weniger nach einer politischen Lehrstunde sehnten, sondern eher exotische Unterhaltung erwarteten. Der 'Köder' dabei war 'the empasis on multi-racial sex' (Campbell: 186) – in diesem Sinne hat sich im Fall von der Werbekampagne von Black Snake Moan wenig verändert.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Black Snake Moan als Südstaatenfilm
- 3. Elemente der 'Southern Gothic' in Black Snake Moan
- 3.1 The Evil Lurking in the Dark
- 3.2 Family Trouble
- 3.3 Captivity Narrative
- 4. Darstellung von Race in Black Snake Moan
- 5. Darstellung von Sex in Black Snake Moan
- 6. Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Film "Black Snake Moan" von Craig Brewer im Hinblick auf seinen Umgang mit regionalen, ethnischen und geschlechtlichen Stereotypen im Kontext des amerikanischen Südens. Die Analyse konzentriert sich auf die filmische Darstellung und die gezielte Inszenierung von kontroversen Themen. Der Fokus liegt auf der Dekonstruktion und der Ambivalenz im Umgang mit etablierten Stereotypen.
- Der Südstaatenfilm als Genre und seine Klischees
- Elemente des "Southern Gothic" in "Black Snake Moan"
- Darstellung von Rassismus und seine filmische Umsetzung
- Die Inszenierung von Sex und die damit verbundenen Stereotypen
- Brewer's filmische Herangehensweise und seine bewusste Provokation
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung analysiert die provokative Werbekampagne von "Black Snake Moan" und deren problematische Darstellung von Sex und Machtverhältnissen. Sie stellt die These auf, dass der Film, trotz seiner scheinbar abstrakten Natur, den konkreten Umgang mit Südstaaten-Thematik, Ethnizität und Geschlecht nicht vermeidet. Die Arbeit kündigt die Untersuchung von traditionellen Elementen des Südstaatenfilms und die Dekonstruktion von Stereotypen durch Brewer an.
2. Black Snake Moan als Südstaatenfilm: Dieses Kapitel untersucht "Black Snake Moan" im Kontext des Südstaatenfilms als Genre. Es analysiert die konträren Klischees, die das Bild des Südens im Film prägen: idyllisches Plantagenleben versus brutale Rassismus. Der Film wird in Bezug auf seine regionalen Besonderheiten betrachtet, insbesondere die persönliche Herangehensweise Brewers, der in seiner Heimatstadt und mit bekannten Menschen dreht, und die Bedeutung des regionalen Castings.
Häufig gestellte Fragen zu "Black Snake Moan" - Analyse
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Analyse?
Die Analyse untersucht den Film "Black Snake Moan" von Craig Brewer und beleuchtet dessen Umgang mit regionalen, ethnischen und geschlechtlichen Stereotypen im Kontext des amerikanischen Südens. Der Fokus liegt auf der filmischen Darstellung und Inszenierung kontroverser Themen sowie der Dekonstruktion und Ambivalenz im Umgang mit etablierten Stereotypen.
Welche Themen werden in der Analyse behandelt?
Die Analyse befasst sich mit folgenden Schwerpunkten: dem Südstaatenfilm als Genre und seinen Klischees, Elementen des "Southern Gothic" in "Black Snake Moan", der Darstellung von Rassismus und dessen filmischer Umsetzung, der Inszenierung von Sex und damit verbundenen Stereotypen sowie Brewers filmischer Herangehensweise und seiner bewussten Provokation.
Welche Kapitel umfasst die Analyse und worum geht es in ihnen?
Die Analyse gliedert sich in folgende Kapitel: 1. Einleitung: Analyse der Werbekampagne und These zur Auseinandersetzung des Films mit Südstaaten-Thematik, Ethnizität und Geschlecht. 2. Black Snake Moan als Südstaatenfilm: Untersuchung des Films im Kontext des Genres, Analyse konträrer Klischees des Südens und regionale Besonderheiten der Produktion. Weitere Kapitel befassen sich mit Elementen des "Southern Gothic", der Darstellung von Race und Sex im Film und einem Schlusswort.
Welche Aspekte des "Southern Gothic" werden betrachtet?
Die Analyse untersucht spezifische Elemente des "Southern Gothic" in "Black Snake Moan", darunter "The Evil Lurking in the Dark", "Family Trouble" und das "Captivity Narrative". Diese Aspekte werden im Kontext der Gesamtinszenierung des Films betrachtet.
Wie wird die Darstellung von Rassismus und Sex im Film behandelt?
Die Analyse untersucht die filmische Umsetzung von Rassismus und die Inszenierung von Sex, wobei der Fokus auf den damit verbundenen Stereotypen und deren Dekonstruktion durch Brewer liegt. Es wird untersucht, wie der Film mit diesen kontroversen Themen umgeht und welche Botschaften er vermittelt.
Welche Schlussfolgerung zieht die Analyse?
Die Analyse kommt zu dem Schluss, dass "Black Snake Moan", trotz seiner scheinbar abstrakten Natur, den konkreten Umgang mit Südstaaten-Thematik, Ethnizität und Geschlecht nicht vermeidet. Der Film nutzt traditionelle Elemente des Südstaatenfilms, dekonstruiert aber gleichzeitig etablierte Stereotypen durch Brewers bewusste Inszenierung und Provokation.
Für wen ist diese Analyse gedacht?
Diese Analyse ist für akademische Zwecke bestimmt und dient der strukturierten und professionellen Themenanalyse. Sie ist auf die Untersuchung von filmischen Darstellungen und deren Interpretation ausgerichtet.
- Quote paper
- Julia Fatianova (Author), 2008, Umgang mit regionalen, ethnischen und geschlechtlichen Stereotypen in Craig Brewers "Black Snake Moan", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/113080