Eine detaillierte Ausarbeitung Orlande de Lassus’ Leben sowie sein Schaffen in verschiedenen musikalischen Gattungen wird im Folgenden dargelegt.
Der wahrscheinlich um 1532 geborene Orlando di Lasso – bürgerlich Orlande de Lassus - zählt aufgrund seiner enormen Veröffentlichungsanzahl und dem seiner Person zugrundeliegenden Stil zu den wertvollsten und bekanntesten Komponisten des 16. Jahrhunderts. Während Lassus erste musikalische Erfahrungen in seiner Heimatstadt sammelte, vervollständigte er seine musikalische Ausbildung in Italien. Große Anerkennung erntet er bis heute vor allem durch seine musikalische Vielseitigkeit, die er in verschiedenen Gattungen unter Beweis stellt. So komponierte er ein umfassendes Repertoire an Motteten, Madrigalen, französischen Chansons und einigen weiteren Gattungen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Biografie
3. Werke
3.1 Motteten
3.2 Liturgische Werke
3.3 Madrigale
3.4 Chansons
3.5 Deutsche Lieder
4. Abbildungsverzeichnis
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Der wahrscheinlich um 1532 geborene Orlando di Lasso - bürgerlich Orlande de Lassus - zählt aufgrund seiner enormen Veröffentlichungsanzahl und dem seiner Person zugrundeliegenden Stil zu den wertvollsten und bekanntesten Komponisten des 16. Jahrhunderts. Der Gesamtumfang seiner Veröffentlichungen liegt bei ca. 2000 Kompositionen, davon alleine 516 in der 1604 veröffentlichten Motettensammlung Magnum Opus musicum. Während Lassus erste musikalische Erfahrungen in seiner Heimatstadt sammelte, vervollständigte er seine musikalische Ausbildung in Italien. Große Anerkennung erntet er bis heute vor allem durch seine musikalische Vielseitigkeit, die er in verschiedenen Gattungen unter Beweis stellt. So komponierte er ein umfassendes Repertoire an Motteten, Madrigalen, französischen Chansons und einigen weiteren Gattungen. Ein Großteil seiner Werke fand bereits zu seinen Lebzeiten großen Zuspruch und wurde unter anderem von Vorreitern des Musiknotendrucks wie Tielman Susato oder Katharina Gerlach gedruckt. Nach seiner Zeit in Italien ging Lassus zuerst nach Antwerpen und anschließend nach München, wo er im Dienst des bayrischen Herzogs Albrecht V. stand. Am bayrischen Hof war er unter anderem als Kapellmeister tätig. Nach einem mit dem Machtwechsel am bayrischen Hof verbundenen religiösen Umschwung wurden auch die Kompositionen Lassus' religiöser. Die von ihm geschaffenen Meßordinarien zählen neben denen von Giovanni Pierluigi da Palestrina zum Höhepunkt liturgischen Schaffens im 16. Jahrhundert. Eine detaillierte Ausarbeitung Orlande de Lassus' Leben sowie sein Schaffen in verschiedenen Gattungen wird im Folgenden dargelegt.
2. Biografie
Während das Geburtsjahr Orlande de Lassus' - im italienischen Orlando di Lasso - nicht eindeutig bestimmt werden kann, bestehen an seinem Geburtsort, Mons im heutigen Belgien, keine Zweifel. Allgemein wird das Jahr 1532 als Zeitpunkt seiner Geburt angenommen, doch aufgrund widersprüchlicher Angaben sind auch 1530 und 1531 mögliche Geburtsjahre des Komponisten.1 Erste musikalische Erfahrungen machte er vermutlich in Mons, das er 1544 unter der Obhut des sizilianischen Vizekönigs Ferrante Gonzaga verließ. Der Feldherr des Kaiser Karl, Ferrante Gonzaga war zu diesem Zeitpunkt auf der Durchreise durch die Niederlande, nachdem er die französische Stadt Saint Dizier belagert hatte. Nach langer Reise über Städte wie Mantua, Genua und Palermo folgte Lassus Ferrante im Juni 1546 nach Mailand, da dieser dort zum „Gouverneur und Befehlshaber der kaiserlichen Garnison ernannt wurde.“2 Ab 1549 stand Lassus im Dienst von Constantino Castrioto, den er nach Neapel begleitete. Dort war er ungefähr drei Jahre „am Hof von Giovanni Battista d'Azzia, Marchese della Terza, einem Schwager von Ferrante, der ein Amateurdichter war“3 als Musiker tätig. Hier vertonte Lassus unter anderem eine Sonnettes des Dichters - Euro gentil . 4 Ab Dezember 1551 bis Mai 1552 arbeitete Lassus für den Erzbischof von Florenz, Antonio Altoviti. Es existieren Spekulationen darüber, dass Ferrante Lassus „zu diesem frankreichtreuen Geistlichen schickte, um Informationen über dessen politische Vorhaben zu gewinnen.“5 Im Jahr 1553 wurde ihm dann das Amt des Kapellmeisters an der Lateranbasilika in Rom zugeschrieben, das er bis 1554 innehatte. Dieses erhielt er womöglich nur wegen verschiedener Mittelsmänner Ferrante Gonzagas.6 In diesem Jahr verließ Lassus Rom, um in die Niederlande zu reisen, da laut Aussagen seines ersten Biografen Samuel Quickelberg die Eltern erkrankt waren.7 Dort verweilte er in den Jahren 1554 bis 1556. „Während seiner Zeit in Antwerpen pflegte Lassus vor allem zwei Gattungen: die französische Chanson und die lateinische Motette.“8 Die damalige Handelsmetropole Antwerpen stellte sich als ausgezeichneter Ort für einen jungen Musiker heraus, da Lassus hier Kontakte zu bekannten Druckern wie Tielman Susato und J. Laet knüpfen konnte. So wurde sein Werk Opus 1, „eine Sammlung von Madrigalen, Villanellen, Chansons und Motetten“9 von Susato gedruckt und herausgegeben.10 Diese wurde 1551 veröffentlicht und in zwei verschiedenen Drucken herausgegeben:
Zum ersten als 14. und letzter Teil einer Chansonreihe, die 1543 von Susato begonnen worden war, sowie kurz danach mit italienischem Titel und mit einer Widmung an Stefano Gentile, einem Mitglied der sogenannten Genueser >“Nation”<, [...]. Demnach suchte Lassus offenbar in erster Linie Kontakte zu italienischen Kreisen.11
Das Antwerpener Motettenbuch, die erste veröffentlichte Motettensammlung Lassus' wurde 1556 von Laet gedruckt und existiert ebenfalls in einer italienischen Fassung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Portrait Orlande de Lassus von Theodor de Bry 1592.12
Der bayrische Herzog Albrecht V. warb Lassus 1556 als Tenorsänger an, woraufhin dieser nach München zog.13 Aus ersten Briefwechseln zwischen ihm und Antoine Perrenot de Granvelle, einem niederländischen Kardinal, geht hervor, dass „sich der Komponist während seiner ersten Jahre in München nicht recht wohlfühlte und daß er sogar erwog, eine andere Stellung zu suchen.“14 Dies lag wahrscheinlich mitunter daran, dass ihm Albrecht V. anspruchsvolle Kompositionen in Auftrag gab, die er selbst nicht drucken und veröffentlichen durfte, da Albrecht „sie als exklusives Eigentum des bayerischen Hofes betrachtete und für Aufführungen ad usum privatum reservierte.“15 In den Folgejahren besserte sich das Verhältnis zu seinem Arbeitgeber jedoch, unter anderem weil Lassus im Jahr 1563 das Amt des Kapellmeisters zugeschrieben bekam.16 Während der Zeit als Kapellmeister komponierte er seine erfolgreichste Motettensammlung „mit einer Widmung an Herzog Albrecht.“17 Es folgten 14 Nachdrucke bis 1586, davon einer im selben Jahr in Venedig.18
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Darstellung der Münchner Hofkapelle von Hans Mielich aus Lassos Bußpsalmencodex.19
Ab 1564 begann Lassus' internationaler Durchbruch, nachdem einige Chansons in Frankreich und Madrigale in Italien Zuspruch fanden.20 Ab dem Jahr 1567 wandte er sich von Madrigalen ab und widmete sich der Komposition vom deutschen Lied und dem Magnificat.21 Mit wachsender Aufmerksamkeit seiner kompositorischen Fähigkeiten wuchs auch das Interesse an Nachdrucken, die ab 1568 unter anderem von Katharina Gerlach in Nürnberg oder „A. Le Roy und R. Ballard in Paris“22 angefertigt wurden.23
Durch den immer stärker werdenden Einfluss der jesuitischen Glaubensgemeinschaft um 1570 veränderte sich die religiöse Einstellung Albrechts V. und dessen Nachfolger, seinem Sohn Wilhelm V., wie auch die von Orlande de Lassus selbst.24 Die strengere Religiosität Lassus' trieb ihn dazu, weniger profane Musik zu produzieren und er verlor das Interesse an französischen Chansons.25 Weiter findet sich „dieselbe gesteigerte religiöse Tendenz [...] in einigen späteren Sammlungen mit deutschen Liedern (1583 und 1590).“26 1588 erschienen unter Zusammenarbeit seines Sohnes Rudolph dreistimmige Sätze, die „eine streng gegenreformatorische Einstellung“27 aufzeigten. Rudolph und Ferdinand waren die beiden Söhne Lassus' und entstammten der Ehe mit Regina Wäckinger.28 Beide waren Komponisten und Mitglieder der Münchener Hofkapelle und traten somit „in die Fußstapfen ihres Vaters“29, der 1594 verstarb.30 Ferdinand Lassus wurde 1602, nach einem weiteren Nachfolger, zum Kapellmeister.31
[...]
1 Vgl. Ignace Bossuyt, Art. Lassus, Orlande de, BIOGRAPHIE, Frühe Jahre: Mons in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, 2016ff., zuerst veröffentlicht 2003, online veröffentlicht 2016, https://www.mgg-online.com/mgg/stable/46237 (zuletzt geöffnet 01.03.2021).
2 Ignace Bossuyt, Art. Lassus, Orlande de, BIOGRAPHIE, Frühe Jahre: Mons (wie Anm. 1).
3 Ebd.
4 Vgl. ebd.
5 Ebd.
6 Vgl. ebd.
7 Vgl. ebd.
8 Ebd.
9 Ebd.
10 Vgl. ebd.
11 Ignace Bossuyt, Art. Lassus, Orlande de, BIOGRAPHIE, Frühe Jahre: Mons (wie Anm. 1).
12 Bildquelle siehe Abbildungsverzeichnis Abb. 1.
13 Vgl. ebd.
14 Ders., Art. Lassus, Orlande de, BIOGRAPHIE, München (1556-1594) in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, 2016ff., zuerst veröffentlicht 2003, online veröffentlicht 2016, https://www.mgg-online.com/mgg/stable/46239 (zuletzt geöffnet 11.03.2021).
15 Ignace Bossuyt, Art. Lassus, Orlande de, BIOGRAPHIE, München (1556-1594) (wie Anm. 14).
16 Vgl. ebd.
17 Ebd.
18 Vgl. ebd.
19 Bildquelle siehe Abbildungsverzeichnis Abb. 2.
20 Vgl. ebd.
21 Vgl. 21 Ignace Bossuyt, Art. Lassus, Orlande de, BIOGRAPHIE, München (1556-1594) (wie Anm. 14).
22 Ebd.
23 Vgl. ebd.
24 Vgl. ebd.
25 Vgl. ebd.
26 Ebd.
27 Ebd.
28 Vgl. ebd.
29 Ebd.
30 Vgl. ebd.
31 Vgl. ebd.