In der vorliegenden Hausarbeit wird erst die Entstehungsgeschichte des Synthesizers beleuchtet und anschließend auf die spezielle Bedeutung der von Harald Bode entwickelten Errungenschaften eingegangen. Als wesentliche Grundlage für Informationen über die Entstehungsgeschichte des Synthesizers diente die Lektüre "Musikmaschinen. Die Geschichte der Elektromusik" von Peter Donhauser.
Die Verwendung von elektronisch erzeugten Klängen ist in Zeiten vielfach elektronisch produzierter Pop-Lieder und den dadurch entstandenen Musik Genres allgegenwärtig. Als einflussreichste Erfindung des 21. Jahrhunderts zur Produktion elektronischer Töne zählt neben weiteren essentiellen Innovationen wie dem Computer der Synthesizer. Die Entstehungsgeschichte des Synthesizers geht zurück bis an die Anfänge des 20. Jahrhunderts. Maßgeblich für die Entwicklung waren hierbei sowohl verschiedene Institute, die sich spezifisch mit Akustik und elektronischer Klangerzeugung beschäftigten, als auch führende Akustiker und Ingenieure wie Robert Moog, Werner Meyer-Eppler oder Harald Bode.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Geschichtliche Hintergründe elektronischer Instrumente
2.1 Die ersten Schritte bis
2.2 Neue Ideen und Fortschritte von 1930 bis
2.2.1 Institutsgründungen
2.2.2 Das Trautonium
2.3 Die Entwicklung Elektronischer Instrumente von 1945 bis heute
2.3.1 Neue elektronische Instrumente
2.3.2 Der Synthesizer
3. Der Einfluss von Harald Bode
4. Literaturverzeichnis
5. Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
Die Verwendung von elektronisch erzeugten Klängen ist in Zeiten vielfach elektronisch produzierter Pop-Lieder und den dadurch entstandenen Musik Genres allgegenwärtig. Als einflussreichste Erfindung des 21. Jahrhunderts zur Produktion elektronischer Töne zählt neben weiteren essentiellen Innovationen wie dem Computer der Synthesizer. Die Entstehungsgeschichte des Synthesizers geht zurück bis an die Anfänge des 20. Jahrhunderts. Maßgeblich für die Entwicklung waren hierbei sowohl verschiedene Institute, die sich spezifisch mit Akustik und elektronischer Klangerzeugung beschäftigten, als auch führende Akustiker und Ingenieure wie Robert Moog, Werner Meyer-Eppler oder Harald Bode. Die durch den Synthesizer erzeugten - bis dato unbekannten - „Geräusche“ trugen neben wissenschaftlichen Erkenntnissen über Akustik auch entscheidend zur Entstehung neuer Musikrichtungen wie der des Drum & Bass, Acid House oder Techno bei. So entstand durch die damalige Veröffentlichung des heutigen Kult-Synthesizers „Roland TR-303“ und dessen unverkennbaren Sound das Genre Acid-House bzw. Acid-Techno. In der heute immer weiter zunehmenden digitalen Gesellschaft haben auch Synthesizer den Sprung vom analogen Gerät in eine digitale Form geschafft. In so genannten Digital Audio Workstations wie Logic, Cubase oder Ableton ist es heute möglich über verschiedene Plugins eine Vielzahl moderner Synthesizer abzurufen und zu bedienen. Die Rarität, einen eigenen Synthesizer zu besitzen, ist durch diese Form der Zugänglichkeit maßgeblich gesunken.
In folgender Hausarbeit wird erst die Entstehungsgeschichte des Synthesizers beleuchtet und anschließend auf die spezielle Bedeutung der von Harald Bode entwickelten Errungenschaften eingegangen. Als wesentliche Grundlage für Informationen über die Entstehungsgeschichte des Synthesizers diente die Lektüre „Musikmaschinen. Die Geschichte der Elektromusik“ von Peter Donhauser.
2. Geschichtliche Hintergründe elektronischer Instrumente
Durch die vielseitige Nutzung der Elektrizität am Anfang des 20. Jahrhunderts kam es zu einem wesentlichen Umschwung im Lebensstil der Menschen, sowohl in ökonomischer und wissenschaftlicher, als auch in kultureller Hinsicht.1 Der damit verbundene Fortschritt führte dazu, dass die ersten Versuche, Klänge mittels Elektrizität zu erzeugen, schon bald erfolgten. Die Initiative, neue Musikinstrumente zu entwickeln, wurde allerdings mehr von „Technikern oder technisch Interessierten mit musikalischen Ambitionen“2 vorangebracht, als von Musikern selbst.3 Welchen zeitlichen Verlauf die Entwicklung erster elektronischer Instrumente nahm und durch wen oder was die Entstehung vorangetrieben wurde, wird in folgendem Kapitel behandelt.
2.1 Die ersten Schritte bis 1930
Um auf die Geschichte elektronischer Klangerzeugung eingehen zu können ist eine terminologische Klärung der Begriffe „elektrisch“ und „elektronisch“ im Bezug auf Musikinstrumente erforderlich:
Der Dachbegriff „elektrisch“ wird für alle Objekte und Vorgänge verwendet, bei denen elektrische Spannung und Strom beteiligt sind. „Elektronisch“ bezeichnet alles, wobei aktive Bauelemente wie Röhren oder Transistoren zum Einsatz kommen.4
Durch eine dramatische Vielzahl elektrischer Musikinstrumente vor Beginn des 20. Jahrhunderts werden im Folgenden ausschließlich die Grundprinzipien elektronischer Musikinstrumente beleuchtet. Dazu zählt beispielsweise nicht das in Literatur vielfach behandelte „elektrostatisch angetriebene [.] Glockenspiel [.]“5 „Clavessin électrique“, das von Jean-Baptiste Delaborde 1761 gebaut wurde.6 Hierbei wurde mittels Tastendruck des Instruments eine Verbindung zu einem Ladungsspeicher geschlossen, woraufhin eine Glocke elektrisch aufgeladen wurde und einen Klöppel elektrostatisch anzog.7
Den tatsächlichen Beginn der elektronischen Klangerzeugung schreibt Donhauser dem amerikanischen Erfinder Dr. Thaddeus Cahill zu. Dieser experimentierte als einer der Ersten mit der Umwandlung von mechanischer in elektrische Energie, um Tonschwingungen zu erzeugen.8 Anwendung fand dieses Wissen im Bau des „Dynamophons“ (später „Telharmonium“), das „nicht nur die verschiedenen Stufen der Tonskala, sondern auch Obertöne [...] erzeugen [konnte], die sich mittels Schalter zu einem Klang zusammenmischen ließen.“9 Dieses Prinzip wird auch als „additive Klangsynthese“ bezeichnet. Cahill selbst war der Erste, der den Begriff „synthesizing“ verwendete.10 Es existierten drei Versionen des Instruments, davon zwei als kommerzielle Versionen, die erste als Prototyp. Äußerlich glich das Instrument mehr einer Maschinenhalle als einem Instrument. Das größte Modell „wog immerhin an die 200 Tonnen und benötigte 30 Wagenladungen zum Transport“11 (vgl. Abb. 1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1: Teil der Maschinenhalle des Telharmoniums.12
Nach einer kurzfristigen Erfolgsserie des „Telharmoniums“ in New York ließ das Interesse aufgrund der eintönigen Klangfarbe wieder ab und die Ära des „Telharmoniums“ war beendet. Langfristig gesehen wurden die damals bekannten elektronische Instrumente zeitnah zu historischen Artefakten, da die technischen Möglichkeiten immer weiter voranschritten13:
Sowenig das Telharmoium für eine Serienproduktion geeignet war, so hatte es doch als Ideenliferant große Bedeutung. Das größte Problem bildeten die Größe und das Gewicht der Generatoren. Es lag daher nahe, sie drastisch zu verkleinern.14
„Nach einigen Experimenten mit verschiedenen Tonquellen“15 gelang dies dem amerikanischen Ingenieur Laurens Hammond. Er entwickelte den „tonewheel“ Generator, der einer Miniaturisierung der Cahillschen Generatoren entsprach.16 Absicht des Erfinders war es, ein Instrument für die Benutzung in Kirchen zu konstruieren17:
Die meisten Instrumente besitzen daher zwei Manuale und ein Pedal nebst einer Reihe von „Registern“, die ähnlich wie bei der Orgel mit Fußlagen (16' bis 2') bezeichnet sind. Es handelt sich dabei (4', 2 2/3' und 2') um Oberton-Register, die mittels sogenannter „Zugriegel“ (Intensitätsregler) zugemischt werden können.18
Da sich Orgelbauer und Kirche jedoch strikt gegen die Verwendung elektronischer Instrumente in Kirchen aussprachen, scheiterten Hammonds Absichten.19 Erst mit der Erfindung des Tonkabinetts, einer „mehrkanaligen Lautsprecher-Box mit einem rotierenden Hornlautsprecher“20 von Donald Leslie, gelang der „Hammond-Orgel“ der Durchbruch, da der entstehende Doppler-Eff ekt ein Phasen- und Frequenzvibrato verursachte, das sich wiederum in einem einzigartigen Sound widerspiegelte.21
Es folgten zahlreiche weitere elektronische Musikinstrumente, die mitunter maßgeblich durch die Erfindung der Elektronenröhre beeinflusst wurden, da der Energieverlust, der bei der Erzeugung von Tönen auf rein elektronischem Weg erfolgt ausgeglichen werden muss, um „ungedämpfte elektrische Schwingungen aufrechtzuerhalten [...]“22.23 Verwendete man mehrere dieser Röhren in einer Schaltung konnte ein größerer Tonumfang erzielt werden.24 Die anfänglich seltenen und wenig ausgefeilten Elektronenröhren erfuhren in den 1920er-Jahren einen Umschwung durch die Rundfunktechnik, mittels derer es möglich war, neue, teils recht einfache elektronische Schaltungen zu entwerfen, die Töne hervorbringen.25 Dabei gilt es zwischen zwei Varianten zu unterscheiden:
Die erste erzeugt sogenannte „Sinustöne“ [...]. Diese Töne haben keine Klangfarbe, klingen neutral und sind für elektronische Musikinstrumente nur bedingt verwendbar. In späteren Zeiten verwendete man sie dann dazu, Klänge aus mehreren Sinustönen unterschiedlicher Frequenz („Obertönen“) zusammenzusetzen also synthetisch zu erzeugen. [.] Bei der zweiten Variante werden obertonreiche Schwingungen erzeugt, deren Schwingungsbild meist einem Sägezahn ähneln [.], was ihnen den Namen gegeben hat. Mittels elektronischer Filter lassen sich darauf unterschiedliche Klangfarben erzeugen.26
[...]
1 Vgl. Peter Donhauser, Musikmaschinen. Die Geschichte der Elektromusik, Berlin 2019, S.12.
2 Ebd. S.13.
3 Vgl. ebd.
4 Ebd. S.14.
5 Peter Donhauser: „Konserventöne, Elektroklänge und Ingenieurmusik. Anmerkungen zur Technik- und Musikgeschichte“, in: Zauberhafte Klangmaschinen. Von der Sprechmaschine bis zur Soundkarte, hrsg. von Florian Kramer und Cordula Bösze, Mainz 2008, S. 30.
6 Vgl. ebd.
7 Vgl. Donhauser, Musikmaschinen. Die Geschichte der Elektromusik (wie Anm. 1), Berlin
8 Vgl. Peter Donhauser, Musikmaschinen. Die Geschichte der Elektromusik, Berlin 2019, S.17.
9 Ebd. S.18.
10 Vgl. ebd.
11 Ebd. S. 19.
12 Bildquelle siehe Abbildungsverzeichnis Abb. 1
13 Vgl. Peter Donhauser, Musikmaschinen. Die Geschichte der Elektromusik,Berlin 2019, S. 20.
14 Ebd.
15 Ebd.
16 Vgl. ebd.
17 Vgl. ebd. S. 21.
18 Ebd.
19 Vgl. ebd.
20 Ebd.
21 Vgl. ebd.
22 Peter Donhauser, Musikmaschinen. Die Geschichte der Elektromusik, Berlin 2019. S. 26.
23 Vgl. ebd. S. 26 f.
24 Vgl. ebd. S. 28.
25 Vgl. ebd. S. 34 f.
26 Ebd. S. 35.