Diese schriftliche Arbeit behandelt die Themen um den Begriff Talent. Der Begriff Talent soll daher zunächst in der Theorie erklärt werden. Des Weiteren verschafft diese Arbeit einen Überblick über den "Relative Age-Effect” und wie dieser den Fußball beeinflusst. Ein weiterer Teil dieser Arbeit besteht darin, die Talentförderung in Deutschland vorzustellen. Hierbei wird in DFB-Ebene und Landesverband-Ebene eingeteilt. Den Schluss des Hauptteils bilden fünf Ideen zur Verbesserung des Talentfördersystems in Deutschland. Als Grundlage hierfür wird die Nachwuchsförderung von anderen Nationen als Vergleich hergezogen, um möglicherweise Ideen oder Anpassungen zu finden.
Um die Jahrtausendwende herum erlebte die deutsche Nationalmannschaft eine überaus enttäuschende Zeit. Bei der Weltmeisterschaft 1998 schied man zwar erst im Viertelfinale aus, jedoch ging das Spiel gegen Kroatien mit 0-3 verloren. Zwei Jahre später, im Jahr 2000, fand die Europameisterschaft in Belgien und den Niederlanden statt. Dieses Turnier sollte sich als Desaster entpuppen. Die Nationalmannschaft schied als Gruppenletzter aus und konnte in einer Gruppe mit Portugal, England und Rumänien nur ein Tor schießen, kassierte im Gegenzug jedoch fünf Gegentore.2002 konnte die Mannschaft sogar Vize-Weltmeister werden, schied jedoch 2004 bei der Europameisterschaft in Portugal wieder in der Vorrunde aus. Angesichts der anstehenden Weltmeisterschaft im eigenen Land in 2006, aber auch der Zukunft des deutschen Fußballs, musste der DFB-Pläne entwickeln und sich Ziele setzen.
Umgehend nach dem Ausscheiden bei der Europameisterschaft im Jahr 2000 setzten sich die damaligen Bundesliga-Vereine und der DFB zusammen. Das Ziel war die Talentförderung und das Nachwuchssystem zu revolutionieren. Im Februar 2001 verpflichteten sich alle Erstliga-Vereine, Nachwuchsleistungszentren (NLZ) zu errichten. Der Besitz eines NLZs wurde als Voraussetzung für die Lizenzierung bestimmt. Zur Saison 2002/2003 startete das Projekt des DFB und verpflichtete auch die Vereine der 2. Bundesliga dazu, ein NLZ zu haben. Die Leistungszentren werden seit 2007 alle drei Jahre neu bewertet und weiterentwickelt. Außerdem werden diese Zentren von den drei Parteien DFB, DFL und der belgischen Agentur Double Pass zertifiziert. Das Ziel ist es die Qualität des Nachwuchses zu steigern und die jungen Talente wirksamer zu fördern.
Seit der Saison 2002/2003 kann der deutsche Fußball nennenswerte Erfolge vorweisen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Talent
- 2.1 Definition Talent und Talent im Sport
- 2.2 Statischer Talentbegriff
- 2.3 Dynamischer Talentbegriff
- 2.4 Komplette Talentdefinition
- 2.5 Talentsichtung und Talentförderung
- 2.6 Relative Age Effect
- 2.6.1 Definition Relative Age Effect
- 2.6.2 Bedeutung im Jugendfußball
- 2.6.3 Bedeutung im Herrenfußball
- 3. Talentförderung in Deutschland
- 3.1 Erste Stufe der Talentförderung
- 3.2 Talentförderung auf Verbandsebene
- 3.3 Zweite Stufe der Talentförderung
- 3.3.1 Nachwuchsleistungszentren
- 3.3.2 DFB-Eliteschulen
- 4. Kritisches Hinterfragen der DFB-Talentförderung
- 4.1 Kritik an der Talentförderung
- 4.2 Vergleich zu anderen Nationen
- 4.3 Verbesserungsvorschläge für die Talentförderung
- 4.3.1 Früherer Fokus auf individuelle Ausbildung
- 4.3.2 Rückgang der Ergebnisorientiertheit
- 4.3.3 Mannschaftszusammenstellung nach biologischem Alter
- 4.3.4 Förderung von körperlich schwächeren Spielern
- 4.3.5 Größere Unterstützung der Amateurvereine
- 5. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Talententwicklung und -förderung im deutschen Fußball, insbesondere im Kontext der Entwicklungen seit der Jahrtausendwende. Sie analysiert den Begriff "Talent" selbst, beleuchtet den "Relative Age Effect" und seine Auswirkungen, und beschreibt das aktuelle deutsche Talentfördersystem auf Landes- und Bundesebene. Abschließend werden Verbesserungsvorschläge unter Einbezug internationaler Vergleichsdaten präsentiert.
- Definition und Konzeptionalisierung von Talent im Sport
- Der Einfluss des "Relative Age Effect" auf die Karriere von Fußballspielern
- Analyse der deutschen Talentfördersysteme (DFB-Ebene und Landesverbände)
- Kritisches Hinterfragen der Effektivität des deutschen Systems
- Entwicklung von Verbesserungsvorschlägen für die Talentförderung im deutschen Fußball
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt die enttäuschenden Ergebnisse der deutschen Nationalmannschaft um die Jahrtausendwende und die daraufhin eingeleiteten Reformen im deutschen Fußball-Nachwuchssystem. Sie verdeutlicht die Notwendigkeit einer umfassenden Talentförderung und den Zusammenhang zwischen den damaligen Misserfolgen und der anschließenden Entwicklung von Nachwuchsleistungszentren (NLZ) und anderen Fördermaßnahmen. Der Erfolg der deutschen Nationalmannschaft in den Folgejahren wird als Ergebnis dieser Reformen dargestellt, wobei der WM-Sieg 2014 als Höhepunkt genannt wird. Die Einleitung legt den Grundstein für die nachfolgende detaillierte Analyse des Talentbegriffs, des "Relative Age Effect" und der Struktur der deutschen Talentförderung.
2. Talent: Dieses Kapitel widmet sich einer umfassenden Auseinandersetzung mit dem Begriff "Talent". Es differenziert zwischen statischen und dynamischen Talentbegriffen und entwickelt eine ganzheitliche Definition von Talent im Sport. Die Kapitel befasst sich mit Talentsichtung und -förderung sowie dem "Relative Age Effect" (RAE), einem Phänomen, bei dem aufgrund des Geburtszeitpunkts im Jahr Spieler einen Vorteil im Sport haben. Es analysiert die Bedeutung des RAE im Jugend- und Herrenfußball, verdeutlicht die damit verbundenen Ungleichheiten und legt die Grundlage für die spätere Diskussion um Verbesserungsvorschläge im deutschen Fördersystem. Durch den Bezug auf die Spieler Mario Götze, Miroslav Klose und Youssoufa Moukoko werden unterschiedliche Entwicklungszeitpunkte und -geschwindigkeiten im professionellen Fußball verdeutlicht, was die Komplexität des Talentbegriffs unterstreicht.
3. Talentförderung in Deutschland: Dieses Kapitel beschreibt die Struktur der deutschen Talentförderung, aufgeteilt in eine erste Stufe (regional) und eine zweite Stufe, welche die Nachwuchsleistungszentren (NLZ) und die DFB-Eliteschulen umfasst. Es erläutert den Aufbau, die Zertifizierung und die Entwicklung der NLZ, die als zentrale Säule der Talentförderung gelten. Die Beschreibung der verschiedenen Ebenen der Talentförderung liefert ein detailliertes Bild der Strukturen und Prozesse, die im deutschen Fußball zum Einsatz kommen, und bildet die Basis für die kritische Auseinandersetzung im Folgekapitel.
4. Kritisches Hinterfragen der DFB-Talentförderung: Das Kapitel analysiert die deutsche Talentförderung kritisch. Es identifiziert Schwachstellen des Systems und setzt diese in Relation zu Systemen anderer Fußballnationen. Konkrete Verbesserungsvorschläge werden präsentiert, die sich unter anderem mit der frühzeitigen Fokussierung auf individuelle Ausbildung, dem Rückgang der Ergebnisorientiertheit, der Mannschaftszusammenstellung nach biologischem Alter, der Förderung körperlich schwächerer Spieler und der Unterstützung von Amateurvereinen befassen. Die Vorschläge zielen darauf ab, ein gerechteres und effektiveres Talentfördersystem zu schaffen, welches die individuelle Entwicklung der Spieler stärker in den Mittelpunkt stellt.
Schlüsselwörter
Talent, Talentförderung, Fußball, Deutschland, DFB, Nachwuchsleistungszentren (NLZ), Relative Age Effect (RAE), Talentsichtung, Jugendfußball, Herrenfußball, Verbesserungsvorschläge, Internationale Vergleiche.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Talentförderung im deutschen Fußball
Was ist der Inhalt dieses Textes?
Dieser Text bietet einen umfassenden Überblick über die Talententwicklung und -förderung im deutschen Fußball. Er behandelt die Definition von Talent, den "Relative Age Effect", das deutsche Talentfördersystem (inkl. NLZ und DFB-Eliteschulen), kritische Aspekte des Systems und Verbesserungsvorschläge im Vergleich zu anderen Nationen. Der Text beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, Kapitelzusammenfassungen, Zielsetzung und Schlüsselwörter.
Wie wird der Begriff "Talent" definiert?
Der Text unterscheidet zwischen einem statischen und einem dynamischen Talentbegriff. Es wird eine ganzheitliche Definition entwickelt, die verschiedene Aspekte von Talent im Sport berücksichtigt. Die Komplexität des Begriffs wird anhand von Beispielen wie Mario Götze, Miroslav Klose und Youssoufa Moukoko illustriert, die unterschiedliche Entwicklungsgeschwindigkeiten aufweisen.
Was ist der "Relative Age Effect" (RAE)?
Der RAE beschreibt den Vorteil, den Spieler aufgrund ihres Geburtsdatums im Jahr haben. Spieler, die früh im Jahr geboren sind, sind oft körperlich größer und stärker als gleichaltrige, später geborene Spieler, was ihnen einen Vorteil im Jugend- und teilweise auch im Herrenfußball verschafft. Der Text analysiert die Bedeutung des RAE im deutschen Fußball und seine Auswirkungen auf die Fairness und Effektivität des Talentfördersystems.
Wie ist das deutsche Talentfördersystem aufgebaut?
Das deutsche System ist zweistufig aufgebaut: Die erste Stufe umfasst die regionale Talentförderung, während die zweite Stufe die Nachwuchsleistungszentren (NLZ) und die DFB-Eliteschulen beinhaltet. Der Text beschreibt detailliert den Aufbau und die Funktionsweise dieser Strukturen.
Welche Kritikpunkte werden am deutschen Talentfördersystem geäußert?
Der Text kritisiert das System hinsichtlich seiner Ergebnisorientierung, der Mannschaftszusammenstellung nach biologischem Alter, der unzureichenden Förderung körperlich schwächerer Spieler und der mangelnden Unterstützung von Amateurvereinen. Ein Vergleich mit anderen Fußballnationen unterstreicht die Notwendigkeit von Verbesserungen.
Welche Verbesserungsvorschläge werden gemacht?
Die vorgeschlagenen Verbesserungen zielen auf eine stärkere Fokussierung auf individuelle Ausbildung, einen Rückgang der Ergebnisorientierung, eine Mannschaftszusammenstellung nach tatsächlichem Leistungsstand anstatt rein biologischem Alter, eine gezielte Förderung körperlich schwächerer Spieler und eine verbesserte Unterstützung der Amateurvereine ab.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Text am besten?
Schlüsselwörter sind: Talent, Talentförderung, Fußball, Deutschland, DFB, Nachwuchsleistungszentren (NLZ), Relative Age Effect (RAE), Talentsichtung, Jugendfußball, Herrenfußball, Verbesserungsvorschläge, Internationale Vergleiche.
Welche Ergebnisse der deutschen Nationalmannschaft werden im Text erwähnt?
Der Text erwähnt die enttäuschenden Ergebnisse der deutschen Nationalmannschaft um die Jahrtausendwende als Ausgangspunkt für Reformen im Nachwuchsbereich. Der WM-Sieg 2014 wird als Höhepunkt der daraufhin eingeleiteten Verbesserungen dargestellt.
- Arbeit zitieren
- Angelo Petrone (Autor:in), 2020, Was ist Talent? Zum Relative-Age-Effect im deutschen Profifußball, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1128706