Die Neonaziband "Landser" ist die bekannteste musikalische rechtsextreme Gruppierung aller Zeiten. Noch heute haben ihre volksverhetzenden und menschenverachtenden Texte starken Einfluss auf die neonazistische Jugendszene.
Die Band bedient hierbei das Rockgenre der Szene. Die Verbreitung von musikalischen Werken ist nicht nur in der Neonaziszene ein perfides Mittel, um junge Menschen zu erreichen.
Die Nutzung musikalischer Propaganda der rechten Szene soll in dieser Arbeit am Beispiel der genannten Band dargestellt werden. Hierbei wird der Ursprung der Band dargestellt und dessen musikalischen Werke beispielhaft thematisiert. Im Rahmen des Werdeganges der Band soll im Zuge der Ausarbeitung das Gerichtsurteil des Berliner Kammergerichtes sowie die Revisionsentscheidung vom Bundesgerichtshof widergespiegelt werden. Im Anschluss werden die musikalischen Werke der Band aufgezeigt. Weitergehend findet eine Darstellung des Wandels der Band, insbesondere des Rädelsführers Michael Regener, statt. Im Zuge dessen wird die "Neuauflegung" der Band unter dem Namen "Die Lunikoff Verschwörung" dargestellt. Auch hier erfolgt eine beispielhafte Interpretation der musikalischen Werke. Letztlich sollen anhand der erarbeiteten Inhalte die Entwicklung der Band "Landser" und der "Neuauflage" hinterfragt werden.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Einleitung
1. Bandgeschichte
1.1. Feindbild
1.2. Diskografie - Übersicht
2. Gerichtsprozess
2.1. Anklage
2.2 Urteil
3. Wandel
3.1. „Die Lunikoff Verschwörung“
4. Schlussfolgerung
5. Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Einleitung
Die Neonaziband „Landser“ ist die bekannteste musikalische rechtsextreme Gruppierung aller Zeiten. Noch heute haben ihre volksverhetzenden und menschenverachtenden Texte starken Einfluss auf die neonazistische Jugendszene.1
Die Band „Landser“ bedient hierbei das Rockgenre der Szene.2 Die Verbreitung von musikalischen Werken ist nicht nur in der Neonaziszene ein perfides Mittel um junge Menschen zu erreichen.3
Die Nutzung musikalischer Propaganda der rechten Szene soll in dieser Arbeit am Beispiel der genannten Band „Landser“ dargestellt werden.
Hierbei wird der Ursprung der Band dargestellt und dessen musikalischen Werke beispielhaft thematisiert.
Im Rahmen des Werdeganges der Band soll im Zuge der Ausarbeitung das Gerichtsurteil des Berliner Kammergerichtes4 sowie die Revisionsentscheidung vom Bundesgerichtshof5 widergespiegelt werden.
Im Anschluss werden die musikalischen Werke der Band aufgezeigt.
Weitergehend findet eine Darstellung des Wandels der Band, insbesondere des Rädelsführers Michael Regener, statt. Im Zuge dessen wird die „Neuauflegung“ der Band unter dem Namen „Die Lunikoff Verschwörung“ dargestellt. Auch hier erfolgt eine beispielhafte Interpretation der musikalischen Werke.
Letztlich sollen anhand der erarbeiteten Inhalte die Entwicklung der Band „Landser“ und der „Neuauflage“ hinterfragt werden.
1. Bandgeschichte
Die rechtsextreme Band „Landser“ gilt bis heute als bekannteste und einflussreichste Band der rechten Szene. Die Band entsprang der Ost-Berliner Neonazi-Szene. Ihren Ursprung findet die Band in der ariogermanischen Kampfgemeinschaft „Vandalen“, welche sich auf Grund der Strukturen dem Rockermilieu zuordnen ließ. Als Kopf der „Vandalen“ agierte der spätere Sänger und Rädelsführer der Band „Landser“ Michael Regener.
Die anfangs noch namenlose Band wurde im Jahr 1991 gegründet. Unter der Besetzung von Sören Brauner (Gesang), Andreas Lenhard (Bassgitarre) und Horst Schott (Schlagzeug) wurde in dem Lichtenberger Jugendclub „Judith-Auer“ Punk-Musik produziert. Sören Brauner war Sänger und zudem Verfasser der Liedtexte der Band. Im Laufe der Zeit tendierten die Texte in eine deutsch-nationale Richtung.6
Der „Judith-Auer-Jugendclub“ erwies sich als Treffpunkt der Ost-Berliner Skinheadszene, aber auch Mitglieder der „Vandalen“ verkehrten in dem Club. So bot sich Michael Regener, welcher im Rahmen von Proben auf die Band aufmerksam wurde, als Gitarrist an. Michael Regener war in der Szene unter dem Spitznamen „Lunikoff“7 oder „Luni“ bekannt. Mit dem Eintritt als Gitarrist durch Michael Regener fanden regelmäßige Proben8 statt, des Weiteren wurde die Textverfassung an Regener abgegeben. Im Zuge dessen entwickelte sich die Band in eine immer rechtsextremere Richtung.9
Die Band, welche anfangs unter dem Namen „Endlösung“ musizierte, trat am 12.09.1992 erstmals unter dem Namen „Landser“ im Jugendclub „Konradsberg“ in Hennigsdorf anlässlich eines 19. Geburtstags einer Freundin auf. Im Rahmen der in der rechten Szene publizierten10 Veranstaltung waren ca. 100 Personen anwesend.11
Im Winter 1992/1993 nahm die Band an einem Fernsehbericht des Westdeutschen Rundfunks teil. Hierbei wurden vereinzelt Musikbeiträge der Band, sowie ein Interview mit Michael Regener veröffentlicht. Im Zuge des Interviews äußerte Regener unter anderem: „ ... Es ist den alliierten jüdischen Umerziehern nach 45 gelungen, den Großteil unseres Volkes allen Ernstes über die mächtigen Medien in den Wahn zu treiben, wir wären ewig schuldig, ewig Verbrecher und müssten uns also alle hier am besten in Luft auflösen. Und jeden noch so verbrecherischen und abschäumigen Ausländer hier mit offenen Händen empfangen und fettfüttern. Wir haben es satt, die deutsche Jugend hat’s satt. Wir werden diese Herrschaften, vor allen Dingen auch ihre deutschen Knechte, zum Teufel jagen.“12
Abb.1
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Anmerkung der Redaktion: Diese Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.
Auf Grund des lokalen Erfolges entschloss sich die Band im Jahr 1992 eine Studiokassette in einem Tonstudio in Weissensee aufzunehmen. Da der Sänger Sören Brauner vorab inhaftiert wurde und im Anschluss zu keinen Proben mehr erschien, übernahm Regener die Funktion des Sängers. Im Zuge der Aufnahmen entstand das erste Album „Das Reich kommt wieder“.
Das Album umfasst 18 Titel mit überwiegend rechtsextremen Inhalten. Das Cover des Albums betitelt den Bandnamen sowie den Albumnamen und bildet das Portraits eines Wehrmachtssoldaten ab. Auf dem Album befinden sich Aufrufe „Kommunisten zu töten13, Dunkelhäutigen zu jagen14 und die Repräsentanten der Bundesrepublik werden verunglimpft“.15
Das Album wurde 1993 durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften in die Liste der jugendgefährdenden Schriften aufgenommen und somit indiziert.16
Nachdem der Bassist Andreas Lenhard nach zweimaligen Operationen die Stadt Berlin verließ, kam die Bandgeschichte kurzzeitig zum Erliegen. Im Jahr 1995 willigte der bisher nicht musizierende Andrè Möricke (Mitglied der Vandalen) der Mitgliedschaft in der Band ein. In Folge dessen lernte er mit Hilfe Regeners und Schotts das Bassgitarre spielen.17
Das eigentliche Musikprojekt sollte nun nach dem Vorbild des englischen Neonazis Ian Stuart zu einem politischen Kampfinstrument geformt werden, um somit die „deutsche Jugend“ zu propagieren. Im Zuge dessen agierte die Band nun im Untergrund. Die Proben fanden an wechselnden Örtlichkeiten statt und die Gesänge in einem Behelfsenglisch, um zufällig Mithörende nicht argwöhnisch zu machen.
Ende 1995 reiste die Band zur Aufnahme einer CD nach Schweden/ Helsingborg. Durch Kontakte zur internationalen rechtsextremen Gruppierung „Blood&Honour“ gelang es ihnen ein Tonstudio außerhalb Deutschlands zu finden und dort 14 verfassungsfeindliche Titel einzuspielen.
Im gleichen Jahr erschien das Album „Republik der Strolche“, womit jedes Bandmitglied ca. 3000 DM Umsatz erzielte.18 Die CD wurde über den dänischen Versandshop „NS88“ vertrieben. Der Druck des Booklets erfolgte jedoch in Deutschland/ Hildesheim durch den bekannten Neonazi Thorsten Heise. Auf diesem Weg wurden ca. 1300 CDs verkauft.19
Das Album spiegelt in dem Titel „Landser“ erneut deren politische Vorhabe ab.
„Wir wecken die Kräfte, die in Euch wohnen. Wir schüren den Hass und die Emotionen. Rache für Heß ist unsere Mission. Das Deutsche Reich wird wieder auferstehen. Wir sind die Stimme der arischen Jugend.“20
Diese Textauszüge bestätigen das musikalische Abkommen des politischen Protestes der Band.
Auch dieses Album wurde indiziert.21
Die Qualität der Texte, die sich sprachlich deutlich von denen aller anderen rechten Bands abhoben, die durchaus eingängigen, rhythmisch abwechslungsreichen Melodien und der Umstand, dass die Band nicht öffentlich auftrat, waren der Grundstein, auf dem sich nach der Veröffentlichung der CD „Republik der Strolche“ innerhalb der rechten Szene ein Kultstatus entwickelte.22
Der „politische Kampf“ der Band geriet jedoch durch den Austritt des Schlagzeugers Schott ins Wanken. Nach langer Suche nach einem Ersatz trat Christian Wenndorff 1997 der Band als neuer Schlagzeuger bei.
In der Folgezeit produzierte „Landser“ zwei weitere Studioalben.23
Das Album „Rock gegen oben“ aus dem Jahr 1998 wurde in einer Stückzahl von 10.000 in den USA gepresst. Auch diese CD mit ausschließlich verfassungsfeindlichen Aussagen steigerte die Beliebtheit der Band in der rechten Szene.24
Das 2000 veröffentlichte Album „Ran an den Feind“25 spiegelt das Selbstverständnis der Band wieder. In einem Refrain des Titels „Rock gegen ZOG“ betitelt sich die Band selbst als „Terroristen mit E-Gitarre“.26 Auch dieses Album wurde indiziert.27
Die Band konnte sich durch ihre Texte und ihrem unverkennbarem Logo von anderen rechten Bands abgrenzen und im Zuge dessen ein weit gefächertes Merchandisingangebot darbieten.
Experten schätzten, dass mehr als 100.000 Tonträger der Band vor allem als Raubkopien in Umlauf seien.28
Durch umfangreiche Aussagen (u.a. V-Leuten, Mirko HEISE, Toni STADLER) von Vertreibern der CDs bei der Polizei und dem Staatsschutz konnten letztlich die Strukturen der Band „Landser“ offengelegt werden.
Besetzungsübersicht:
Michael Regener
Gesang · 1992 – 2003
Horst Schott
Schlagzeug · 1992 – 1996
Christian Wenndorff
Schlagzeug · 1997 – 2003
André Möhricke
Bass · 1995 – 2003
Soren Brauner
Gesang · 1992 – 1992
1.1. Feindbild
Die Lieder der Band enthalten mit ihrem Verweis auf den Kampfeswillen der Bandmitglieder eine erste Darstellung von deren Selbstverständnis als eine Band, deren Aufgabe über die Unterhaltung ihrer rechtsextremen Zuhörer hinausreichen soll.29
So nutzt „Landser“ das Mittel Musik, um es zum politischen Kampf zu machen und durch Lieder dazu aufzurufen, die Grenzen Deutschlands zu erweitern und Ausländer sowie Juden zu vertreiben.30
1.2. Diskografie - Übersicht
Demoaufnahmen
- 1992: Das Reich kommt wieder, Musikkassette (indiziert seit dem 30. November 1993), unter dem Namen Berlin bleibt deutsch 1996 als CD-Ausgabe erschienen (indiziert seit dem 27. März 1997)
Studioalben
- 1995: Republik der Strolche (indiziert seit dem 28. September 1996, Vinyl-Neuauflage seit 9. November 2015)
- 1998: Deutsche Wut – Rock gegen Oben (indiziert seit dem 31. August 2004, Liste B, beschlagnahmt)
- 2000: Ran an den Feind (indiziert seit dem 31. März 2001)
Sonstige
- 1992: Lunikoff Demo '92
- 2000: Das kleine Album
- 2001: Amalek (zusammen anderen Neonazibands, indiziert seit dem 28. März 2002)
- 2001: Best of Landser (indiziert seit dem 30. September 2005, Liste B)
- 2001: Best (indiziert seit dem 29. Dezember 2006, Liste B)
- 2002: Final Solution: The Early Years (Probeaufnahmen, noch unter dem Namen Endlösung; indiziert seit dem 30. Juni 2005, Liste B)
- 2002: Tanzorchester Immervoll …jetzt erst recht (Zusammenstellung von strafrechtlich unbedenklichen Liedern)
- 2003: Rock gegen ZOG hepp hepp! …und noch einmal (Probeaufnahmen)
- 2003: Wer nichts zu verlieren hat, kann nur gewinnen (lizenzierte Kompilation)
2. Gerichtsprozess
2.1. Anklage
Die politische Botschaft des Ausländerhasses der Band „Landser“ stellte unverhohlen die Aufforderung zu Straftaten dar. So fand einer, der im Zusammenhang mit dem Mord an dem Mosambikaner Alberto Adriano angeklagten Täter seine ausländerfeindliche Gesinnung in dem „Afrikalied“ der CD „Republik der Strolche“ wieder.31
Der Angriff auf zwei Vietnamesen, welche dabei fast zu Tode kamen, wurde mit den Worten: „Fidschi, Fidschi gute Reise“32 besungen.33
[...]
1 Egenberger, 2009, Aufsatz.
2 Dornbusch/ Raabe, 2006, S. 47.
3 Romano Sposito: Einstiegsdroge Musik. Wie NPD & Co. versuchen Jugendliche zu ködern (2009); URL http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41758/einstiegsdroge-musik?p=all (09.06.2019).
4 Kammergericht Berlin - 3 StE 2/02-5(1).
5 BGH 3 StR 233/04 - Urteil vom 10. März 2005.
6 Kammergericht Berlin - 3 StE 2/02-5(1) S. 8.
7 Wotkamarke der DDR.
8 Einmal wöchentlich.
9 Kammergericht Berlin - 3 StE 2/02-5(1). S.8.
10 Durch die Nationalistische Front in einem Rundschreiben angekündigt.
11 Kammergericht Berlin - 3 StE 2/02-5(1). S.9.
12 Kammergericht Berlin - 3 StE 2/02-5(1). S.10.
13 Textauszug: „Schlagt sie tot, schlagt sie tot, macht die Kommunisten nieder.“ Titel „Schlagt sie tot!“.
14 Textauszug: „Nigger, Nigger, raus aus unserem Land!“ Titel „Nigger“.
15 Textauszug: „Lumpen und Volksverräter regieren unser Land, und Ihr geht noch wählen, seid Ihr noch bei Verstand?“ Titel „Faul“.
16 BPjM von 18.11.1993 - Pr 409/93.
17 Kammergericht Berlin - 3 StE 2/02-5(1). S.20.
18 Kammergericht Berlin - 3 StE 2/02-5(1). S.35.
19 Kammergericht Berlin - 3 StE 2/02-5(1). S.30.
20 Textauszüge aus dem Titel „Landser“.
21 BPjM vo 11.09.1996 – Pr 181/96.
22 Kammergericht Berlin - 3 StE 2/02-5(1). S.36.
23 1998 „Rock gegen oben“ und 2000 „Ran an den Feind“.
24 Kammergericht Berlin - 3 StE 2/02-5(1). S.58.
25 Aufgenommen in England.
26 Textauszug aus dem Titel „Rock gegen ZOG“.
27 BPjM vom 15. März 2001 – Pr 23/01.
28 Raabe, 2014, Aussatz der bpb.
29 Kammergericht Berlin - 3 StE 2/02-5(1). S.20.
30 Kammergericht Berlin - 3 StE 2/02-5(1). S.39.
31 Dessau, 2000.
32 Texteauszug aus dem Titel „Xenophobia“.
33 OLG Rostock vom 11. April 2000 - 3 BJs 47/99