Im Zentrum dieser Hausarbeit steht die Auseinandersetzung mit der Performance-Art und die Frage, ob diese Kunstrichtung tatsächlich als „Kunst“ verstanden werden kann. Die Performance-Art und Body-Art soll der Schwerpunkt der Arbeit sein. Hier wird es hauptsächlich um die Performance-Art von Marina Abramović gehen. Hier soll versucht werden, die Frage zu beantworten, inwiefern trägt Performance-Art zum Kunstverständnis bei und wie wirkt sich dies auf die Gesellschaft aus? Ebenso wird sie als Künstlerin kurz vorgestellt, bevor ihre Performance „Rhythm0“ analysiert und im Anschluss diskutiert wird.
Diese Kunstrichtungen zeigen erschreckende und schockierende Aufführungen, wo der eigene Körper das Medium ist und die Zuschauer die Künstler. Um eine Vorstellung zu bekommen, was Performance-Art ist, wird zu Beginn dieser Arbeit der Begriff näher beschrieben, um anschließend die Merkmale der Performance-Art herauszuarbeiten, um ein besseres Verständnis zu bekommen. Zudem wird hier auf die Körperwahrnehmung mit all seinen Sinnen eingegangen, da die Performance-Art ausschließlich mit purer Körperlichkeit arbeitet, welche zu den Merkmalen der Performance gehört.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriff „Performance“
2.1 Kennzeichen der Performance
2.2 Der eigene Körper in der Performance-Art
2.3 Die pure Aktion
2.4 Die leibliche Ko-Präsenz
2.5 Intermedialität der Performance-Kunst
3 Marina Abramović
3.1 Performance Art von Marina Abramović—> Rhythm 0 (1974)
3.2 Interpretation der Performance „Rhythm0“
3.3 Mittel zur Bewusstseinserweiterung
4 Performance Art- Ist das überhaupt Kunst?
5 Fazit
6 Literaturverzeichnis:
7 Internetquellen:
1 Einleitung
Im Zentrum dieser Hausarbeit, steht die Auseinandersetzung mit der Performance-Art und ob diese Kunstrichtung tatsächlich als „Kunst“ verstanden werden kann. In dem Seminar „Was ist Kunst?“ haben wir uns mit verschiedenen Kunstrichtungen auseinandergesetzt und uns die Frage gestellt, ob es Kunst ist. Darunter fiel ebenso die Performance-Art und Body-Art, wo hier der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit sein soll. Hier soll es haupt-sächlich um die Performance-Art von Marina Abramović gehen und ob ihre Aufführungen als Kunst bezeichnet werden kann. Diese Art von Kunstdarbietung weicht von anderen Kunstvorstellungen ab, welche die Gesellschaft gewohnt ist. Hier gibt es keine Leinwand, kein schönes Gemälde oder die das ideologische Weltbild verkörpern. Im Gegenteil, diese Kunstrichtungen zeigen erschreckende und schockierende Aufführungen, wo der eigene Körper das Medium ist und die Zuschauer die Künstler. Um überhaupt eine Vorstellung zu bekommen, was Performance-Art ist, wird zu Beginn dieser Arbeit der Begriff näher beschrieben um anschließend die Merkmale der Perfor-mance- Art herauszuarbeiten, um ein besseres Verständnis von dieser Kunstart zu be-kommen. Zudem wird hier auf die Körperwahrnehmung mit all seinen Sinnen eingegan-gen, da die Performance-Art ausschließlich mit purer Körperlichkeit arbeitet, welche zu den Merkmalen der Performance gehört. Der Schwerpunkt dieser Ausarbeitung ist die Performances der Marina Abramović, welche in Kontext zum Seminarthema „Was ist Kunst?“ beinhaltet. Hier soll versucht werden, die Frage zu beantworten, inwiefern trägt Performance-Art zum Kunstverständnis bei und wie wirkt sich dies auf die Gesellschaft aus? Ebenso wird sie als Künstlerin kurz vorgestellt, bevor ihre Performance „Rhythm0“ analysiert und im Anschluß diskutiert wird. Abschließend wird eine Gesamtreflexion über Performance-Art zusammengefasst und mit meiner Sichtweise resümiert.
2 Begriff „Performance“
Der Begriff „Performance“ ist ein komplexer und nicht eindeutig fassbarer Begriff, welcher auf Aktionen, Ausdruckskraft und deren Wahrnehmung basiert. Wulf (2001) schreibt zu der Bedeutung des Begriffs folgendes: „Das lateinische Wort ‚forma ‘bedeutet: ‚Form ‘, ‚Gestalt ‘, ‚Figur ‘oder ‚Beschaffenheit ‘, ‚Charakter ‘oder auch ‚Bild ‘, ‚Erscheinung ‘, ‚Modell ‘und ‚Schönheit ‘; und ‚formare ‘heißt: ‚gestalten ‘, ‚bilden ‘, ‚darstellen ‘, ‚verfertigen ‘; ‚forma-tio ‘dementsprechend die ‚Gestaltung ‘. Die Vorsilbe ‚per ‘bedeutet ‚durch und durch ‘und intensiviert die genannten Bedeutungen […]“ (Wulf 2001: S.10). Ursprünglich leitet sich der Begriff des Performativen aus der Sprachwissenschaft ab, welche der „performativen Sprechakte“ den Ausdruck eine Art der verkörperten Sprache gibt, Aktionen zu beschrei-ben (vgl. Koch 2003: S. 219). Das heißt, indem etwas gesagt wird, vollzieht sich zur glei-chen Zeit eine Aktion und ein Bezug zur Wirklichkeit wird hergestellt oder eine neue Wirk-lichkeit wird konstituiert durch den gesprochenen Satz. Durch John L. Austin wird in den 3 Sprachwissenschaften der Begriff des Performativen als etwas das wirklichkeitskonstituie-rend ist verstanden, welche im Hier und Jetzt geäußert werden und sie damit eine neue Wirklichkeit erschaffen. Das heißt, performative Handlungen, sind Handlungen, welche im Moment des Vollzugs, Tatsachen erschaffen, welche von autorisierten Sprechern ausge-sprochen werden (vgl. Franz 2014: S. 12). Ein Beispiel dazu ist die Vermählung zwischen Mann und Frau, indem der Standesbeamte ausspricht, dass sie jetzt Mann und Frau sind und in dem gleichen Moment die Trauung vollzogen ist, wodurch ein neuer Sachverhalt geschaffen wird. Diese erwähnten gesprochenen Aussagen konstruieren die Wirklichkeit und stellen somit die soziale Wirklichkeit dar (Wirth 2002: S. 10f). Dabei ist es in erster Linie unwichtig, ob diese Aussagen der Wahrheit entsprechen oder nicht, da diese Hand-lungen sich auf sich selbst beziehen und nicht auf etwas anderes verweisen lässt. Die performativen Sprechakte werden aufgeführt und ausgeführt und geben den Anwesenden einen Sinn, wenn sie sich mit den performativen Sprechakten identifizieren können. Dies-bezüglich ist die performative Sprechakte eine Aufführung eines sozialen Aktes, welches sich gleichzeitig den Regeln der teilnehmenden Gesellschaft unterwirft und ist ebenso an die Gesellschaftlichen Bedingungen gekoppelt (vgl. Fischer-Lichte 2004, S. 31ff). Der Begriff des Performativen etablierte sich ebenso in den Sozial- und Kulturwissenschaften als „cultural Performance“ und ist ebenso von Bedeutung diesen auf die Sprachwissenschaft von körperlichen Aktionen anzuwenden. Performances sind wesentliche Bestandteile der Gewohnheiten, Praktiken und Rituale von Kulturen und gehören zu unseren alltäglichen kulturellen Erfahrungen wie „Kleidung tragen“ dazu. „Cultural perfor-mances“ sind jegliche Arten von Aufführungen, welche unseren Alltag prägen oder in der eine Kultur sich selbst erkennt (vgl. Klein 2011: S. 6ff.). Dazu gehören ebenso Spiele, Feste sowie politische Entscheidungen, wo es zu Umstrukturierungen alter Ordnungen und zur Neustrukturierungen kommt (vgl. Koch 2003: S. 220). „Performances können aus sozialen Ritualen bestehen, sie können als bewusste oder unbewusste Übernahme von Rollen erfolgen, Protest oder Konvention sein, profitversprechendes Business, reines Entertainment oder avantgardistische Kunst“ (Klein 2005: S. 9). Die Performance ist Kunstgeschichtlich als Aktionskunst einzuordnen, da die englische Bedeutung „performance“ sich möglicherweise auf die Aufführung oder Vorstellung zu be-ziehen scheint. Allerdings wird Aufführung vielmehr mit Theater in Verbindung gebracht wohingegen auch diese Übersetzungsform wenig über die inhaltlichen Kunstformen aus-sagt. Performance Art entspricht inhaltlich einer Kunstform wo menschliche Aktionen unter den Anforderungen der Bildproduktion entstehen. Das bedeutet, dass die Künstler dieser Kunstformen ihren eigenen Körper als Medium einsetzen und damit in der Lage sind kulturelle Phänomene weiterzugeben. Das Medium „Körper“ übermittelt die Auseinandersetzungen die der Performer mit dem Weltbild vollzogen hat und bringt dies in seiner Aktionskunst zum Ausdruck. Zum einen benutzen die Performer bewusst diese Methode um gezielt Thematiken zu produzieren und zum anderen unterstützen sie Bezüge zu Thematiken herzustellen um diese Erscheinungsformen der Performern dem Publikum, Betrachtern und Kunstkritikern für sich nachvollziehbar zu machen. Allerdings ist die Aktionskunst nur für einen geringen Teil der Teilnehmenden live zugänglich, da diese auf die Einmaligkeit angelegt ist und nicht wiederholbar ist (vgl. Meyer 2008: S. 15). Genau aus dieser Perspektive des Schaffens sozialer Tatsachen ist die Performance ein wichtiger Bestandteil für die Kunstformen, da es sich um eine tatsächlich vollzogene Aktion mit allen realen Konsequenzen handelt und nicht vorher inszeniert wurde. Besonders bezüglich der schmerzhaften Performances, welche den überwiegenden Teil dieser vorliegenden Arbeit darstellt.
2.1 Kennzeichen der Performance
Da es sich bei Performance um physisch vollzogene Aktionen im Raum handelt, welche von mindestens einer anderen Person wahrgenommen wird, ist es von Bedeutung an-schließend die Beziehung zwischen denen, welche die Aktionen ausführen, und denen, welche sie wahrnehmen, der Raum, wo sie durchgeführt werden, die Aktionen selbst so-wie ihre Wahrnehmung mit der Sichtweise auf ihre spezifische Performativität dargestellt werden (vgl. Fichte 2012: S. 54). Dies ist nur begrenzt möglich, da die Merkmale nicht nur auf die Performance Kunst zutreffen und dies ebenso den Rahmen dieser Ausarbeitung sprengen würde.
2.2 Der eigene Körper in der Performance-Art
An vorrangiger Stelle steht in der Performance Art der eigene Körper des Akteurs sowie seine Individualität und seine Erscheinung, welcher zum Gegenstand der Kunst wird. Sämtliche Aktionen, welche der eigene Körper vollzieht, werden nicht für die Erzeugungen von Figuren ausgeführt, sondern stehen für das Individuum selbst, welche als selbstreferentiell und wirklichkeitskonstituierend bezeichnet wird. Die Körperdarstellung ist üblicherweise der Kunstform Tanz zugeschrieben ebenso des Theaters, welches sich bis zur Entwicklung der Performance Art wendete. Die pure Körperlichkeit ist der reine Ausdruck des Tanzes, indem die Tänzer über ihren Körper Emotionen oder Figuren ausdrücken. Im Theater ist das Ziel, dass der Schauspieler „seinen phänomenalen sinnlichen Leib“ (Fi-scher- Lichte 2004: S. 132) in einen semiotischen Körper transformiert, dass dieser in der Lage ist „die sprachlich ausgedrückten Bedeutungen des Textes als ein neuer Zeichenträ- ger, als materielles Zeichen zu dienen“ (ebd). Daraus entwickelte sich in den 70ern die Körperkunst (Body Art), welches aus dem „Fluxus und Happening“ entstand. Diese Body Arts sind Darstellungen, welche die Künstler sich in Extremsituationen bringen und ihren Körper an ihre Grenzen bringen. Diese Körperkunst zeichnet sich dadurch aus, dass die Akteure sich selbst Leid und Schmerzen zu fügen und das Publikum mit den Transforma-tionsprozessen seines eigenen Körpers ebenso mit dem Verfall der Körperlichkeit kon-frontieren. Das Messer oder die Rasierklinge wie bei „Rhythm0 “, welche zu Verletzungen führten hinterlassen sichtbare und wahrnehmbare Spuren am Körper der Künstlerin und signalisieren die Vergänglichkeit und Verletzbarkeit des Leibes, dass zudem ein typisches 5 Merkmal der Performance-Art ist. Entweder begibt sich ein Künstler unter der Beobach-tung von Zuschauern in einen Prozess der Veränderung oder wie in „Rhythm0“ zu sehen, werden die Zuschauer direkt aufgefordert Veränderungen an ihrem Körper zu vollziehen wohingegen die Akteurin die Rolle der Beobachtung einnimmt. Dadurch werden verschie-dene Emotionen ausgelöst, welche das Publikum an ihr durchführt. Einige wollen sie zer-stören oder sogar schon töten und bei einigen löst es Mitleid aus und verspüren den Drang ihr zu helfen. Über den Ausgang und den Verlauf der Performance-Art entscheiden die Zuschauer, welche es jederzeit unterbrechen kann, in die Aktionen eingreift oder es aber auch einfach geschehen zulassen. Durch die pure Aktion und die Abwesenheit von Figuren wird erkennbar, dass sich Performance-Art Künstler von gesellschaftlichen Nor-men und Werten abgrenzen und dies zum Ausdruck bringen. Ebenso bekommt die Per-formance durch die Anwesenheit des Publikums, sei es durch die aktive oder passive Hal-tung einen anderen Stellenwert. Sie werden mit eingebunden und der Performer hat zu-dem eine direkte Beziehung zu ihnen, womit die Künstler hiermit seine pure Körperlichkeit präsentieren kann sowie zur eigenen Grenzüberschreitungen gelangt (ebd., S. 135-150).
2.3 Die pure Aktion
Bei der Performance-Art steht die pure Aktion sowie die Prozesshaftigkeit an erster Stelle, welche sich in real vorhandenen Räumen oder Orten abspielt und seine eigene Person präsentiert wohingegen es sich beim Theater um fiktive Räume und Örtlichkeiten handelt und nicht die eigene Person präsentiert sondern fiktive Figuren dargestellt werden. Dies ist das Kriterium, was Theater von der Performance-Art unterscheidet (vgl. Klein 2005: S. 135) ebenso, dass ablösen von Textgebundenen Aufführungen um die Autonomie des ge-genwärtigen Moments hervorzuheben. Hier lässt sich feststellen, dass sich die Perfor-mance- Art weg von den dramatischen Texten oder psychologischen Handlungen bewegt, da der Performance-Künstler aus dem Hier und Jetzt heraus handelt und äußere Um-stände miteinbezieht.
2.4 Die leibliche Ko-Präsenz
Damit eine leibliche Ko-Präsenz von Akteuren und Publikum entstehen kann, „müssen sich zwei Gruppen von Personen, die als ‚Handelnde ‘und ‚Zuschauende ‘agieren, zu ei-ner bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort versammeln und dort eine Spanne Le-benszeit miteinander teilen“ (Fischer-Lichte 2004: S. 58). Das bedeutet, dass eine Auffüh-rung, ob Theater oder Performance erst aus der Zusammenkunft von Personengruppen hervorgeht, welche die ‚Handelnden ‘und die ‚Zuschauenden ‘Positionen einnehmen und gegenseitig agieren. Diese Handlungen veranlassen das Publikum darauf zu reagieren, welches hörbar oder nicht hörbar ist und veranlasst gleichzeitig die Aktionen des Künst-lers, diese an der aktuellen Situation anzupassen, welches bis ins unendliche fortgesetzt werden kann. Seit den 1970er Jahren und bis heute ist Marina Abramović eine erfolgreiche Perfor-mance- Künstlerin, welche bekannt wurde als Vertreterin in der Body Art Szene und die auch auf die Meinung ihrer Zuschauer wert legt. Zumal viele ihrer Performance Auffüh-rungen in Museen stattfinden wie beispielsweise „The Artist is Present “, dass im New Yor-ker „Museum of Modern Art“ stattfand, setzt sie eine deutliche Abgrenzung zum Theater, so dass ihre Performance Aufführungen der Bildenden Kunst zugeordnet wird. Es ist deutlich zuerkennen, dass sie für ihre Performance-Art kritisiert wurde, da einige Kunstkritiker ihre Werke nicht für Kunstvoll halten, wenn sich die Akteurin selbst verletzt und zerstümmelt oder sich selbst dem Risiko aussetzt ihr Leben zu verlieren. Aus dieser Perspektive heraus, führte sie „The Artist is Present“ als zentrales Stück der Ausstellung auf, indem sie sich einfach nur auf einen Stuhl hinsetzte und nichts tat. Die Besucher des Museums standen jeden morgen für 90 Tage vor der Tür Schlange um der Akteurin persönlich in die Augen zu sehen. Dies löste einige Reaktionen bei den Besucher aus, wo einige plötzlich anfingen zu weinen, als sie die Möglichkeit hatten ihr gegenüber zu sitzen. Für andere war diese Situation eine lebensveränderte Erfahrung. Damit zeigte die Akteurin, dass sie durch ihre Performances sowie die Nähe zum Publikum einiges bewirkt, da einige Merkwürdige Reaktionen ausgelöst werden, wie beispielsweise Angst, Glück, Trauer oder Hoffnung, aber niemals eine Reaktion von Gleichgültigkeit. Eine weitere Aufführung ist „Seven Easy Pieces“ (2005), welches sie ebenfalls in dem eben erwähnten Museum auf-führte und bis zu zehn Stunden am Tag ging. Auch hier ist ihr die Nähe und die Anwesenheit zum Publikum wichtig, welche das Museum besuchen und dort länger verweilen. Die-se Nähe und Kontakt zum Publikum, ist für die Akteurin eine gewisse Art sich spirituell mit den Beobachtenden zu verbinden und ermutigt die Künstlerin so ihre körperlichen Grenzen zu überschreiten, um eine Transformation zu erfahren. Es ist weiter festzustellen, dass die Akteurin, in all ihren Werken, ihr Publikum mit einbezieht und sie stellenweise selbst zu Performern werden, da sie des Öfteren ihr Publikum zu Reaktionen herausfordert oder provoziert, um gewisse Reaktionen zu bekommen. Dadurch sind ihre Werke lebendig und aktiv mit gestaltbar von seitens des Publikums, das zudem endlos aufgeführt und weitergeführt werden kann und es niemals die gleiche Performance ist. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass eine Performance ein nicht planbares Er-gebnis erzielen kann und der Ablauf der Darstellung nicht planbar ist. Die Akteurin kann sich einige Vorstellungen machen und sich grob danach orientieren, kann aber während der Performance immer wieder revidiert werden. All diese Aspekte werden dem Publikum nicht vorgespielt oder vorgegeben, sondern er erfährt und erlebt sie am eigenen Leib (vgl. Fischer-Lichte 2004: S.62). Diese Einzigartigkeit der Performance-Art ist in all ihren Werken zu beobachten, worauf hier im einzelnen nicht näher drauf eingegangen werden kann, da dies den Rahmen der Arbeit deutlich übersteigen würde.
2.5 Intermedialität der Performance-Kunst
Die Intermedialität der Performance-Art markiert eine Verortung der Kunst, welche zwi-schen den bereits vorhandenen Künsten entsteht. Es ist eine Bezeichnung, welche „sich intermedial zwischen Theater und Tanz, Musik, Film und bildender Kunst konstituiert und sich hier als eine sehr wandelbare und innovative künstlerische Form zeigt“ (Klein 2005: S. 13). Besonders galt die Abhebung von traditionellen Kunstformen, welche die Fluxus Bewegung verkörpert und diese als die Voraussetzung für die entstandenen intermedialen Kunstwerke sah. Für diese historische Zeit, war das die Fusionierung der neuen Künste, welche eine „lustvolle, erfrischende“ (Hick 1994: S. 96) ebenso eine „Verschiebung der eigenen Horizonte“ (ebd.) versprach, bis die neue Intermedialität ihre verfremdenden Wir-kungen verliert. Vergleichbar mit den Gedanken der Transformation der „cultural Perfor-mance “, welche zuvor schon erwähnt wurde. Die Intermeditalität hat zudem den Vorteil, dass Erfahrungen erzeugt werden, welche dem Bewusstsein die Möglichkeit gibt, sich weiter zu entwickeln. Es ist ein Moment „des Freiseins und der Erlösung vom üblichen Trancezustand und der Betäubung“ (McLuhan 1994: S. 95), wo die Sinne sonst von ande-ren oder dem außen aufgezwungen werden. Durch die Erschaffung der Intermedialen Kunst, sollen gerade diese habituellen Wahrnehmungsmuster durchbrochen werden, um das Leben und die Kunst zu einer Einheit zusammen zufügen. Ein Beispiel wäre das Kunstwerk von Marcel Duchamp, welches ebenso der bildenden Kunst zugeordnet wird und dies wir uns im Seminar angeschaut und besprochen haben. Duchamp platzierte ein-fach eine ganz normale Toilettenschüssel in einem Raum und macht diesen Alltagsge-genstand zum Kunstwerk. Obwohl es ein Gegenstand ist, welches zum alltäglichen Leben dazugehört, verbindet er das Kunstobjekt mit dem Leben und wird somit zu einem Ort der Künste, das zum gesellschaftlichen Leben dazugehört. Damit macht er diesen Gegen-stand zu Kunst, indem er den Gegenstand in einen musealen Kontext setzt und als „Rea-dy- Made“ bezeichnet. Damit eröffnet er eine gesellschaftliche Diskussion und erntet ebenso viel Kritik wie auch andere Performance-Künstler, ob der Zusammenhang zwi-schen einem Klosett und Leben zu der Gattung Kunst zugeordnet werden kann. Es ist na-türlich nicht auszuschließen, dass eine Toilettenschüssel als Medium fungieren kann, da eine Waschmittelbox wie die „Brillo Box“ von Andy Warhol ebenso als Kunst bezeichnet wird. Bezüglich der Performance-Art hat die Verbindung von Leben und Kunst die Funkti-on aus gesellschaftlichen Traditionen, Normen oder Werten auszubrechen oder sie zu durchbrechen, um aus den aufgezwungenen habituellen Wahrnehmungsmustern und Gewohnheiten herauszutreten. Hier lässt sich feststellen, dass allein der Begriff „Interme-dialität“ ebenso vielfältig ist wie die Diskurse, in denen er benutzt wird und an dieser Stelle nicht näher darauf eingegangen wird. Abschließend lässt sich feststellen, dass die Performances-Arten Aufführungen sind, welche auf den Aspekten der realen Welt basieren und in diesem Rahmen immer auch Hin-weise auf andere Wirklichkeiten geben, welche die Betrachter zum reflektieren anregt (vgl. Klein 2005: S. 142).
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