Der Begriff Burnout ist seit vielen Jahren in aller Munde, der Hype, dies wie eine Modeerscheinung als die Krankheit der Fleißigen zu bezeichnen, ist zum Glück schon etwas abgeklungen. In dieser Arbeit soll der Begriff an sich geklärt werden, die besonderen Herausforderung im Lehrberuf und das damit einhergehende erhöhte Risiko von Burnout beschrieben werden und dies mit Zahlen aus Erhebungen sowie einer Erhebung mittels Interview belegt werden. Eine Verhaltensanalyse nach dem SORC-Modell gibt einen Einblick in eventuell dysfunktionales Verhalten, die folgende Makroanalyse Auskunft über mögliche Ursachen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Motivation zur Themenwahl
1.2 Begründung der Methodenauswahl
2 Burnout
2.1 Definition
2.2 Entstehungsursachen
2.3 Symptome
2.4 Prävalenzraten
2.5 Burnout in Zusammenhang mit dem Lehrberuf
3 Empirischer Teil: Leitfaden-Interview
3.1 Dimensionen
3.2 Geplante Vorgehensweise in der Praxis
4 Verhaltensanalyse:
4.1 Fallbeispiel an Burnout erkrankter Lehrer – Teil 1: Mikroanalyse
4.1.1 Übersicht Horizontale Verhaltensanalyse: Mikroanalyse nach SORC-Modell
4.1.2 Reaktionen (R)
4.1.3 Stimulus/Situation (S)
4.1.4 Consequences (C)
4.1.5 Organismus (O)
4.2 Fallbeispiel an Burnout erkrankter Lehrer – Teil 2: Makroanalyse
5 Diskussion
5.1 Reflexion
5.2 Empfehlungen zur Prävention
6 Ausblick
Anhang
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Prävalenz des Burnout-Syndroms in Österreich
Abbildung 2: Persönliche Belastung durch Stress
Abbildung 3: Burnoutgefährdung und Burnoutbetroffenheit
Abbildung 4: Modell der SORC-Analyse nach Kanfer & Saslow
Abbildung 5: Burnout-Symptomatik
Abbildung 6: Skalenbeschreibung des Burnout-Dimensionen-Inventars
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Einflussfaktor Branche
Tabelle 2: Lehrerburnout: Dimensionen – Kategorien – Indikatoren
Tabelle 3: Beispiele positiver und negativer Konsequenzen
Tabelle 4: Stufen des Burnout Syndroms in Abhängigkeit der Skalenausprägungen in den Subskalen
1 Einleitung
1.1 Motivation zur Themenwahl
Der Begriff „Burnout“ ist seit vielen Jahren in aller Munde, der Hype, dies wie eine Modeerscheinung als die Krankheit der Fleißigen zu bezeichnen, ist zum Glück schon etwas abgeklungen. In dieser Arbeit soll der Begriff an sich geklärt werden, die besonderen Herausforderung im Lehrberuf und das damit einhergehende erhöhte Risiko von Burnout beschrieben werden und dies mit Zahlen aus Erhebungen sowie einer Erhebung mittels Interview belegt werden. Eine Verhaltensanalyse nach dem SORC-Modell gibt einen Einblick in eventuell dysfunktionales Verhalten, die folgende Makroanalyse Auskunft über mögliche Ursachen.
Da ich selbst seit 2012 Lehrerin bin und täglich mit den Herausforderungen „kämpfe“, die eine lehrgangsmäßig geführte Berufsschule mit sich bringt, wählte ich diese Aufgabenstellung in der Erwartung, durch Literaturrecherche einen tieferen Einblick in das Erscheinungsbild von Burnout zu bekommen.
1.2 Begründung der Methodenauswahl
Für gegebene Arbeit wird eine qualitative Erhebung in Form einer Befragung unter Verwendung eines halbstrukturierten Gesprächsleitfadens durchgeführt. Einerseits ist eine quantitative Erhebung aufgrund des Themas nicht durchführbar (hunderte Lehrer/-innen mit Burnout zu finden erachte ich als nicht möglich), andererseits ist die persönliche Beziehung, die aufgebaut werden soll, nur im Rahmen einer persönlichen Befragung möglich. Die sich automatisch ergebenden Probleme, vor allem die zu geringe Validität und Reliabilität aufgrund der zu kleinen Stichprobe und die Tatsache, dass Interviews eher hypothesengenerierend als –prüfend sind, werden dafür in Kauf genommen.
2 Burnout
2.1 Definition
Burnout, auch Burnout-Syndrom, „( englisch burn out ‚ausbrennen‘) ist ein Oberbegriff für Typen persönlicher Krisen , die mit eher unauffälligen Frühsymptomen beginnen und mit völliger Arbeitsunfähigkeit oder sogar Suizid enden können.“ (Burisch, 2014, S. 312) 2018 wird in der ÖNORM EN ISO 10075-1 „Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung – Teil 1: Allgemeine Aspekte und Konzepte und Begriffe“ erstmals das Burnout-Syndrom definiert als „Zustand wahrgenommener psychischer, emotionaler und/oder physischer Erschöpfung, distanzierter Einstellung gegenüber der eigenen Tätigkeit und wahrgenommener verminderter Leistungsfähigkeit als Ergebnis einer anhaltenden Exposition gegenüber bestimmten Formen psychischer Belastung“ (Austrian Standards Institute, 2018, S. 9) und hat seither massiv Einzug in unterschiedliche Formen der Arbeitsplatzevaluation gefunden.
Burnout hat ein vielfältiges Gesicht, da es neben sehr klaren Burnout-Fällen auch jene gibt, bei denen die Abgrenzung zu einer Depression oder der alltagssprachlichen Überarbeitung sehr schwer fällt. Aktuell besteht in der Wissenschaft eine einheitliche Meinung darüber, dass Burnout ein Prozess ist und niemand über Nacht ausbrennt (Burisch, 2006, S. 45-46). Dies bedeutet, dass Burnout phasenhaft verläuft: Beginnend mit einem Problemstadium, endend mit dem Erkrankungsstadium, dazwischen unterschiedliche Formen von Übergangsstadien (Scheibenbogen, Andorfer, Kuderer & Musalek, 2017, S. 2)
2.2 Entstehungsursachen
Nach Burisch (2014) entsteht das Burnout-Syndrom durch langanhaltende Fehlbeanspruchung in Dauerstresssituationen. Er ist weiters der Ansicht, dass stets exogene Faktoren (wie z. B. eine unbefriedigende Aufwands-Ertrags-Bilanz im Job) und persönliche Dispositionen (wie z. B. Perfektionismus, mangelnde Abgrenzungsfähigkeit) an der Entstehung beteiligt sind, wohingegen andere Forscher entweder den exogenen oder den persönlichen Faktor hervorheben.
Schon 1993 schreiben Pines, Aronson & Kaffrey, dass sich Burnout häufig bei stark motivierten Personen aufgrund chronischer (Über-)Belastung, zu hohen persönlichen Erwartungen und mangelndem positiven Feedback bemerkbar macht.
Erklärungsversuche aus ressourcentheoretischer Sicht heben hervor, dass die vorhandenen persönlichen Ressourcen nicht ausreichen, die Arbeitsanforderungen erfolgreich zu bewältigen, was in Folge sowohl emotionale Erschöpfung als auch Depersonalisierung/Zynismus und verminderte persönliche Leistungsfähigkeit hervorruft (Scheibenbogen, Andorfer, Kuderer & Musalek, 2017, S. 9)
Stress wird häufig als eine der Ursachen für Burnout genannt. Zusammenhänge sind vor allem mit der physiologischen Stresstheorie nach Selye und der psychologischen Forschungsrichtung nach Lazarus erkennbar. Geringe individuelle Kontrollmöglichkeiten im Rahmen stressiger Tätigkeiten führen laut dem Anforderungs-Kontroll-Modell nach Karasek und Theorell (1990) häufig zu Burnout.
2.3 Symptome
Burnout hat eine sehr individuelle Natur, was das Auflisten und Einteilen von Symptomen schwer macht. Dennoch gibt es im Kern eine recht einheitliche Charakterisierung der Burnout-Symptomatik (Burisch, 2006, S. 25). So definiert Burisch (2006) Burnout als einen individuellen Zustand, welcher mit Anzeichen von mangelnder Motivation über Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit bis hin zur Depression gekennzeichnet ist. Nach seinem Modell, das den Krankheitsverlauf in sieben Phasen unterteilt, machen Erkrankte eine Entwicklung beginnend mit übertriebenem Engagement über kontinuierlichen Abbau ihrer Leistungsfähigkeit bis hin zu psychosomatischen Beschwerden und Verzweiflung bzw. Depressivität durch. Eine Auflistung der Symptome nach Burisch, unterteilt in die sieben Phasen, ist im Anhang ersichtlich („Burnout-Symptomatik nach Burisch“). Die Entwicklung ist meistens ein schleichender und langwieriger Prozess. Niemand ist von heute auf morgen auf einmal „im Burnout“.
Schaufeli & Enzmann (1998, Kap. 2) unterteilen die sichtbaren Anzeichen des Burnout-Syndroms in gedankliche, körperliche, verhaltensbedingte und motivationale Symptome.
2.4 Prävalenzraten
Laut einer 2017 veranlassten Burnout-Prävalenzstudie im Rahmen der „Prävalenz-Studie über die psychischen Krankheiten in Österreich“ der Medizinischen Universität Wien, durchgeführt im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz an 455 Frauen und 453 Männern (Anzahl der retournierten, korrekt ausgefüllten Fragebögen), sind 19 Prozent der Befragten im Anfangsstadium des Burnout-Verlaufs, 17 Prozent im Übergangsstadium und 8 Prozent bereits im „echten“ Burnout-Erkrankungsstadium.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 : Prävalenz des Burnout-Syndroms in Österreich (Scheibenbogen, Andorfer, Kuderer & Musalek, 2017, S. 35)
Die wissenschaftliche Basis für diese Untersuchung bildet das Burnout-Dimensionen-Inventar (BODI) – ein Fragebogentest, welcher extra für das Forschungsprojekt entwickelt wurde. 40 Fragen lassen beim BODI eine relativ exakte Zuordnung zu vier Skalen zu:
1. Skala: Reduzierte Belastbarkeit, innerer Widerstand und Überforderung
2. Skala: fehlende oder zu wenig ausgeprägte Distanzierungsfähigkeit, die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen zusehends
3. Skala: Depression
4. Skala: Dysfunktionale Kompensation
Die Tabellen der genauen Beschreibung der Skalen sowie der Skalenausprägungen in den Subskalen sind im Anhang ersichtlich („Skalenbeschreibung des Burnout-Dimensionen-Inventars“, „Stufen des Burnout-Syndroms“).
Aber auch der Tätigkeitsbereich bzw. die Branche spielt eine wesentliche Rolle:
Tabelle 1: Einflussfaktor Branche (Scheibenbogen, Andorfer, Kuderer & Musalek, 2017, S. 60)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenAbbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In den Bereichen „Reduzierte Belastbarkeit“, „Mangelnde Distanzierungsfähigkeit“ und „Dysfunktionale Kompensation“ sind erhebliche Unterschiede zwischen den Branchen feststellbar. In Zusammenhang mit gegebener Thematik „Burnout bei Lehrkräften“ stechen besonders die Werte im Bereich „Mangelnde Distanzierungsfähigkeit“ von Personen, die eine Tätigkeit in den Branchen Unterricht/Forschung/Beratung ausüben, ins Auge.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt die im März 2018 durchgeführte Online-Studie des Market-Instituts (eines der führenden Marktforschungsinstitute Österreichs). Auf die Frage „Wenn Sie nun bitte an Ihre persönliche Situation denken – wie stark fühlen Sie sich durch Stress belastet (sei es durch Stress im Privat- oder Berufsleben)?“ kreuzten 58 Prozent der Befragten an, eine mittelstarke bis starke Stressbelastung zu empfinden. Vergleichsweise geringe 36 Prozent empfinden eine niedrige Stressbelastung. Auffällig erscheint, dass es kaum unterschiedliche Werte bei Frauen und Männern gibt, jedoch relativ signifikante altersspezifische Unterschiede: In der Altersklasse der 16- bis 49-jährigen wird verstärktes Stressempfinden verortet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Persönliche Belastung durch Stress, Market Institut (2018)
Auf die Frage „Fühlen Sie sich persönlich - aufgrund Ihrer Stresssituation – burnoutgefährdet oder burnoutbetroffen?“ gab beinahe jeder Dritte (gesamt 31 Prozent) an, sich selbst als stark (14 Prozent) oder mittelstark (17 Prozent) burnoutgefährdet oder –betroffen zu sehen. 61 Prozent fühlen sich laut der Market-Umfrage nur gering (20 Prozent) bzw. gar nicht (41 Prozent) burnoutgefährdet. Auch hier sind kaum geschlechtsspezifische Unterschiede feststellbar, dafür deutliche alters- und berufsspezifische. In der Gruppe jener 14 Prozent der Teilnehmer/-innen, die sich als stark burnoutgefährdet einschätzen, sind Personen im Alter zwischen 30 und 49 Jahren überdurchschnittlich stark betroffen: Insgesamt 23 Prozent von ihnen fühlen sich burnourtgefährdet oder-betroffen – fünf Prozent sehr stark und 18 Prozent stark (Market Institut, 2018).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Burnoutgefährdung und Burnoutbetroffenheit, Market Institut (2018)
2.5 Burnout in Zusammenhang mit dem Lehrberuf
Im Lehrberuf dominieren psycho-mentale Belastungen und allgemein kann man von einem hohen „Risiko für die Entwicklung psychischer bzw. psychosomatischer Erkrankungen“ (Seibt, Dutschke, Hübler & Scheuch, 2008, S. 17) sprechen.
Viele Lehrkräfte fühlen sich chronisch überlastet. Genannt werden hier immer wieder die verschwimmende Grenze zwischen Job und Freizeit, die steigenden Anforderungen hinsichtlich unbezahlter Zusatzarbeiten, das niemals Fertigsein (Schaarschmidt, 2005, S. 15), nicht wirklich feststellbare Ergebnisse, und wenn doch dann ist kaum nachvollziehbar, wie groß der Einfluss der Lehrkraft darauf war. Ebenso die Tatsache, dass man außer der eigenen Persönlichkeit keine „Erziehungsmittel“ zur Hand hat (z. B. auch mehrfach alkoholisierte oder gewalttägige Schüler/-innen können/dürfen im Berufsschulbereich nicht der Schule verwiesen werden) stellen einen immensen Stressfaktor dar. Die schulischen Pausen sind keine echten Pausen, sie sind vielmehr geprägt von Lärm, Hektik und notwendigen Gesprächen über Schüler/-innen bzw. Unterrichtsverlauf und werden nicht als Rückzugs- und Erholungsmöglichkeit angesehen (Schüpbach, 2008, S. 38). In der Literatur eher weniger häufig erwähnt wird das seit Jahrzehnten anhaltende negative Image österreichischer Lehrkräfte in der Öffentlichkeit. Belastend stellt sich auch die Kombination aus Lehrer/-in und Erzieher/-in im Internat dar: Nicht nur die zeitliche Überforderung (10 Stunden Unterricht – Nachtdienst mit Aufsicht und Lernhilfe – nahtloser Übergang ohne Pause in den nächsten Unterrichtsblock) ist gegeben, sondern es entsteht gerade dadurch ein absolutes Abgrenzungsproblem, da Lehrkräfte im Erzieherdienst persönliche/-r Ansprechpartner/-in („Mama-Rolle“) in allen Problemen der Jugendlichen sind. Lehrpersonen werden permanent beobachtet und bewertet, daher müssen sie sich ununterbrochen „vollständig im Griff“ haben. Und last but not least, Lehrpersonen erfahren für ihr Engagement kaum jemals positive Rückmeldungen. Dank und Anerkennung seitens der Schüler/-innen sieht das Leben in der Praxis wohl kaum vor.
Die stetige Mehrbelastung des Lehrkörpers trägt weitreichende Folgen: Einer Studie im Auftrag der DAK-Gesundheit zufolge (veröffentlich in der Ärzte Zeitung Nr. 123 vom 30.06.2017, Seite 5) empfinden etwa 34 Prozent häufige, starke Müdigkeit. Rund ein Drittel der Befragten beanstandet die starke bis sehr starke Lärmbelästigung im Klassenzimmer. Ebenfalls ungefähr ein Drittel der Lehrkräfte empfindet schwierige Schüler/-innen und Disziplinproblemen als belastend, die gleiche Anzahl an Lehrkräften vermisst angemessene Erholungsphasen. Es kann davon ausgegangen werden (Annahme der Autorin), dass die Situation in Österreich nur wenig anders ist.
70 Prozent bemängeln das Fehlen von Präventionsangeboten für Lehrkräfte. An niederösterreichischen Berufsschulen gibt es keinerlei institutionelle Gesundheitsmaßnahmen.
3 Empirischer Teil: Leitfaden-Interview
Laut Burisch (2006) konnten sich weltweit lediglich zwei Fragebögen richtig durchsetzen: Das Maslach Burnout Inventory (MBI) und das Tedium Measure (TM). Jedoch gibt es mittlerweile auch im deutschsprachigen Raum viele andere psychologische Testverfahren mit durchaus guten Validitäts- und Reliabilitätskoeffizienten. Besonders hervorgehoben sei an dieser Stelle das von der Medizinischen Universität Wien für die Österreichische Gesellschaft für Arbeitsqualität und Burnout und das Anton Proksch Institut Wien im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz entwickelte BODI-Screening-Instrument zur Früherkennung von Burnout.
Trotz dieser vorhandenen Instrumente wird für diese Arbeit ein (nicht valides) Interview geführt, mit dem Ziel, die persönlich interessante und relevante Situation an einer bestimmten niederösterreichischen Berufsschule darzustellen. Das Interview dient der Erhebung des unerwünschten/auffälligen/störenden Verhaltens als erster Teil der Verhaltensanalyse nach dem SORC-Modell (Verhaltenskomponente R). Weiters soll herausgefunden werden, welche schulischen und persönlichen Faktoren von der interviewten Person dafür verantwortlich gemacht werden. Danach soll (bzw. würde in der Praxis) das Ergebnis mit vorhandener Literatur abgeglichen werden um festzustellen, ob die Situation in niederösterreichischen Berufsschulen abweichend ist.
3.1 Dimensionen
Tabelle 2: Lehrerburnout: Dimensionen – Kategorien – Indikatoren. Eigene Darstellung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Gedanke hinter der Auswahl der Dimensionen ist, dass es Sinn macht, nach institutionellen und persönlichen Gründen zu unterscheiden, um im Analysegespräch von vornherein einen guten Ansatz für eine Maßnahmensetzung zu haben. Realistisch können in einem ersten Ansatz nur die persönlichen Stressfaktoren geändert werden. Eine Änderung des Systems ist sicherlich nicht rechtzeitig – als Burnoutprophylaxe und -heilung – durchsetzbar. Systemänderungen würden Jahre dauern.
Die detailliert angegebenen Indikatoren sind bereits die relevanten Stichworte für den Interviewleitfaden und ergeben ein verwendbares Gerüst für die Formulierung der Fragen (siehe Interviewleitfaden im Anhang).
3.2 Geplante Vorgehensweise in der Praxis
Es wäre sinnvoll, zumindest drei bis vier Kollegen/-innen aus dem niederösterreichischen Berufsschulwesen zu befragen (mehr sind der Autorin weder persönlich bekannt noch würden sich mehr wohl nicht freiwillig bereit erklären). Die Transkripte würden operationalisiert werden entlang des Strukturbaums, um eindeutige Ergebnisse zu erlangen, welche sodann mit Ergebnissen anderer Burnoutstudien verglichen werden könnten.
4 Verhaltensanalyse:
Der Schweizer Psychotherapieforscher Klaus Grawe (verst. 2005) analysierte in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts alle damals wichtigen Psychotherapieformen und leitete daraus unter anderem eine Wirksamkeitseinschätzung ab. Das ernüchternde Ergebnis besagte, dass für die Mehrheit der Psychotherapiearten nur wenige, teilweise sogar überhaupt keine, Studien vorlagen, welche das Mindestmaß an Qualität erfüllten. Laut Dreher (2012) waren verhaltenstherapeutische Formen am besten, großteils auch mit guten Ergebnissen, evaluiert.
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