Die vorliegende Untersuchung zeigt in der Ursachenforschung von Arbeitsunfällen einige neue Richtungen auf. Während sie keinesfalls den Anspruch erhebt, in irgendeiner Weise repräsentativ zu sein, soll sie sich doch als Teil einer ganzen Untersuchungsreihe mit ihren teils erwarteten, teils aber auch überraschenden Ergebnissen als fundierte wissenschaftliche Arbeit etablieren. Die von C. Schönberger (/1/) geschaffene Voraussetzung für die Untersuchung psychosozialer und anderer Faktoren als Unfallursachefaktoren lieferte nicht nur ein Instrument zu einer fundierten wissenschaftlichen Befragung, sondern bot auch Anlass, die zu hinterfragenden Faktoren grundlegend zu definieren und die vorgegebene Beurteilungsmatrix in ein bewertbares System zu überführen, welches einen schnellen und übersichtlichen Vergleich der gewonnenen Daten einer weiteren Auswertung zugänglich macht.
Die meisten Unfälle, die Eingang in die Befragung fanden, passierten in "sonstigen Betrieben", welche auch Dienstleistungsbetriebe aller Art einschlossen. Dies zeigt, dass im Gegensatz zur Industrie hier noch ein Bedarf an Sicherheitsoptimierung vorliegen könnte, während die Industrie und die althergebrachten Handwerksbetriebe ihre "Hausaufgaben" weitgehend gemacht zu haben scheinen.
Die am häufigsten genannten Faktoren waren "Unaufmerksamkeit" und "Technische Ursachen", gefolgt von dem bewusst "eingegangenen Risiko". Interessanterweise spielen bei der Entstehung von Arbeitsunfällen vermutete Einflussfaktoren wie "Ungewohnte Arbeitssituation", "Fehlende Motivation", "Fehlendes Sicherheitsbewusstsein" nur untergeordnete Rollen. Die Tatsache, dass in der Befragung "Störfälle" nur in vernachlässigbarer Größenordnung auftraten, ist wohl eher den hohen deutschen Sicherheitsstandards zuzuschreiben, während der Faktor "Alkohol" als Unfallursache nicht erfragbar war. In diesem Punkt wird auch die zukünftige Sicherheitstechnik auf die Nachweisbarkeit durch andersartige Untersuchungen setzen müssen.
Das noch immer starke Auftreten technischer Ursachen kann nicht zu dem Schluss führen, dass primär die Technik im Vordergrund des Zusammenspiels aller Ursachen liegt. Vielmehr zeigen die weiteren Ergebnisse dieser Arbeit, dass in der Untersuchung psychosozialer Einflussfaktoren verstärkt auf das Vorhandensein menschlicher Fehlhandlungen eingegangen werden muss [...]
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung
- Einleitung
- Gegenstand und Ziel der Arbeit
- Grundlagen der Untersuchung
- Datenschutzrechtliche Aspekte
- Arbeitswissenschaftliche Grundlagen, Kurzdarstellung
- Belastung und Beanspruchung
- Definitionen
- Belastungsgrößen und -faktoren
- Psychische Belastung
- Beanspruchung, Psychische Beanspruchung und Stressentstehung
- Definitionen
- Stressoren und ihre Mitwirkung bei Arbeitsunfällen
- Der Erhebungsbogen
- Übersicht
- Allgemeiner Teil
- Unfallanalyse
- Die Beurteilung
- Vorstellung des Erhebungsbogens
- Bemerkungen zu den Fragestellungen des Interviewer-Leitfadens
- Teil 1 - Allgemeines
- Teil 2 - Unfallanalyse
- Teil 3 - Die Beurteilung
- Größen des Erhebungsbogens zur quantitativen Auswertung
- Definition der Kategorien der statistischen Bewertung
- Definition der standardisierten Faktoren
- Technische Ursachen
- Störfall
- Ungewohnte Arbeitssituation
- Wissensmangel
- Zeitdruck
- Risiko eingegangen
- Unaufmerksamkeit
- Physische Belastung
- Schlechte Stimmung
- Stress
- Fehlende Motivation
- Fehlendes Sicherheitsbewusstsein
- Alkohol
- Aspekte im Verlauf der Untersuchung
- Fragestellung bei der Patientenbefragung
- Analyse
- Voreingenommenheit
- Fehlerhafte Selbsteinschätzung
- Zeitfaktor zwischen Unfall und Befragung
- Unfallfolgen
- Die „Schuldfragen“
- Ergebnisse der Untersuchung
- Definition Risikomaßzahl (RMZ)
- Struktur der Befragtengruppe
- Altersstruktur
- Struktur der Tätigkeiten
- Struktur der Betriebsgrößen
- Struktur der Arbeitsgruppen
- Unfallzeitpunkt
- Arbeitserfahrung im Tätigkeitsbereich
- Arbeitsausfall
- Weitere interessante Relationen
- Zusammenhang zwischen Tätigkeitsbereich und erlernter bzw. nicht erlernter Tätigkeit
- Auswertung der standardisierten Faktoren
- Kategoriale Darstellung der Befragungsergebnisse
- Mittelwerte für Unfallursache-Kategorien für Frauen und Männer getrennt (RMZ-Bewertung)
- Befragungsergebnisse hinsichtlich der standardisierten Faktoren im Zusammenhang mit den persönlichen Lebensumständen
- Technische Ursachen (RMZ=1,08)
- Störfall (RMZ=0,18)
- Ungewohnte Arbeitssituation (RMZ=0,26)
- Wissensmangel (RMZ=0,16)
- Zeitdruck (RMZ=0,67)
- Risiko eingegangen (RMZ=0,85)
- Unaufmerksamkeit (RMZ= 1,39)
- Physische Belastung (RMZ=0,55)
- Schlechte Stimmung (RMZ=0,19)
- Stress (RMZ=0,7)
- Fehlende Motivation (RMZ=0,22)
- Fehlendes Sicherheitsbewusstsein (RMZ=0,2)
- Alkohol (RMZ=0,01)
- Übersicht über die Befragungsergebnisse bezüglich der standardisierten Faktoren
- Tabellenübersicht mit RMZ-Werten
- Tabelle mit +5% / ±30% -Wertabstufungen
- Zusammenfassung der Auswertung
- Allgemeines
- Weitere bemerkenswerte Relationen
- Praktikabilität des Erhebungsbogens – Kritik und Verbesserungsvorschläge
- Teil 1: Allgemeines
- Teil 2: Unfallanalyse
- Unfallbeschreibung
- Abgrenzung Stress - Zeitdruck
- Teil 3: Beurteilung
- Kategoriezuordnung
- Eingrenzung der Faktoren im Erhebungsbogen, 3. Teil
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Arbeitsunfälle unter Berücksichtigung psychosozialer Faktoren mittels eines neu entwickelten Erhebungsinstrumentes. Ziel ist es, die Unfallursachen besser zu verstehen und Verbesserungsvorschläge für die Unfallprävention zu entwickeln.
- Analyse von Arbeitsunfallursachen
- Bedeutung psychosozialer Faktoren bei Arbeitsunfällen
- Entwicklung und Anwendung eines neuen Erhebungsinstrumentes
- Statistische Auswertung der erhobenen Daten
- Ableitung von Präventionsmaßnahmen
Zusammenfassung der Kapitel
Zusammenfassung: Diese Zusammenfassung fasst die Ergebnisse der Studie über die Analyse von Arbeitsunfällen unter Berücksichtigung psychosozialer Faktoren zusammen. Sie präsentiert die wichtigsten Erkenntnisse der Untersuchung und die daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen für die Unfallprävention.
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Arbeitsunfallanalyse ein und beschreibt den Gegenstand und das Ziel der Arbeit. Sie erläutert die Bedeutung psychosozialer Faktoren und die Notwendigkeit eines neuen Erhebungsinstrumentes. Die Grundlagen der Untersuchung werden dargelegt, sowie die datenschutzrechtlichen Aspekte berücksichtigt.
Arbeitswissenschaftliche Grundlagen, Kurzdarstellung: Dieses Kapitel liefert einen Überblick über arbeitswissenschaftliche Grundlagen, insbesondere die Konzepte von Belastung und Beanspruchung, einschließlich Definitionen und die Rolle psychischer Belastung und Stress bei der Entstehung von Arbeitsunfällen.
Der Erhebungsbogen: Dieses Kapitel beschreibt detailliert den neu entwickelten Erhebungsbogen, inklusive der Struktur (Allgemeiner Teil, Unfallanalyse, Beurteilung), der Fragestellungen und der Kategorien für die quantitative Auswertung. Es werden die standardisierten Faktoren (z.B. technische Ursachen, Zeitdruck, Stress) definiert und erläutert, wie diese im Erhebungsbogen erfasst werden.
Aspekte im Verlauf der Untersuchung: Dieses Kapitel diskutiert methodische Aspekte der Untersuchung, wie z.B. mögliche Voreingenommenheiten bei der Befragung, die Fehleranfälligkeit der Selbsteinschätzung der Befragten, den Einfluss des Zeitfaktors zwischen Unfall und Befragung und die Interpretation der "Schuldfragen".
Ergebnisse der Untersuchung: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der durchgeführten Befragung, inklusive der statistischen Auswertung. Die Struktur der Befragtengruppe wird beschrieben (Alter, Tätigkeit, Betriebsgröße etc.), und die Ergebnisse bezüglich der standardisierten Faktoren werden detailliert dargestellt und mit Hilfe der Risikomaßzahl (RMZ) bewertet. Der Zusammenhang zwischen verschiedenen Faktoren wird analysiert.
Praktikabilität des Erhebungsbogens – Kritik und Verbesserungsvorschläge: Dieses Kapitel bewertet die Praktikabilität des entwickelten Erhebungsbogens, kritisch diskutiert Stärken und Schwächen und gibt konkrete Verbesserungsvorschläge für zukünftige Anwendungen. Es wird eine detaillierte Analyse der drei Teile des Erhebungsbogens vorgenommen, um Verbesserungspotential aufzuzeigen.
Schlüsselwörter
Arbeitsunfall, Psychosoziale Faktoren, Unfallprävention, Erhebungsinstrument, Belastung, Beanspruchung, Stress, Risikomaßzahl (RMZ), Statistische Auswertung, Arbeitswissenschaft.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse von Arbeitsunfällen unter Berücksichtigung psychosozialer Faktoren
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Arbeitsunfälle unter Berücksichtigung psychosozialer Faktoren. Sie verwendet ein neu entwickeltes Erhebungsinstrument, um die Unfallursachen besser zu verstehen und Verbesserungsvorschläge für die Unfallprävention zu entwickeln.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Analyse von Arbeitsunfallursachen, die Bedeutung psychosozialer Faktoren bei Arbeitsunfällen, die Entwicklung und Anwendung eines neuen Erhebungsinstrumentes, die statistische Auswertung der erhobenen Daten und die Ableitung von Präventionsmaßnahmen.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu Zusammenfassung, Einleitung, arbeitswissenschaftlichen Grundlagen, dem Erhebungsbogen, Aspekten im Untersuchungsverlauf, den Untersuchungsergebnissen und der Praktikabilität des Erhebungsbogens mit Kritik und Verbesserungsvorschlägen. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte der Arbeitsunfallanalyse und der verwendeten Methodik.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung?
Die Ergebnisse werden detailliert im Kapitel "Ergebnisse der Untersuchung" präsentiert. Sie beinhalten die statistische Auswertung der Daten, eine Beschreibung der Befragtengruppe (Alter, Tätigkeit, Betriebsgröße etc.) und eine detaillierte Darstellung der Ergebnisse bezüglich standardisierter Faktoren (z.B. technische Ursachen, Zeitdruck, Stress), bewertet mit einer Risikomaßzahl (RMZ).
Welches Erhebungsinstrument wurde verwendet?
Die Arbeit beschreibt detailliert einen neu entwickelten Erhebungsbogen mit drei Teilen: Allgemeiner Teil, Unfallanalyse und Beurteilung. Dieser Bogen erfasst standardisierte Faktoren, die als mögliche Unfallursachen betrachtet werden.
Welche psychosozialen Faktoren wurden berücksichtigt?
Die Arbeit berücksichtigt eine Vielzahl psychosozialer Faktoren, darunter Stress, Zeitdruck, fehlende Motivation, fehlendes Sicherheitsbewusstsein, schlechte Stimmung und Unaufmerksamkeit. Diese Faktoren werden im Zusammenhang mit den Unfallursachen analysiert.
Wie wurden die Daten ausgewertet?
Die Daten wurden statistisch ausgewertet. Die Ergebnisse werden sowohl kategorial als auch mittels der Risikomaßzahl (RMZ) dargestellt. Zusammenhänge zwischen verschiedenen Faktoren werden analysiert.
Welche Verbesserungsvorschläge werden für den Erhebungsbogen gemacht?
Das Kapitel "Praktikabilität des Erhebungsbogens – Kritik und Verbesserungsvorschläge" enthält konkrete Vorschläge zur Verbesserung des Erhebungsbogens, basierend auf Stärken und Schwächen der Anwendung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Arbeitsunfall, Psychosoziale Faktoren, Unfallprävention, Erhebungsinstrument, Belastung, Beanspruchung, Stress, Risikomaßzahl (RMZ), Statistische Auswertung, Arbeitswissenschaft.
Wo finde ich weitere Informationen?
Das vollständige Inhaltsverzeichnis mit detaillierten Unterpunkten findet sich zu Beginn des Dokuments. Die Zusammenfassung jedes Kapitels gibt einen Überblick über den jeweiligen Inhalt.
- Arbeit zitieren
- Christoph Schröer (Autor:in), 2001, Analyse von Arbeitsunfällen unter Berücksichtigung psychosozialer Faktoren mittels eines neuen Erhebungsinstrumentes, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/10666