Der Herrscherkult war in Ägypten selbstverständlich, aber wie haben die Römer diesen Kult aufgenommen und darauf reagiert? Um dieser Frage weiter auf den Grund zu gehen, wird zunächst das Herrschertum bei Kleopatra VII. erläutert. Anschließend werden römische Dichter und Geschichtsschreiber betrachtet und welche Meinung sie gegenüber der letzten ptolemäischen Königin haben.
Die ägyptischen Gottheiten waren die Schöpfer des Himmels und der Erde und die Götter bestimmten darüber, wer der Nachfolger des irdischen Reiches werden sollte, es war der Pharao von Ägypten. Dieser Pharao ist der Himmelsgott Horus, er wurde von den Göttern Isis und Osiris geboren. Es existiert eine enge Beziehung zwischen Horus und dem ägyptischen König, denn der Pharao kehrt als Wiedergeburt des Horus auf den Thron zurück.
Auf diesen Mythos und die Götter wird zu Beginn der Hausarbeit noch weitereingegangen, da sie die Basis für den ptolemäischen Herrscherkult bilden. Der ptolemäische Herrscherkult bezieht sich auf die Vergöttlichung von Königen, aber dieser Kult betraf nicht nur die Oberhäupter der Herrschaft, auch die Kinder, also die ganze Familie wurde mit-einbezogen.
Als Grundlage dieser Analyse dient das Buch „Geschichte des Ptolemäerreiches“ des Hölbls und zur weiteren Ausführung wird unter anderem die Literatur von Ilse Becher „Das Bild der Kleopatra in der griechischen und lateinischen Literatur“ herangezogen.
Um die Seite der Römer zu veranschaulichen werden Cassius Dio, der ursprünglich Senator und Konsul war, sowie Properz, der aus der Zeit der augusteischen Dichtung stammt, der Jude Flavius Josephus und zuletzt Plutarch, der antike griechische Schriftsteller.
Zum Ende dieser Hausarbeit wird eine Schlussbetrachtung des Herrscherkults der Kleopatra VII. Thea Philopator gezogen und gleichzeitig die Frage der Reaktion der Römer auf ihr Verhalten und Pharaonentums beantwortet.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die ägyptische Götterwelt
2.1 Isis
2.2 Osiris
2.3 Horus
3. Das göttliche Herrschertum bei Kleopatra VII
4. Die Reaktion auf den Herrscherkult in Rom
4.1 Properz
4.2 Cassius Dio
4.3 Flavius Josephus
4.4 Plutarch
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
6.1 Quellen
6.2 Sekundärliteratur
1. Einleitung
Die ägyptischen Gottheiten waren die Schöpfer des Himmels und der Erde und die Götter bestimmten darüber, wer der Nachfolger des irdischen Reiches werden sollte, es war der Pharao von Ägypten. Dieser Pharao ist der Himmelsgott Horus, er wurde von den Göttern Isis und Osiris geboren. Es existiert eine enge Beziehung zwischen Horus und dem ägyptischen König, denn der Pharao kehrt als Wiedergeburt des Horus auf den Thron zurück.
Auf diesen Mythos und die Götter wird zu Beginn der Hausarbeit noch weitereingegangen, da sie die Basis für den ptolemäischen Herrscherkult bilden. Der ptolemäische Herrscherkult bezieht sich auf die Vergöttlichung von Königen, aber dieser Kult betraf nicht nur die Oberhäupter der Herrschaft, auch die Kinder, also die ganze Familie wurde miteinbezogen.
Der Herrscherkult war in Ägypten selbstverständlich, aber wie haben die Römer diesen Kult aufgenommen und darauf reagiert? Um dieser Frage weiter auf den Grund zu gehen, wird zunächst das Herrschertum bei Kleopatra VII. erläutert. Anschließend werden römische Dichter und Geschichtsschreiber betrachtet und welche Meinung sie gegenüber der letzten ptolemäischen Königin haben.
Als Grundlage dieser Analyse dient das Buch „Geschichte des Ptolemäerreiches“ des Hölbls und zur weiteren Ausführung wird unter anderem die Literatur von Ilse Becher „Das Bild der Kleopatra in der griechischen und lateinischen Literatur“ herangezogen.
Um die Seite der Römer zu veranschaulichen werden Cassius Dio, der ursprünglich Senator und Konsul war, sowie Properz, der aus der Zeit der augusteischen Dichtung stammt, der Jude Flavius Josephus und zuletzt Plutarch, der antike griechische Schriftsteller.
Zum Ende dieser Hausarbeit wird eine Schlussbetrachtung des Herrscherkults der Kleopatra VII. Thea Philopator gezogen und gleichzeitig die Frage der Reaktion der Römer auf ihr Verhalten und Pharaonentums beantwortet.
2. Die ägyptische Götterwelt
Grundbaustein für die ägyptische Religion waren die Mythen und Kulten, die von den verschiedenen Göttern handelten.1 Der bekannteste Mythos von allen ist der von „Isis und Osiris“, auf den in den folgenden Abschnitten noch weiter eingegangen wird. Des Weiteren ist diese Religion, nicht wie in manch anderen, nur von einem Gott geprägt, sondern es existieren viele Gottheiten, welche überall ihre Macht ausüben, sei es der Himmel, die Erde oder sogar die Unterwelt.2 Die Religion verbindet die Menschen mit den Göttern, weswegen diese für das Pharaonentum unentbehrlich war, dementsprechend folgt ein kurzes Bekanntmachen der Gottheiten Isis, Osiris und Horus und ihre Bedeutung für das ägyptische Königtum.
2.1 Isis
Die Göttin Isis stammt aus der Familie der Neunheit, nach dem Mythos ist sie eines der vier Kinder von Geb, dem Gott der Erde und von Nut, der Göttin des Himmels, ihre Geschwister waren Osiris, Seth und Nephthys. Isis und Osiris waren nicht nur Geschwister, sondern auch ein Ehepaar. Sie regierten gemeinsam über Unter- und Oberägypten. In einem Kampf brachte Seth seinen Bruder Osiris um und verteilte seine Körperteile über dem ganzen Land. Doch dabei hat er nicht mit seiner Schwester Isis gerechnet, die sich auf die Suche nach den einzelnen Teilen ihres Gatten gemacht hat und setzte diese auch wieder zusammen. Durch ihre magischen Kräfte gelang es ihr, Osiris soweit zum Leben zu erwecken, dass sie noch schwanger werden konnte und sie gebar den Himmelsgott Horus.3 Laut dem Mythos versteckte Isis ihren Sohn nach der Geburt vor Seth, bis dieser die Herrschaft über Ägypten antreten und seinen rechtmäßigen Platz einnehmen konnte. Dies bedeutet, dass Isis nicht nur Mutter ihres Sohnes war, sondern dass sie auch gleichzeitig Beschützerin des Pharaos war. Dadurch wird der Zusammenhang von himmlischem und irdischem Reich noch einmal verdeutlicht, sowie die königliche Legitimation durch Isis. Aufgrund dessen haben sich viele Herrscherinnen mit der Göttin abgebildet oder sich mit ihr gleichgestellt. Dies sollte der Bevölkerung vermitteln, dass die Herrschaft durch Isis legitimiert wurde.
2.2 Osiris
Der eigentliche Herrscher von Ägypten wurde zum Teil von seiner Schwestergattin zum Leben erweckt, weshalb eine Auferstehung im Jenseits stattfand und er zum Gott des Todes und der Auferstehung wurde.4 Denn nach dem Mythos ist der Pharao eine Verkörperung des Horus und nach dem Tod wird er zu Osiris und der Nachfolger wird der neue Herrscher beziehungsweise die neue Personifikation des Horus. Erkennbar ist die Gleichsetzung des verstorbenen Pharaos mit Osiris, was auf die Unsterblichkeit des Pharaos hindeutet und zeigt, dass der König nach seiner Herrschaft in der irdischen Welt in dem Totenreich weiter regieren darf.
2.3 Horus
Wie aus dem Mythos bekannt, ist Horus der Sohn von Isis und Osiris. Neben dem, dass er Gott des Himmels ist, gehört zu seiner Aufgabe auch, dass er Gott des Königtums ist, denn durch das Ableben des Königs wird der Nachfolger eine Reinkarnation des Horus und wird der neue Pharao. Außerdem legitimieren sie unter anderem ihre Herrschaft durch die Anerkennung des „Horusnamen“. Und während dieser Regentschaft wird die Göttin Isis immer als Behüterin über ihren Sohn wachen.
3. Das göttliche Herrschertum bei Kleopatra VII.
Der vollständige Name der letzten ptolemäischen Königin lautet Kleopatra VII. Thea Philopator, ihr Vater war Ptolemaios XII., dieser starb als Kleopatra achtzehn Jahre alt war und ab diesem Zeitpunkt begann ihre Herrschaft.5 Die junge Königin war das älteste Familienmitglied, weswegen sie die Führung übernahm, aber sie herrschte nicht alleine, denn für den ptolemäischen Herrscherkult war es üblich, dass es einen männlichen und weiblichen Oberhaupt gab. Diese waren meistens ein Geschwisterpaar, welches entweder eine reale Ehe führte, wie in dem Isis-Osiris-Mythos oder eine fiktive Ehe.6 Außerdem legte Kleopatras Vater in seinem Testament aufgrund dieser traditionellen Bräuche fest, dass sie und ihr Bruder Ptolemaios XIII. gemeinsam herrschen sollten.7
Zu erwähnen ist, dass Kleopatra von Beginn ihrer Amtszeit sich als Pharaonin von Ägypten manifestierte, auch wenn ihr Ursprung woanders lag, hat sie sich für die Traditionen Ägyptens, wie den Tierkult, eingesetzt. Unter anderem hat die Ptolemäerin insbesondere traditionelle Bauprojekte gefördert und sie war die Einzige ihrer Dynastie, die die ägyptische Sprache fließend beherrschte.
Doch das göttliche Herrschertum der Kleopatra VII. Thea Philopator erhielt seine historische Bedeutung durch die Verbindungen mit den römischen Feldherren Gaius Julius Caesar und Marcus Antonius. Denn so wie Kleopatras Vater Ptolemaios XII. erhalten die zwei Römer den Namen „Neos Dionysos“, was so viel wie „neuer Dionysos“ bedeutet. Der vorherrschende Kult des Gottes Dionysos entspricht dem des ägyptischen Gottes Osiris, deswegen haben viele Pharaonen sich für diesen Beinamen entschieden.8
Caesar wurde bereits in dem Jahre 48 von den Städten und Völkern Kleinasiens bei einem Einzug als Sohn der Aphrodite gefeiert, die griechische Göttin Aphrodite entspricht der ägyptischen Göttin Isis. Darüber hinaus durfte der Befehlshaber Caesar, der zurzeit Krieg im Orient führte, sich aus der römischen Sicht als „Neuer Alexander“ fühlen und näherte sich dem Neuen Dionysos durch die Verbindung des Alexander- mit dem Dionysosmythos. Aufgrund dessen nahm er nach seinen späteren Triumphen die Rolle des Gottes ein. Kleopatra selbst symbolisierte die Göttin Isis, dies kann durch verschiedene Münzen nachgewiesen werden, denn auf ihnen ist ein Bild der Kleopatra mit Charakteristika der Isis eingestanzt. Des Weiteren stellte Caesar eine goldene Statue neben dem Kultbild der Göttin der Julier im Tempel der Venus Genetrix, damit erkannte er Kleopatras Göttlichkeit öffentlich an und verband die Stammmutter seiner Familie mit ihr.9 Gleichzeitig ließ Kleopatra einem Tempel in Alexandria für Caesar erbauen, aus diesem Grund war Caesar durch Kleopatra Gott in Ägypten und Kleopatra durch Caesar Göttin in Rom.
Der eigentliche Nachfolger Caesars war Marcus Antonius, auch er wurde bei einem Einzug in Ägypten im Jahre 41 vom Volk als „Dionysos der Freudenbringer und als der Wohltäter“10 begrüßt. Als Kleopatra 41 in Tarsos eintraf, verkündete sie, dass „Aphrodite im festlichen Zug zu Dionysos zum Wohle Asiens“11 komme. Folglich deutet dies zum einen darauf hin, dass Marcus Antonius gemeint ist und dass er würdig ist diesen Beinamen, wie Kleopatras Vater Ptolemaios XII., zu tragen. Zum anderen veranschaulicht Kleopatra die Beziehung zwischen sich und Marcus Antonius, aber auch gleichzeitig zwischen den Göttern, denn sie tritt ihm in der Gestalt der Isis-Aphrodite entgegen, die mit Osiris-Dionysos ein geschwisterliches Herrscherehepaar bildete. Antonius trug im Jahre 34 ein goldbesticktes Gewand des Dionysos, einen Thyrsosstab in der Hand und Kothurnen and den Füßen und ließ sich durch Alexandria fahren, dabei nannte er sich selbst „Neos Dionysos“.12 Unter anderem kommt es in diesem Jahr zu einer Zeremonie im Gymnasium von Alexandria, sie beinhaltet die Aufteilung des Orients. An diesem Tag erscheint Kleopatra in dem Gewand der Isis und präsentiert sich ihrem Volk als die „Neue Isis“. Plutarch schildert diesen Moment sehr detailreich:
„Er [Antonius] ließ das Volk sich im Gymnasium versammeln, auf einer silbernen Bühne zwei goldene Thronsessel aufstellen, den einen für sich, den anderen für Kleopatra, und dazu niedrigere für die Söhne und erklärte erstens Kleopatra zu Königin von Ägypten sowie Kypros, Libyen und Koile-Syrien unter Mitherrschaft von Kaisarion, welcher als Sohn des älteren Caesar galt, der Kleopatra schwanger zurückgelassen hatte.“13
[...]
1 Vgl. Schlögl 2005, S. 13
2 Ebd., S.13
3 Vgl. Schlögl 2005, S. 17
4 Vgl. Schlögl 2005, S. 17
5 Vgl. Hölbl 2004, S. 204
6 Vgl. Pfeiffer 2008, S. 41
7 Vgl. Hölbl 2004, S. 204
8 Ebd., S. 265
9 Vgl. Hölbl 2004, S. 265 – 266
10 Plut. Ant. 24,4
11 Plut. Ant. 26,5
12 Vgl. Hölbl 2004, S. 267
13 Plut. Ant. 54,9