Wesseling bemerkt zu Recht, dass das koloniale System heutzutage zwar nicht mehr existiere, seine Konsequenzen jedoch bis in die Gegenwart reichen, was territoriale Konflikte in Afrika und im Nahen Osten zeigen. Um die Ursachen dieser Konflikte zu ergründen, ist es lohnenswert, sich mit einem der wirkungsmächtigsten Befürworter des französischen Imperialismus, Jules Ferry, auseinanderzusetzen, dem oft genug die Etablierung des laizistischen, kostenlosen und verpflichtenden Schulsystems in Frankreich hoch angerechnet, sein imperialistisches Wirken dabei jedoch etwas außer Acht gelassen wird.
Angesichts der Tatsache, dass Frankreich in Afrika eine der größten Kolonialmächte war und seinen Einfluss auch in Asien geltend machte, erscheint eine Beschäftigung mit Ferrys Gedanken und Wirken in der kolonialen Expansion umso drängender. Diese gibt er in einer Rede am 28. Juli 1885 in der Abgeordnetenkammer preis, auf die Reaktionen nicht lange auf sich warten lassen. Bereits zwei Tage später reagiert der Abgeordnete der extremen Linken Georges Clemenceau, der als erbitterter Gegner Ferrys gilt.
In diesem Zusammenhang lautet die Frage, der in der vorliegenden Arbeit nachgegangen wird: Wie reagiert Clemenceau auf Ferrys Ideen zur kolonialen Expansion? Dabei sollen zwei Hypothesen verifiziert bzw. falsifiziert werden, von denen die erste lautet: Die Ansichten Clemenceaus unterscheiden sich von Ferrys grundsätzlich. Die zweite lautet: Clemenceau lehnt koloniale Expansion kategorisch ab.
Um eine Grundlage für den Imperialismus in der Dritten Republik (1871-1940) zu legen, werden die Begriffe des Kolonialismus, Imperialismus, der Kolonie und der Kolonisation definiert. Um die Reden Ferrys und Clemenceaus angemessen kontextualisieren zu können, wird danach auf die Kolonialpolitik Frankreichs im späten 19. Jahrhundert eingegangen. Dem folgt eine kurze Erläuterung über das methodische Vorgehen, um daraufhin die Rede Ferrys zu analysieren. Es folgt eine Analyse der Rede Clemenceaus als Reaktion darauf. Anschließend werden sie miteinander verglichen, um die Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten herauszustellen. Im abschließenden Fazit wird geklärt, ob die Hypothesen verifiziert oder falsifiziert werden können, und weitere Forschungsperspektiven werden eröffnet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretische und methodische Grundlagen
- 2.1. Begriffsdefinitionen
- 2.2. Kolonialpolitik Frankreichs im späten 19. Jahrhundert
- 2.3. Methodisches Vorgehen
- 3. Analyse der Reden Ferrys und Clemenceaus
- 3.1. Ferrys Rede am 28. Juli 1885
- 3.2. Clemenceaus Rede am 30. Juli 1885
- 3.3. Vergleich der beiden Positionen
- 4. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die gegensätzlichen Positionen von Jules Ferry und Georges Clemenceau bezüglich der französischen Kolonialpolitik im späten 19. Jahrhundert. Analysiert werden ihre Reden vom 28. und 30. Juli 1885, um die Unterschiede in ihren Ansichten zu Kolonialismus, internationaler Politik und Rassentheorie aufzuzeigen. Die Arbeit zielt darauf ab, die grundlegenden Diskrepanzen zwischen den beiden Politikern herauszuarbeiten und deren Bedeutung im Kontext der französischen Geschichte zu beleuchten.
- Vergleich der kolonialpolitischen Ansichten Ferrys und Clemenceaus
- Analyse der jeweiligen Positionen zur Rolle Frankreichs in der internationalen Politik
- Untersuchung der unterschiedlichen Auffassungen zur Rassentheorie
- Bewertung der Bedeutung der Reden im Kontext der französischen Geschichte
- Überprüfung der Hypothesen zu den grundlegenden Unterschieden und der kategorischen Ablehnung der Kolonialexpansion durch Clemenceau
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und begründet die Relevanz der Untersuchung der kolonialpolitischen Ansichten von Jules Ferry und Georges Clemenceau. Sie stellt die Forschungsfrage nach Clemenceaus Reaktion auf Ferrys Ideen zur Kolonialexpansion und formuliert zwei Hypothesen: Erstens, dass Clemenceaus Ansichten sich grundlegend von Ferrys unterscheiden, und zweitens, dass Clemenceau koloniale Expansion kategorisch ablehnt. Weiterhin wird ein Überblick über den Forschungsstand gegeben, der die unterschiedlichen Interpretationen von Ferrys Rolle und seine Verbindungen zu Bismarck hervorhebt. Schließlich skizziert die Einleitung die methodische Vorgehensweise der Arbeit.
2. Theoretische und methodische Grundlagen: Dieses Kapitel definiert zentrale Begriffe wie Kolonisation, Kolonie, Kolonialismus und Imperialismus, um Missverständnisse zu vermeiden und die Unterschiede herauszustellen. Es erläutert die Kolonialpolitik Frankreichs im späten 19. Jahrhundert, um den historischen Kontext der Reden Ferrys und Clemenceaus zu beleuchten. Abschließend wird das methodische Vorgehen der Analyse der Reden dargestellt.
Schlüsselwörter
Jules Ferry, Georges Clemenceau, Kolonialpolitik, Frankreich, 19. Jahrhundert, Imperialismus, Kolonialismus, Rassentheorie, Internationale Politik, Dritte Republik, Redeanalyse, Vergleichende Analyse.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse der Reden Ferrys und Clemenceaus
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die gegensätzlichen Positionen von Jules Ferry und Georges Clemenceau zur französischen Kolonialpolitik im späten 19. Jahrhundert. Im Mittelpunkt stehen deren Reden vom 28. und 30. Juli 1885, um die Unterschiede in ihren Ansichten zu Kolonialismus, internationaler Politik und Rassentheorie aufzuzeigen.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die grundlegenden Diskrepanzen zwischen den kolonialpolitischen Ansichten Ferrys und Clemenceaus herauszuarbeiten und deren Bedeutung im Kontext der französischen Geschichte zu beleuchten. Es werden die jeweiligen Positionen zur Rolle Frankreichs in der internationalen Politik und die unterschiedlichen Auffassungen zur Rassentheorie untersucht. Die Arbeit überprüft auch die Hypothesen, dass sich Clemenceaus Ansichten grundlegend von Ferrys unterscheiden und dass Clemenceau koloniale Expansion kategorisch ablehnt.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Vergleich der kolonialpolitischen Ansichten Ferrys und Clemenceaus; Analyse der jeweiligen Positionen zur Rolle Frankreichs in der internationalen Politik; Untersuchung der unterschiedlichen Auffassungen zur Rassentheorie; Bewertung der Bedeutung der Reden im Kontext der französischen Geschichte; Überprüfung der Hypothesen zu den grundlegenden Unterschieden und der kategorischen Ablehnung der Kolonialexpansion durch Clemenceau.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung (Einführung in das Thema, Forschungsfrage, Hypothesen, Forschungsstand, Methodik); Theoretische und methodische Grundlagen (Begriffsdefinitionen, Kolonialpolitik Frankreichs, methodisches Vorgehen); Analyse der Reden Ferrys und Clemenceaus (Analyse der Reden vom 28. und 30. Juli 1885, Vergleich der Positionen); Fazit und Ausblick.
Wie ist die Einleitung aufgebaut?
Die Einleitung begründet die Relevanz der Untersuchung, stellt die Forschungsfrage nach Clemenceaus Reaktion auf Ferrys Ideen zur Kolonialexpansion und formuliert zwei Hypothesen: grundlegende Unterschiede in den Ansichten und die kategorische Ablehnung der Kolonialexpansion durch Clemenceau. Sie gibt einen Überblick über den Forschungsstand und skizziert die methodische Vorgehensweise.
Was wird in den „Theoretischen und methodischen Grundlagen“ behandelt?
Dieses Kapitel definiert zentrale Begriffe wie Kolonisation, Kolonie, Kolonialismus und Imperialismus. Es erläutert die französische Kolonialpolitik im späten 19. Jahrhundert und beschreibt das methodische Vorgehen der Analyse der Reden.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Jules Ferry, Georges Clemenceau, Kolonialpolitik, Frankreich, 19. Jahrhundert, Imperialismus, Kolonialismus, Rassentheorie, Internationale Politik, Dritte Republik, Redeanalyse, Vergleichende Analyse.
Wie wird die Analyse der Reden durchgeführt?
Die Arbeit analysiert die Reden Ferrys und Clemenceaus vom 28. und 30. Juli 1885, um deren unterschiedliche Positionen zu Kolonialismus, internationaler Politik und Rassentheorie herauszuarbeiten und zu vergleichen.
- Arbeit zitieren
- Viktoria Woronin (Autor:in), 2017, Koloniales Streben bei Jules Ferry und Georges Clemenceau im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1061370