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Essay, 2020
4 Seiten, Note: 2,0
Geschichte Europas - Neuzeit, Absolutismus, Industrialisierung
Im 21. Jahrhundert hat die Globalisierung einen neuen Höhepunkt erreicht, denn durch die sozialen Medien und die Verbindung durch das Internet sind die Lebenswelten der verschiedenen Länder unveränderlich miteinander verknüpft. Doch wann begann die Verbindung über Ländergrenzen hinweg? Gab es schon zu früheren Zeiten sogenannte Wirkungsketten, die das Schicksal der Länder miteinander verband? Jürgen Osterhammel definierte die Globalisierung folgendermaßen: „Globalisierung lässt sich zusammenfassen als der Aufbau, die Verdichtung und die zunehmende Bedeutung globaler Vernetzung“.1
Essenziell, um sich mit dem 19. Jahrhundert zu beschäftigen, ist die Anerkennung des Konstrukts von Epochen. Das 19. Jahrhundert ist keine kalendarische Zeitstrecke, sondern eine Epoche, die aus historischen Erkenntnissen entsteht. Epochen sind zum Großteil anachronistisch und werden meist durch die Nachwelt benannt und eingeteilt. Somit sind die Einordnungen und Gewichtungen von Epochen differenziert zu gebrauchen. Im 19. Jahrhundert zeigten sich die Diskurse von Nationalität und ethischer Homogenität und das Streben nach Souveränität. Diese zeigten sich beispielsweise durch die Revolutionen, durch die auch nach einer eigenen, kulturellen Authentizität gesucht wurde. Die Revolutionen zählen hier als ein Spiegel für die Vielfältigkeit und dem Wunsch eine eigene Geschichte zu besitzen.
Im 19. Jahrhundert begann sich die Welt in eine neue Richtung zu wandeln. Die Weltwirtschaft verdichtete sich und die Industrialisierung wurde zu einem globalen Phänomen. Durch die neuen Erfindungen, wie beispielsweise der Dampfmaschinen und der Errichtung eines ersten globalen Markts für Lebensmittel, veränderte sich das Leben der Menschen radikal. So eröffnete sich durch die Möglichkeit, das Fleisch gekühlt zu transportieren, neue Handelsmöglichkeiten. Man wusste das erste Mal nicht, woher das Fleisch stammte. Zuvor hatte jeder Mensch den Ort gekannt, von dem sein Fleisch herkam. Dies veränderte sich nun. Um den neuen, globalen Markt zu unterstützen und leichter zugänglich zu machen, wurden die Güterpreise angeglichen und ein internationales Währungssystem im Bezug zu Gold hergestellt. Des Weiteren kam es durch die Freihandelslehre zur Abschaffung von Zöllen und zur sogenannten „Transportrevolution“. Durch die Abschaffung der Zölle interagierten immer mehr Menschen mit dem globalen Markt und gingen auch auf längere Reisen, um zu den Märkten zu kommen.
Die Globalisierung hatte für manche Gruppierungen und Länder auch negative Folgen. In den Räumen, in denen die Invasoren auf die indigenen Bevölkerungsgruppen trafen, wurden die indigene Bevölkerung in ihrer Kultur entwertet. Es gab auch ökologische Transformationen, die durch diese ungewollte Globalisierung auf Seiten der indigenen Bevölkerungsgruppen, entstand. So brachten die Siedler ihre Rinder mit, die Stellen auf dem Land leer grasten und die indigenen Bevölkerungsgruppen immigrierten teilweise, da nur noch Brachland für sie zurückblieb. Durch die Globalisierung kam es also auch zu Ressourcenausbeutung, wie auch zum Beispiel in Brasilien. Durch solch ein Verhalten kam es zu den Frontierkriegen, die von 1779 bis 1879 wüteten.
Globalisierung kann auch durch negative Ereignisse entstehen, wie zum Beispiel durch den ersten Weltkrieg. Der erste Weltkrieg fügte der Menschheit viel Leid hinzu. Es gab über 20 Millionen Tote zu beklagen und es brachen viele staatliche Konstruktionen, wie beispielsweise das russische Zarenreich, oder das Habsburgerreich zusammen. Jedoch war die Verbindung zwischen den Ländern durch den ersten Weltkrieg auch durch politische Interaktionen, kolonialen Protesten und auf der körperlichen Ebene des Leids gefestigt.
Ein weiterer Themenpunkt, der die Verdichtung der Welt im 19. Jahrhundert zeigt, ist die Ausbreitung der Spanischen Grippe. Diese Pandemie konnte sich durch die Globalisierung der Welt besser ausbreiten. Die Transmission wurde durch die Migration und die veränderte Infrastruktur vereinfacht. Somit „trugen“ die Eisenbahnen den Erreger von Ort zu Ort. Durch die Telegrafie war es auch das erste Mal, dass sich globale Panik manifestierte. Ein Beispiel hierfür ist der Pestausbruch in Hongkong, der sogar an Orten, die von der Krankheit gänzlich unberührt blieben, für Panik sorgte. Die globale Interaktion vertiefte sich durch folgende Prozesse. Die Eisenbahnverbindungen wurden ausgebaut und es gab ab den 1840er Jahren preisewerte Möglichkeiten mit der Eisenbahn zu fahren. Die Eröffnung des Suezkanals im Jahr 1869 und darauffolgend die Eröffnung des Panamakanals im Jahr 1914 zog ebenfalls globale Veränderungen nach sich. Die Dampfschifffahrt verbreitete sich und somit wurde ein weiteres Verkehrsmittel populär und es konnten Distanzen noch schneller zurückgelegt werden. Es kam somit zu „Übersee-Migrationen“ über Kontinente hinweg. Auf kommunikativer, globaler Ebene gab es ebenfalls Prozesse, die die Menschen näher zusammenbrachte. Es gab zum ersten Mal die Möglichkeit etwas von anderen Ländern zu erfahren und sich somit vermehrt als Teil der Welt zu fühlen. Es wurden Meldungen aus der ganzen Welt im Jahr 1851 von internationalen Nachrichtenagenturen gesendet. Ein Beispiel hierfür ist die im Jahr 1851 von Julius Reuter in London gegründete Agentur für Nachrichten.
Ein weiterer wichtiger Teil der Globalisierung ist das Aufkommen von Weltsprachen, da hierdurch eine weitere Barriere zwischen den Ländern fallen konnte. Es entstanden auch physische Räume weltweiter Begegnung durch Weltausstellungen, beispielsweise die Pariser Exposition, die große Mengen an Besuchern anzog. Die Arbeiter und Arbeiterinnen gehören zu den relevantesten Wandlungen aus sozialhistorischer Perspektive und globaler Ansicht. Durch die Industrie und Fabrikarbeiterschaft kam es zu neuen Schichten und durch diese Globalisierung erlebte das Bürgertum einen Aufstieg. Trotzdem war dieses Bürgertum, das sich zum einen von der Arbeiterschicht und zum anderen vom feudalen Adel abgrenzte, eine Minderheit. Ebenso, wie das Konstrukt des männlichen Proletariers, der sich als Fabrikarbeiter betätigte. Die Landwirtschaft blieb der Arbeitsraum der meisten Menschen. Es kann festgehalten werden, dass der Prozess „Globalisierung“ seine Wirkungen in vielen Lebensbereichen der Menschen hatte und sich zeigt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, der zu beleuchten ist, wenn man die Prozesse des 19. Jahrhunderts verstehen und nachvollziehen möchte, ist das sogenannte Schwellenjahrzehnt. Das Schwellenjahrzehnt fand in den 1880er Jahren statt. Wichtige Ereignisse geschahen in diesem Zeitraum. Die mineralischen Kraftstoffe, beispielsweise Kohle oder Öl, wurden zu den wichtigsten Energiequellen und wurden als neue fossile Brennstoffe genutzt. Die Industrialisierung war ein globales Phänomen und es gab zahlreiche neue Erfindungen, die genutzt wurden. Zu diesen Erfindungen gehörten: die Glühbirne, das Automobile und die Elektrizität. Die Elektromotoren halfen bei der Entwicklung von neuen Ideen für eine „moderne“ Zukunft. Die Verdichtung der Welt wurde durch die Weltwirtschaft angeregt und die Globalisierung nahm ihren Lauf. Das Jahr 1880 war auch das Jahr des Hochimperialismus. Laut Bayly gab es drei Schübe des Imperialismus. Das Land Afrika wurde zwischen den Kolonialmächten aufgeteilt und es manifestieren sich neue politische Ordnungen. Es kam zu kritischen Auseinandersetzungen mit dem Westen. Das Jahr 1880 wird als Zäsur in der Geschichtswissenschaft betrachtet. Die Dekaden zwischen dem Jahr 1878 und 1914 wird als Hochimperialismus in der Periodisierung des europäischen Kolonialismus dargestellt. Im Jahr 1800 wurde der Sklavenhandel verboten, jedoch wurde dieses Verbot, das zuerst von Großbritannien ins Leben gerufen wurde, nicht vollständig eingehalten. Erst im Jahr 1850 wurde der Sklavenhandel weniger und die Menschen suchten neue Wege, ohne Menschenrechte zu verletzen. Bei der Berliner Konferenz 1884/85 wird sich auf Grundsätze zur Reglung der kolonialen Besitzansprüche geeinigt. Zum Beispiel überredete Leopold II. von Belgien das Land Frankreich und das Deutsche Reich, dass es sinnvoll sei, als Einheit in Afrika aufzutreten. Die 1880er Jahre waren für die Wirtschaft sehr wichtig, da in den Gebieten der Elektrizität und der Chemie große Fortschritte gemacht wurden. Das Schwellenjahr 1880 gilt als besondere Umbruchphase, durch die vielen Veränderungen, die in dieser Zeit stattfanden. Die europäische Dominanz zeigte sich in diesem Abschnitt des 19. Jahrhunderts und Großbritannien entfaltete seine Macht in seiner Rolle als Zentrum der Wirtschaft.
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1 Jürgen Osterhammel u. Niels O. Peterson. Geschichte der Globalisierung. Dimensionen, Prozesse, Epochen, (C.H Beck, 2003), 24.