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Alfred Kubin - Ein Alptraumzeichner Gymnasium S 3 Dezember 2001
Alfred Kubin. Selbstporträt 1907/08 (diese wie die nachfolgenden Abbildungen sind verkleinert)
Alfred Kubin wurde am 10. April 1877 in Leitmeritz in Böhmen (Österreich) geboren. Er hatte eine schwere Jugend. Mit 10 Jahren verlor er seine Mutter, die an Schwindsucht starb. »Dieser Todeskrampf hat sich in mir fest eingeprägt und wirkte stark auf mich ein, weit stärker aber erschrak ich und bangte mir vor der maßlosen Verzweiflung meines Vaters« (Breicha a. a. O., S.13). Zwei Jahre später starb seine Stiefmutter.
Kubin brach immer wieder seine Schule ab. Sein Vater, der Offizier war und von seinem Sohn einen normalen Lebensweg verlangte, verlor sein Vertrauen in seinen Sohn. Dies äußerte sich durch Ohrfeigen und Stockhiebe. Alfred Kubin erlebte eine Zeit der vollkommensten Verlassenheit, die jedoch belebend für seine Phantasie war.
Mit 15 Jahren ging Kubin nach Klagenfurt zu seinem Onkel in die Fotografenlehre. Nach vierjähriger Lehre entwickelte er eine Gleichgültigkeit gegenüber dem Geschäft seines Onkels. Er begann zu trinken und verliebte sich in ein Mädchen, das seine Gefühle jedoch nicht erwiderte.
Der Pessimismus in Kubins Leben steigerte sich so sehr, dass er beschloß, sich am Grabe seiner Mutter zu erschießen. Doch die verrostete Waffe versagte. Nach Abschluß seiner Lehre wurde er von seinem Onkel auf die Straße gesetzt. In seiner Verzweiflung ging er zum Militär: »Denn die Unterordnung und der Zwang waren hier etwas Allgemeines und ich hatte nie das Gefühl, ich allein werde niedergedrückt« (ebenda S.17). Alfred Kubin diente 18 Tage. Der Wendepunkt kam, als beim Begräbnis eines Divisionskommandanten die Trauermusik einsetzte. Er verlor das Bewußtsein und fiel in ein Delirium. Nach einem daran sich anschließenden dreimonatigen Hospitalaufenthalt wurde er aus der Armee entlassen.
Mit 21 Jahren konnte Kubin mit Zustimmung seines Vaters ein Kunststudium in München aufnehmen. Ein Jahr später besuchte er die Akademien der Naturklasse von Nikolaus Gysis. Er kam jedoch selten zum Unterricht. Die strenge akademische Malerei genügte seiner von makabren Gesichtern überschäumenden Phantasie nicht.
Kubins Schaffensrausch begann, als er mit einem Radierzyklus des Symbolisten Max Klinger in Berührung kam. Weiterhin wirkten sich die künstlerischen Arbeiten von Goya, de Groux, Rops, Munch, Ensor und Redon stark auf ihn aus.
1902 kam es unter anderem durch die Unterstützung des Verlegers Hans von Weber zur ersten Einzelausstellung. 1903 veröffentlichte er eine Mappe. Auch wenn es aus einigen Ecken scharfe Kritik gab, waren seine Publikationen ein Erfolg.
Mit 25 Jahren beschäftigte er sich ernsthaft mit dem Gedanke Emmy Bayer zu seiner Braut zu machen. Doch Emmy Bayer erkrankte und starb am 1. Dezember 1903 an Typhus
Seine Verzweiflung wich, als er einige Zeit später die junge Witwe Hedwig Gründler geb. Schmitz kennenlernte. Sie heirateten nach kurzer Bekanntschaft am 22. September 1904. Doch auch Hedwig ringt immer wieder mit dem Tod. Aufgrund ihrer Krankheit (Gesichtsneuralgie) muß sie immer wieder ins Sanatorium und ist 14 Jahre lang morphiumabhängig. Erst 1919 wird sie als geheilt erklärt.
In Alfred Kubins Leben kam es immer wieder zu innerem Zwiespalt und Zerrissenheit. 1906 zog er sich, noch keine 30 Jahre alt, auf ein Landschloß nach Zwickledt, Oberösterreich, zurück, wo er bis zu seinem Tode 1959 lebte. Er selbst bezeichnete es sein Landschloß als kleinen Bauernhof, der ihn im Krieg ernährte. Ausschlaggebend für das, was er am Tage schaffte, war das, was er in der Nacht träumte. Alfred Kubin verarbeitet seine Träume in Bildern. Der geregelte Tagesablauf und die ländliche Umgebung taten ihm gut: »Die Natur in wechselnder Beleuchtung ist immer anregend, die Luft stärkend« (ebenda S.25).
Am 2. November 1907 starb sein Vater. Es folgten tiefe Depressionen. 1908 schrieb er innerhalb von acht Wochen seinen Roman »Die andere Seite«, in weiteren vier Wochen versah er ihn mit Illustrationen. 1909 wurde sein Roman ver- öffentlicht und erntete viel Anerkennung. Mit »Der anderen Seite« erlebte er seinen Durchbruch in seiner illustrativen Tätigkeit.
Den 1. Weltkrieg musste er nicht aktiv mitzumachen. Wegen seiner schwächlichen Gesundheit wurde er nach dreimaliger Musterung endgültig zurückgestellt.
Der Tod eines Freundes brachte ihn aus dem Gleichgewicht und in Trance. Da er zuvor die Lehren Buddhas laß, kam es zur vielzitierten »Buddhistischen Krise«. Es ging nun vorwiegend, um die Ausbalanzierung der Gegensätze.
Alfred Kubin illustrierte insgesamt 170 Bücher (d.h.2361 Buchillustrationen). Er illustrierte unter anderen Texte von E.A.Poe, Dostojewski, E.T.A.Hoffmann, Hauff, Strindberg, Voltaire, Kleist, Gerhard Hauptmann, Mynona, Elias Canetti, Trakl, Ernst Jünger und Franz Kafka.
Zwar war Alfred Kubin darauf angewiesen Bücher zu illustrieren, dies war seine Brotarbeit, jedoch durch seinen Erfolg konnte er sich die Autoren aussuchen, für die er eine besondere Neigung besaß. Er konnte die Bücher illustrieren, die ihm lagen. Außerdem konnte er oft eigene Vorschläge bei den Verlegern durchsetzten. Alfred Kubin versetzte sich jedesmal mit starker Intensität in ein Buch: »Es [war] jedesmal ein starkes seelisches Erlebnis, mich mit dem Geist einer Dichtung schaffend vertraut zu machen. Dieses Bemühen, ganz in das Werk des Dichters einzudringen, reicht weit über die am Zeichentisch verbrachten Stunden hinaus« (Kubin a. a. O, S. 69.) Dabei hielt er sich jedoch nicht zu stark am Text und füllte die Illustrationen mit seiner eigenen Vorstellungswelt.
Von 1921 bis nach seinem Tode gab es eine kaum übersehbare Anzahl an Ausstellungen von Alfred Kubin in ganz Europa. Auch an Ehrungen fehlte es in seinem Leben nicht. So erhielt er unter anderen 1951 den Österreichischen Staatspreis für bildende Kunst.
Im zweiten Weltkrieg wurde sein Kunst als »entartet« bezeichnet. Kubin kapselt sich immer stärker ab. Trotz allem erschien 1941 seine Autobiographie
Häufig gestellte Fragen
Wer war Alfred Kubin?
Alfred Kubin war ein österreichischer Zeichner, Grafiker und Schriftsteller, der am 10. April 1877 in Leitmeritz, Böhmen, geboren wurde und am 20. August 1959 in Zwickledt, Österreich, starb. Bekannt ist er für seine düsteren, phantastischen und oft alptraumhaften Werke.
Was waren einige prägende Erfahrungen in Kubins Jugend?
Kubins Jugend war von schweren Verlusten geprägt. Er verlor seine Mutter im Alter von 10 Jahren und seine Stiefmutter zwei Jahre später. Er erlebte eine schwierige Beziehung zu seinem Vater und brach die Schule mehrfach ab. Diese Erfahrungen trugen zu seiner pessimistischen Weltsicht und dem Fokus auf dunkle Themen in seiner Kunst bei.
Wie begann Kubins künstlerische Karriere?
Nach einer abgebrochenen Fotografenlehre und einem kurzen Militärdienst begann Kubin ein Kunststudium in München. Er fand jedoch die akademische Malerei wenig befriedigend und ließ sich von Künstlern wie Max Klinger, Goya, de Groux, Rops, Munch, Ensor und Redon inspirieren. Seine erste Einzelausstellung fand 1902 statt.
Wer war Emmy Bayer?
Emmy Bayer war Kubins Verlobte. Sie erkrankte und starb am 1. Dezember 1903 an Typhus.
Wer war Hedwig Gründler geb. Schmitz?
Hedwig Gründler geb. Schmitz war Alfred Kubins Ehefrau. Sie heirateten 1904. Sie litt an Gesichtsneuralgie und war 14 Jahre morphiumabhängig, bevor sie 1919 als geheilt erklärt wurde.
Was ist "Die andere Seite"?
"Die andere Seite" ist ein Roman von Alfred Kubin, den er 1908 schrieb und illustrierte. Er wurde 1909 veröffentlicht und markierte seinen Durchbruch als Illustrator.
Wie beeinflussten Träume Kubins Kunst?
Kubins Träume spielten eine zentrale Rolle in seinem künstlerischen Schaffen. Er verarbeitete seine nächtlichen Erlebnisse und Visionen in seinen Bildern.
Wie viele Bücher hat Alfred Kubin illustriert?
Alfred Kubin illustrierte insgesamt 170 Bücher mit insgesamt 2361 Buchillustrationen. Er illustrierte Werke von E.A. Poe, Dostojewski, E.T.A. Hoffmann, Hauff, Strindberg, Voltaire, Kleist, Gerhard Hauptmann, Mynona, Elias Canetti, Trakl, Ernst Jünger und Franz Kafka, unter anderem.
Wo lebte Alfred Kubin die meiste Zeit seines Lebens?
Ab 1906 zog sich Kubin auf ein Landschloss nach Zwickledt, Oberösterreich, zurück, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1959 lebte.
Wie wurde Kubins Kunst während des Zweiten Weltkriegs betrachtet?
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Kubins Kunst als "entartet" eingestuft. Trotzdem veröffentlichte er 1941 seine Autobiographie "Abenteuer einer Zeichenfeder".
- Arbeit zitieren
- Anna Stechern (Autor:in), 2000, Leben uns Stilentwicklung des Alfred Kubin, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/105902