Methoden und Medien im Geographieunterricht
Referat: Medien
Didaktische Funktionen
Medien sind Informationsträger. Sie werden dort eingesetzt, wo eine originelle Begegnung mit dem Unterrichtsgegenstand nicht möglich ist.
Unter dem Sammel- und Oberbegriff „Medien“ versteht man Arbeitsmittel, Lehrmittel, Lernmittel, Unterrichtsmittel, Anschauungsmittel und Darstellungsmittel. Als Hardware oder Präsentatoren (vgl. Stonjek 1988, S.131) werden z.B. Dia-, Overhead- und Filmprojektoren bezeichnet, während das Dia, das Transparent oder die Folie und der Film selber die Software sind.
Die Informationsaufnahme über Medien bewirkt kognitive Lernprozesse und ist stark mit einer affektiven Komponente verbunden.
Der Informationsträger (Medium) stellt immer eine subjektiv konstruierte Wirklichkeit dar, weil
- Nur ein bestimmter Ausschnitt vom Medienproduzenten ausgewählt wird.
- Der Lehrer den Thematisierungsrahmen bestimmt.
- Eine Abhängigkeit von der Stimmungslage der Wahrnehmenden besteht (=affektive Komponente).
Unter Medienklassifikation versteht man die Systematik, in der die Vielfalt der Medien angeordnet wird.
Unterrichtsmittel sind Bild, Zahl, Karte und Wort.
Didaktische Zielfunktionen:
- Eine Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand, von der affektiven Komponente bewirkt
- Medien sind planbare Variablen --> sie bieten subjektiv ausgewählte Informationen --> Konstruktion einer Wirklichkeit
- Die Kommunikation mit allen Beteiligten wird in Gang gesetzt.
Rolle der Lehrperson:
- Als „Moderator“ muss man den Medieneinsatz planen, einen selbständigen Umgang damit ermöglichen und zu kritischen Auseinandersetzungen anregen.
- Steuernde Funktion (als Entgegnung auf die Manipulation durch das Medium)
- Provoziert eine kritische Stellungnahme und regt so die freie Meinungsbildung der Lernenden an
Medienverbund
Während man immer schon mehr zufällig oder intuitiv Medien miteinander verbunden hat, so steht heute der Begriff Medienverbund für bewusst eingesetzte Wirkungssysteme zur Verbesserung des Lernprozesses.
Man unterscheidet je nach „Dichte“ des Verbundes
- die Medienkombination,
- das Medienpaket,
- das Mediensystem.
Gründe für einen Medienverbund:
- Jedes Medium hat eigene (andere) Strukturgesetze.
- Jedes Einzelmedium bietet nur unvollständige Informationen.
- Multisensorische Wahrnehmungsmöglichkeiten der SchülerInnen
- Unterschiedliche Begabungen der SchülerInnen
- Differenzierungsmöglichkeiten
- Das Abstraktionsniveau der Einzelmedien ist verschieden hoch.
- Die Darbietungsform bietet Variationsmöglichkeiten (Methodenwechsel --> Steigerung der Partizipation der Schüler)
- (nachgewiesene) Leistungssteigerung der SchülerInnen
Multimedialer Geographieunterricht fordert von der Lehrperson, in der Auswahl der Medien sowie im Wort Askese zu üben.
Achtung: Die menschlichen Bedürfnisse der Schüler sind wichtiger als jeder (noch so fortschrittliche) Medieneinsatz!
Das Bild
Wand-, Hand- und Stehbild
Das geographische Bild ist ein Wirklichkeitsausschnitt. Da es echtes
Quellenmaterial ist, kann und soll es echte Grundanschauungen vermitteln.
Didaktischer Einsatzort:
- Einstieg
- Operation
- Zusammenschau
Grundsätze für die Bildauswertung:
- Qualität vor Quantität.
- Auswertung fordert Verbalisierung.
- Untersuchung nach Fragestellungen und Beobachtungsaufgaben --> Erziehung zum geographischen Sehen
- Didaktisch sinnvoll, da affektives und rationales Lernen durch die Auswertung eins werden.
Bildarten im Geographieunterricht:
- Wandbild
- Typenbild
- Handbild
Bedingungen /Möglichkeiten des Schulbuchbilds:
- Keine Geräte nötig
- Unveränderte Lernsituation
- Verbale Verständigung unerlässlich
- Keine störenden Sehschwierigkeiten
- Betrachtung jederzeit möglich
- Mögliche Kombination mit anderen Arbeitsmitteln
- Sozialform frei wählbar
- Begünstigung schülerbezogener Aktionsformen
Vorteile des Stehbilds (Lichtbilds):
- Blickfestigung (dunkler Raum, helles Bild) --> Konzentrationssteigerung
- Genug Zeit zur gründlichen Auswertung
Mehrbildprojektionen schulen das vergleichende Sehen, dessen Beherrschung Voraussetzung für das „geographische Sehen“ des Unterrichtsfilms ist.
Luft- und Satellitenbild
Das Schrägluftbild (konkrete Seitenansicht) bietet eine leichtere Identifikation der einzelnen Objekte und neue Möglichkeiten der Erkenntnisgewinnung.
Die Senkrechtaufnahme (zeigt „abstrakte“ Struktur) hat eine Mittlerstellung zwischen Bild und Karte.
Luftbilder zeigen eine großzügige Zusammenschau der Elemente.
Satellitenbild:
- Begrenzung unseres Horizontes wird aufgehoben --> absoluter Überblick
- Objektivierte Größenordnungen -->klare Strukturen /Zusammenhänge
- Zeigt mehr als unser Auge wahrgenommen hätte (Falschfarbenlesen wichtig)
- Informationen nicht manipuliert --> Interpretation von Wirklichkeit
- Verständnis der Erde als Ökosystem
Auswertung von Luft- und Satellitenbildern:
1. Identifikation des Bildes
- Bildorientierung
- Maßstab (wichtig zur Identifizierung einzelner Objekte)
- Aufnahmezeitpunkt
- Bildlokalisierung
2. Systematische Analyse
- Beschreibung u. Identifikation einzelner Objekte
- Verteilung /Ordnung der Objekte
- Deutung (Zusammenhänge u. Abhängigkeiten)
- Beurteilung; evt. Klassifikation
3. Darstellung der Ergebnisse (kartographisch; Tabellen /Diagramme; knappe Ausformulierung; Kurzreferat)
Die Karikatur
Sie weist engste Bezüge zu geographischen Lerninhalten auf und ist für den Geographieunterricht geeignet, weil:
- Das Wesentliche sofort erfassbar ist --> während der Motivationsphase besonders geeignet.
- Die Probleme unter fremden Gesichtspunkten betrachtet werden --> bei der Zusammenfassung empfehlenswert.
- Das Problembewusstsein geweckt und die Möglichkeit zur sachlichen Diskussion geschaffen wird.
- Ziel: Eigene Urteils- und Meinungsbildung der Lernenden
Interpretation einer geographischen Karikatur:
1.Beschreibung
2. Symbolverständnis
3. Sachverhaltanalyse
4. Widerspruchanalyse
4. Bedeutung für den Einzelnen
Der Film
Unterrichtsfilm
Gestaltungskriterien:
- Fotographisches Prinzip
- Phonographisches Prinzip
- Kinematographisches Prinzip
Unterrichtsfilm-Typen:
- Demonstrationsfilm
- Erlebnisfilm
- Motivationsfilm
- Übersichtsfilm (Informationsfilm)
- Exemplarischer Film
Der Unterrichtsfilm ist ein klassisches Unterrichtsmittel. Er ermöglicht eine originale Begegnung und hat eine gute Behaltenseffektivität (--> hoher Lerneffekt).
Informierender oder Übersichtsfilm:
- Ist aufgebaut wie normale Lehreinheit
- Sprache ist entscheidendes Hilfsmittel
Exemplarischer Film:
- Repräsentativer Teil des Ganzen (thematische Einheit)
- Heraushebung dominierender, typischer Züge des Objektes
- Darstellung von Zusammenhängen u. Beziehungen
- Deutliche Problemansätze
- Soll Stellungnahme u. Urteilsvermögen herausfordern
Schulfernsehen
Es kommt den Sehgewohnheiten der Schüler entgegen. Ihre eigene Urteilsbildung wird durch pädagogische und methodische Zielsetzungen erleichtert. Das tägliche Fernsehen erweitert den geographischen Horizont und bietet eine Menge weltkundlichen Wissens --> neues Weltbewusstsein der Schüler.
Wirkweisen des Fernsehens:
1.verändert Wahrnehmung --> schnelleres Auffassungsvermögen der Kinder
2.Fördert mehrperspektivische Betrachtung
3.Kompensatorische Funktionen
4.Hypnoide, suggestive Situation
5.Bildersprache à verstärkt Erlebnisintensität
6.Ungestillte Bedürfnisse werden illusionär erfüllt
7.Zeigt Modellentscheidungen u. Handlungsmotive, prägt moralische Prinzipien
8.Bringt Freiheit und Manipulation
Die Zahl
Zahl und Statistik
Sie erfassen und vermitteln quantitative Sachverhalte mit absoluten und /oder relativen Zahlenangaben. Diese bekommen erst durch den Vergleich eine Erkenntnis schaffende Funktion (--> Vergleichbarkeit ist Voraussetzung).
Didaktische Bedeutung:
In allen Lebenslagen wird Zahlenmaterial verwendet. Daher ist die effektive Arbeit damit nur Mittel zum Zweck. Didaktisch notwendig ist auch die Einführung in Verfahren zur Gewinnung u. Aufbereitung statistischer Daten.
Das Diagramm
Diagrammarten:
- Strich- /Stabdiagramm
- Säulendiagramm
- Figurendiagramm
- Blockdiagramm
- Flächendiagramm
- Streifen- /Banddiagramm
- Punktdiagramm
- Korrelations-Punktediagramm
- Pyramidendiagramm
- Kreisdiagramm
- Polardiagramm
- Dreiecksdiagramm
- Strahlendiagramm
- Kurvendiagramm
- Klimadiagramm
Das Kartogramm
Es stellt grafische Zeichen in ein (meist einfaches) topografisches Grundgerüst.
Seine didaktische Begründung ist die häufige Verwendung in den Massenmedien und somit die unerlässliche Aufgabe, den Schülern eine sachgerechte Handhabung damit beizubringen.
Der didaktische Ort im Unterricht ist in der Phase der Problemlösung, genauer, während der Strukturierung.
Als Einstieg sollte das Kartogramm Aufforderungscharakter haben (--> Diskrepanzmotivation) und das Abstraktionsniveau der Betrachter muss entsprechend hoch sein.
Teilschritte der Auswertung:
1. Aufnehmen
2. Analysieren (Beschreibung; Informationsgehalt; Erklärung der Zusammenhänge)
3. Einbeziehung in den inhaltlichen Gesamtzusammenhang
[Quelle: H. Haubrig: Didaktik der Geografie - konkret, Ohlenbourg, München, S. 254-281]