Kern dieser Arbeit sind die Mussolini-Biografien Adolf Dreslers von 1924 und das 1940 herausgegebene Werk "Benito Mussolini". Daran soll die Rezeption des Faschismus, der sich innerhalb beider Biografien, aber auch in der rechten Medienlandschaft abzeichnet, dargestellt und als Spiegelbild der gegenwärtigen öffentlichen Auffassung zu Italien angesehen werden. Als Indikator für die (rechte) Öffentlichkeit und deren Rezeption sollen ausgewählte Artikel rechter Printmedien dienen. In der vorliegenden Arbeit wird eingangs zunächst der Faschismus-Begriff durch zwei verschiedene Zugänge erläutert.
Es soll in der vorliegenden Arbeit kein Gesamtbild des Faschismus gezeichnet werden, sondern es liegt der Fokus auf der zeitgenössischen Rezeption der gegenwärtigen Lage in Italien und mit ihr auf Mussolinis Werdegang. Dieser soll skizzenhaft, sich auf wichtige Stationen und Leistungen Mussolinis beschränkend, nachgezeichnet werden. Insbesondere Mussolinis politische Karriere und der Journalismus als sein Machtmittel, um diese zu erreichen, sollen beleuchtet werden. Weiterhin wird darauf eingegangen, welche Bezugspunkte Dresler zwischen Faschismus und Nationalsozialismus sah. Abschließend werden einzelne Meinungen zum Faschismus aus rechten Printmedien wie Berliner Lokalanzeiger, Das freie Deutschland, Hammer, Alldeutsche Blätter und Deutsches Volkstum als stellvertretende Rezeption der deutschen, rechten Öffentlichkeit betrachtet.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Dimensionen des Faschismus-Begriffs
3 Deutsche Sicht auf Mussolini – Die Biografien von 1924 und
4 Rechte Rezeption Italiens
5 Fazit
6 Anhang
7 Bibliografie
1 Einleitung
Die Neuartigkeit des Phänomens des Faschismus in Italien wurde von der gesamten Weltöffentlichkeit wahrgenommen und vielseitig besprochen, insbesondere in der Presse. Nachfolgend soll die Rezeption des italienischen Faschismus von Seiten der politischen Rechten in Deutschland dargestellt werden. Kern der vorgelegten Arbeit sind die Mussolini Biografien Adolf Dreslers von 1924, unter dem Titel Mussolini im Hammer-Verlag erschienen, und das 1940 im Reclam Verlag herausgegebene Werk Benito Mussolini. Daran soll die Rezeption des Faschismus, der sich innerhalb beider Biografien, aber auch in der rechten Medienlandschaft abzeichnet, dargestellt und als Spiegelbild der gegenwärtigen öffentlichen Auffassung zu Italien angesehen werden. Als Indikator für die (rechte) Öffentlichkeit und deren Rezeption, sollen ausgewählte Artikel rechter Printmedien dienen.
Adolf Dreslers zeitgenössische Sichtweise ist insofern interessant, da er 1921 in die NSDAP eintrat und somit seit seiner Gründungsstunde ein Mitglied war, was ihn nachdrücklich in seinen politischen Ansichten und weiterem Lebensweg prägte. In der Weimarer Republik noch ohne politisches Amt und sich eher der Publizistik zuwendend, übernahm er während der Zeit des Nationalsozialismus das Amt des Hauptamtsleiters der Reichspressestelle der NSDAP und das Amt des Reichskultursenators.1 Er war Zeitungswissenschaftler und Lektor sowie ausgezeichneter Italien-Kenner und fungierte daher als „Vermittler und Paralleldiplomat […] (und) erfüllte […] als halbstaatlicher Repräsentant Funktionen, die typisch für die Kommunikation zwischen Faschismus und Nationalsozialismus waren“.2
Somit blieben Vergleichspunkte zwischen Faschismus und Nationalsozialismus gerade in Der Faschismus, 1924 und den Mussolini Biografien nicht aus.
In der vorliegenden Arbeit wird eingangs zunächst der Faschismus-Begriff durch zwei verschiedene Zugänge erläutert. Auf der einen Seite soll eine aktuelle historisch-wissenschaftliche Perspektive herangezogen werden, die beim Historiker und Faschismus-Theoretiker Emilio Gentile in Der Faschismus. Eine Definition zur Orientierung von 2007 vorzufinden ist und andererseits eine zeitgenössische Sichtweise besprochen werden, die Adolf Dresler in Der Faschismus, 1924 im Parteiheft der NSDAP, Der völkische Sprechabend erschienen, darstellt. Dreslers Faschismus-Begriff wurde hierfür bewusst ausgewählt, um dessen Einschätzung und Darstellung des Faschismus durch seine Mussolini Biografien besser einordnen und auf die allgemeine rechte Rezeption Rückschlüsse ziehen zu können.
Der zeitliche Rahmen ist an die Biografien und Dreslers Ausführungen darin geknüpft. Es soll in der vorliegenden Arbeit kein Gesamtbild des Faschismus gezeichnet werden, sondern es liegt der Fokus auf der zeitgenössischen Rezeption der gegenwärtigen Lage in Italien und mit ihr auf Mussolinis Werdegang. Dieser soll skizzenhaft, sich auf wichtige Stationen und Leistungen Mussolinis beschränkend, nachgezeichnet werden. Insbesondere Mussolinis politische Karriere und der Journalismus als sein Machtmittel, um diese zu erreichen, sollen beleuchtet werden. Weiterhin wird darauf eingegangen, welche Bezugspunkte Dresler zwischen Faschismus und Nationalsozialismus sah. Abschließend werden einzelne Meinungen zum Faschismus aus rechten Printmedien wie Berliner Lokalanzeiger, Das freie Deutschland, Hammer, Alldeutsche Blätter und Deutsches Volkstum als stellvertretende Rezeption der deutschen, rechten Öffentlichkeit betrachtet.
2 Dimensionen des Faschismus-Begriffs
2.1 Der Faschismus-Begriff bei Gentile
Mit dem 20. Jahrhundert lässt sich, nach Gentile, eine „Epoche ganz eigener Prägung“3 vorfinden, die unter Anderem durch ein „Phänomen des 20. Jahrhunderts“4, den Faschismus, eine besondere Beeinflussung erlebt hat und sich so zu einem „Jahrhundert zweier Wirklichkeiten“5 mit einerseits wissenschaftlichem und technischen Fortschritt, Emanzipation und Freiheitsgedanken entwickelte und andererseits Krieg, Brutalität und Menschenrechtsverletzung hervorbrachte.6
Der Faschismusbegriff vereint Elemente der „bürgerlichen Reaktion, moralische(n) Krisis, Ausdruck nationaler Besonderheiten, Revolution des Mittelstandes (und) totalitäres System“7 und lässt sich in drei Dimensionen gliedern:
I. Die organisatorische Dimension zeichnet sich dadurch aus, dass sie eine, größtenteils vom männlichen Mittelstand getragene, dennoch klassenüberschreitende Massenbewegung vereint, die in einer Parteimiliz organisiert ist, welche Kollektivität als Identität annimmt und sich im Kriegszustand mit der parlamentarischen Demokratie versteht.
II. Die kulturelle Dimension umfasst zum Einen die Propagierung mythischer Kultur und Ideologie, zum Anderen begreift sie Politik als Revolution und Gemeinschaftlichkeit und terrorisiert gleichzeitig jede Form außerhalb dieser, und umfasst letztlich die soziale Disziplinierung durch Aufgabe der Persönlichkeit zu Gunsten des Staates.
III. Die institutionelle Dimension umfasst einen Parteiapparat und eine Einheitspartei, die durch „Funktionshierarchie“8 funktionieren und als Organ der ständigen Mobilisierung und der „fortwährenden Revolution“9 dienen. Der Führerkult, Symbiose von Partei und Staat, staatliche Interventionen und imperialistische Expansion sind ebenfalls daran gekoppelt.10
Weiterhin verweist Gentile auf den Experiment-Charakter des totalitären Faschismus, da dieser durch einen Prozess des Ausprobierens, besonders in den Anfangsjahren, unter Anderem durch seine nachgelagerte Ideologie, gekennzeichnet ist. Totalitarismus begreift Gentile hierbei als „ein Experiment politischer Herrschaft, verwirklicht von einer revolutionären Bewegung, die in einer militärisch disziplinierten Partei mit einer integralistischen Auffassung von Politik organisiert ist, ein Machtmonopol anstrebt und, sobald sie dieses Monopol mit gesetzlichen oder außergesetzlichen Mitteln erlangt hat, die vorherige Regierungsform zerstört oder umwandelt und einen neuen Staat errichtet, beruhend auf der Herrschaft einer einzigen Partei und mit dem Hauptziel der Eroberung der Gesellschaft.“11
Der faschistische Totalitarismus verwurzelte sich somit im Laufe der Zeit durch Ideologie und Kultur, Politik und Partei sowie durch deren ausführende Institutionen. Es muss zudem auf die Neuartigkeit des Phänomens verwiesen werden, da es vor dem italienischen Faschismus kein zu vergleichendes Konzept gab. Dazu arbeitet Gentile drei Grundelemente heraus, die die Neuartigkeit unterstreichen: Zum Einen entstand mit dem Faschismus die erste Bewegung, die innerhalb einer Parteimiliz organisiert war, der es dadurch gelang, das Gewaltmonopol und im Zuge dessen die Staatsgewalt an sich zu reißen. Zum Zweiten erfolgte im Faschismus erstmals die „Sakralisierung“12 der Politik. Dies geschah durch öffentliche Inszenierung einer kollektiven Glaubensgemeinschaft, die ähnlich eines Gottesdienstes, den Gebrauch von Symbolen und Riten vornahm und die Überhöhung der Ideologie und Kultur zum Ziel hatte. Drittens gingen Faschismus und Totalitarismus von Beginn an ineinander über, was den (kurzzeitigen) Erfolg ausmachte. Dieses politische Novum, was seinesgleichen in Europa sucht und als Konsequenz und langwierige Entwicklung aus der italienischen Nationalstaatlichkeit verstanden werden kann, soll nachfolgend aus nationalsozialistischer Sicht eingeordnet werden.13
2.2 Der Faschismus-Begriff bei Dresler
Um die Einschätzung des italienischen Faschismus der politischen Rechten in Deutschland aufzeigen zu können, soll Adolf Dreslers Faschismus-Definition und Einschätzung des Faschismus in der vorliegenden Arbeit als leitend und begriffsgebend gelten. Das politisch rechte Spektrum war in der Weimarer Republik groß und erstreckte sich von der DNVP14 bis hin zur NSDAP15, soll hier aber unter dem kleinsten gemeinsamen Nenner, einer rechten, völkisch-nationalen Parteienlandschaft, gefasst und bei der weiteren Bearbeitung als einheitlich verstanden werden.16
Der Mussolini-Biograf verarbeitete 1924 unter dem Titel Der Faschismus die Rezeption des italienischen Faschismus aus nationalsozialistischer Perspektive. Die Schrift ist im Parteiheft der NSDAP, Der völkische Sprechabend erschienen, welcher von der Arbeitszentrale für völkische Aufklärung zwei Mal im Monat herausgegeben wurde. Es erhielt den Aufruf, die Hefte in Umlauf zu bringen. Dresler schrieb seine Einschätzung somit für nationalsozialistische Parteigenossen.
Er gründet seine Darstellung größtenteils auf Zitaten Mussolinis und erklärt hierbei den Faschismus, ganz in Biografen-Manier, anhand der Person und des Werdegangs Mussolinis. Er zitiert eingangs Mussolinis Definition des Faschismus als „interessanteste(s), originellste(s) und machtvollste(s) Phänomen der Nachkriegszeit“17 und lässt diese unkommentiert stehen, geht mit der Definition also konform. Er ordnet den Faschismus als eine politische Strömung ein, die in nationalen und revolutionären Elementen ihren Ursprung hat und „im Grunde genommen von vornherein eine Diktatur“18 war. Weiterhin charakterisiert er den Faschismus als rein „italienisches Gewächs“19 und als „bedeutsame Erscheinung […], die sich aus den Kriegs- und Revolutionswirren im politischen Leben Europas herausgebildet hat“.20
Auch habe der Faschismus nicht nur in der Politik „um- und neugestaltend gewirkt“21, sondern sich in allen Lebensbereichen ausgebreitet und inszeniere sich bei der Formung von Faschistenverbänden als Vorbild für andere Länder. Weiterhin verweist Dresler auf den hierarchisch organisierten Parteiapparat sowie den Personen- beziehungsweise Führerkult um Mussolini und „daß beider Schicksal aufs engste miteinander verbunden ist.“22 Damit meint er jedoch nicht nur dessen Erfolg, sondern auch, dass das Ende des Einen das Ende des Anderen bedeute, sprich, dass es ohne Mussolini keinen Faschismus gäbe. In der Schlussbetrachtung zählt Dresler Mussolinis innen- und außenpolitische Erfolge auf und schließt seine Betrachtung damit, dass er dem Faschismus ein Weltmachtstreben attestiert.23
Im Vorwort erläutert Dresler den Zweck seiner Schrift. Zum Einen erfolge eine „Darstellung des Werdens und Wollens […] (und der) Würdigung“24 des Faschismus, gleichzeitig eine Bewertung von „Nutzen oder Schaden“25 in Bezug auf Deutschland und letztlich fördere seine Schrift zudem die „politische Bildung“26. Dresler grenzt den Nationalsozialismus sowohl durch das gesonderte Layout in Form von fettgedruckten und größeren Buchstaben, als auch durch seine deutliche Position vom Faschismus ab, indem er nachdrücklich darauf verweist, dass „man den deutschen Nationalsozialismus (nicht) als Abart des italienischen Faschismus bezeichnen“27 kann. Dies begründet er unter Anderem mit Unterschieden in den Anfängen, welche beim Nationalsozialismus viel weiter zurück lägen und Unterschieden in der Entstehung, die in Deutschland aus „höchster Not (zur) Verteidigung der Lebensrechte eines unterdrückten und vergewaltigten Volkes“28 erfolgt war. Durch den Vergleich der Ziele des Nationalsozialismus (soweit diese 1924 ausformuliert waren) und der Errungenschaften und Ambitionen des Faschismus, erreicht Dresler die Verharmlosung des Nationalsozialismus, denn diese wollten keine imperialistische Politik verfolgen, sondern lediglich die „Grundrechte der Selbstbehauptung“29 in Anspruch nehmen.30 Seine Schrift diente damit als Selbstbestätigung und Rückversicherung der Nationalsozialisten und deren eigener Identität und verschriftlichter Abgrenzung des Nationalsozialismus als faschistische Trittbrettfahrer.
Während Gentile einen wissenschaftlichen Zugang ohne subjektive Färbung und zeitlichen Abstand wählt, gibt Dresler seine zeitgenössischen Beobachtungen wieder, deren Rahmen klar nationalsozialistisch, durch die Herausgabe im Parteiheft der NSDAP, gefärbt ist. Als Mussolini-Biograf stellt Dresler Mussolinis Werdegang ins Zentrum seiner Analyse, während Gentile seine Ausführungen auf vorhergehende Debatten um den Faschismus-Begriff aufbaut. Natürlich lässt sich eine wissenschaftliche Analyse nicht mit einer zeitgenössischen Beobachtung vergleichen, dennoch einen beide Zugänge die Herausstellung der Neuartigkeit, des Vorbildcharakters und des Reaktionären. Auch wird der Führerkult und die zwingende gegenseitige Bedingtheit zwischen Mussolini und Faschismus bei beiden als herausstechendes Merkmal betont.
Dreslers Faschismus-Begriff soll nun als Wegweiser und zum Verständnis seiner Einschätzung und Darstellung von Mussolinis Werdegang dienen. Aber auch, um diese besser einordnen und auf die allgemeine rechte Rezeption Rückschlüsse ziehen zu können. Noch bevor Dresler Der Faschismus veröffentlichte, publizierte er seine erste Mussolini Biografie im Hammer-Verlag31, worauf nachfolgend näher eingegangen werden soll.
3 Deutsche Sicht auf Mussolini – Die Biografien von 1924 und 1940
3.1 Allgemeiner Vergleich
Durch Dreslers intensive Auseinandersetzung mit der italienischen Presse und seine Parteizugehörigkeit zur NSDAP, lag es auf der Hand, sich auch mit dem durch seine journalistische Tätigkeit bekannt und erfolgreich gewordenen Benito Mussolini, dem Heraufbeschwörer des Faschismus, zu beschäftigen. Dresler war in italienischen Regierungskreisen gut vernetzt und durch seine publizistische Tätigkeit, ab 1925 beim Völkischen Beobachter, ein „Mitkonstrukteur der deutsch-italienischen "Presseachse"“32.
Dresler schrieb 1924 seine erste Biografie33 zu Mussolini unter gleichnamigem Titel mit der Begründung, es gäbe in Deutschland noch kein Werk zu ihm und seiner Bewegung, welches seine Bedeutsamkeit herausstelle. Dies holt Dresler bereits im Vorwort nach, in dem er Mussolini als „Hauptträger der Geschichte“34 und als „große(n) Mann“35 betitelt.
Er gliedert seine Biografie nach Themen, so sind zum Beispiel Kapitel zum Verhältnis von Mussolini und Deutschland beziehungsweise Faschismus und Nationalsozialismus zu finden, aber auch Kapitel, die seine politische, militärische und journalistische Karriere aufzeigen. Es fallen die vielen Zitate auf, die Dreslers Argumentation als Stütze dienen und die Expertise, die er in der italienischen Medienbranche hat. Kennzeichnend sind auch die kurzen Zusammenfassungen nach jedem Kapitel, in denen häufig eine Wertung erfolgt. Auffällig ist, dass Dresler in B24 an mehreren Stellen im kollektiven Wir spricht, wie er es schon in Der Faschismus tat, um Nähe zur Leseinstanz zu erzeugen. Dies ist bei beiden seiner Schriften im Zusammenhang mit dem Kriegseintritt und somit Stellung gegen Deutschland vorzufinden und ein bekanntes Motiv der Nationalsozialisten, um das „Die-gegen-Uns-Gefühl“ zu empathisieren.
1940, 16 Jahre nach Erstveröffentlichung der Biografie, legte Dresler, diesmal im Reclam Verlag, der der Gleichschaltung der Institutionen nach Machtergreifung der Nationalsozialisten zum Opfer fiel, eine Neufassung, eine Art Weiterführung und Überarbeitung der Mussolini-Biografie unter dem schlichten Titel Benito Mussolini 36 vor. Diese ist, wie zu erwarten war, deutlich nationalsozialistischer gefärbt und enthält, neben Lob für Mussolini, gleichsam selbiges, in überhöhter Form für Hitler. Dies wird eingangs bereits im Vorwort deutlich. Zum Zweck der Neuauflage äußert sich Dresler nicht, sondern leitet direkt in seine Biografie ein. Es folgt durch die Herausstellung der zwei Männer, Hitler und Mussolini, nicht wie in B24, nur Mussolini, als Gestalter der „Geschichte der Gegenwart“37. Auch betont er, dass Italien „durch das Bündnis mit dem nationalsozialistischen Deutschland den Platz als Großmacht erkämpft“38 habe.
In B40 gliedert Dresler die Biografie in verschiedene thematisch voneinander abgegrenzte, aber in chronologischer Reihenfolge geordnete Kapitel. Auffällig ist, dass er der Ahnen- und Familiengeschichte Mussolinis gleich drei Kapitel widmet und von Charaktereigenschaften und Einstellungen der Eltern auf selbige bei Mussolini schließt. So habe er die „unbändige Wildheit“39, den „leidenschaftlichen Freiheitsdrang“40 und die „Hingabe an die Politik“41 vom Vater und die „Geradheit der Gesinnung“42 von der Mutter geerbt. Hier fließt die Abstammungs- und Rassenlehre des Nationalsozialismus in Dreslers Betrachtung mit ein und er bemisst dieser viel mehr Wert als noch 1924, als er Mussolinis Familiengeschichte nur ein kurzes Kapitel widmete und sogar Spekulationen und Gerüchte über dessen mögliche jüdische Abstammung besprach, diese aber natürlich negierte.43
[...]
1 Vgl. Ernst KLEE, Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was von und nach 1945, Frankfurt 2007, S. 121.
2 Kilian BARTIKOWSKI, Der italienische Antisemitismus im Urteil des Nationalsozialismus 1933-1943, Berlin 2013, S. 88.
3 Emilio GENTILE, Der Faschismus. Eine Definition zur Orientierung, in: Mittelweg 36, 16 (2007), H. 1, S. 82.
4 Ebd.
5 Ebd.
6 Vgl. Ebd. S.81-82.
7 Ebd. S. 89.
8 Ebd. S. 99.
9 Ebd.
10 Vgl. Ebd. S. 98-99.
11 Ebd. S. 94.
12 Ebd.
13 Vgl. Ebd. S. 88-89.
14 Deutschnationale Volkspartei: Sie formierte sich nach dem Ersten Weltkrieg aus den konservativen Vorkriegsparteien und umfasste Deutsch-Konservative, Völkische und Nationalliberale, die sich u.a. gegen die Demokratie und den Versailler Vertrag positionierten., Vgl. aus: Sigmund NEUMANN, Die Parteien der Weimarer Republik, Stuttgart u.a.51986, S. 61-65.
15 Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei: Sie ging von einer militanten Protestbewegung aus und entwickelte sich aus der Deutschen Arbeiterpartei, ab 1920 in NSDAP umbenannt, die sich u.a. gegen den Parlamentarismus und den Versailler Vertrag stellte., Vgl. aus: Ebd., S. 73-77.
16 Dieses skizzierte Spektrum ist nicht als Spektrum von „gemäßigt rechts“ bis „radikal rechts“ zu verstehen, sondern soll nur aufzeigen, dass es mehrere rechte Strömungen mit unterschiedlichen Grundsätzen gab. Die hier angeführten Parteien sind die beiden relevantesten in der weiterführenden Ausführung der Arbeit.
17 Zitiert aus einer Rede von Benito Mussolini in Neapel am 24.10.1922, in: Adolf DRESLER, Der Faschismus, in: Hans WEBERSTEDT/Otto LEHMANN, Der völkische Sprechabend (Sprechabend 12), Berlin 1924, S. 3.
18 Ebd. S. 19.
19 Ebd. S. 3.
20 Ebd.
21 Ebd.
22 Ebd. S. 4
23 Vgl. S. 30-31.
24 Ebd.
25 Ebd.
26 Ebd.
27 Ebd. S. 29.
28 Ebd. S. 30.
29 Ebd. S. 31.
30 Vgl. Ebd. S. 29-31.
31 Hammer-Verlag: Der völkisch-antisemitische Verlag wurde 1902 in Leipzig von Theodor Fritsch gegründet und veröffentlichte u.a. viele prägende antisemitische Schriften und Bücher., Vgl. aus: Andreas HERZOG, Theodor Fritschs Zeitschrift „Hammer“ und der Aufbau des „Reichs-Hammerbundes“ als Instrument der antisemitischen völkischen Reformbewegung 1902–1914, in: Mark LEHMSTEDT/ Andreas HERZOG (Hgg.): Das bewegte Buch. Buchwesen und soziale, nationale und kulturelle Bewegungen um 1900, Wiesbaden 1999, S. 153–182.
32 K. BARTIKOWSKI, Italienischer Antisemitismus, S. 89.
33 Nachfolgend wird die Biografie von 1924 als B24 abgekürzt.
34 Adolf DRESLER, Mussolini, Leipzig 1924, S. 3.
35 Ebd.
36 Nachfolgend wird die Biografie von 1940 als B40 abgekürzt.
37 A. DRESLER, B40, S. 3.
38 Ebd.
39 Ebd. S. 10.
40 Ebd.
41 Ebd.
42 Ebd.
43 Vgl. A. DRESLER, 1924, S. 51.