Entwicklung in Deutschland
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ende Juni kam es zu folgender Einigung :
Die Forschungs- und Entwicklungsfirma Beta Research regelt die unternehmerischen Aspekte;
- Digitales Fernsehen wird ab Ende August zur Funkausstellung Berlin über das Breitbandkabelnetz übertragen;
- Es wird eine elektronische Programmzeitschrift (EPG) geben;
- der d-Box-Decoder der Kirch-Gruppe wurde zum Standard erklärt;
- im Zentrum soll der etablierte Pay-TV-Kanal Premiere (ca. 1,5 Mio. Kunden) stehen, ergänzt durch DF1 (ca. 40.000 Abonnenten).
In Deutschland sind die zuschauerfinanzierten Programme im Aufschwung. Durch das PayTV entsteht in Deutschland ein triales System: Es gibt zuschauerfinanzierte und werbefinanzierte Programme, sowie Privatfernsehen wie wir es jetzt zur Zeit nennen. Zusätzlich gibt es noch die gebühren- bzw. mischfinanzierten öffentlich rechtlichen Fernsehprogramme. Außerdem sind hier die Voraussetzungen so gut, dass viele Zuschauer die Möglichkeit haben werden, das deutlich erweiterte Angebot zu empfangen oder sogar interaktives Fernsehen mit dem Computer zu betreiben
Der Konflikt über den Standart Decoder
Da mit der neuen Übertragungstechnologie Milliarden zu verdienen sind, wollen sich natürlich alle Medienkonzerne die besten und größten Plätze an dieser Goldgrube reservieren.
Eine Schlüsselrolle spielt dabei die sogenannte Set -Top -Box. Sie ermöglicht durch Umwandlung der digitalen Signale in die analoge Bild- und Toninformation, die unsere Fernsehgeräte verarbeiten können, dass die digitalen Programmangebote auch überall zu empfangen sind.
Den Konsumenten nicht zu vergraulen, waren sich nach einigem Hin und Her alle Interessenten einig, nur einen Typ dieses Digitaldecoders, so der technische Name für die Set-Top -Box, auf den Markt zu bringen, mit dem dann alle Programme empfangen werden könnten. Dies galt bis zur letzten Internationalen Funkausstellung in Berlin.
Doch dann fühlte sich der Medienmogul Kirch, dessen Imperium unter anderem SAT 1 und Pro 7 produziert, stark genug, vorzupreschen und eine Eigenentwicklung, die D-Box, Ende Juli 96 auf den Markt zu bringen. Er verfügt aus den Einkäufen zur Vermarktung der Senderechte von Sportereignissen, z.B. der Fußball WM 2002, und unzähligen Spielfilmen, vom alten Kintoppschinken bis zu erst in der Planung befindlichen Kinofilmen, über unvorstellbare Mengen an Sendematerial, das auch eine Vielzahl von Programmen zu füllen vermag.
Die anderen Medienkonzerne, wie auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, haben sich in der MMBG, der Multimedia Betriebsgesellschaft, zusammengeschlossen. Unter der Federführung von Telekom und Bertelsmann (Anteilseigner u.a. an UFA und RTL) ist eine sogenannte Multimediabox entwickelt worden, mit der sowohl über Satellit als auch über Kabel der Empfang digitaler Fernsehprogramme möglich sein wird.
Nach vielen Diskussionen und Spekulationen um die Aufteilung des digitalen Fernsehmarktes meldete sich auch die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten zu Wort und verlangte eine kundenfreundliche Einigung auf ein einheitliches System, das es dem Kabelkunden der Telekom ermöglichen sollte, alle angebotenen Digitalkanäle mit nur einem Decoder zu empfangen. Dies wurde mit einer Empfehlung verknüpft, die begehrten Kabellizenzen nur an Anbieter zu vergeben, die sich dazu verpflichten. Als technische Lösung favorisierten die Landesmedienanstalten Simulscrypt, ein Verfahren, das es dem jeweiligen Decoder ermöglichen soll, auch die verschlüsselten Signale der Konkurrenz zu entschlüsseln. Dieser sanfte Druck veranlasste wahrscheinlich die Telekom zur Rücknahme ihrer Pläne, einen eigenen Decoder zu entwickeln, und zwang Bertelsmann und Kirch zur Zusammenarbeit, wollten diese nicht auf den großen Kabelmarkt von 17 Millionen Haushalten verzichten.
Damit standen die Verbraucher bis Ende Juli vor der Entscheidung, entweder die D-Box und damit das für die Kirchgruppe typische Programmangebot zu wählen oder die Mediabox, die durch den Einfluss vor allem der öffentlich rechtlichen Programme die gewohnt große Programmvielfalt gewährleisten wird.
Der letzte Stand der Dinge nach der im Vorwort angesprochenen Pressekonferenz ist, dass es in der Anfangszeit zwar zwei unterschiedliche Decoder geben soll, diese aber in der Lage sein werden, die Programme des konkurrierenden Programmanbieters zu empfangen und zu dekodieren.
Es bestehen zur Zeit aber noch große Unklarheiten. Zwar wurde mit Simulscrypt ein System gefunden, das es ermöglicht, unterschiedliche Codierungsverfahren zu verwenden. Die Einbeziehung der Konkurrenzprogramme in die Bedienprogramme sollte unproblematisch sein. Noch nicht völlig gelöst ist die Berechnung und Freischaltung der gewünschten Programme. Hier bestand noch großer Verhandlungsbedarf. Favorisiert werden Techniken, die es ermöglichen, ohne ständiges Wechseln einer sogenannten Smartcard die unterschiedlichen Programmpakete zu nutzen und z.B. beim pay per view auch zu bezahlen. Vorübergehend wird es zumindest eine Vermarktung der Programmpakete des Konkurrenten geben.
Dieses Problem ist umso wichtiger, als es ja bei der ganzen Technik vor allem um die Möglichkeit der Schaffung neuer Verdienstmöglichkeiten geht.
Entwicklung und Bedeutung Die Entwicklung in den USA
Es fing damit an, daß Hughes Communications Inc. 1994 ``Direc TV'' ankündigt, während sich die Europäer in dieser Zeit noch mit der bereits veralteten Mac-Norm beschäftigten. es handelte sich dabei um das weltweit erste direkt empfangbare Satellitensystem, das ausschließlich digital komprimierte Programme überträgt .DirecTV richtet sich aus Zeitgründen nicht exakt nach den MPEG2-Standart, da dieser zu jener Zeit noch nicht verabschiedet war. Wenn sich das System durchsetzt, wird die Fernsehindustrie gezwungen sein, alle kommenden Systeme zu Direc TV zu halten.
Die digitale Entwicklung wird in den USA als Chance betrachtet. Zur Zeit investiert die amerikanische Industrie 50 Mrd. DM in diese Entwicklung. Auch von der Regierung wird diese Entwicklung mit 2 Mrd. DM jährlich finanziell unterstützt. Heutzutage bieten schon viele Kabelgesellschaften in den USA den Nutzern die Möglichkeit, aus vielen Kanälen sich ein Kanalbouquet nach individuellen Wünschen zusammenzustellen, nach dem sich dann auch die Gebühren richten. Auch Pay per View Systeme werden zunehmend angeboten.
Die Entwicklung in Europa
Ende 1993 einigten sich zwölf europäische Länder in einem Memorandum of Understanding (MoU), möglichst rasch eine Spezifikation für die Übertragung digitaler Fernsehsignale über Satellit sowie für die Übertragung in Kabelnetzen zu erstellen; als Datum der Einführung war 1995 geplant.
In Europa wird die Entwicklung in den verschiedenen Ländern unterschiedlich schnell fortgesetzt, wobei Deutschland und England die Spitzenreiter sind, da dort der Satellitenempfang schon erheblich verbreiteter ist, und die terrestrische Verbreitung ziemlich teuer wäre. Frankreich spielt in dieser Hinsicht eine Sonderrolle, weil die ASTRA- Satellitenempfänger durch die französische Medienpolitik hier noch nicht sehr verbreitet sind.. In England gibt es seit September 1993 das BSkyB-Multichannel Modell. Das ist ein verschlüsseltes Angebot von ca. 10 Kanälen. Durch die geschickte, frühe Einführung dieses Modells werden andere Fernsehgesellschaften gezwungen, sich diesem Modell anzupassen.
Der führende europäische Satellitenbetreiber SES, der auch für die ASTRA Satelliten zuständig ist, hat angekündigt bis Mitte der 90er Jahre Kapazitäten für 500 Programme anzubieten. Derzeit gibt es 3 ASTRA Satelliten, die Kapazitäten für 48 analoge Programme anbieten.
Die Entwicklung der Fernsehübertragung in Europa war in den vergangenen Jahren eindeutig von den Möglichkeiten des Satellitenrundfunks geprägt. Insbesondere die Satelliten des Typs ASTRA haben durch das Prinzip der Co-Positionierung (d. h. alle Satelliten befinden sich am gleichen geostationären Standort und können mit einem Parabolspiegel empfangen werden) zu einer enormen Verbreitung von privaten und gemeinschaftlichen Satellitenempfangsanlagen geführt. Die gute Akzeptanz von analoger Satellitenübertragung war prinzipiell förderlich für die Entwicklung neuer Übertragungsmethoden.
Digitales terrestrisches Fernsehen - in Großbritannien Realität
Etwas anders verhält es sich mit der Aufrüstung und Umstellung der analogen terrestrischen Sendernetze in Europa. Die meisten Privat-TV-Anbieter setzten von vornherein auf die Verbreitung durch Kabelnetze bzw. Satellitenempfang. Die Verbreitung über analoge terrestrische Sender war nicht nur aufgrund politischer, sondern auch technischer Voraussetzungen (Mangel an verfügbaren Frequenzkapazitäten) nur eingeschränkt machbar. Neue Perspektiven für den terrestrischen Sendeweg eröffnete erst die Digitalisierung, da durch Weiterentwicklung von Komprimierungsverfahren die Anzahl der Programme, die pro Sender übertragen werden können, schlagartig vervielfacht wurde.
Digitales terrestrisches Fernsehen ist bereits im Stadium der Verwirklichung. Seit November 1998 bietet in Großbritannien die Plattform "ONdigital" digitales terrestrisches Fernsehen an. Pilotprojekte bzw. Testbetrieb besteht in Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden und den skandinavischen Ländern bzw. wird 1999 aufgenommen. In zahlreichen anderen Ländern, wie z. B. Spanien, wird der Einstieg forciert.
Studie zur Entwicklung des digitalen Fernsehens in Europa
Im Auftrag der „Federazione nazio-nale di settore di Confindustria“ führte Italmedia Consulting die Studie „Il futuro della televisione: Internet, Interattivita', Convergenza“ durch Die Verfasser gehen von 9 Millionen Haushalten mit digitalem Fernsehen im Jahr 1999 aus und erwarten ein Wachstum auf 50 Millionen Haushalte im Jahr 2004. Wichtigste Erlösquelle in diesem Bereich bleibt nach Ansicht Verfasser das Teilnehmerentgelt (Anteil von 96 Prozent in 1999). Die Verbreitung digitalen Fernsehens erfolgt in erster Linie über Satellit (78,5 Prozent), gefolgt von Kabel (15,5 Prozent) und der terrestrischen Verbreitung (6 Prozent). Neben dieser Studie wurde von der genannten Vereinigung auch eine Untersuchung zum „digitalen Wettbewerb“ veröffentlicht, in der u.a. die Entwicklung von Geschäftsmodellen und Effekte der Konvergenzentwicklung behandelt werden.
Quellen:
www.digitv.de
www.set -top -box.de
www.berlin-online.de (Zeitungsarchiv)
- Arbeit zitieren
- Firat Sevim (Autor:in), 2000, Digitales Fernsehen, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/104054