Für neue Kunden:
Für bereits registrierte Kunden:
Hausarbeit, 2021
29 Seiten, Note: 1.3
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Vorurteile
2.1 Definition Vorurteil
2.2 Merkmale von Vorurteilen
2.3 Entstehung von Vorurteilen
2.4 Vorurteile gegenüber Frauen
2.5 Vor- und Nachteile von Vorurteilen
3. Praxisbeispiele
3.1 Das Ökonomie-Vorurteil
3.2 Das Kompetenz-Vorurteil
3.3 Das Motivations-Vorurteil
4. Handlungsempfehlungen und Interventionsmöglichkeiten
4.1 Trainings zur Sensibilisierung
4.2 Transparente Recruitingprozesse
5. Diskussion
6. Fazit
Literaturverzeichnis
Internetquellen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Ursachen und Ausdrucksweisen von Einstellungen
Abbildung 2 Unterschiede in den Management-Kompetenzen
Obwohl der Frauenanteil an den Erwerbstätigen insgesamt deutlich zugenommen hat, beschränkt sich ihre Berufswahl immer noch häufig auf ein begrenztes Spektrum an Tätigkeiten, gleichzeitig zeigen sich seit Anfang der neunziger Jahre nur geringe Veränderungen der Frauenanteile in einzelnen Berufsgruppen.1 Empirische Analysen bestätigen, dass von den 42 % der erwerbstätigen Frauen sich nur 3,7 % in Führungspositionen befinden, obwohl festzustellen ist, dass ein hoher Frauenanteil in Führungspositionen sich nicht nur äußerst positiv auf die ökonomische und soziale Ebene auswirkt, sondern von Frauen geführte Unternehmen im Durchschnitt auch doppelt so schnell wachsen wie von Männern geleitete Unternehmen.2
Daher stellt sich die Frage, warum Frauen trotz gewandelter Geschlechterrol- len, eines hohen Bildungsniveaus und einer daraus resultierenden hohen Qualifizierung, vielfältiger arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen und gesetzlicher Regelungen noch immer in Leitungsfunktionen unterrepräsentiert sind? Die Beantwortung dieser Frage gestaltet sich aus wissenschaftlicher Sicht nicht leicht, denn anhand von Erkenntnissen diverser Studien ist es zwar möglich, Aussagen über die Anzahl von Frauen in Führungspositionen zu treffen und deren Entwicklung zu begutachten, jedoch sind die tatsächlichen Gründe für den geringen Frauenanteil bisher schwer zu interpretieren. Hinzu kommt, dass laut der Soziologin Barbara Maria Blattert die formale Gleichberechtigung und das Recht auf Chancengleichheit mitnichten garantieren, dass die Gleichstellung tatsächlich verwirklicht wird. Darüber hinaus kann genannter Umstand sogar missbraucht werden, um eine bestehende Ungleichheit zum individuellen Problem zu deklarieren, was die Benachteiligung von Frauen als individuelles Problem an die Betroffenen zurückgibt und somit dazu führt, bereits Erreichtes zu deformieren, da bis dato Einsichten in strukturelle Zusammenhänge oftmals unberücksichtigt bleiben.3
Worauf ist es nun zurückzuführen, dass Frauen im Bereich der Erwerbsarbeit diskriminiert werden und die Ressourcen von Frauen bislang nicht ausreichend genutzt werden? Reicht eine einfache Vereinbarkeitsproblematik von Familie und beruflicher Karriere aus, den geringen Frauenanteil in oberen Führungsfunktionen zu erklären? Oder sind primär Vorurteile und Stereotype die Grundlage dieser Problematik? Ziel dieser Arbeit ist es die verschiedenen Ursachen dieses Phänomens aufzuzeigen und anhand psychologischen Fachwissens näher zu betrachten, um geeignete Maßnahmen und Interventionen zur Maximierung des Anteils weiblicher Führungskräfte zu erarbeiten.
Die Struktur der vorliegende Hausarbeit ist durch einen theoretischen sowie einen Praxisteil geprägt. Zunächst werden die wichtigsten theoretischen Grundlagen vermittelt, die Definition von Vorurteilen und deren Entstehung erläutert, sowie deren Vor- und Nachteile aufgezeigt. Daran schließt ein Praxisteil, in welchem Beispiele für Vorurteile eruiert werden, die Frauen an ihrem beruflichen Aufstieg hindern. Im Anschluss werden die Problematik des Praxisteils und aktuelle, gesellschaftliche Hintergründe diskutiert sowie präventive Maßnahmen zum Abbau geschlechtsbezogener Vorurteile auf Grundlage verschiedener Modelle abgeleitet. Die Arbeit schließt mit einem perspektivischen Ausblick auf künftige Entwicklungen der Karrierechancen von Frauen sowie die Bedeutsamkeit neuer ökonomischer und sozialer Sichtweisen, die durch eine verstärkte Partizipation von Frauen in Führungspositionen auch zu wettbewerbsentscheidenden Vorteilen für die Organisationen selbst führt.
Allport (1954) versteht ein Vorurteil als eine Antipathie gegen eine Gruppe oder ein Individuum, die sich auf eine fehlerhafte, starre Verallgemeinerung gründet.4 Somit sind Vorurteile Einsstellungen gegenüber einer fremden Gruppe bzw. deren Mitgliedern, die diese aus Eigeninteresse oder zum Vorteil der eigenen Gruppe direkt oder indirekt abwertet.5 Der Begriff Vorurteil wird hauptsächlich durch seinen normativen, moralischen Gehalt bestimmt, weshalb sich Vorurteile von anderen Einstellungen nicht durch spezifische innere Qualitäten, sondern durch ihre soziale Unerwünschtheit unterscheiden. Aufgrund dieses normativen Gehalts sind Vorurteile nicht absolut, sondern nur relativ auf ein bestehendes Wertsystem hin zu definieren, nämlich als Abweichung von den Wissens- und Moralstandards einer Gesellschaft, weswegen sich diese je nach sozialen Gruppen (Schichten, Ethnien, Religionsgemeinschaften etc.) unterscheiden können.6 Aufgrund dieser Kategorisierung wird bspw. eine bestimmte Gruppe von einem Individuum als sogenannte Fremdgruppe (Outgroup) wahrgenommen, während es sich einer Eigengruppe (Ingroup) zugehörig fühlt.7
Wie Vorurteile geäußert werden unterliegt dem Wandel gesellschaftlicher Veränderungen, dennoch können Vorurteile selbst bei gesellschaftlicher Ächtung weiterhin bestehen und als subtile Diskriminierung aufrechterhalten werden. Ebenso ist festzustellen, dass sich Vorurteile in den unterschiedlichsten Bereichen sowie auf verschiedenen Ebenen finden lassen, jedoch nicht bei jedem Individuum und nicht in allen Situationen gleichermaßen auftreten.8
In sämtlichen Gesellschaftsformen der Welt sind Vorurteile ein verbreitetes Phänomen, das sich lediglich in den einzelnen Formen der sozialen Gruppe, den jeweiligen Vorurteilen und dem Ausmaß der Diskriminierung unterscheidet.9 Unconscious Biases sind Teil der täglichen Entscheidungspraxis. Daher ist es aufgrund der Vielfalt an Biases illusorisch davon auszugehen, dass Möglichkeiten existieren, Entscheidungen frei und objektiv zu treffen.10 Ross (2014) fasst diesen Fakt in einem pragmatischen Satz zusammen: „If you are human: you are biased“.11
Eagly und Chaiken (1993) definieren Einstellungen als eine psychische Tendenz, ein Objekt mit einem gewissen Grad an Zuneigung oder Abneigung zu bewerten.12 Als Objekt können bspw. Gegenstände, Menschen, Ideen oder Gemeinschaften bewertet werden. Die Einstellung, die als Bewertung eines Objekts definiert wurde, kann sich auf zwei Arten unterscheiden. Einerseits lassen sich Einstellungen in Bezug auf ihre Richtung (Valenz) differenzieren, da sie positiv, negativ oder auch neutral sein können. Andererseits werden Einstellungen in Bezug auf ihrer Stärke unterschieden.
Allgemein wird eine Einstellung als Zustand einer gelernten und relativ dauerhaften Bereitschaft definiert, in bestimmten Situationen gegenüber einem betreffenden Objekt mehr oder weniger stark positiv bzw. negativ zu reagieren.13 Sie umfasst einerseits die Art der Gerichtetheit des selektiven Vorgehens sowie andererseits die seelische Haltung gegenüber einer Sache, einer Idee oder einer Person und ist verbunden mit einer Wertung oder einer Erwartung.14 Somit sind Einstellungen erlernt, relativ stabil, abgespeichert und situativ abrufbar und werden von den Variablen Werte, Normen, Lebensstil und Ziele beeinflusst.15 Meinungen sind verbalisierte Einstellungen. Überzeugungen hingegen sind kognitive Präferenzen bzw. relativierte Einstellungen. Für das Gesamtkonzept der sozialen Einstellung sind relativ überdauernde Tendenzen der Bewertung, Wahrnehmung und des Verhaltens wesentlich.16
Häufig wird die Struktur von Einstellungen mit Hilfe des „Drei-KomponentenModells“ von Rosenberg und Hovland (1960) beschrieben, die Ursachen sowie auch Ausdrucksweisen von Einstellungen enthalten. Diese bestehen aus affektiven, kognitiven und Verhaltenskomponenten.17 Diese Komponenten können gemeinsam auftreten, wobei es durchaus möglich ist, dass lediglich zwei Komponenten wirken, oder gar nur eine auftaucht. Solomon und Bamossy erweiterten diese „Drei-Komponenten-Theorie“ zum „ABC-Modell“, das die drei Komponenten als Ausdrucksweisen von Einstellungen aufnimmt und gleichzeitig als Ursache von Einstellungen mit einbezieht.18
Auf der kognitiven Ebene befinden sich die Stereotypen, die sich gedanklicher Natur auf das beziehen, was wir über eine Person innerhalb ihrer Gruppenzuordnung denken. Hierbei werden gewisse Eigenschaften bzw. Merkmale einer ganzen Gruppe zugeschrieben, ohne eine Unterscheidung der einzelnen Individuen der Gruppe in Betracht zu ziehen.19 Kognitiv basierte Einstellungen entstehen aus objektiven Informationen und relevanten Fakten. Vor- und Nachteile eines Objekts werden gegenübergestellt und aufgrund des Ergebnisses wird eine Bewertung abgegeben.20 Hierbei können Stereotype positiv und negativ ausgelegt werden, indem durch kulturellen Einfluss verschiedene Tendenzen zur Kategorisierung bestimmter Normen Einfluss auf ein Merkmal nehmen. Diese Eigenschaften können Geschlecht, Haarfarbe, Beruf o. ä. sein.21 Das Wissen, auf dem Stereotypen basieren, ist in den meisten Fällen unvollständig, bilden jedoch die Grundlage für die Entstehung von Vorurteilen.
Die affektive Komponente beinhaltet die Emotionen. Sie repräsentiert die Art und die Stärke der Emotion. Emotionen können Bindungen und Verknüpfungen stärken und tragen somit dazu bei, dass mit Emotionen zusammenhängende Vorurteile schwer ablegbar sind.22 Emotionale Zustände, die die eigenen Bedürfnisse und Selbstkonzeption beeinflussen, können objektive Empfindungen erschweren und damit die Steuerung der Wahrnehmung beeinflussen, was zur Folge hat, dass emotionale Aspekte eines Vorurteils nur bedingt durch logische Argumentation verändert werden kann.23 Affektiv basierte Einstellungen können unterschiedliche Quellen aufweisen. Einerseits entstammen sie dem Wertesystem des Individuums, seinen moralischen, ethischen oder religiösen Überzeugungen. Zu diesen zählen die Einstellung gegenüber Abtreibung oder Todesstrafe. Andererseits können sie sich aus einer sensorischen oder ästhetischen Reaktion herausbilden, wie bspw. die Einstellung gegenüber Schokolade oder einer Farbe. Zudem können affektiv basierte Einstellungen konditioniert werden.24
Die Verhaltenskomponente geht auf die Beobachtung des eigenen Verhaltens zurück. In seltenen Fällen wird ein Verhalten gezeigt und erst aufgrund dessen eine verhaltensbasierte Einstellung gebildet.25 Diese dritte Komponente wird als Diskriminierung betitelt, da sie als ungerechtfertigte oder schädliche Handlung gegenüber Mitgliedern einer bestimmten Gruppe aufgrund deren Zugehörigkeit eingesetzt wird.26 27
Es bestehen zwei unterschiedliche Betrachtungsweisen hinsichtlich der Entstehung von Einstellungen. Die ältere Vorstellung geht davon aus, dass Einstellungen durch eigene Erfahrungen oder von anderen gelernt (Modell-Lernen), im Gedächtnis abgespeichert und situativ abgerufen werden können. Dies bringt die Annahme mit sich, dass Einstellungen eine hohe Stabilität aufweisen. Die zweite Vorstellung geht nicht von einem Erlernen und Abspeichern der Einstellungen aus, sondern davon, dass Einstellungen in jeder Situation aufgrund der vorhandenen Informationen wieder neu konstruiert werden. Diese Sichtweise bringt mit sich, dass Einstellungen instabil sind.28 Ebenso gibt es Belege für eine genetische Komponente zur Entstehung bestimmter Einstellungen. Studien zeigen, dass eineiige Zwillinge, selbst wenn sie in unterschiedlichen Familien aufwuchsen, mehr gemeinsame Einstellungen haben als zweieiige.28
Ebenso spielen soziale Kategorisierungen eine große Rolle bei der Entstehung von Vorurteilen. Diese Art, Individuen in Eigen- und Fremdgruppen zu unterteilen, entsteht durch Prozesse der sozialen Kognition und schafft Stereotype und Vorurteile. Das bedeutet, dass innerhalb dieser Kategorisierungsprozesse die Unterschiede innerhalb der eigenen sozialen Gruppe als gering eingeschätzt werden, während Unterschiede zu fremden Gruppen hervorgehoben werden.29 Normative Regeln hingehen nutzen die institutionelle Diskriminierung, um die Normen und deren Wirkung strukturell durchzusetzen. Grundlage hierfür ist der Wunsch, Konformität und Akzeptanz zu erlangen sowie sich an die gesellschaftliche Struktur anzupassen. Das Ziel dieses Wunsches verleitet Individuen dazu, sich stereotypischen Vorurteilen und Überzeugungen zu fügen und eine kritische Auseinandersetzung zu vermeiden. In Folge von normativen Veränderungen innerhalb einer Gesellschaft verändern bzw. ändern sich zumeist auch die bestehenden Vorurteile in Form der Anpassung.30
Der Attributionsfehler beschreibt in der Psychologie die Zuschreibung bestimmter Eigenschaften als Ursache für das Handeln von Menschen, nicht aber der situationsbedingten Ursachen. Grundlage für den Prozess ist, dass das Individuum Gefühle unzureichend schlussfolgert. Hierbei kann zwischen dem Handelnden und dem Beobachter eine Disposition entstehen, indem eigene Verhaltensweisen stärker in Beziehung zu einer Situation gesetzt werden, sodass die Verhaltensweisen eines anderen Individuums verstärkt mit Dispositionen erklärt werden. So werden bspw. laut Jones und Nisbett (1972) anhand des AkteurBeobachter-Fehlers Unterschiede in der Wahrnehmungsperspektive erklärt. Menschen neigen dazu, in einem bestimmten Kontext eher die Anforderungen und Charakteristika der Situation zu sehen, während die eigene Person aus dem Wahrnehmungsfokus zurücktritt. Bei Beobachtern ist dies umgekehrt, da die beobachtete Person im Zentrum der Wahrnehmung steht.32
Wie in Kapitel 2.3 erläutert, ist die Entstehung von Vorurteilen vielfältig und umfasst verschiedenste Faktoren. Im Folgenden wird auf geschlechtsbezogene Behauptungen bzw. stereotype Vorstellungen eingegangen, die zu einer Stabilisierung der Geschlechtsungleichheit beitragen.
Stereotype sind verfestigte, schematische kognitive Formeln bezüglich der Eigenschaften einer bestimmten Gruppe von Personen und besitzen eine komplexitätsreduzierende Wirkung. Die Verwendung von Geschlechterstereotypen macht im Alltag durchaus Sinn, weil sie die Interaktion vereinfachen, indem sie vorgeben, was von einem Individuum aufgrund seines Geschlechts erwartet werden kann und wie sein Verhalten bewertet und auf dieses reagiert werden muss.31 Die Kategorisierung von Menschen nach dem Geschlecht wird mit einer leichten Anwendbarkeit begründet, da im Vergleich zu anderen Stereotypen nur zwei Ausprägungen vorhanden sind und die Erfahrung mit den Geschlechtern bereits im frühen Kindesalter gemacht wird. Betrachtet man die Geschlechtsstereotype als kognitive Strukturen, sind diese vom Prozess der Stereotypisierung zu unterscheiden. Stereotypisierungsprozesse erfolgen automatisch und beeinflussen den Prozess der Wahrnehmung teilweise unbewusst, da Informationen, die zum Geschlechtsstereotyp passen bzw. nicht passen, selektiv wahrgenommen und verarbeitet werden. Gleichzeitig können Erwartungen, die auf Geschlechtsstereotypen basieren, entsprechend begründetes Verhalten hervorrufen. Als Folge stabilisieren sich die Geschlechtsstereotype.32 Daher können Geschlechtsstereotype zu Abgrenzungen und Benachteiligungen führen sowie langfristig Ungleichheiten verfestigen.33
Vorurteile helfen Menschen, auf ihre komplexe Umwelt zu reagieren und ein orientierungs-, urteils-, und handlungsfähiges Reagieren auf neue Informationen auch bei begrenzter Ressourcenverfügbarkeit zu ermöglichen.36 Als allgemeine Überzeugungen können Vorurteile von Akteuren in deren jeweiligen Lebenswelten und primären Bezugsgruppen beschrieben werden, die durch Interaktion bekräftigt werden und dadurch eine symbolische Form „sozialer Distanzierung“ darstellen, die eine Grenze zwischen der sozialen Bezugsgruppe und der Fremdgruppe zieht. Werden Vorurteile als Teil kollektiver Überzeugungen betrachtet, kann man sie hinsichtlich der Abwägung zwischen geringen individuellen Kosten und hohem sozialen Nutzen als äußerst effektiv und als bewusste oder unbewusste Investitionen in die Inklusion einer bestimmten Bezugsgruppe sowie als permanenten Absicherung des Bleiberechts in der sozialen Gemeinschaft bezeichnen. Durch die Bekundung des richtigen Wissens wird in die Inklusion der Bezugsgruppe investiert und man selbst aufgewertet.34 Die durch den sozialen Vergleichsprozess entstandene hohe positive Selbsteinschätzung dient weiter bei der Abwehr von Schuldgefühlen, innerpsychischen Konflikten und Selbstkritik, was eine Verstärkung des positiven Selbstwerts zur Folge hat. Ebenso stärkt die verspürte Verbundenheit das Zusammengehörigkeitsgefühl und die gegenseitige Sympathie, indem die Abgrenzung die eigene Identität und Positionierung im Gruppengefüge fördert.35 Ebenso dienen Vorurteile dazu, eine vertraute Sinnwelt zusammenzuhalten, weswegen in sozialen Übergangsphasen wie bspw. gesellschaftlichen Umbrüchen oder individuellen Krisen oftmals Versuche unternommen werden, die alte Sinnwelt zusammenzuhalten.39
Ökonomische Vorurteile stützen sich auf die Annahme eines erhöhten Kostenrisikos von Frauen und gehen auf die traditionelle Vorstellung zurück, dass die Mutter- und Hausfrauenrolle als elementare Bestimmung der Frau gilt. Diese Sichtweise vertritt die Vorstellung, dass die Frau in den ersten Lebensjahren des Kindes unersetzbar ist und sich gegen die Erwerbsarbeit zu entscheiden hat, während ein Berufsaustritt beim Mann nicht vorgesehen ist. Somit wird Frauen im gebärfähigen Alter ein höheres Fluktationsrisiko zugeschrieben, weswegen sie aus Sicht vieler Unternehmen ein größeres Kostenrisiko darstellen. Dies wiederum führt dazu, dass es auf Grundlage der ökonomischen Rationalität sowie der Vermeidung von Fehlinvestitionen als ökonomisch sinnvoll angesehen wird, das Kostenrisiko zu senken, indem möglichst wenig Frauen eingestellt werden. Somit ist festzustellen, dass aus dieser Sicht das Geschlecht als Ressource verstanden und unter dem Aspekt des Wertschöpfungspotenzials betrachtet wird.36 Zusätzlich werden aufgrund dieser rationalen Kosten-Nutzen-Analysen oftmals Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen weiblicher Führungskräfte minimiert, um die Kosten für Fehlinvestitionen zu vermeiden.37
[...]
1 Vgl. DESTATIS (2019).
2 Vgl. Tewes (2009), S. 36.
3 Vgl. Blattert (1998), S. 71ff.
4 Vgl. Six (2021), S. 1900.
5 Vgl. Spears/Tausch (2014), S. 509.
6 Vgl. Bergmann (2006), S, 1.
7 Vgl. Schindler/Bartsch (2019), S. 3.
8 Vgl. Werth/Mayer/Seibt (2020), S. 244.
9 Vgl. Abels (2009), S. 240.
10 Vgl. Heufers/Voß (2019), S. 213.
11 Vgl. Ross (2014), S. 1.
12 Vgl. Eagly/Chaiken (1993), S. 1.
13 Vgl. Trommsdorff/Teichert (2011), S. 126.
14 Vgl. Six (2020), S. 466.
15 Vgl. Trommsdorff/Teichert (2011), S. 178.
16 Vgl. Mummendey (1979), S. 14.
17 Vgl. Triandis (1975), S. 4 f.
18 Vgl. Kroeber-Riel/Gröppel-Klein (2013), S. 242f.
19 Vgl. Fischer/Jander/Krüger (2018), S. 116.
20 Vgl. Aronson/Wilson/ Akert (2014), S. 218.
21 Vgl. Six/Petersen (2008), S. 97f.
22 Vgl. Aronson/Wilson/Akert (2014), S. 480ff.
23 Vgl. Klein (2014), S. 32.
24 Vgl. Aronson/Wilson/Akert (2014), S. 218 f.
25 Vgl. Aronson/Wilson/Akert (2014), S. 221.
26 Vgl. Josten/Kahnert (2011), S. 120.
27 Vgl. Werth/Meyer (2007), S. 206.
28 Vgl. Aronson/Wilson/Akert (2014), S. 218.
29 Vgl. Hastedt/Wagner (1998), S. 18f.
30 Vgl. Abels (2009), S. 493f.
31 Vgl. Tonn (2016), S. 74.
32 Vgl. Sczesny/Stahlberg, (2002), S. 36ff.
33 Vgl. Tonn (2016), S. 74.
34 Vgl. Abels (2009), S. 254f.
35 Vgl. Thomas (2006), S. 5.
36 Vgl. Tonn (2016), S. 79.
37 Vgl. Friedel-Howe (1991), 389f.