Produktionstechniken der Qualitätskartoffel
Vor dem Kartoffelanbau muss sich der Landwirt über die Fruchtfolgenplanung Gedanken machen. Er muss die Fruchtfolge so einteilen, dass sie nicht zu eng ist, d.h. dass eine Frucht auf einem Feld nicht zu oft angebaut wird, um Probleme wie Nematoden bei Hack- früchten zu vermeiden. Außerdem sollten die verschiedenen Kartoffelsorten den Standor- ten zugeteilt werden, d.h. eine anspruchsvolle Sorte sollte auf gutem Boden angebaut werden. Unempfindlicheren Sorten macht es kaum etwas aus, auf leichteren Böden zu wachsen. Bei der Betrachtung der Ware in der Ernte lässt sich aber durchaus erkennen, auf welchem Standort die Knollen gewachsen sind. Die Bodenkörnung entscheidet über die Struktur und Farbe der Schale. Schwerere, feinkörnigere Böden liefern feinschalige helle Ware. Diese guten Kartoffelböden sind in unserer Region oft zu finden.
Eine gute Vorfrucht für die Kartoffel ist Getreide. Nach der Getreideernte sollte das lose Stroh durch eine sorgfältige Stoppelbearbeitung gut verteilt und auf schwereren Böden die Grundnährstoffe je nach Bedarf ausgebracht und eingearbeitet werden. Auf leichten Böden ist Kali erst im Frühjahr auszubringen; die Auswaschung soll vermieden werden. Zu Kartoffeln wird kein Kalk ausgebracht. Es wird ein Ph- Wert von 5,5 - 6 angestrebt. Durch Kalk wird die Schorfanfälligkeit gefördert. Zu viel Stroh ist ebenfalls nicht von Vorteil. Nach der Einarbeitung des Strohs ist Ölrettig eine optimale Zwischenfrucht.
Im Spätherbst wird der Acker gepflügt. Hierbei ist es nicht entscheidend ob der Standort leicht oder schwer ist. Der schwerere Boden wird vor dem Winter gepflügt, weil die entstandenen Schollen durch den zu erwarteten Frost auseinanderfallen sollen. Im Frühjahr wollen wir einen feinkrümeliges, mildes Land vorfinden, um das Roden im Herbst zu erleichtern. Der leichte Boden wird im Herbst ebenfalls durchfurcht, um seine Wasserspeicherkapazität zu erhöhen. Denn ein loser Boden ist in der Lage mehr Feuchtigkeit aufzunehmen und zu halten. Beim Pflügen ohne Packer ist darauf zu achten, dass keine Pflanzenreste der Vorfrucht an der Oberfläche bleiben.
Wenn der Acker im Frühjahr abgetrocknet ist, werden weitere notwendige Nährstoffe unter Beachtung der N-min Untersuchung ausgebracht. Ein guter Dünger ist Diammonphosphat, es enthält Ammoniak und Phosphorsäure. Diese Düngung wird im Boden mit einer Kreiselegge 10-15cm tief durchgearbeitet. 15 Minuten nach diesem Vorgang sollte der Boden grau werden, ist dies nicht der Fall, hat man mit der Bearbeitung zu früh begonnen. Danach werden die vorgekeimten Kartoffeln im Reihenabstand von 75 cm und einem Knollenabstand von 25-28 cm mit einer Pflanzmaschine in einen feinkrümeligen Boden gepflanzt (gleichgroße Knollen-form). Das ergibt 4.7 - 5,3 Pflanzkartoffeln auf den m2.
Das Saatgut sollte von Zuchtbetrieben erworben werden, um die Qualität und den Ertrag zu sichern. Außerdem ist gewährleistet, dass die Kartoffeln nicht von Krankheiten und Bakterien befallen sind. Die andere Möglichkeit der Saatgutbeschaffung ist die eigene Vermehrung. Sie hat den großen Vorteil, dass es sehr viel günstiger ist. Auch die Sortenan- fälligkeit für Krankheiten ist zu beachten. Momentan wird das Pflanzgut in unserer Kartof- felregion zu 15-20% getauscht (neu erworben). Hier liegt eine große Gefahr, denn bei Eigenvermehrung drohen Krankheiten, die die Qualität drastisch absenkt. Die Knollen werden etwa 4 Wochen vor dem Pflanzen nicht mehr sortiert und möglichst bei ca. 10-15 °C gelagert, um das Ankeimen zu fördern. Allerdings ist darauf zu achten, dass die Keime der Kartoffel nicht zu lang werden, um das Brechen der Triebe beim Pflanzen zu verhindern. Außerdem wird die Pflanzkartoffel gebeizt, um sie vor Fußkrankheiten (Rizoktonia) zu schützen. Es gibt zwei Arten der Beizung: Die erste und beste Methode ist die Flüssigbeizung. Hier wird jede Knolle direkt beim Pflanzen von einer Düse bespritzt. Bei entsprechenden Maschinen ist diese Beizug leicht anzuwenden. Die zweite nachteiligere Methode ist die Trockenbeizung. Die Kartoffel wird vor dem Pflanzen mit einem Pulver bestäubt. Diese Weise der Beizung ist sehr aufwendig und gesundheits- schädlich. Der Vorteil dieses Verfahrens ist der günstige Preis des Pulvers. Beim Pflanzen soll die Knolle möglichst schonend behandelt werden, um möglichst viel Keime an dem Erdapfel zu behalten. In einem Arbeitsgang wird die Saat gepflanzt und über ihr ein kleiner Damm gehäufelt.
Durch den noch relativ kleinen Damm erwärmt sich der Boden um die Knolle schneller, hierdurch schreitet die Keimung schneller voran. Als nächstes folgt die N-Gabe. Der Umfang dieser Düngung ist sortenbedingt. Die Sorte Linda benötigt nur eine sehr geringe Menge an Stickstoff (ca. 90-100kg/N/ha). Die wohl bekannteste und ertragreichste Sorte Cilena benötigt hingegen (ca. 150kg/N/ha). Im Rechenbeispiel wird von 400 dt/ha Ertrag ausgegangen.
Beispiel:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die ermittelten 98kg/ha N werden in Form von Kalkammonsalpeter und schwefelsaures Ammoniak auf die vorgehäufelten Kartoffeldämme gestreut.
Zuviel Stickstoff führt zu einer hohen Nitratbelastung, die gesundheitsschädlich ist. Diese kann beim Kochen zu einer Schwarzfärbung führen. Wenig belastete Kartoffeln zeichnen sich durch guten Geschmack und eine helle Farbe aus. Auch führt eine hohe Menge an Dünger zu sehr großen Knollen, die in Folge ihrer Größe innen hohl werden. Außerdem ist der Preis für große Kartoffeln nicht so gut.
Ca. 14 Tage nach dem Pflanzen werden die Kartoffeldämme angehäufelt und somit der zuvor ausgebrachte Stickstoff eingearbeitet. Beim Häufeln ist darauf zu achten, dass man genau in der Spur der Pflanzmaschine fährt, sodass die gepflanzte Knolle genau in der Mitte des Dammes liegt. Hiermit verhindert der Landwirt, dass die Kartoffelstaude seitlich aus dem Damm wächst und die Kartoffeln grün werden. Außerdem sollte nicht zu tief gehäufelt werden, um das Einarbeiten von größeren Erdkluten zu vermeiden.
Bevor die Blätter der Pflanze das Tageslicht erblicken, beginnt der Landwirt mit der Unkrautbekämpfung. Um die ganze Bandbreite der verschieden Unkräuter zu bekämpfen, werden Herbizide kombiniert. Mit sehr geringen Aufwandmengen werden breitblättrige Unkräuter und speziell das Klettenlabkraut bekämpft. Eine spätere Bekämpfung des Unkrautes ist ungünstig, da hier die aufgelaufene Kartoffel durch das Spritzmittel negativ beeinflusst wird.
Bis zum Reihenschluss (ca. Mitte Juni ) bleibt der Bestand mit Spritzmitteln unberührt. Bei einer vorhandenen Beregnungsanlage achtet der Landwirt in dieser Zeit auf die Bodenfeuchtigkeit. Erreicht der Boden eine niedrige Bodenfeuchte, so wird der Bestand bewässert. Der erste Bewässerungsgang ist meistens nicht für die Pflanze selbst, sondern zur Abwendung der Schorfbildung entscheidend. Haben die Bakterien im Boden Wassernot, setzen sie sich an die kleinen Knollen der Kartoffel, um Wasser zu saugen. Diese Lebewesen verursachen den so genannten Schorf, der durch raue Pickel an der Schale sichtbar wird. Durch dieses Aussehen lässt sich die Kartoffel schlechter vermarkten. Später beregnet man auch, um den Ertrag und die Qualität zu sichern.
Von Mitte Juni, bis in den August hinein ist auf Krautfäule zu achten, die mit unterschiedlichen Krautfäulemitteln bekämpft wird. Alle 10-14 Tage, je nach Witterung wird der Bestand durchfahren. Außerdem empfiehlt man eine Spritzung nach ca. 30 mm Regen. Hinzu kommen Empfehlungen des Pflanzenschutzwarndienstes.
Es gibt drei Arten von Krautfäulemittel: haftende, teil- und vollsystemische, die je nach Befall und Witterungsverlauf eingesetzt werden.
Die haftenden Mittel bilden einen Belag auf den Blättern. Sie sind einzusetzen, wenn der Landwirt Vorbeugemaßnahmen treffen will und die Blätter noch nicht befallen sind. Sind die Blätter jedoch befallen, so werden teilsystemische Spritzmittel eingesetzt. Sie stoppen den Befall und heilen gleichzeitig, indem sie in die Pflanze eindringen. Als letztes bleiben noch die vollsystemischen Mittel übrig. Diese dürfen nur einmal in der Kartoffelvegetation eingesetzt werden. In den meisten Fällen werden sie in der letzten so genannten Abschluss- spritzung eingesetzt. Das vollsystemische Mittel dringt in die Pflanze ein und schützt so langanhaltend vor Krautfäule.
Führte man diese Bekämpfung nicht durch, so würden die Sporen von den Blättern in den Boden gelangen und so die Knollenfäule hervorrufen, welche bei der Lagerung sehr große Schwierigkeiten hervorruft.
Außerdem werden auftretende Läuse in dem Kartoffelbestand bekämpft, diese schädigen die Speisekartoffel jedoch nur geringfügig.
Nun richten sich die Gedanken an die Ernte. Wenn die Knollen die gewünschte Größe erreicht haben gibt es zwei Möglichkeiten, um das Wachstum zu stoppen.
1. Die chemische Abtötung wird angewandt, wenn der Bestand noch sehr grün und gesund ist.
2. Das Schlegeln des Krautes wird bevorzugt, wenn sich die Pflanzen schon in der Reife befinden.
Mit diesem Wachstumsstopp werden, wie schon erwähnt, die Übergrößen vermieden. Auch will man erreichen, dass die Kartoffel schalenfest wird. Außerdem wird der Bestand abgetötet, wenn ein Krankheitsbefall zu erwarten ist. Eine feste Haut verhindert Beschädigungen an der Knolle, Beschädigungen, die durch das Roden entstehen.
Etwa vier Wochen nach der Abtötung der Kartoffel wird sie gerodet. In der Regel beginnt die Kartoffelernte Anfang September und sollte Mitte Oktober beendet sein. Bei späteren Rodeterminen liegt die Tagestemperatur bereits in einem kritischen Bereich, die Beschädi- gungen an der Knolle fallen höher aus. Das Roden sollte möglichst schonend vonstatten gehen. Die Knollen sollen durch niedrige Fallhöhen vor einer Beschädigung geschützt werden. Um eine gute Qualität der Kartoffel zu erreichen, sollte der Bestand zuerst in Schwaden gerodet werden. Ist die Kartoffel und vor allen Dingen die Schale nach kurzer Zeit abgetrocknet und dadurch unempfindlicher geworden, wird sie mit dem Kartoffelroder aufgenommen. Es ist auch darauf zu achten, dass möglichst wenig Erde mit in das Lager gelangt, um die Lagerfäule zu verhindern. Außerdem ist darauf zu achten, dass nur bei trockenem Wetter gerodet wird, um keine nasse Ware einzulagern. Wie bereits erwähnt, sollte das Roden nicht unter 8-10°C erfolgen, um weitere Beschädigungen durch Kälte zu vermeiden.
Ohne weiteres Sortieren wird die Kartoffel eingelagert. Es gibt zwei Möglichkeiten der Lagerung:
1. Kistenlagerung (Aufbewahrung in Holz oder Metallkisten, die mit dem Gabelstapler rangiert werden )
2. Großflächenlagerung (Großflächenlager mit unterirdischen Lüftungsschächten)
Die Kisten werden direkt vom Roder befüllt und anschließend mehrschichtig in einer großen Lagerhalle gekühlt und getrocknet. Dadurch, dass die Kartoffel hier sehr wenig bewegt wird, bleibt die hohe Qualität erhalten.
Bei der losen Lagerung werden die Kartoffeln mit Förderbändern in die entsprechenden Lagerboxen befördert.
Bei beiden Lagermöglichkeiten ist darauf zu achten, dass der Bestand zuerst getrocknet und anschließend gekühlt werden muss. Die durch das Schwitzen der Knollen entstandene Feuchtigkeit muss außerdem beseitigt werden. Nun wird die Menge bei ca. 6°C gelagert. Achtung: Kein Frost!!! Eine regelmäßige Beobachtung des Lagers ist unbedingt erforderlich. Um weit ins Frühjahr hinein gute und keimfreie Ware anbieten zu können, wird die Lagerhalle begast. Das Gas verhindert das Keimen. Vom Winter bis zum Frühjahr werden die Kartoffeln sortiert und vermarktet.
Vermarktung der Qualitätskartoffel
Bei der Vermarktung der Qualitätskartoffel ist für die Landwirte wichtig, dass sie sich danach richten, was der Kartoffelmarkt fordert. In der jetzigen Situation am Kartoffel- markt, wo die Preise sehr niedrig sind, ist es sehr wichtig die Kartoffelsorte zu haben, die gefordert wird. Sonst ist es denkbar, dass der Landwirt bei dem großen Angebot an Quali- tätskartoffeln seine angebaute Menge nicht absetzen kann. Aus diesem Grund geben die Vermarktungsbetriebe den Landwirten Empfehlungen, welche Sorte in welchen Mengen anzubauen ist. Hiermit versucht der Handel eine breite Angebotspalette am Markt anzubieten. Außerdem wird hiermit verhindert, dass jeder Landwirt die gleiche Sorte anbaut, um einen hohen Ertrag zu erzielen. Wenn nun tatsächlich zuviel Ware einer Art angeboten wird, sinkt der Preis drastisch. Durch die ausgebrachten Empfehlungen versucht man den Preis der einzelnen Kartoffelsorten zu stabilisieren. Auch wenn die Produktions- mengen auf die einzelnen Sorten verteilt worden sind, ist der Preis in den letzten Jahren stark gesunken. Die Preissenkung findet ihre Ursache in der zu viel produzierten Menge. Bei fast konstanter Anbaufläche ist die jährlich gewachsene Kartoffelmenge gestiegen. Der Durchschnittsertrag auf gutem Boden lag bei ca. 450dt/ha, auf leichteren Böden erntete man ca. 400dt/ha.
Trotz der Empfehlungen gibt der Handel keine Garantie für die Preise und den Absatz der Kartoffel. Es herrscht die freie Marktwirtschaft, hier greift niemand in die Preispolitik ein, bis auf anfängliche Selbsthilfen verschiedener Organisationen.
Durch die große Menge an Qualitätskartoffeln ist der Preis sehr schlecht. Die Händler wünschen sich bei einer erwarteten großen Ernte, dass der Landwirt nicht seine ganze produzierte Kartoffelmenge auf den Markt bringt, um den Preis einigermaßen stabil zu halten. Nach Möglichkeit sollte jeder Bauer einen kleinen Anteil seiner Ernte vom Markt fern halten. Doch ist es auch verständlich, dass kein Landwirt freiwillig seine guten Speisekartoffeln verfaulen lassen will, um den Preis zu erhalten. Denn jeder Landwirt denkt: wenn die „Anderen“ ihre Ware nicht auf den Markt bringen, um somit den Preis zu erhalten, kann ich meine gesamte Kartoffelmenge zu einem guten Preis vermarkten.
In den Jahren, in denen sehr viel gute Ware auf dem Markt erscheint, haben etwas schlechtere Qualitäten keine Chance abgesetzt zu werden. Sie müssen vom Landwirt anderweitig verarbeitet werden. Es ist nicht auszuschließen, dass die mangelnde Qualität auf die Eigenvermehrung des Saatgutes zurückzuführen ist, auch sind Krankheiten dadurch nicht ausgeschlossen. Durch die schlechten Marktpreise ist der Landwirt jedoch nahezu gezwungen seine Saat selbst zu vermehren. Der Agrarökonom ist also gezwungen die Produktionskosten für die Kartoffel so niedrig wie möglich zu halten. Hier besteht eine Gefahr für die selbst vermehrenden Landwirte. Durch die eigene Vermehrung werden weitere Kartoffelkrankheiten gezüchtet, die sich in einer ganzen Region verbreiten. Im Endeffekt ist hier wieder die Vermarktung betroffen. Kartoffeln aus anderen Regionen mit fast 100%igem Saatgutaustausch sind hier bevorteiligt, die Erzeuger können ihre Ware dadurch teurer verkaufen.
Eine sehr gute Alternative zu der Mengenvermarktung ist der ab Hof Verkauf. Hier werden in der Regel 12.5 kg Säcke vermarktet, die im Durchschnitt mit 6 DM pro Sack (die Kartoffelhändler zahlen ca. 9 DM/dt) verkauft werden. Der ab Hof Verkauf erbringt dem Landwirt den 4fachen Gewinn. Das Problem bei diesem Verkauf ist, dass nur ein geringer Teil der gesamten produzierten Menge an der Straße abzusetzen ist. Außerdem besteht bei dieser Vermarktungsweise der Nachteil, dass die kleinen Mengen abgepackt werden müssen und somit ein erhöhter Arbeitsaufwand entsteht. Mit der eben genannten Vermarktungsweise haben besonders kleinere Betriebe eine Möglichkeit gefunden ihre Ware teurer zu verkaufen, um so ihre Produktionskosten weitestgehend zu decken. Ist die Witterung in der Ernte, wie vor zwei Jahren unpassend, ist es auch möglich , dass zu wenig Qualitätsware auf dem Markt ist. So wurden sogar Industriekartoffeln als Speiseware teuer verkauft. In solchen Jahren ist nämlich der Speisekartoffelpreis höher als der Preis für Industrieware, für schlechte Ware wird viel Geld bezahlt. In Jahren mit sehr guter Qualität zahlt man jedoch nur sehr wenig für die tolle Knolle. Ebenso hängen die deutschen Kartoffelpreise von den Europäischen Nachbarn ab z.B. Holland. Durch den nassen Herbst vor zwei Jahren konnten die Niederländer viele ihrer Kartoffeln nicht ernten, hierdurch stieg der Preis in Deutschland stark an. Jedoch ging die Produktion in diesem Jahr auch in Deutschland zurück.
Kartoffelzüchtung
1) Zweck der Kartoffelzüchtung
In den letzten Jahren sind die Verbesserungen im Kartoffelanbau vor allem Einem zu verdanken: Der Verbesserung der Produktionstechniken. Durch die Kartoffelzucht wurden keine maßgeblichen Erfolge erzielt. Doch nun sind die Möglichkeiten der Produktionstechniken soweit optimiert, dass keine großen Sprünge mehr zu erwarten sind. Nun ist die Züchtung an der Reihe. Sie bietet noch viele Möglichkeiten, sowohl Ertrag, aber vor allem auch die Qualität der Kartoffel zu steigern.
2) Die Arten der Kartoffelzüchtung
Im Laufe der Jahre wurden immer mehr und bessere Pflanzenzuchtmethoden entwickelt. Wir möchten hier nur kurz die wichtigsten und vor allem die für die Kartoffelzüchtung relevanten Zuchtmethoden darstellen. Dabei halten wir uns vor allem an konservative Methoden, denn wir denken, dass Gentechnik im Zeitalter von BSE und MKS nicht unbedingt ein wirksames Marketingargument ist.
2.1) Die Auslesezüchtung
Die älteste und auch einfachste Zuchtmethode ist die Auslesezüchtung. Es gibt drei verschiedene Arten: Die Klonauslese, die Massenauslese und die Individualauslese. Mit Hilfe aller drei Arten versucht man, die schon vorhandenen Kartoffelsorten zu verbessern, indem man entweder dem Zuchtziel nicht entsprechende Pflanzen aussortiert, oder aber nur besonders gute Pflanzen zur Weiterzucht auswählt. Heutzutage wird die Auslesezüchtung jedoch kaum noch eingesetzt. Sie dient lediglich dazu, vorhandene Sorten zu erhalten und zu schützen. fi Erhaltungs- züchtung
2.2) Die Kreuzungszüchtung
Das Ziel der Kreuzungszüchtung ist es, die wünschenswerten Eigenschaften zweier Elternpflanzen miteinander zu kombinieren. Deshalb nennt man diese Zuchtme- thode auch Kombinationszüchtung. Führt man die Kreuzungszüchtung durch, passiert folgendes: Die Pflanzen der F1 Generation sehen alle gleich aus. Erst in der F2 Generation spalten sie sich auf, und man kann sehen, bei welchen Pflanzen die gewünschte Kombination vorliegt. Dies ist bei höchstens einem Viertel der Pflanzen der Fall. Mit diesen Pflanzen wird dann weitergezüchtet, bis nach ca. 7-8 Generationen die Aufspaltungszahlen so gering sind, dass eine neue Sorte mit der gewünschten Merkmalskombination entstanden ist. Die Kreuzungszüchtung ist nach wie vor die meistangewandte Zuchtmethode für Kartoffeln.
2.3) Andere Zuchtmethoden
Andere Zuchtmethoden, wie die Hybridzüchtung bei der durch Kreuzung von zwei Inzuchtlinien ein Ertragsboom in der F1 Generation erzielt wird, oder aber die Polyploidiezüchtung, bei der eine Ertragssteigerung durch Vervielfachung des Chromosomensatzes erzielt wird, sind für die Kartoffel weitgehend ungeeignet, da sie ein Selbstbefruchter ist. Zwar haben schon Versuche mit Selbstbefruchtern auf diesem Gebiet stattgefunden, doch die Erfolge lassen zu wünschen übrig und sind nur mit hohem technischen Aufwand zu erreichen. Folglich würde sich ein solches Verfahren wohl auch kaum bezahlt machen.
3) Probleme der Kartoffelzüchtung
Häufig gestellte Fragen
Was ist bei der Fruchtfolgenplanung vor dem Kartoffelanbau zu beachten?
Der Landwirt muss die Fruchtfolge so einteilen, dass sie nicht zu eng ist, um Probleme wie Nematoden zu vermeiden. Außerdem sollten die verschiedenen Kartoffelsorten den Standorten entsprechend zugeteilt werden.
Welche Vorfrucht ist gut für die Kartoffel und wie sollte der Acker nach der Getreideernte behandelt werden?
Eine gute Vorfrucht für die Kartoffel ist Getreide. Nach der Getreideernte sollte das lose Stroh durch eine sorgfältige Stoppelbearbeitung gut verteilt und auf schwereren Böden die Grundnährstoffe je nach Bedarf ausgebracht und eingearbeitet werden.
Welchen pH-Wert sollte der Boden für Kartoffeln haben und warum?
Es wird ein pH-Wert von 5,5 - 6 angestrebt. Durch Kalk wird die Schorfanfälligkeit gefördert.
Wie wird der Acker im Herbst und Frühjahr für den Kartoffelanbau vorbereitet?
Im Spätherbst wird der Acker gepflügt. Im Frühjahr soll ein feinkrümeliges, mildes Land vorzufinden sein, um das Roden im Herbst zu erleichtern.
Wie erfolgt die Düngung vor dem Pflanzen der Kartoffeln?
Weitere notwendige Nährstoffe werden unter Beachtung der N-min Untersuchung ausgebracht. Ein guter Dünger ist Diammonphosphat, es enthält Ammoniak und Phosphorsäure. Diese Düngung wird im Boden mit einer Kreiselegge 10-15cm tief durchgearbeitet.
Wie werden die Kartoffeln gepflanzt und welcher Reihen- und Knollenabstand wird empfohlen?
Die vorgekeimten Kartoffeln werden im Reihenabstand von 75 cm und einem Knollenabstand von 25-28 cm mit einer Pflanzmaschine in einen feinkrümeligen Boden gepflanzt (gleichgroße Knollenform). Das ergibt 4.7 - 5,3 Pflanzkartoffeln auf den m2.
Woher sollte das Saatgut bezogen werden und welche Möglichkeiten gibt es bei der Saatgutbeschaffung?
Das Saatgut sollte von Zuchtbetrieben erworben werden, um die Qualität und den Ertrag zu sichern. Die andere Möglichkeit der Saatgutbeschaffung ist die eigene Vermehrung.
Wie werden Pflanzkartoffeln vorbereitet und gebeizt?
Die Knollen werden etwa 4 Wochen vor dem Pflanzen nicht mehr sortiert und möglichst bei ca. 10-15 °C gelagert, um das Ankeimen zu fördern. Die Pflanzkartoffel wird gebeizt, um sie vor Fußkrankheiten (Rizoktonia) zu schützen (Flüssig- oder Trockenbeizung).
Welche N-Gabe ist für verschiedene Kartoffelsorten erforderlich?
Der Umfang der N-Düngung ist sortenbedingt. Die Sorte Linda benötigt nur eine sehr geringe Menge an Stickstoff (ca. 90-100kg/N/ha). Die Sorte Cilena benötigt hingegen (ca. 150kg/N/ha).
Warum ist zu viel Stickstoff schädlich für Kartoffeln?
Zuviel Stickstoff führt zu einer hohen Nitratbelastung, die gesundheitsschädlich ist. Diese kann beim Kochen zu einer Schwarzfärbung führen. Auch führt eine hohe Menge an Dünger zu sehr großen Knollen, die in Folge ihrer Größe innen hohl werden.
Wie wird der Stickstoff nach dem Pflanzen eingearbeitet?
Ca. 14 Tage nach dem Pflanzen werden die Kartoffeldämme angehäufelt und somit der zuvor ausgebrachte Stickstoff eingearbeitet.
Wie erfolgt die Unkrautbekämpfung im Kartoffelanbau?
Vor dem Auflaufen der Kartoffeln beginnt der Landwirt mit der Unkrautbekämpfung. Um die ganze Bandbreite der verschieden Unkräuter zu bekämpfen, werden Herbizide kombiniert.
Warum ist die Bewässerung im Kartoffelanbau wichtig und wann wird sie durchgeführt?
Erreicht der Boden eine niedrige Bodenfeuchte, so wird der Bestand bewässert. Der erste Bewässerungsgang ist meistens nicht für die Pflanze selbst, sondern zur Abwendung der Schorfbildung entscheidend.
Wie wird Krautfäule bekämpft und welche Arten von Krautfäulemitteln gibt es?
Von Mitte Juni, bis in den August hinein ist auf Krautfäule zu achten, die mit unterschiedlichen Krautfäulemitteln bekämpft wird. Es gibt drei Arten von Krautfäulemittel: haftende, teil- und vollsystemische.
Wie werden die Kartoffelpflanzen vor der Ernte behandelt, um das Wachstum zu stoppen?
Wenn die Knollen die gewünschte Größe erreicht haben gibt es zwei Möglichkeiten, um das Wachstum zu stoppen: Die chemische Abtötung und das Schlegeln des Krautes.
Wann beginnt die Kartoffelernte und welche Faktoren sind beim Roden zu beachten?
In der Regel beginnt die Kartoffelernte Anfang September und sollte Mitte Oktober beendet sein. Das Roden sollte möglichst schonend vonstatten gehen. Die Knollen sollen durch niedrige Fallhöhen vor einer Beschädigung geschützt werden.
Welche Möglichkeiten gibt es zur Lagerung von Kartoffeln?
Es gibt zwei Möglichkeiten der Lagerung: Kistenlagerung und Großflächenlagerung.
Wie werden Kartoffeln nach der Lagerung vermarktet?
Vom Winter bis zum Frühjahr werden die Kartoffeln sortiert und vermarktet. Die Landwirte richten sich danach, was der Kartoffelmarkt fordert und erhalten Empfehlungen von Vermarktungsbetrieben.
Welche Probleme gibt es bei der Vermarktung von Qualitätskartoffeln?
Durch die große Menge an Qualitätskartoffeln ist der Preis sehr schlecht. In Jahren mit sehr guter Qualität zahlt man jedoch nur sehr wenig für die tolle Knolle.
Welche Vorteile bietet der Ab-Hof-Verkauf von Kartoffeln?
Der ab Hof Verkauf erbringt dem Landwirt den 4fachen Gewinn. Das Problem bei diesem Verkauf ist, dass nur ein geringer Teil der gesamten produzierten Menge an der Straße abzusetzen ist.
Was sind die Zwecke der Kartoffelzüchtung?
Die Züchtung bietet noch viele Möglichkeiten, sowohl Ertrag, aber vor allem auch die Qualität der Kartoffel zu steigern.
Welche Arten der Kartoffelzüchtung gibt es?
Die wichtigsten Zuchtmethoden sind die Auslesezüchtung und die Kreuzungszüchtung.
Welche Probleme gibt es bei der Kartoffelzüchtung?
Ein Problem ist, dass sich Züchter vor allem nach Anerkennungskriterien des Bundessortenamtes richten. Die Kartoffel muss einem Kochtypen der Handelsklassen zuzuordnen sein, damit eine dem Verbraucher bei seinem Einkauf behilfliche Kennzeichnung vorgenommen werden kann. Außerdem ist die Qualität nicht messbar.
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- Jan-Wilhelm Strampe (Author), 2000, Qualitätskartoffel (Produktion, Vermarktung, Züchtung), Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/103600