Die Immobilienwirtschaft ist einer der vielfältigsten und größten Wirtschaftszweige in jeder Volkswirtschaft. In vielen Teilen Europas befinden sich die Immobilienmärkte im Umbruch. Trends und Tendenzen in Städten und Regionen möglichst frühzeitig zu erkennen ist unverzichtbar, um Investitions- und Desinvestitionsentscheidungen erfolgreich treffen zu können. Marktteilnehmer der Immobilienwirtschaft sind hierbei in hohem Maße auf fundierte quantitative und qualitative Marktinformationen angewiesen. Je zeitnaher und aktueller den Marktteilnehmern relevante Marktdaten zur Verfügung stehen, desto besser lassen sie sich als Indikator zur rechtzeitigen Erkennung von Tendenzen und Trends nutzen. Der demografische und wirtschaftliche Strukturwandel sowie das Wachstum europäischer Märkte eröffnen permanent Entwicklungschancen. Das gilt für Wohnimmobilienmärkte, wie auch gewerbliche Immobilienmärkte, die regional sehr unterschiedliche Entwicklungen aufzeigen.
Im Zuge der digitalen Transformation steht eine hohe Menge an heterogenen Marktdaten zur Verfügung, mit der die Situation in den jeweiligen Märkten nach individuellen Vorgaben analysiert und ausgewertet werden kann. Innovative technische Entwicklungen der vergangenen Jahre haben völlig neue Möglichkeiten der digitalen Datensamm- lung, -speicherung und -analyse eröffnet. Durch die eingeschränkte Datenverfügbarkeit auf den Immobilienmärkten, wie zum Beispiel dem Gewerbeimmobilienmarkt, lassen sich viele Entwicklungen nur durch die Angebote privater Datenanbieter nachvollziehen.
Das primäre Ziel der Arbeit ist es, zu klären, welche Datenanbieter comparables und Marktdaten für europäische Immobilienmärkte liefern. Des Weiteren soll untersucht werden, welche Märkte die unterschiedlichen Datenanbieter abdecken, welche typischen und besonderen Inhalte die Angebote aufweisen und von welcher Qualität die Daten für potenzielle Nutzer sind. Außerdem wird aufgezeigt welche comparables und Marktdaten der europäischen Immobilienmärkte kostenlos zur Verfügung stehen und wie hoch die Kosten für etwaige Daten bei Datenanbietern sind. Die wissenschaftliche Arbeit wird hierzu Angebote von drei Datenanbietern aufzeigen. Überdies wird ein Einblick in die theoretischen Grundlagen der Themen Immobilienmärkte sowie Standort- und Marktanalyse geboten.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 RelevanzdesThemas
1.2 Zielsetzung der Arbeit
1.3 Aufbau
2. TheoretischerHintergrund
2.1 Immobilienwirtschaft
2.2 Comparables und Marktdaten
2.3 Standort- und Marktanalyse
2.3.1 Standortanalyse
2.3.2 Marktanalyse
3. Datenanbieter europäischer Immobilienmärkte
3.1. Real Capital Analytics
3.2 OxfordEconomics
3.3 Eurostat
4. Schlussbetrachtung
4.1 LimitationenderArbeit
4.2 Fazit
4.3 Ausblick
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
EU Europäische Union
Eurostat Statistisches Amt der Europäischen Union
RCA Real Capital Analytics
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Die Teilmarktstruktur des Immobilienmarktes
Abbildung 2: Thematische Schwerpunkte der Standortanalyse
1. Einleitung
1.1 Relevanz des Themas
Die Immobilienwirtschaft ist einer der vielfältigsten und größten Wirtschaftszweige in jeder Volkswirtschaft. In vielen Teilen Europas befinden sich die Immobilienmärkte im Umbruch. Trends und Tendenzen in Städten und Regionen möglichst frühzeitig zu erkennen ist unverzichtbar, um Investitions- und Desinvestitionsentscheidungen erfolgreich treffen zu können. Marktteilnehmer der Immobilienwirtschaft sind hierbei in hohem Maße auf fundierte quantitative und qualitative Marktinformationen angewiesen. Je zeitnaher und aktueller den Marktteilnehmern relevante Marktdaten zur Verfügung stehen, desto besser lassen sie sich als Indikator zur rechtzeitigen Erkennung von Tendenzen und Trends nutzen. Der demografische und wirtschaftliche Strukturwandel sowie das Wachstum europäischer Märkte eröffnen permanent Entwicklungschancen. Das giltfürWohnimmobi- lienmärkte, wie auch gewerbliche Immobilienmärkte, die regional sehr unterschiedliche Entwicklungen aufzeigen.
Im Zuge der digitalen Transformation steht eine hohe Menge an heterogenen Marktdaten zur Verfügung, mit der die Situation in den jeweiligen Märkten nach individuellen Vorgaben analysiert und ausgewertet werden kann. Innovative technische Entwicklungen der vergangenen Jahre haben völlig neue Möglichkeiten der digitalen Datensammlung, -speicherung und -analyse eröffnet. Durch die eingeschränkte Datenverfügbarkeit auf den Immobilienmärkten, wie zum Beispiel dem Gewerbeimmobilienmarkt, lassen sich viele Entwicklungen nur durch die Angebote privater Datenanbieter nachvollziehen.
1.2 ZielsetzungderArbeit
Das primäre Ziel der Arbeit ist es, zu klären, welche Datenanbieter comparables und Marktdaten für europäische Immobilienmärkte liefern. Des Weiteren soll untersucht werden, welche Märkte die unterschiedlichen Datenanbieter abdecken, welche typischen und besonderen Inhalte die Angebote aufweisen und von welcher Qualität die Daten für potenzielle Nutzer sind. Außerdem wird aufgezeigt welche comparables und Marktdaten der europäischen Immobilienmärkte kostenlos zur Verfügung stehen und wie hoch die Kosten für etwaige Daten bei Datenanbietern sind. Die wissenschaftliche Arbeit wird hierzu Angebote von drei Datenanbietern aufzeigen. Überdies wird ein Einblick in die theoretischen Grundlagen der Themen Immobilienmärkte sowie Standort- und Marktanalyse geboten.
Dabei stellt die vorliegende Arbeit keinen Anspruch auf universelle Vollständigkeit oder Gültigkeit. Sie soll lediglich einen praxisnahen Einblick in die Thematik „Datenanbieter von comparables und Marktdaten von europäischen Immobilienmärkten“ bieten. Für die Erarbeitung und Beantwortung der Forschungsfrage wurde eine tiefgreifende Analyse der Literatur vorgenommen. Es wurden sowohl Internetquellen als auch klassische Buchquellen verwendet. Diese sollen die Aktualität sowie die empirische Gültigkeit der erarbeiteten Thematik hervorheben.
1.3 Aufbau
Um die Forschungsfrage so umfassend wie möglich zu beantworten, ist die vorliegende wissenschaftliche Arbeit wie folgt aufgebaut. Das voranstehende Kapitel dient zum einen der Darstellung der Ausgangssituation und zum anderen wird die Relevanz der Thematik unterstrichen. Ferner wird die allgemeine Zielsetzung formuliert sowie die Methodik kurz erklärt. Grundlegend ist die Hausarbeit in zwei Schwerpunkte unterteilt. Hinzu kommen die Einleitung sowie eine Schlussbetrachtung dergewonnenen Erkenntnisse.
Für ein besseres Verständnis werden im ersten Schwerpunkt begriffliche und theoretische Grundlagen der Thematik erarbeitet. Zunächst wird eine umfassende Definition des Begriffes Immobilienwirtschaft gegeben sowie die Besonderheiten von Immobilienmärkten erklärt. Um den Leser besser in das Thema einzuführen, werden neben der Definition der Immobilienwirtschaft auch die Grundlagen zu comparables und Marktdaten in der Immobilienbranche erarbeitet. Darüber hinaus wird die Theorie zur Standort- und Marktanalyse erläutert.
Im zweiten Schwerpunkt geht es darum, die Thematik „Datenanbieter von comparables und Marktdaten europäischer Immobilienmärkte“ zu untermauern. In diesem Abschnitt werden drei Datenanbieter hinsichtlich ihrer Marktabdeckung, typischen und besonderen Inhalte, Qualität und Kosten untersucht.
Im Schlussteil der vorliegenden Arbeit werden Limitationen aufgeführt, ein Fazit gezogen und ein Ausblick auf das Thema in der Zukunft gewährt.
2. Theoretischer Hintergrund
2.1 Immobilienwirtschaft
In der Literatur stehen sich mehrere unterschiedliche Definitionen der Immobilienwirtschaft gegenüber. Im Folgenden wird eine engere und eine weitere Definition des Begriffes gegeben. Die Immobilienwirtschaft im engeren Sinne entspricht nach der Wirtschaftsklassifikation des Statistischen Bundesamtes dem Wohnungs- und Grundstückswesen, zuzüglich der privaten Kleinvermieter und Selbstnutzer.1 Hierzu zählen alle Haushalte und Unternehmen, die Immobilien verwalten, vermitteln, bewirtschaften oder damit Handel betreiben. Die Definition im engeren Sinne hat die Vorteile, dass die dafür notwendigen Daten leichter verfügbar sind sowie internationale Vergleiche ermöglicht werden. Auf dem Immobilienmarkt sind an der Wertschöpfung jedoch eine Vielzahl von Unternehmen beteiligt.2 Eine Definition im weiteren Sinne heißt daher wie folgt: „Zur Immobilienwirtschaft werden dabei alle Unternehmen gezählt, die gemäß dem Lebenszyk- lus-Ansatz in die Planung, Erstellung, Finanzierung, Bewirtschaftung sowie die Verwaltung und Vermittlung von Immobilien involviert sind“.3 Auf Grundlage dieser Abgrenzung zählen unter anderem auch Unternehmen in den Bereichen Architektur, Immobilienfinanzierung, Bauwesen und Anbieter vieler anderer Dienstleistungen zur Immobilienwirtschaft.4
Immobilienmärkte
Der Immobilienmarkt ist ein Markt in der Immobilienwirtschaft, auf dem die Anbieter und Nachfragervon Immobilien Zusammentreffen. Immobilienmärkte und deren Immobiliennachfrage werden von drei makroökonomischen Faktoren beeinflusst. Als erster Punkt spielt die Einkommensentwicklung und damit verbunden auch die Entwicklung des Arbeitsmarktes eine zentrale Rolle. Die Nachfrage von Immobilien steigt in einem Aufschwung und fällt in einem Abschwung.5 Dies gilt für nahezu alle Immobilienanlageklassen, allerdings unterschiedlich stark und zeitversetzt. Die Nachfrage nach Wohnimmobilien ist im Allgemeinen stabiler als die Nachfrage nach Logistik- oder Büroflächen, da letztere am wirtschaftlichen Produktionszyklus hängen. Ein weiterer Faktor, der die Immobiliennachfrage beeinflusst, ist der Zinssatz. Da Immobilien angesichts ihrer hohen Preise selten allein mit Eigenkapital finanziert werden können und langfristig genutzte Güter sind, hängt die Nachfrage vom Zinssatz ab. Der dritte makroökonomische Faktor ist das Wachstum der Bevölkerung. In Folge des Bevölkerungswachstums werden zusätzliche Gewerbe- und Wohnflächen geschaffen. Ruckartige Änderungen gerade in den Wanderungsbewegungen schlagen in Nachfrageänderungen auf Immobilienmärkten um.6
Es ist anzumerken, dass es auf dem Immobilienmarkt sachliche und regionale Teilmärkte gibt. Eine zusätzliche Nachfrage an Wohnraum in Berlin lässt sich nicht durch ein überhängendes Angebot in Köln ausgleichen und ein Überhang an Wohnflächen kann steigende Büromieten nicht bremsen. Darüber hinaus kann auch die Standortbindung von Immobilien zu mehreren verschiedenen Ungleichgewichten führen. Wenn Menschen von Hamburg nach Stuttgart ziehen, gibt es kurzfristig Leerstände in Hamburg und Wohnraumknappheit in Stuttgart. Beide Entwicklungen können innerhalb einer einheitlichen gesamtwirtschaftlichen Lage entstehen, erfordern aber sehr unterschiedliche Reaktionen der Marktteilnehmer.7 8
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 zeigt die große Anzahl und vor allem die Vielfalt derTeilmärkte, welche die Markttransparenz in der Immobilienbranche enorm erschwert. Dies findet besonders in dem geringen Datenangebot seitens der offiziellen Statistik Ausdruck. Zwar sind in den letzten Jahren deutliche Verbesserungen festzustellen, jedoch fehlen für die Wirtschaftsimmobilienmärkte weiterhin selbst grundlegende Marktinformationen wie Miet- und Leerstandsentwicklungen sowie Immobilienbestände. Private Datenanbieter können zwar zahlreiche Datenlücken füllen, doch die meisten dieser Informationen stehen nur einer kleinen Gruppe von Marktakteuren zur Verfügung. Die asymmetrische Informationenverteilung kann zu Verzerrungen der Märkte führen.9
In Folge der mangelhaften Markttransparenz und Datenverfügbarkeit müssen viele Akteure der Immobilienwirtschaft zeitaufwändige und umfangreiche Due Diligence beziehungsweise Prüfungsprozesse durchführen. Die Intransparenz der Märkte verlangsamt Prozesse und verhindert, schneller auf Ungleichgewichte des Marktes reagieren zu können. Der sowieso langwierige Entwicklungs- und Vermarktungsprozess wird demzufolge zusätzlich in die Länge gezogen. Die geringe Reaktionsgeschwindigkeit respektive Anpassungselastizität im Falle von Marktveränderungen, kann auf Immobilienmärkten zu heftigen Marktzyklen führen.10 Wenn eine Steigerung des Wohnungsangebotes in einer Stadt beispielsweise erst mit einer Verspätung von mehreren Jahren auf einen Nachfrageanstieg folgt, kommt es in Zeiten der Wohnungsknappheit zunächst zu stark steigenden Preisen und Mieten, die dann, falls sich unterdessen die Nachfrage zyklisch bedingt abkühlt, umso stärkerwiederfallen.
Im Immobilienmarkt werden drei Teilmärkte unterschieden. Hierzu gehören derVermie- tungsmarkt, der Investmentmarkt und der Markt für Fertigstellungen. Im Zentrum der Immobilienmärkte steht der Vermietungsmarkt. Jede Immobilie erhält ihren Wert erst durch ihre Nutzung. Ein dauerhaft ungenutztes Büro ist unabhängig von der Bauqualität und der Lage ebenso wertlos, wie eine dauerhaft unbewohnte Wohnung. Einem Objekt kann nach einer längeren Leerstandszeit erst im Zuge einer Nachnutzung wieder ein Wert zugeschrieben werden.11
Auf den Investitionsmärkten sind Objektpreise eng an die Höhe der Mieten gebunden. Die Marktmiete bildet sich aus dem Zusammenspiel von Vermietungsangebot und Vermietungsnachfrage. Höhere Mieten rechtfertigen in der Immobilienwirtschaft auch höhere Preise. Wenn die Preise auf den Investmentmärkten steigen, werden Projektentwickler angelockt, so dass auf dem Baumarkt neue Projekte entstehen, die langfristig das Angebot für den Vermietungsmarkt erhöhen. So sind alle drei Märkte eng miteinander verzahnt. Ein Eingriff auf dem Vermietungsmarkt beeinflusst sowohl die Neubauaktivitäten als auch die Investitionen im Bestand und umgekehrt.12
Neben den zuvor aufgeführten Teilmärkten gibt es auch zwischen regionalen und sachlichen Teilmärkten enge Wechselwirkungen. Sobald die Mietpreise in einer Kernstadt steigen, werden mittel- bis langfristig Nachfrager in das Umland oder andere Städte abwandern. Dies gilt für Wohnungsmärkte genauso wie für gewerbliche Immobilienmärkte. Steigt die Nachfrage nach Arbeitsplätzen in einer Region oder Stadt, müssen nicht nur neue Büroflächen und Fertigungshallen gebaut werden, sondern auch Wohnungen und Versorgungseinrichtungen. Selbst Wanderungsbewegungen durch ausländische Marktschwächen können für eine zusätzliche Nachfrage hierzulande sorgen. In Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise schnellten die Arbeitslosenquoten in europäischen Ländern wie Irland, Portugal, Spanien und vielen osteuropäischen Ländern in die Höhe. Hunderttausende Menschen wanderten in den Folgejahren nach Deutschland, das sich aufgrund stabilerer Immobilien- und Immobilienfinanzierungsmärkte rasch von der Krise erholen konnte.13
2.2 Comparables und Marktdaten
„Comparables“ (dt. Vergleichswerte) finden in der Immobilienbranche bei der Bewertung von Immobilien Anwendung. Transaktionsbasierte Bewertungsdaten dienen als Vergleichswerte, um den fairen Wert von Einzelobjekten zu bestimmen.14 Die Marktdatenerhebung ist in der Immobilienwirtschaft wesentlich aufwendiger und schwieriger als auf den nationalen und internationalen Finanzmärkten. Auf den Finanzmärkten stehen Transaktionsdaten für viele unterschiedliche Wertpapiere auf Tagesbasis, manche sogar minütlich oder sekündlich zur Verfügung. Immobilien werden im Gegensatz zu Finanzprodukten wesentlich seltener gehandelt und sind vor allem sehr heterogen. Die tatsächliche Preis- und Mietentwicklung lässt sich unter diesen Voraussetzungen kaum beobachten, selbst wenn relativ zeitnahe Transaktionsdaten zur Verfügung stehen. Das Problem ist, dass Transaktionen zwischen den Vertragspartnern teilweise über einen Zeitraum von mehreren Monaten verhandelt werden, sodass der juristische Vertragsabschluss als Zeitpunkt der Transaktion nur einer von mehreren möglichen Zeitpunkten ist, denen der Marktpreis zugeordnet werden kann. Der Korrelationskoeffizient zwischen zwei Märkten kann zum Beispiel beeinflusst werden, wenn zeitliche Verschiebungen stattfinden und Markttransaktionen von Ende des ersten Quartals auf Anfang des zweiten Quartals fallen. Für manche Märkte stehen sogar nur Jahresdaten zur Verfügung. Auf dieser Grundlage steht eine Portfoliooptimierung auf sehr schwachen Beinen. Eine weitere Herausforderung ist die internationale Vergleichbarkeit von Marktdaten. In unterschiedlichen Ländern können die Berechnungsbasis von Renditen und Mieten beispielsweise bei der Berücksichtigung von Nebenkosten stark voneinander abweichen.
Die IPD Investment Property Databank GmbH stellt, durch die Verwendung von Portfoliodaten, für manche Märkte repräsentative Daten zur Verfügung. Das gilt vor allem für Großbritannien. In anderen internationalen Märkten ist die Marktabdeckung dagegen weniger umfassend und der Index bezüglich seiner Gewichtung unterschiedlich zusammengesetzt.15
2.3 Standort- und Marktanalyse
2.3.1 Standortanalyse
Im Rahmen der Renditekalkulation des potenziellen Investors gehören die Kennzeichnung der Stärken und Schwächen eines Standortes mit dem Instrument der Standortanalyse sowie die Aufdeckung von Chancen und Risiken eines Marktes mithilfe der Marktanalyse untrennbar zusammen. Die Standortanalyse zielt auf die langfristige Beurteilung des Standortes ab, die Marktanalyse hingegen bezieht sich auf die kurz- und mittelfristige Betrachtung des Marktgeschehens.16
Stadtregionen, Städte, Stadtteile und Grundstücke sind unweigerlich durch ihre Umgebung geprägt. Eine Immobilie wird somit nicht isoliert wahrgenommen, sondern ist eingebunden in ihre geographische Umgebung.17 Die Bewertung regionaler Wachstumsstrukturen und Entwicklungstrends kann eine Standortentscheidung nachhaltig sogar stärker beeinflussen als das Grundstück selbst. Aufgrund der ausgeprägten Standortgebundenheit und langen Nutzungsdauer von Immobilien, zählt die räumliche Untersuchung des Makrostandortes zum Hauptbestandteil der Standortanalyse.18
Die Standortanalyse kann als fachlich fundierte und methodisch orientierte Untersuchung einer Immobilieninvestition definiert werden. Dazu werden direkt und indirekt mit der künftigen Entwicklung einer Immobilie in Zusammenhang stehende Informationen über den Standort gesammelt, gewichtet und bewertet. Das Hauptziel der Standortanalyse besteht darin, die optimalen Nutzungsmöglichkeiten für einen bestimmten Standort zu identifizieren.19 Im Rahmen einer Analyse werden alle derzeit vorhandenen sowie zukünftig absehbaren Gegebenheiten und Informationen im räumlichen Umfeld einer Liegenschaft untersucht und entsprechend ihrer Bedeutung für den jeweiligen Marktsektor beurteilt. Eine umfassende zukunftsbezogene Standortanalyse ist beispielsweise bei einer Gewerbeimmobilie notwendig, da der Standort nicht beliebig gewechselt werden kann, dieser aber, wenn auch meist nur langfristig, veränderten Einflussfaktoren ausgesetzt ist. Standortanalysen sollen potentielle Standorte vergleichbar und transparent machen und dabei Potenziale sowie Risiken für die Nutzung aufzeigen. Durch eine fundierte Standortanalyse soll verhindert werden, dass Objekte mit permanenten Leerständen zu kämpfen haben, unter Einstandspreis vermietet oder bereits vor dem Erstbezug neu konzipiert werden müssen.20
Aufbau und Inhalte der Standortanalyse Standortfaktoren sind alle räumlichen Rahmenbedingungen und wesentlichen Kriterien, die den Standort einer Immobilie entscheidend prägen und somit die nutzungsspezifische Lagequalität maßgeblich bestimmen. Sie werden hinsichtlich der räumlichen Bezugsbasis nach dem Mikrostandort, also der unmittelbaren Umgebung einer Liegenschaft (Entwicklungsgebiet, Stadtteil, nahes Umfeld), und dem Makrostandort, dem großräumlichen Verflechtungsgebiet (Region, Gemeinde, Stadt), unterschieden (siehe Abbildung 2). In der Regel erfolgt eine zweistufige Erfassung der Standortfaktoren, zum einen auf der Mikro- und zum anderen auf der Makroebene.21 22
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Thematische Schwerpunkte der Standortanalyse22
Standortfaktoren lassen sich wiederum in harte (physische) und weiche (psychologische) Faktoren unterteilen. Die harten Standortfaktoren (Kapital, Arbeitsmarkt und Verfügbarkeit von Fläche) hängen von Veränderungen der Produktionsbedingungen, der Markteinzugsgebiete und dem gesellschaftlichen sowie technischen Wandel ab. Die weichen Faktoren (Öffentlichkeit, Image) unterliegen stattdessen oftmals einer Bedeutungsverschiebung im Zeitablauf, die unter anderem in einem veränderten Kultur- und Freizeitverhalten oder in veränderten Ansprüchen an das Wohnen zum Ausdruck kommen kann.23 Das Image des Makrostandortes ist ein prägender weicher Standortfaktor. So hat jeder Standort ein spezifisches Charakteristikum, das unbewusst bestimmte Imagevorstellungen in der Öffentlichkeit schafft. Im Rahmen der Imagefähigkeit des Makrostandortes ist die natürliche Attraktivität des Standortes und seiner Umgebung (Wohnqualität, Freizeitqualität, Umweltqualität) bedeutsam.24
Die Betrachtung des Mikrostandortes bezieht sich auf die Rahmenbedingungen des zu untersuchenden unbebauten oder bebauten Grundstücks, dessen Beschaffenheit und Lage für zukünftige Nutzungen wichtig ist. Zu den harten Standortfaktoren auf der Mikroebene zählen unter anderem die Nahversorgung, die Verkehrsanbindung und die infrastrukturelle Erschließung.25 Ein typischer weicher Faktor im Rahmen der Mikroebene ist die Qualität der Lage, womit das Image von bestimmten Stadtteilen oder Straßen gemeint ist. Unterstützt wird ein positives Image durch die Attraktivität des Umfeldes sowie die Qualität der Bebauung.26 Im Rahmen der Umfeldanalyse sind zwischen harten und weichen Faktoren Wechselwirkungen zu beobachten. Wie sich harte Standortgegebenheiten auf die weiche Standortqualität auswirken können, zeigt das Beispiel des Baus vieler Schnellstraßen in einigen Innenstädten. Vielerorts führte die Bebauung dazu, dass ganze Stadtbereiche vom Fußgängerstrom abgeschnitten wurden.27 Harte Standortfaktoren stehen häufig im Vordergrund vieler Standortanalysen und lassen sich besser erfassen und vergleichen als weiche Faktoren.28
Die Summe aller Standortfaktoren bestimmt die Attraktivität eines Standortes. Viele weiche und harte Faktoren bedingen sich gegenseitig und schlagen sich letztendlich im lokalen Bodenniveau sowie im zu erwartenden Ertragswert der Immobilie nieder.29
2.3.2 Marktanalyse
Die Immobilienmärkte bestimmen das Handeln und die Zieldimensionen des jeweiligen Betrachters. Um die Bedeutung von Angebot und Nachfrage auf dem Immobilienmarkt zu verdeutlichen, werden in diesem Abschnitt unterschiedliche Marktbegebenheiten systematisiert. Die Marktanalyse untersucht grundsätzlich einen zeitlich und räumlich eingegrenzten Markt, um das Angebot, die Nachfrage sowie die Preisgestaltung zu beschreiben. Die Marktanalyse ist ein Instrument, um die Nachfragepräferenzen der potenziellen Immobiliennutzer sichtbar zu machen. Aufbauend auf den so gesammelten Informationen lassen sich Immobilien-Projekte zielgruppenspezifisch planen und ausrichten. Es können entweder die prognostizierte Marktbegebenheit, die gegenwärtige oder die Marktsituationen der Vergangenheit beurteilt werden.30 Marktanalysen lassen sich in aggregierte Analysen, die den Gesamtmarkt untersuchen und in disaggregierte Analysen, die Teilmärkte abbilden, untergliedern. Die objektbezogene Immobilien-Projektentwicklung fasst den gesamten Immobilienmarkt zusammen. Der Gesamtmarkt (aggregierter Markt) integriert alle Immobilienarten von Logistik- über Büro- und Gewerbebis hin zu Wohnimmobilien. Jedes Marktsegmentweist unterschiedliche Rahmenbedingungen auf. Für Spezial- beziehungsweise Teilmärkte (disaggregierter Markt) sind teilweise Primärerhebungen notwendig, um immobilienbezogene Daten zusammenzutragen.31
Quantitative und qualitative Einflussfaktoren auf die Marktsituation Die Marktanalyse gibt neben der Einschätzung der Marktposition einer Immobilie Auskunft über spezifische Merkmalsausprägungen des jeweiligen untersuchten Immobilienmarktes. Die unterschiedlichen Merkmalsausprägungen setzen sich aus einer Vielzahl von quantitativen und qualitativen Einflussfaktoren des Angebotes und der Nachfrage zusammen.32 Zu den quantitativen Faktoren einer Marktanalyse zählen das Flächenangebot, die Flächennachfrage und der daraus resultierende Marktpreis. Dabei ist der Ausgangspunkt eine Betrachtung der Flächenbestandsentwicklung, die sich beispielsweise durch regionale Verteilung, Lagemerkmale und Leerstandsraten differenzieren kann. Der Flächenbedarf wird anhand von Kriterien wie Marktsättigungsgrenzen, Absorptionsgeschwindigkeit und Flächengesuche analysiert.33
Neben den internen Einflussfaktoren des Immobilienmarktes sind auch externe Faktoren relevant, um das gesamtwirtschaftliche Marktvolumen eines Zielmarktes einzuschätzen.
[...]
1 Vgl. Voigtländer, Dr. Michael; Henger, Dr. Ralph; Haas, Heide; Schier, Michael (2013, S.3)
2 Vgl. Muncke, G.; Dziomba, M.; Walther, M. (2002, S.53)
3 Vgl. Voigtländer, Dr. M.; Demary, M. (2017, S.44)
4 Vgl. Godring, H. (2004, S.27)
5 Vgl. Godring, H. (2004, S.31)
6 Vgl. Rottke, N.B.; Voigtländer, M. (2017, S.109)
7 Vgl. Godring, H. (2004, S.32)
8 Vgl. Gromer, C. (2012, S.29)
9 Vgl. Muncke, G.; Dziomba, M.; Walther, M. (2002, S.59)
10 Just, Dr. Tobias; Voigtländer, Dr. Michael (2017, S.5)
11 Vgl. Godring, H. (2004, S.68)
12 Vgl. Rottke, N.B.;Voigtländer, M. (2017, S.112)
13 Just, Dr. Tobias; Voigtländer, Dr. Michael (2017, S.6)
14 Vgl. Rottke, N.B.; Thomas, M. (2017, S.752)
15 Vgl. Rottke, N.B.;Voigtländer, M. (2017, S.661)
16 Vgl. Muncke, G.; Dziomba, M.; Walther, M. (2002, S.143)
17 Vgl. Hellerforth, M. (1999, S.36)
18 Vgl. Isenhöfer, B.; Väth, A. (2000, S.347)
19 Vgl. Godring, (2004, S.258)
20 Vgl. Godring, H. (2004, S.259)
21 Vgl. Schulte; Bone-Winkel (2002, S.144)
22 Vgl. Zöller, S. (2006, S.96)
23 Vgl. Grabow, B.; Henekel, D.; Hollbach-Groemig, B. (1995, S.15)
24 Vgl. Lanz, S.; Becker, J. (2001, S.40)
25 Vgl. Hellerforth, M. (1999, S.45)
26 Vgl. Hellerforth, M. (1999, S.47)
27 Vgl. Schulte; Bone-Winkel (2002, S.145)
28 Vgl. Schäfer, Conzen (2002, S.50)
29 Vgl. Schneider, W.; Völker, A. (2002, S.53)
30 Vgl. Kyrein, R. (2002, S.211)
31 Vgl. Schneider, W.; Völker, A. (2002, S.53)
32 Vgl. Muncke, G.; Dziomba, M.; Walther, M. (2002, S. 148)
33 Vgl. Schneider, W.; Völker, A. (2002, S.58)