Diese Hausarbeit analysiert Werte und Normen in unserer Gesellschaft. Die Leitfragen lauten deshalb wie folgt: Was versteht man unter Werten? Was versteht man unter Normen? Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Werten und Normen? Welchen Unterschied gibt es zwischen Werten und Normen? Was Werte und Normen in der Gesellschaft bewirken können?
Dabei bezieht sie sich auf das Buch von Judith Blake und Davis Kingsley „Norms, Values, and Sanctions.“ Davis Kingsley war ein US-amerikanischer Soziologe und Demograph. In dem Text von Blake und Kingsley geht es um die Erklärung der Entstehung von Normen, Werten und Sanktionen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Werte
3. Normen
4. Gemeinsamkeiten zwischen Werten und Normen
5. Unterschiede zwischen Werten und Normen
6. Fazit
1. Einleitung
In der Vorlesung „Werte: Theoretische Ansätze und gesellschaftliche Entwicklung“ am 21.06.2016 an der Leibniz Universität Hannover diskutierten wir einen Auszug aus dem Buch von Judith Blake und Davis Kingsley „Norms, Values, and Sanctions.“ Davis Kingsley war ein US-amerikanischer Soziologe und Demograph. In dem Text von Blake und Kingsley geht es um die Erklärung der Entstehung von Normen, Werten und Sanktionen. Dieses Thema wurde nicht zufällig für meine Hausarbeit gewählt, sondern ich finde es sehr spannend, wenn man Werte von den Normen trennt. In dieser Hausarbeit geht es nicht nur um eine wissenschaftliche Definition, sondern um eine Analyse von Werten und Normen in unserer Gesellschaft. Allgemein definiert, Werte sind unsere innere Überzeugung (Ideale) davon, was für uns sehr wichtig ist. An erster Stelle, wo man mit den Werten und Normen in Berührung kommt steht die Familie. Aber auch digitale Medien (Digitalisierung) prägen unserer Wertevorstellung, zum Teil aber eher destruktiv. Unsere Kulturelle Identität (eine Nation), unsere Erfahrungen könnte man im Werten und Normen wiederfinden. Die Werte und Normen, prägen unsere Gesellschaft und haben daher einen stärkeren Einfluss auf unser Alltag. Werte sind unsere Vorstellungen davon was für uns gut sein mag. Diese Vorstellungen können unser praktisches Handeln in einer Gesellschaft beeinflussen. Werte haben eine gewisse Stabilität, können sich aber im Zeitverlauf ändern. Diesen soziologischen Prozess nennt man Wertewandel. Sie sind für das Zusammenleben von Menschen von großer Bedeutung. Da ohne Werten und Normen, könnte eine demokratische Gesellschaft kaum existieren. Wenn man die Grundwerte (Gleichheit, Solidarität, Frieden oder Sicherheit) anschaut wird man feststellen, dass sie für das Funktionieren einer Demokratie sehr hohe Bedeutung haben. Diese Grundwerte sind sozusagen ein Maßstab, mit deren Hilfe ein politisches und soziales Handeln gemessen wird. Andere Werte an sich sind sehr umfangreich. Für die meisten von uns sind Werte und Normen etwas Selbstverständliches: Jeder würde zustimmen, dass es positiv auf unsere Gesellschaft wirkt, wenn man sich tolerant anderen Gegenüber verhält. Aber es existiert auch die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Wünschenswert ist die Tatsache, dass jedes Individuum auf gesellschaftliche Werte und Normen achtet und sich an diese Verhaltensmuster ausrichtet. Was aber die Wirklichkeit zeigt, dass jedes Individuum Nutzenmaximierend handelt und weicht von gesellschaftlichen Werten und Normen erheblich ab. Die Leitfragen meines Essays lauten wie folgt: Was versteht man unter Werten? Was versteht man unter Normen? Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Werten und Normen? Welchen Unterschied gibt es zwischen Werten und Normen? Was Werte und Normen in der Gesellschaft bewirken können? Das zweite Teil der Arbeit widmet sich der terminologischen Klärung. Dort wird der Begriff „Werte“ näher dargestellt sowie kategorisiert und analysiert.
2. Werte
Bevor man sich intensiv mit der Studie von Judith Blake und Davis Kingsley auseinandersetzt, wäre es sinnvoll, dass man Begrifflichkeiten „Werte“ und „Normen“ eindeutig definiert. Nachfolgend wird auf die erste Leitfrage eingegangen: Was versteht man unter Werten? Werte sind im Laufe der Sozialisierung entstanden. Eine wichtige Entwicklungsstufe wird durch die Weltkriege erreicht. Im Jahre 1920 wird der Völkerbund gegründet und im Jahre 1945 wird die Organisation der Vereinten Nationen (UNO) gegründet. Diese beiden Organisationen setzen sich stark für die Menschenrechte ein, daraus bilden sich die soziokulturelle Werte (Grund-Werte): Solidarität, Gleichberechtigung, Menschenwürde. Arnold Gehlen, ein deutscher Philosoph, Anthropologe und Soziologe hat diese Wertevorstellung in deinem Werk „Moral und Hypermoral“ im Jahre 1969 veröffentlicht. Der Autor fasste es unter Soziokulturellen Werten zusammen. „Soziokulturelle Werte, als zentrale Elemente von Kultur einer Gesellschaft dienen den durch Instinktreduktion und Verhaltensunsicherheit gekennzeichneten Menschen als generelle Orientierungsstandards“ (Gehlen 1969: 20). In seiner Arbeit vertritt er die Auffassung: „Jedem Menschen als Individuum ein besonderer Wert (Menschenwürde) zukommt, und dass es keinen Wert gibt, der über dem Wert des Individuums steht. Solche Werte, die mit der Menschenwürde konkurrieren könnten, wären beispielsweise Nation, Geschichte, Ehre etc. Diese Werte sind nach der humanistischen Ethik bloß sekundär in dem Sinne, dass sie entweder mittelbare Werte sind, denen gegenüber das Wohl der einzelnen Menschen als Endzweck zu betrachten ist, oder dass sie untergeordnete Werte sind, denen im Falle eines Wertekonfliktes die Menschlichkeit unbedingt vorhergeht“ (Gehlen 1969: 79). Es waren die Soziokulturelle Werte. Oftmals werden die Werte in empirischen Studien mit den Bedürfnissen gleichgesetzt, was aber nicht korrekt sei. Bedürfnisse eines Individuums ist ein anderer Forschungszweig (Marktforschung). „Im Unterschied zu Werten beziehen sich Bedürfnisse auf innermotivationale Vorgänge bei einzelnen Handelnden, auf ihre spontanen Wünsche, wie sie in einer bestimmten Situation auftreten“ (Schäfers 1992: 384ff.). Eine andere Perspektive wäre: „Werte steuern in gewisser Weise das menschliche Verhalten sind sie aber nur die generellsten Wegweiser des Handeins und Werte liefern keine direkten Verhaltensanweisungen“ (Keller 2009: 44). Bei der Untersuchung von Werten besteht die Gefahr von Überschneidungen mit anderen Begrifflichkeiten. Somit eine klare Abgrenzung zu folgenden Bezeichnung ist notwendig. Eine sinnvolle Abgrenzung kann durch verschiedene Faktoren erfolgen: kulturelle Aspekte, Religion, politische Einstellungen. Als erstes wird der Begriff „Werte“ definiert: „Werte sind erstrebenswerte Zustände, bzw. Ziele, die sich eine Gesellschaft setzt, um das Zusammenleben sinnvoll zu regeln, respektive zu sichern“ (Kirchner 2012: 243). Die Gesellschaft definiert diese Werte nur allgemein, konkret äußern sie sich in Normen. Werte werden von verschiedenen Seiten gesammelt. Es fängt bereits mit der Erziehung zu Hause an, dort lernen wir gewisse Werten (Liebe, Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit usw.). Das prägt uns Habituell und wird tief in uns verankert. Was uns seid Kindheit vermittelt wird, hinterlässt einen tiefen Eindruck, unsere
„Habitus“ wird dadurch gebildet. Der Habitus ist nach Bourdieu der „Erzeugungsmodus der Praxisformen“. Somit nach Bourdieu wird „Habitus“ als das gesamte Auftreten einer Person, im Einzelnen definiert. Es umfasst den Lebensstil, die Sprache, die Kleidung und nonverbales Verhalten. Diese Vorgänge verbinden Soziologen auch mit der Sozialisierung. Die staatlichen Institutionen (Kitas, Schulen, Universitäten, Behörden, etc.) prägen bei allen Individuen ein Werte orientiertes Handeln, durch die Gesetze (Executive) oder gesellschaftliche Normen. Der Terminus „Wert“ lässt sich im Deutschen auf den germanischen Begriff „werd“ (Besitz, Kaufpreis) und im Englischen (value) auf den lateinischen Begriff „valere“ (Macht haben, Vermögen) zurückzuführen. Eine weitere Definition des Begriffes „Wert“, welche sich in der Soziologie sehr stark etabliert hat, stamm von Clyde Kluckhohn. Er war ein US-amerikanischer Ethnologe, seine Definition lautet wie folgt: „Ein Wert ist eine explizite oder implizite, für das Individuum kennzeichnende oder für eine Gruppe charakteristische Konzeption des Wünschenswerten, die die Selektion von vorhandenen Arten, Mitteln und Zielen des Handelns beeinflusst“ (Kluckhohn 1967: 395). Werte sind nach Kluckhohn wirksam, wenn Menschen zwischen verschiedenen Möglichkeiten zu denken oder zu handeln auswählen, allerdings nur insoweit die Wahl von allgemeinen Kodes und nicht von Impulsen oder rein rationalem Kalkül momentaner Zweckdienlichkeit determiniert ist. In dieser Arbeit wird analysiert, welchen Gemeinsamkeiten und Unterschiede könnte man bei Werten und Normen erkennen. Nach Kluckhohn sind Werte: „allgemeine, grundlegende Vorstellungen des Wünschenswerten, die die Wahl von Handlungsarten und Handlungszielen beeinflussen“ (Kluckhohn 1960: 373). Werte bleiben nicht ewig gültig, Werte unterliegen den Wandlungsprozessen (Wertewandel). Ein Wert kann im Laufe der Zeit in einer System (Gesellschaft) eine andere Bedeutung annehmen. „Werte sind keine ewigen, unveränderlichen Tatsachen, sondern jeweils an einen bestimmten gesellschaftlichen Kontext gebunden. Auch kann der gleiche Wert (z.B. Freiheit) in unterschiedlichen Subsystemen (z.B. Kunst, Wirtschaft) unterschiedlich interpretiert werden“ (Schäfers 1992: 374). Eine Studie von Roland Inglehart (Forschung in westeuropäischen Industrieländern) kam zu den Ergebnissen, dass herrschende Klassen (Monopolisten) in Werten ein Instrument der Machsicherung wiederfinden, was zu deren Machterhalt und Etablierung (Position in der Marktwirtschaft) führt. „Werte werden als Legitimationsinstrumente zur Absicherung oder auch für den Abbau von Herrschaft eingesetzt, wie auch umgekehrt Interessen bestimmte Werte stabilisieren können. Denn da die Herrschenden in einer Gesellschaft bestrebt sind, den status quo und die bestehende Privilegienstruktur zu erhalten, sind sie auch daran interessiert, daß das Werte-System, das die bestehende Gesellschaft legitimiert und stabilisiert, aufrechterhalten und unangefochten bleibt“ (Inglehart 1989: 75). Iglehart kam zu der Erkentnisse, dass durch den Generationenwechsel bedingten Werte-Wandel diagnostizieren zu können. Der Kernpunkt seiner Studie war: Materielle Werte (Vermögen und Besitztum) verlieren, postmaterielle Werte (Selbstverwirklichung und Kommunikation) gewinnen an Bedeutung. Seine Überlegungen beruhten auf zwei zentralen Annahmen: „1. Menschen begehren das in ihrer Umwelt, was relativ knapp ist (die Mangelhypothese). Die ältere Generation musste in der akuten Mangelsituation unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, so seine Vermutung, zunächst materielle Bedürfnisse befriedigen – infolgedessen war sie Anhänger materialistischer Werte; aber schon ihre Kinder – in den neu gewonnenen Wohlstand hineingeboren – würden dagegen verstärkt postmateriellen Werten der Selbstverwirklichung folgen. 2. Die grundlegenden Werte eines Menschen werden in seinen jungen Jahren, in der formativen Periode geprägt und bleiben über den gesamten Lebenslauf stabil (die Sozialisationshypothese). Frühzeitig gebildete und dauerhafte Werte dienen als Richtschnur und Orientierung für die gesamte Lebensführung eines Menschen. Einmal Materialist, immer Materialist; einmal Postmaterialist, immer Postmaterialist“ (Ingelhart 1989: 75). Mit diesem Wandel lässt sich auch die Pluralisierung von sozialen Milieus und Lebensstilen erklären. Jeder Akteur entwickelt sich dabei zu einer Postmaterialist. US- Soziologe Kingsley definiert Wertebegriff wie folgt: „Wert die Einstellung, welche ein Objekt als wünschenswert oder nicht wünschenswert definiert und somit die Auswahl zwischen verschiedenen Zielen erklärt“ (Davis 1973: 401). „Die allgemeinen Werte bestimmen das Prestige-System einer Gesellschaft und dienen als Basis für Bewertungen und Solidaritätsgefühle innerhalb der gleichen Schicht“ (Davis 1942: 23). Kingsley unterstellt dem Begriff „Wert“ schichtspezifische Unterschiede, welche zu der unterschiedlicher sozialer Positionierung führt. „Wenn das Wertesystem und dessen Erhaltung bereits ein notwendiges Ziel darstellt, so beinhaltet es außerdem ein besonderes System von Zielen, die ihrerseits spezifische Bedürfnisse hervorrufen, welche zu erfüllen die sozialen Positionen geschaffen sind. Die Rangordnung der Werte einer Gesellschaft führt demnach zu einer Rangordnung der Bedürfnisse, und diese wiederum strukturiert eine dementsprechende Rangfolge der sozialen Positionen“ (Davis 1973: 410). Eine zuvor, vom Georg Simmel entwickelte These bestätigt diese Annahme ebenfalls: „Mit wachsender Entwicklung und Differenzierung einer Gesellschaft die Individualität des Einzelnen stärker ausbilde“ (Simmel 1890: 34). Werte beeinflussen nicht nur unsere Gesellschaft, sondern auch die politischen Strukturen eines Landes. In unserer Gesellschaft sind Werte wie nie zuvor gefragt. Im Jahre 1993 hat unser ehemaliger Bundeskanzler (Helmut Kohl) die Grundwerte wie folgt formuliert: „Fleiß, Mut und Hilfsbereitschaft sind wieder gefragt“ (Kohl 1993). Unser demokratisches System brauch politische Werte und die Wahlkandidaten bei der Bundeswahl werben mit Werten. Als Beispiel wird der Grundsatz der CDU/CSU aufgeführt: „Wir treten für eine offene Gesellschaft ein. Wir stehen für eine werteorientierte Politik, in der Familie und Ehe die Grundpfeiler unserer freien und solidarischen Gesellschaft bilden. Wir stehen für ein Miteinander der Generationen“ (CDU/CSU 2016). Das Hauptziel der Partei CDU ist eine offene und solidere Gesellschaft.
„Demokratische Systeme erfordern weiterhin, dass die Positionen in staatlichen und rechtlichen Institutionen von Personen besetzt werden, die von einer signifikanten Mehrheit der Bevölkerung autorisiert werden und dass diese Wahl wiederum wesentlich durch die Werte motiviert wird, die von den gewählten Personen vertreten und durchgesetzt werden sollen“ (Habermas 1992: 68). Auch für Industrie, haben die Werte an Bedeutung stark zugenommen. In der Wirtschaft und im Geschäftsleben werden ausgeprägte Wertvorstellungen nicht mehr als Störfaktor, sondern als wichtige Qualifikation bewertet (z. B. Umweltfreundlich ist eine Wertevorstellung). Autoindustrie versucht die CO2- Emissionen zu reduzieren, früher zu der Industriebeginn hatte man als Unternehmer andere (Materielle) Wertvorstellungen. Werte können auch unsere Gesellschaft bzw. Identität der Gesellschaft stark beeinflussen. „Wenn Werte der Person Orientierungspunkte des Handelns geben und dadurch zur Integration der Gesellschaft beitragen, dann bestimmen sie auch die Identität der Gesellschaft. Wenn jedes Mitglied einer Gesellschaft Werte mehr oder minder stark unterstützt, hat es einen Maßstab zur Entscheidung über sein Handeln“ (Meulemann 1998: 16ff.). Soziologe Heiner Meulemann in seiner Studie geht davon aus, dass andere Industrieländer genauso wie Deutschland durch gleiche Werte-System geprägt sind. „Die Identität einer Nation läßt sich an ihrem Profil der Unterstützung für Werte beschreiben, die auch andere gleichartige Nationen, in unserem Fall also andere moderne Industriegesellschaften regieren“ (Meulemann 1998: 18). Identität einer Nation hat sich in Deutschland sich weiterentwickelt, alles was damals fremd war, wurde durch die EU beitritt als eigenes anerkannt. Somit wir alle haben eine multikulturelle Identifizierung. „Wenn wir also die nationale Identität durch das Profil von Werten bestimmen, so bestimmen wir gleichsam die Inhalte, die hinter der Klassifikation von Selbst und Anderem als Mitglied eines Kollektivs stehen. Die Kategorisierung nach Zugehörigkeit bleibt zirkulär, solange sie nicht mit Eigenschaften verknüpft wird“ (Meulemann 1998: 19). Eine bloße Zuschreibung von Eigenschaften zu einer Nation (Ethnischer Gruppe), kann sich nur negativ Entwickeln (Trennung auf „Wir“ und „Andere“). „Die kategoriale geht also in eine materiale Selbst- und Fremdkategorisierung über, die Etikettierung in eine Theorie, die Identität des Namens in eine Identität des Wertprofils“ (Meulemann 1998: 19). Ein diskriminierendes Verhalten kann sich dadurch sehr schnell in einer Gesellschaft etablieren.
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