Bertold Brecht (Eugen Berthold Friedrich Brecht) 1898-1956
- am 10.2.1898 in Augsburg als Sohn eines Fabrikdirektors geboren
- bereits als Schüler erste Gedichte mit antibgl. Tendenzen & Vorliebe f. soz. Randexistenz
- Vorbilder waren: Frank Wedekind, François Villon, Artur Rimbaud
- 1918 erste Gedichtsammlung (mit Noten) „Lieder zur Klampfe von Bert Brecht und seinen Freunden“, (Klampfe = volkstüml. für Gitarre)
- 1920 produktivstes lyrisches Jahr, verfasste über 200 Gedichte (Prosa)
- nach dem Besuch des Gymnasiums zunächst Medizin- (Æ Lazarettgehilfe Begeisterter Anhänger der Revolution glühender Pazifist) und Naturwissenschaftliches Studium in München
- 1924 Übersiedlung nach Berlin Dramaturg bei Max Reinhardt = Theatererfahrungen
- 1927 Veröffentlichung der ersten großen Gedichtsammlung, „Bert-Brechts-Hauspostille“ · seine werke orientieren sich zunehmend inhaltlich am Marxismus er strebte Theater und
Literatur an, die sozialkritisch wirken und Bewusstsein verändern soll
- in Lehrstücken erprobte Brecht sein neues Theater, das den Zuschauer aufrütteln und gegen kapital. Wirklichkeit stellen sollte
- 1933 Exil Æ Schweiz, Frankreich, Dänemark, Schweden, Finnland, SU, USA entwickelte hier Theorie seines epischen Theaters weiter - es entstanden seine bedt. Werke: „Mutter Courage und ihre Kinder“, „Leben des Galilei“, „Der kaukasische Kreidekreis“ · 1947 Rückkehr nach Europa, einreise in die Westzone Dtld. untersagt, deshalb Einladung folgend einreise nach Ost-Berlin, gründete hier das „Berliner Ensemble“ (1949) Æ führte seine Stücke auf - gleichzeitig bedt. Lyriker und Erzähler (Kalendergeschichten, mehrere große Ro mane
- 1954 Veröffentlichung der „Buckower Elegien“ (GS) - durch die Teilung Dtld.’s v. d. DDR als Staatsdichter vereinnahmt Æ misstrauen im Westen
- am 14.8.1956 in Berlin gestorben
- nach seinem Tod editierte die langjährige Mitarbeiterin Elisabeth Hauptmann die Lyrik aus dem Nachlass, „Gedichte“(10 Bände, 1960-76), „Gesammelte Werke“(20 Bände, 1967)
Das Epische Theater:
Brecht hat diese Theaterform in den 20er Jahren entwickelt und umgesetzt. · moderne Theaterform, dem aristotelischen entgegengesetzt
- wird auch diktatorisches Theater genannt (Lehrtheater) bzw. von Brecht selber als dialektisches Theater bezeichnet, da er es als unzureichende Beschreibung empfand
- der Zuschauer soll durch Verfremdungseffekte in ein kritisch beobachtendes, distanziertes Verhältnis zum Geschen auf der Bühne versetzt werden, soll erkennen, dass im Sinne der Handlung eine gesellschaftliche Veränderung möglich ist
- solche Verfremdungseffekte, sog. argumentierende Kommentierung der szen. Aktion, sind Lieder, Songs, Inhaltsangaben durch Texttafeln oder Projektionen...
- die, auf der Bühne gezeigten Verhaltensweisen sollen als veränderbar erkannt werden · Figuren sollen weder „Einfühlung“ hervorrufen, noch „Vorbilder“ oder abschreckende Beispiele sein
- Brecht will Zuschauer der nachdenkt, aktiv wird
- Brecht sah als Vorstufen seines Theaters, des ‚Theaters des Zeigens’ Formen und Spielweisen des asiat. Theaters an
- angesehen wird die Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagony“ als pragmat. Verwirklichung der Grundsätze seines Theaters
- „dramatisch“:
- Form des Bühnenstücks
- Handlung in sich geschlossen
- Vermittlung einer Illusion, Zuschauer säße Vorgängen bei, für die er selbst nicht vorhanden ist (Szene und Person durch imaginäre vierte Wand vom Publikum getrennt) Æ kann mitgerissen und in einen Trancezustand versetzt werden
- „episch“:
- Bühnenvorgang/Darstellungsweise, die dem Publikum etwas zeigen, häufigstes Merkmal ist die Verfremdung
- Brechts Theorie hat seit den 50er J. weltweit an Bedeutung gewonnen Æ Basis für moderne Dramaturgie
- Merkmale:
- Überschriften/Titel und kurze Epigramme (inhaltsbezogene Gedichte) Æ durchbrechen die Spannungskurve
- Bühnenbild besteht nur aus Andeutungen (Bandkarten, Globen, Kunstwerke) Ø Schauspieler soll in zweifacher „Gestalt“ auf der Bühne stehen, z.B. als Galilei und in eigener Person
- In seinen Werken werden an manchen Stellen theoretische Gespräche geführt, die nachdenkende Funktion haben sollen
- Kommentare die den Verlauf der Handlung zeitweilig unterbrechen Ø Schluss bleibt in seinem dialekt. Sinne offen
Brecht als Lyriker:
- lange Zeit nur als Stückeschreiber rezipiert
- über 2000 Gedichte und 3 große Lyriksammlungen Æ eines der umfangreichsten und
gewichtigsten lyrischen Werke der deutschsprachigen Literatur des 20. Jhd.’s
- suchte mit seiner Lyrik von Beginn an nicht den „ Ausdruck des Persönlichen“
- meidet übliche lyrische Gefühlshaftigheit
- missachtet Stimmung und prägt keinen einheitlich gestimmten Ton aus
- Gedichte gewinnen durch Vielfalt an Motiven, Bildern, Sprache und thematischen
Reichtum ihre unverwechselbare lyrische Eigenart
- Gedichte über:
- Alltägliches Ø Frivoles
- Obszönes
- Politisch-Brisantes
- Aber auch traditionelle Themen
- Neue überraschende und provozierende Zusammenhänge
- Satire und Parodie gehören ebenso zum Erscheinungsbild, wie politisches und humanes
Engagement sowie die Ihm eigene Freundlichkeit
- er übernahm mit Hexametern und Odenstrophen antike Metren
- dichtete mit Kinderreimen und Knittelversen in volkstümlichen Liedformen (Kinderlieder,
Kriegsfibel)
- ahmte mit Sonetten, Balladen klassische Gedichtform nach
- schrieb:
- in freien Rhythmen „Deutsche Satiren“
- epigrammatische Gedichte „Deutsche Kriegsfibel“
- Erzählgedichte „Legende von der Entstehung des Buches Taoteking“ Ø Prosalyrik (Psalmen)
- Gedichte in Ein-Wort-Versen „Vergnügungen“ Ø Wandinschriften (Theater)
- Verstand sich in erster Linie als Liederdichter
- Wollte seine Gedichte in den Köpfen und weniger auf dem Papier wissen
„Auf Zeitungspapier großgedruckt, fettgedruckt auf Makulationspapier, das zerfällt in drei, vier Jahren, dass die Bände auf den Mist wandern, nachdem man sie sich einverleibt hat.“ · Wenn er seine Gedichte nicht selbst vertonte Æ schrieb sie zur Vertonung auf /wurden unabhängig von ihm vertont
- Veröffentlichungen in/als:
- Einzelpublikation, Rundfunk „Freiheitssender“
- Vorwiegend Zeitungen, „Das Wort“, „Internationale Literatur“ Ø Weniger Zeitschriften
- Lyriksammlungen, „Die Hauspostille“ Ø Als Liederbuch (mit Notenanhang)
- Weitere Gedichte und kleinere Sammlungen, „Aus dem Lesebuch für Städtebewohner“
- Songs der „Dreigroschenoper“
- Antifaschistisches Engagement zunächst in Deutschland (1927- Jan. 33), später im Exil:
Dänemark, Schweden, Finnland, USA (bis Kriegsende)
- Bis 1931 von revolutionärem Elan getragen - Hoffnung auf Verhinderung des Faschismus
- Ab 1932 Lyrik als Aufruf zum gemeinsamen Kampf gegen den Faschismus Ø Exilzeit:
- Vertiefte Thematik Æ forderte neue lyrische Sprache Æ reimlose Lyrik mit unregelmäßigen Rhythmen
- Gedichte mit Inschriftcharakter (Kürze, Prägnanz, öffentl. Haltbarkeit) § Sammlung „Svendborger Gedichte“(Dänemark)
- Große politische Themen wichen mehr dem „Kleinen“
- Lyrik zielte darauf ab Isolation als aufgezwungenen Zustand bewusst zu machen Æ Hindurchscheinen des kriegerischen Weltzustandes „Steffinische Sammlung“(1940, die Mitarbeiterin und Freundin Margarete Steffin anlegte)
- Amerikan. Exil: 1941-47, Charakterisierung der Lyrik als „basic german“, „Ich empfinde den Mangel an Ausdruck und Rhythmus ... , aber beim Schreiben (und Korrigieren) widerstrebt mir jedes ungewöhnliche Wort.“
- Zunehmende Distanz, „wie vom Mars aus geschrieben“
- Herausforderung war die Versifizierung, also das In-Verse-Fassen des „Kommunistischen Manifestes“(Marx + Engels, 1945)
- Nachkriegszeit:
- Stand im Kennzeichen der Politisierung Æ Beginn der Restauration in Westdtl. Forderte sein lyrisch satirisches Können
- Alterslyrik (1949-56):
- Suchte zunächst wieder den Adressaten (das Volk)
- Thema Frieden und Warnung vor neuen Kriegen vorherrschend Ø Stellte fest, dass sich die DDR weitgehend als Bürokraten- und Funktionärstaat verwirklichte Æ zunehmende Distanz und Kritik · Als Fazit: „Alle große Gedichte haben den Wert von Dokumenten.“
Häufig gestellte Fragen
Wer war Bertolt Brecht?
Bertolt Brecht (Eugen Berthold Friedrich Brecht) wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren und starb am 14. August 1956 in Berlin. Er war ein deutscher Dichter, Dramatiker und Theaterreformer. Er ist bekannt für seine Werke des epischen Theaters und sein antifaschistisches Engagement.
Was sind die wichtigsten Stationen in Brechts Leben?
Brecht wurde als Sohn eines Fabrikdirektors geboren. Er verfasste bereits als Schüler Gedichte mit antibürgerlichen Tendenzen. Er studierte Medizin und Naturwissenschaften in München. 1924 zog er nach Berlin und arbeitete als Dramaturg bei Max Reinhardt. 1933 ging er ins Exil (Schweiz, Frankreich, Dänemark, Schweden, Finnland, Sowjetunion, USA). 1947 kehrte er nach Europa zurück und gründete 1949 das Berliner Ensemble in Ost-Berlin.
Was ist das Epische Theater?
Das Epische Theater ist eine Theaterform, die Brecht in den 1920er Jahren entwickelte. Es steht im Gegensatz zum aristotelischen Theater. Ziel ist es, den Zuschauer durch Verfremdungseffekte zu einem kritisch beobachtenden Verhältnis zum Geschehen auf der Bühne zu bewegen. Der Zuschauer soll erkennen, dass im Sinne der Handlung eine gesellschaftliche Veränderung möglich ist.
Was sind die Merkmale des Epischen Theaters?
Zu den Merkmalen gehören Überschriften und Epigramme, ein Bühnenbild, das nur aus Andeutungen besteht, theoretische Gespräche, die nachdenkliche Funktion haben sollen, und Kommentare, die den Verlauf der Handlung zeitweilig unterbrechen. Der Schluss bleibt offen.
Welche Bedeutung hat Brecht als Lyriker?
Brecht hat über 2000 Gedichte und drei große Lyriksammlungen verfasst. Er suchte mit seiner Lyrik nicht den „Ausdruck des Persönlichen“ und vermied übliche lyrische Gefühlshaftigkeit. Seine Gedichte zeichnen sich durch Vielfalt an Motiven, Bildern, Sprache und thematischem Reichtum aus.
Über welche Themen schrieb Brecht Gedichte?
Brecht schrieb Gedichte über Alltägliches, Frivoles, Obszönes, politisch Brisantes, aber auch traditionelle Themen. Er nutzte Satire und Parodie, politisches und humanes Engagement sowie Freundlichkeit. Er übernahm antike Metren, dichtete mit Kinderreimen und Knittelversen und ahmte klassische Gedichtformen nach.
Wie war Brechts antifaschistisches Engagement?
Brecht engagierte sich zunächst in Deutschland (1927-Jan. 33) und später im Exil gegen den Faschismus. Ab 1932 nutzte er seine Lyrik als Aufruf zum gemeinsamen Kampf gegen den Faschismus. Im Exil vertiefte er die Thematik und forderte eine neue lyrische Sprache.
Was sind die "Svendborger Gedichte"?
Die "Svendborger Gedichte" sind eine Sammlung von Gedichten, die Brecht während seines Exils in Dänemark schrieb. Sie zeichnen sich durch Kürze, Prägnanz und öffentliche Haltbarkeit aus. Große politische Themen wichen mehr dem "Kleinen".
Wie gestaltete sich Brechts Lyrik im amerikanischen Exil?
Im amerikanischen Exil (1941-47) charakterisierte sich Brechts Lyrik als „basic german“. Es entstand eine zunehmende Distanz zu den Themen.
Welche Themen behandelte Brecht in seiner Alterslyrik?
In seiner Alterslyrik (1949-56) suchte Brecht zunächst wieder den Adressaten (das Volk). Thema Frieden und Warnung vor neuen Kriegen waren vorherrschend. Er stellte fest, dass sich die DDR weitgehend als Bürokraten- und Funktionärstaat verwirklichte, was zu zunehmender Distanz und Kritik führte.
- Arbeit zitieren
- Melanie Stein (Autor:in), 2001, Brecht, Bertolt, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/102997