Explosion des Wissens: Immer mehr Bücher, immer weniger Verstand?
Marco Herrn
Explosion des Wissens: Immer mehr Bücher, immer weniger Verstand?
“Das Wissen der Menschheit kann nicht schneller wachsen als die Menschheit. Das Einzige, was gewachsen ist, ist die Datenflut. Wir sind nicht klüger als unsere Vorfahren im Mittelalter und im Altertum, wir bekommen nur mehr Informationen.”
(Joachim Treusch: Explosion des Wissens In: P.M. 2/1994, Seite 91)
Setzen Sie sich mit der Meinung des Autors auseinander. Was muss Ihrer Meinung nach geschehen, damit der Mensch trotz des Überangebots an Informationen und der allgegenwärtigen Technik seine Eigenverantwortlichkeit nicht abgibt?
Dieses Zitat von Joachim Treusch macht einen schleichenden Missstand der modernen Gesellschaft deutlich. Das Wissen der Menschheit wird heute viel besser aufbewahrt und ist wesentlich leichter zugänglich als in vergangenen Jahrhunderten. Damit ist ein vollkommen neues Problem entstanden. Nicht die Suche nach Informationen ist die Schwierigkeit, sondern der Umgang damit. Es ist nicht einfach aus dieser Fülle an Informationen, die für sich selbst relevanten heraus zu filtern.
Als Synonym für dieses Problem steht das Internet. Es hat insbesondere bei der Informationssuche gegenüber dem Buch entscheidende Vorteile. Informationen sind schneller auffindbar, da es von fast überall aus zentral erreicht werden kann, ausgereifte Suchfunktionen existieren und das Blättern in Büchern und Zeitschriften entfällt. Jedoch wird man von einer Fülle an Informationen erschlagen. Selbst wenn das Problem der überflüssigen Fundstellen gelöst wäre, wäre die Menge dennoch unüberschaubar. Somit ist das größte Problem, die unpassenden, ungenauen oder gar falschen Informationen herauszufiltern.
Durch die schnelle Ansammlung von Wissen ergeben sich aber auch Schwierigkeiten für den Archivar. Er muss dieses Wissen in geeigneter Weise bündeln, effizient archivieren und sich vor allem um eine geschickte und logische Strukturierung kümmern, damit die gesuchten Informationen leicht gefunden werden können. Heute gefundenes Wissen hat jedoch unter Umständen eine geringe Halbwertszeit. Schnell werden neue Kenntnisse erworben und ältere verlieren ihren Wert. Der Archivar muss also auch für die Qualität der gespeicherten Informationen sorgen.
Doch gehaltvolle Informationen, durch effiziente Verwaltung zugänglich gemacht, erhöhen noch immer das Wissen der Bevölkerung nicht. Es ist selbstverständlich, dass man nicht allein durch das Vorhandensein von Daten schlauer wird. Man muss vor allem damit umgehen können. Die Menschen müssen auf die Datenfluten vorbereitet werden. Sie müssen eine strukturierte Vorgehensweise zur Informationssuche erlernen. Dies muss auch in der Schule in stärkerem Maße geschehen als bisher. Des weiteren muss man sich Gedanken machen, wie man diese Anforderungen auch Erwachsenen näher bringt. In der heutigen Gesellschaft des lebenslangen Lernens ist ein Umgang mit Informationen essentiell. Der Bildungsstand der Bevölkerung würde sich dann tatsächlich erhöhen.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in "Explosion des Wissens: Immer mehr Bücher, immer weniger Verstand?"?
Der Text befasst sich mit der Frage, ob die zunehmende Menge an Informationen (insbesondere durch das Internet) auch zu einer Zunahme des Wissens und des Verstandes der Menschen führt. Der Autor setzt sich mit einem Zitat von Joachim Treusch auseinander, der behauptet, dass die Menschheit nicht klüger geworden sei, sondern lediglich mehr Informationen besitze.
Welches Problem wird im Zusammenhang mit dem Internet und der Informationsflut angesprochen?
Das Hauptproblem ist die Schwierigkeit, aus der Fülle an Informationen die relevanten, genauen und richtigen herauszufiltern. Das Internet bietet zwar schnelle und einfache Zugänge zu Informationen, führt aber auch zu einer Überforderung durch die Menge und die Qualität der Daten.
Welche Rolle spielt der Archivar in Bezug auf die Wissensexplosion?
Der Archivar hat die Aufgabe, das Wissen zu bündeln, effizient zu archivieren und logisch zu strukturieren, damit es leicht gefunden werden kann. Er muss auch für die Qualität der gespeicherten Informationen sorgen, da Wissen schnell veralten kann.
Was muss geschehen, damit die Menschen besser mit der Informationsflut umgehen können?
Die Menschen müssen lernen, wie man strukturiert nach Informationen sucht und diese kritisch bewertet. Dies sollte stärker in der Schule vermittelt werden und auch Erwachsenen zugänglich gemacht werden. Der Umgang mit Informationen ist in der heutigen Gesellschaft des lebenslangen Lernens essentiell.
Widerspricht der Autor des Textes der Aussage von Joachim Treusch?
Der Autor widerspricht der Aussage, dass die Menschheit nicht klüger geworden sei. Er argumentiert, dass das heute verfügbare Wissen fundierter und zusammenhängender ist. Die Schwierigkeiten im Umgang mit der Datenflut resultieren aus der rasanten Fortschrittsgeschwindigkeit, aber die Menschen werden sich anpassen können. Man sollte dies jedoch nicht dem Zufall überlassen, sondern die Bevölkerung darauf vorbereiten.
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- Marco Herrn (Author), 2001, Explosion des Wissens: Immer mehr Bücher, immer weniger Verstand?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/102571