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Hausarbeit, 2021
14 Seiten, Note: 1,0
1 Einleitun
1.1 Begründung der Themenstellung
1.2 Ziel der Arbeit und Abgrenzung des Thema
1.3 Aufbau der Ausarbeitung.
2 Professionalisierungsdiskurs in der Sozialen Arbei
2.1 Begriffsbestimmunge
2.1.1 Beru
2.1.2 Klassische Definition von Professio
2.1.3 Professionalisierung
2.1.4 Semi-Professio
2.1.5 Professionalisierungsbedürftigkei
2.2 Geschichtliche Entwicklung der Professionalisierung der Sozialen Arbei
2.3 Aspekte des aktuellen Professionalisierungsdiskur
2.3.1 Alltagsorientierte Professionalisierung der Sozialen Arbei
2.3.2 Soziale Arbeit als stellvertretende Deutung
2.3.3 Soziale Arbeit als bescheidene Professio
2.3.4 Reflexive Professionalität der Sozialen Arbei
2.4 Konsequenzen der Professionalisierung
2.5 Professionelle Identität der Sozialen Arbeit
3 Positionierung und Resümee
I. Literaturverzeichnis
„Soziale Arbeit, das kann doch Jeder!“
Die Aktualität und das Interesse an dem Thema Professionalisierung in der Sozialen Arbeit kann schon an der Fülle an Ergebnissen einschlägiger Begriffe in Internet-Suchmaschinen erahnt werden. Bei den oben genannten Schlagworten sind es um die 897 000 Treffer, grenzt man auf Professionsdebatte Soziale Arbeit ein, sind es immer noch rund 1750 Resultate.
Es ist ein Thema, das kontrovers, oftmals emotional und hitzig diskutiert wurde und wird. Weder manche Experten noch viele Laien sind sich einig darüber, welchen Platz die Soziale Arbeit im Kanon der Professionen einnimmt bzw. ob sie überhaupt eine ist.
Dies liegt vor allem an einem typischen Merkmal der Sozialen Arbeit, der mitunter diffusen Allzuständigkeit. Annähernd jeder Bereich im Leben der Klienten kann theoretisch zum Arbeitsfeld des Sozialarbeiters werden.
Das Handeln in der Sozialen Arbeit versteckt sich meist im Alltag der Klienten. Mechthild Seithe gibt das Beispiel eines Sozialpädagogen, der mit einer Mutter Kaffee trinkt oder mit einem Jugendlichen Tischtennis spielt. Für den Laien sieht dies nach Spaß und Freizeitaktivität aus, allerdings sind diese Tätigkeiten nur die Aufhänger seiner pädagogischen Intervention wie Beratung, Unterstützung und Hilfe zur Selbsthilfe (2010, S.50).
Dazu kommt, dass die Soziale Arbeit kein Tätigkeitsfeld hat, dass ausschließlich sie allein ausführt. Im Rahmen der Multiprofessionalität muss sie immer auf die Zusammenarbeit mit anderen Professionen (wie zum Beispiel Psychotherapeuten, Ärzte und Rechtsanwälte) und Berufen (wie Verwaltungsangestellte, Pflegekräfte o.a.) setzen. Der Sozialarbeiter hat in dieser Beziehung oftmals einen untergeordneten Status in der Hierarchie inne.
Dies liegt sicherlich auch an dem geringeren gesellschaftlichen Ansehen im Vergleich zu anderen Professionen.
Studenten der Sozialen Arbeit werden oftmals gefragt, warum man überhaupt studieren muss, um Sozialarbeiter zu werden.
SozialarbeiterInnen wiederum müssen sich rechtfertigen, dass ihre Arbeit eben nicht von „Jedem“ gemacht werden bzw. durch andere Sparten im Nebenamt ausgeführt werden kann.
Scheinbar ist es aber auch so, dass die Zweifel an der Professionalität der Sozialen Arbeit oft von den SozialarbeiterInnen selbst oder sogar von den Lehrkräften an den Hochschulen kommen (s. Herwig-Lempp 1997, S.16).
Unter diesen Bedingungen fällt es vielen SozialarbeiterInnen schwer, sich selbstbewusst zu positionieren und hinter ihrer Profession zu stehen.
Es stellt sich somit auch die Frage, wie die Fachkräfte der Sozialen Arbeit die Professionalisierungsdebatte nutzen können, um mit einem gestärkten Selbstverständnis für ihren Beruf und klaren Signalen an andere Professionen und die Gesellschaft hervorzutreten.
Der Professionalisierungsdiskurs der Sozialen Arbeit in Deutschland spielte sich hauptsächlich in zwei Abschnitten ab, die sich zeitlich und inhaltlich voneinander abgrenzten. Der Erste (im Weiteren klassischer Professionalisierungsdiskurs genannt) begann 1970 und dauerte bis Mitte der 1980er Jahre an. Es ging hauptsächlich darum, den Beruf in den Status der Profession zu manövrieren, wobei die Akademisierung der Ausbildung einen zu hohen Stellenwert einnahm und oftmals Professionalisierung mit Verwissenschaftlichung gleichgesetzt wurde (s. Motzke 2013, S.240). Ergebnis dieser ersten Etappe war, dass Soziale Arbeit nicht voll professionalisierbar sei und somit als Semi-Profession definiert wurde (ebd.).
Gegenstand dieser Ausarbeitung ist allerdings der aktuelle Diskurs in Deutschland sowie dessen Auswirkungen auf die Profession der Sozialen Arbeit und die damit korrelierende professionelle Identität der Fachkräfte.
Aufgrund der Limitierung des Umfangs auf maximal zehn Seiten Textteil kann nur ein kurzer Überblick über dieses sehr interessante, viel diskutierte und bearbeitete Thema verschafft werden.
Der Begriff Soziale Arbeit inkludiert dabei sowohl Sozialarbeit als auch Sozialpädagogik.
In der vorliegenden Hausarbeit werden zunächst zur eindeutigen Klärung und Abgrenzung die Definitionen der Begriffe Beruf, Profession, Professionalisierung, Semi- Profession und die Professionalisierungsbedürftigkeit dargestellt und zueinander positioniert.
Im Weiteren wird die Professionalisierung der Sozialen Arbeit zum Verständnis der Hintergründe im historischen Wandel betrachtet, um dann folgend den aktuellen Professionalisierungsdiskurs darzustellen sowie die verschiedenen Professionstheorien zu erläutern.
Anschließend werden die Konsequenzen dieses Diskurses und die professionelle Identität der Sozialen Arbeit dargelegt.
Schlussendlich erfolgt eine Positionierung der Autorin zum Thema sowie ein Resümee.
Nach Beck, Brater und Daheim kann der Beruf definiert werden als eine Tätigkeit, die bezahlt wird, komplex organisiert ist und auf dem Arbeitsmarkt gehandelt wird (s. Beck/Brater/Daheim 1980, S.19).
Ein Beruf stellt somit einen Teil der gesamten Arbeit dar, der durch standardisierte Tätigkeitsbeschreibungen marktfähig und marktgängig geworden ist.
Mit Arbeit ist hierbei allgemein „die tätige Auseinandersetzung des Menschen mit der belebten und unbelebten Natur“ (Galuske 2013, S.124) gemeint.
Eine Profession hat eine besondere Charakteristik beruflicher Tätigkeit, die mit besonders hohem Ansehen verbunden ist, besonders anspruchsvolles berufliches Handeln erfordert und spezielle Kriterien erfüllen muss (s. ebd.) Nach Regine Gildemeister sind das die Fundierung auf der Grundlage wissenschaftlichen Fachwissens, spezifische, akademischen Ausbildungsgänge, die Herausbildung eines Ethik-Codex (Berufsethik) sowie ein hohes Maß an Autonomie bei der Berufsausübung, wobei dann die Berufsverbände die fachliche sowie ethische Überwachung übernehmen.
Des Weiteren gehören ein exklusives Handlungskompetenzmonopol sowie ein Tätigkeitsbereich, der im Sinne eines Dienstes an der Allgemeinheit interpretiert werden kann (1996, S.443).
Die klassischen Professionen sind ÄrztInnen, JuristInnen sowie die geistliche Profession.
Hierbei handelt es sich um „den Prozess der Entwicklung einer Berufsgruppe in Richtung einer Profession, d.h. einer Berufsgruppe mit einer gewissen Autonomie in der Leistungskontrolle“ (Mieg 2005, S. 342).
Professionalisierung kann allerdings auch auf den Prozess der individuellen Qualifizierung der einzelnen Fachkraft bezogen werden.
Im Folgenden wird hauptsächlich auf erstere Verwendung eingegangen, wobei die individuelle Weiterentwicklung in der Summe aller Fachkräfte eine ähnlich hohe Relevanz hat.
Darunter versteht man Berufe, die (noch) nicht alle Kriterien der klassischen Professionen erfüllen. Oftmals zeichnen sie sich aus durch begrenzte Fachkompetenz, Abhängigkeit von institutionellen Vorgaben, unspezifisches Fachwissen, unzureichende Spezialisierung, ungenügende Umgrenzung des Zuständigkeitsbereiches und mangelnde Sanktionen (s. Lüders 1989, S. 159).
Professionalisierungsbedürftig „ist eine Tätigkeit, die mit hoher Erfolgswahrscheinlichkeit nur von Personen ausgeübt werden kann, welche über einen wissenschaftlich abgestützten professionellen Habitus verfügen, der sie befähigt, auch in Situationen ohne klare Vorgaben unabhängig, sachgerecht und menschendienlich zu handeln und dafür über wissenschaftliche Orientierungsinstrumente verfügen“ (Müller 2012, S.956).
Wenn man sich die Wurzeln der Sozialen Arbeit in Deutschland anschaut, so ist zu erkennen, dass die Professionalisierungsdebatte bei Weitem nicht nur ein aktuelles Thema ist.
Die Geschichte der Sozialen Arbeit beginnt schon mit der ehrenamtlichen, sozialen Hilfstätigkeit bürgerlicher Frauen Ende des 19. Jahrhunderts. Diesen Frauen war es nicht erlaubt, erwerbstätig zu sein oder zu studieren. Durch das Ehrenamt erlangten sie öffentliche Anerkennung und hatten eine sinngebende Tätigkeit.
Etwa zeitgleich führte Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898) die Sozialversicherung ein. Hierdurch gab es für Hilfebedürftige erstmals eine Garantie und Rechtsanspruch auf staatliche, soziale Hilfeleistungen.
Unter anderem durch Alice Salomon (1872-1948) wurden sogenannte „Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit“ gegründet, in denen erste Qualifizierungen angeboten wurden. 1908 folgte die Gründung der ersten sozialen Frauenschule in Berlin, an der eine zweijährige Ausbildung angeboten wurde. Dies war der Grundstein für eine Qualifizierung bzw. Professionalisierung der Sozialen Arbeit in Deutschland. Dieser hatte die Sozialwissenschaft als Grundlage, war allerdings noch fernab einer Akademisierung. Weiterhin bildete die Schule auch nur für die ehrenamtliche Tätigkeit der Frauen aus.
Bis hin zur Weimarer Republik entwickelte sich die Soziale Arbeit zu einem Erwerbsberuf.
Schon in den 1890er Jahren wurden erste Professionalisierungsdebatten gehalten. Diese führten dazu, dass Lehrpläne, Prüfungsordnungen und Regelungen zur Ausbildung überarbeitet und angepasst wurden (s. Hammerschmidt/Sagebiel 2010, S.10).
Im Nationalsozialismus wurde die Wohlfahrtspflege aufgehoben bzw. instrumentalisiert. SozialarbeiterInnen mussten sich entweder der nationalsozialistischen Ideologie fügen oder wurden aus politischen Gründen bzw. weil sie Juden waren gekündigt. Viele einflussreiche SozialarbeiterInnen flüchteten aus Deutschland, darunter zum Beispiel Alice Salomon. Die in der Heimat gebliebenen „VolkspflegerInnen“ mussten ein niedriges Einkommen bei sehr belastenden Arbeitsumständen erdulden. Da es schnell an qualifiziertem Fachpersonal mangelte, wurde auf Hilfskräfte und Ehrenamtler zurückgegriffen. Diese bekamen die staatliche Anerkennung als VolkspflegerInnen ohne jegliche Ausbildung oder Prüfung. Professionelles Arbeiten war so kaum noch möglich (s. Wendt 2017, S. 176). Die sozialen Frauenschulen wurden in „Nationalsozialistische Frauenschulen für Volkspflege“ umbenannt und die Ausbildungsinhalte und -ziele ganz an die Nazi-Ideologie angepasst. Rassenkunde, Erbgesundheitslehre sowie die Geschichte der NSDAP standen nun auf dem Lehrplan (s.a.a.O., S.177).
Nach dem 2. Weltkrieg kehrten einige der emigrierten Fachkräfte zurück nach (West-)Deutschland. Sie brachten u. A. neue Methoden der Sozialen Arbeit aus den USA mit, welche die Klienten stärker in die Arbeit mit einbeziehen und beteiligten versuchten (Einzelfallhilfe, Gruppenarbeit, Gemeinwesenarbeit) (s. Seithe 2012, S. 45). In den 1950er und -60er Jahren „begann eine Phase der massiven Expansion der Sozialen Arbeit, erklärbar durch die sich ausdifferenzierenden Bedürfnisse in einer sozialstaatlich gesicherten, mit Individualisierungs- und Pluralisierungs-prozessen im Lebensstil verbundenen und wohlfahrts-staatlich zunächst noch weiter expandierenden Gesellschaft in der Bundesrepublik“ (Sorg 2007, S. 209).
Im weiteren Verlauf wurde die Ausbildung aufgewertet: Die ehemaligen Frauenschulen wurden zu Höheren Fachschulen und zu Beginn der 1970er Jahre in Fachhochschulen umgewandelt, schlussendlich kam es zur Einführung des Diploms als qualifizierenden Abschluss für das Studium der Sozialen Arbeit (s. Schilling/Klus 2015, S.205). Gleichzeitig konnte sich die Soziale Arbeit immer stärker als Profession darstellen, allerdings nicht ohne heftiger Diskussionen verschiedener Fachleute bezüglich der Sinnhaftigkeit einer Schaffung der Sozialarbeitswissenschaft (s. Kraus 2018, o. S.), sowie der Zugehörigkeit Sozialer Arbeit zu den klassischen Professionen (klassischer Professionsdiskurs). So wurde auch von einem misslungenen Professionalisierungsdiskurs gesprochen, da in Frage gestellt wurde, ob sich die Soziale Arbeit an den Maßstäben genannter Professionen messen lassen könne Wie anfangs erwähnt, war das vorläufige Ergebnis dieses Diskurses, dass es sich bei der Sozialen Arbeit um eine Semi- Profession handle.
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