Welches Verhältnis zur Natur entwickelt Faust in diesem Monolog ? Stellen sie es in
Zusammenhang mit einer zentralen Naturbegegnung Fausts im 1.Teil und zeigen sie ausgehend von dieser Szene, welche formale Bedeutung die Naturszenen im „Faust“ haben ! Betrachtet man den Monolog Fausts aus dem ersten Aufzug des ersten Aktes, so kann man anhand einiger Stilmittel eine enge und innige Verbundenheit Fausts zur Natur feststellen. So personifiziert er diese und spricht sie zu Anfang persönlich mit „Du, Erde...[...]“ (Z.4681) an. Sie atmet „[...]neu erquickt...[...]“ (Z.4682) und regt Lust in ihm; sie veranlasst ihn seine Absicht „[...]zum höchsten Dasein immerfort zu streben“ (Z.4684-4685) zu beschließen und auch „der Wald ertönt von tausendstimmigem Leben“ (Z.4687). Des Weiteren wendet Goethe für seinen Protagonisten die Synästhesie an, es werden praktisch alle Sinne und Gefühle Fausts angesprochen.
Er lobt die Natur in höchsten Tönen und wählt für ihre Beschreibung nur die schönsten Worte, sogenannte Schlüsselwörter. „Zweig und Äste[...]“ sprießen „frisch erquickt“ (Z.4690), die Blumen bringen Farbe und „der Berge Gipfelriesen verkünden schon die feierlichste Stunde“ und „dürfen früh des ewigen Lichts genießen“ (Z.4695-4696), womit hier der Sonnenaufgang gemeint ist, den Faust in beruhigender Einsamkeit genießt. Immer wieder verwendet er den Begriff des Lichts welches uns „[...]Glanz und Deutlichkeit...[...]“ (Z.4700) spendet. Für ihn ist dieses ein Symbol; das Symbol der Hoffnung endlich sein Ziel zu erreichen, das Symbol der Ewigkeit; so blickt er der Sonne entgegen und muss sich, „[...]leider schon geblendet...[...]“ (Z.4702), wieder abwenden, die Sonne im Rücken behalten, vorerst die flügeloffenen „[...]Erfüllungspforten...[...]“ (Z.4706) hinter sich lassen und „[..]wieder nach der Erde blicken“ (Z.4713).
Der Wasserfall hat nun seine Aufmerksamkeit errungen, über dem sich wenig später ein Regenbogen wölbt. Er vergleicht diesen mit dem Leben, mit dessen Wechselhaftig- und Unbeständigkeit. Denn wie auch das Leben ist der Regenbogen „bald rein gezeichnet, bald in Luft zerfließend[...]“ (Z.4723) und spiegelt „[...]das menschliche Bestreben“ (Z.4725) wider. Der letzte Satz drückt noch einmal seine innigste Verbundenheit zur Natur aus; nach dem Regenbogen sollen wir uns richten um zu begreifen, dass unser gesamtes Leben von der Natur abhängt.
Auch im ersten Teil der Tragödie „Faust“ kommt die besondere Beziehung Fausts zur Natur zum Ausdruck. Bei seinem Spaziergang durch den Park im Aufzug „Vor dem Tor“ beschreibt er ihre Schönheit, den „[...]holden, belebenden Blick“ (S.28, Z.904) des Frühlings und die Sonne, die alles mit Farbe belebt, aufgrund fehlender Blumen sogar die Menschen. Er betont die Wichtigkeit der Natur für jeden Menschen, besonders der Stadtmenschen, die „aus der Straßen quetschender Enge“ (S.29, Z.926) flüchten, um „durch die Gärten und Felder...[...]“ (S.29, Z.930) zu schlendern.
Für Faust ist die Natur ein Zufluchtsort. Treffend formuliert er sein Verhältnis zu ihr durch einen Satz; „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’ sein!“ („Der Tragödie erster Teil“, S.29, Z.940). Des Weiteren will er seine Sorgen ablegen, Entspannen, nachdenken, dem Alltag entfliehen und auch vergessen; so schläft er im zweiten Teil der Tragödie den „Schlaf des Vergessens“ und verarbeitet so die Gretchen-Tragödie, um dann frisch und lebendig die Natur zu begrüßen.
Auch für Goethe haben diese Szenen eine besondere Bedeutung, denn der Glaube des Pantheismus Goethes wird durch Faust widergespiegelt und durch diese besonderen Naturszenen und Fausts Verhältnis zu ihnen ausgedrückt. So spricht Faust fast sogar zärtlich und ehrfürchtig mit der Natur, befindet sich doch in jeder einzelnen Pflanze, jedem Tier und jedem Stein, ja in allem und jedem Gott.
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