In der vorliegenden Arbeit werden die Potentiale von Aufstockungen im deutschen Gebäudebestand anhand verschiedener Aspekte betrachtet. Hierzu wird in der Einleitung die Problemstellung erläutert. Anschließend wird auf die deutsche Gebäudetypologie im deutschen Gebäudebestand eingegangen und anhand verschiedener Kriterien eine Eingrenzung vorgenommen, aus der sich wiederum ein mögliches Potential ableiten lässt. Nachdem die Potentiale ermittelt wurden, werden in den sozioökologischen Aspekten sowohl Hemmnisse als auch Anreize für Aufstockungen erläutert. Im Anschluss werden die technischen Aspekte betrachtet. Neben den technischen Anforderungen wird auch auf den Aufbau sowie die Gestaltungsmöglichkeiten eingegangen. Anschließend werden die rechtlichen Aspekte betrachtet. Zuletzt werden die ökonomischen Aspekte von Aufstockungen betrachtet und die in der Arbeit gewonnenen Ergebnisse nochmals in einem Fazit dargestellt und zusammengefasst wiedergegeben.
In großen Ballungsräumen wird die Wohnungsnot immer größer. Die Ursachen hierfür sind vielseitig. So gibt es immer mehr Single-Haushalte, da die Anzahl der Eheschließungen rückläufig ist, die Anzahl der Scheidungen dagegen steigt und das durchschnittliche Alter für eine Eheschließung in den letzten 25 Jahren gestiegen ist. Durch die größere Anzahl an Single-Haushalten, sowie durch die gestiegene Lebensqualität ist die Pro-Kopf-Wohnfläche in den Vergangenen Jahren gestiegen. Des Weiteren zieht es immer mehr Menschen vom Land in Städte, so schätzen die Vereinten Nationen, dass bedingt durch die Urbanisierung, bis 2030 60 Prozent der Weltbevölkerung in Städten wohnt. Durch diese Faktoren bedingt, wird eine Vielzahl von Wohnungen in den deutschen Metropolen benötigt, um neuen Wohnraum zu schaffen.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
Abstract
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Problemstellung
1.2. Zielsetzungen und forschungsleitende Fragestellungen
1.3. Vorgehensweise und Methodik
2. Deutsche Gebäudetypologie und deren Potentiale
3. Sozioökologische Aspekte
3.1. Soziale Aspekte
3.1.1. Gentrifizierung und Diversifizierung
3.1.2. Infrastruktur
3.2. Ökologische Aspekte
3.2.1. Versiegelung von Grünflächen
3.2.2. Energieeinsparungen
4. Technische Aspekte
4.1. Konstruktive Anforderungen
4.2. Gestaltung
5. Rechtliche Aspekte
5.1. Bauplanungsrecht
5.2. Bauordnungsrecht
5.3. Baunebenrecht
6. Ökonomische Aspekte
6.1. Förderung
6.2. Wirtschaftlichkeitsberechnung
6.3. Unternehmensstrategien
7. Fazit
Literaturverzeichnis
Zusammenfassung
In der nachfolgenden Arbeit mit dem Titel „Flächengewinnung durch Aufstockung - Anforderungen und Potentiale im deutschen Gebäudebestand“ werden die Potentiale von Aufstockungen im deutschen Gebäudebestand anhand verschiedener Aspekte betrachtet. Hierzu wird in der Einleitung die Problemstellung beziehungsweise die Motivation der Arbeit erläutert. Anschließend wird auf die deutsche Gebäudetypologie im deutschen Gebäudebestand eingegangen und anhand verschiedener Kriterien eine Eingrenzung vorgenommen, aus der sich wiederum ein mögliches Potential ableiten lässt. Nachdem die Potentiale ermittelt wurden, werden in den sozioökologischen Aspekten sowohl Hemmnisse als auch Anreize für Aufstockungen erläutert. Dabei wird sowohl auf die ökologischen, als auch auf die sozialen Aspekte näher eingegangen. Im Anschluss werden die technischen Aspekte betrachtet. Dabei wird auf die technischen Anforderungen, die mit einer Aufstockung einhergehen, eingegangen. Neben den technischen Anforderungen wird auch auf den Aufbau sowie die Gestaltungsmöglichkeiten eingegangen. Anschließend werden die rechtlichen Aspekte betrachtet. Dabei werden die rechtlichen Aspekte in Bauplanungsrecht, Bauordnungsrecht sowie in das Baunebenrecht unterteilt. So werden nach und nach die verschiedenen rechtlichen Aspekte aufgeschlüsselt und mögliche Hemmnisse für Aufstockungen dargelegt. Im Anschluss werden die ökonomischen Aspekte von Aufstockungen betrachtet. Dafür werden die Baukosten möglichen Mieteinnahmen gegenübergestellt und daraus mögliche Amortisationszeiten abgeleitet. Abschließend werden in einem Fazit die in der Arbeit gewonnenen Ergebnisse nochmals dargestellt und zusammengefasst wiedergegeben.
Abstract
In the following thesis titled "land acquisition by build-up - requirements and potentials in the German building stock" the potentials of build-up in the German building stock are considered on the basis of various aspects. For this purpose, the problem or the motivation of the work is explained in the introduction. Subsequently, the German building typology in the German building stock is used and a restriction is made on the basis of various criteria, from which in turn a possible potential can be derived. Once the potentials have been identified, the socio-ecological aspects will be used to explain both barriers and incentives for burial. In doing so, both the ecological as well as the social aspects are discussed in more detail. Afterwards the technical aspects are considered. It addresses the technical requirements associated with an built-up. In addition to the technical requirements, the structure as well as the design options are also discussed. Then the legal aspects are considered. The legal aspects are subdivided into building planning law, building regulations and ancillary building law. The various legal aspects are gradually being broken down and potential barriers to topping up are set out. Afterwards, the economic aspects of built-ups are considered. For this, the construction costs are compared with possible rental income and derived from this possible amortization periods. Finally, in a conclusion, the results obtained in the work are presented again and summarized.
Hinweis:
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in der vorliegenden Seminararbeit auf eine geschlechterspezifische Formulierung verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.
Zudem werden Angaben zu beauftragten Firmen aus Gründen der Diskretion gegenüber dem Referenzunternehmen anonymisiert dargestellt.
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Potentiale von MFH für die Aufstockung
Abbildung 2: Sekundärpotentiale unter Berücksichtigung der Hemmnis-Faktoren
Abbildung 3: Einsparungen von Aufstockung und Dachsanierung
Abbildung 4: Typologie der vertikalen Nachverdichtung
Abbildung 5: Aufstockungspotentiale der unterschiedlichen Ausführungsvarianten
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Baukosten
Tabelle 2: Höhe der Miete in Abhängigkeit der Amortisationszeit
Tabelle 3: Höhe der Miete in Abhängigkeit der Amortisationszeit bei Einbau eines Aufzuges
1. Einleitung
1.1. Problemstellung
In großen Ballungsräumen wird die Wohnungsnot immer größer. Die Ursachen hierfür sind vielseitig. So gibt es immer mehr Single-Haushalte, da die Anzahl der Eheschließungen rückläufig ist, die Anzahl der Scheidungen dagegen steigt und das durchschnittliche Alter für eine Eheschließung in den letzten 25 Jahren von 26 Jahren auf 31,5 Jahre gestiegen ist. 12 3 Durch die größere Anzahl an Single-Haushalten, sowie durch die gestiegene Lebensqualität ist die Pro-Kopf-Wohnfläche in den Vergangenen Jahren gestiegen und nach einer Prognose von Statista, soll bis 2030 die durchschnittliche Pro-Kopf-Wohnfläche von 49 Quadratmeter (m1 2 3 ) auf 54 m2 steigen.4 Des Weiteren zieht es immer mehr Menschen vom Land in Städte, so schätzen die Vereinten Nationen, dass bedingt durch die Urbanisierung, bis 2030 60 Prozent der Weltbevölkerung in Städten wohnt.5 Durch diese Faktoren bedingt, wird eine Vielzahl von Wohnungen in den deutschen Metropolen benötigt, um neuen Wohnraum zu schaffen. Denn schon jetzt kann die Nachfrage nach Wohnraum in den wachsenden Ballungsräumen kaum gedeckt werden. So steigen in den Ballungsräumen die Mieten schneller als das durchschnittliche Einkommen, wohingegen in anderen Gebieten die Leerstandsrate steigt. Um neuen Wohnraum schaffen zu können, wird als eine der wichtigsten Ressourcen Bauland benötigt. Jedoch liegt an Orten, in denen der Wohnraum am stärksten benötigt wird, wenig Bauland vor.6 Um den Wohnungsmarkt dennoch zu entspannen und neuen Wohnraum zu schaffen, setzen die Städte vermehrt auf die Innenentwicklung. So sollen durch die Nachverdichtung in Berlin beispielsweise in den nächsten fünf Jahren 30.000 neue Wohnungen entstehen.7 Besonders in Gegenden, in denen keine horizontale Nachverdichtung durch Anbauten aufgrund fehlendem Baulandes möglich ist, bietet sich die Möglichkeit der vertikalen Nachverdichtung und somit der Aufstockung von Gebäuden. Neben der Schaffung von neuem Wohnraum bietet die vertikale Nachverdichtung eine weitere Reihe von möglichen Vorteilen.
Bundesbauministerin Barbara Hendricks: "Mit einer maßvollen Verdichtung in den gefragten Innenstadtlagen können neue Wohnungen entstehen, ohne zusätzliche Flächen zu versiegeln."8
1.2. Zielsetzungen und forschungsleitende Fragestellungen
Ziel der Arbeit ist es aufzuzeigen, welche Chancen beziehungsweise Potentiale sich durch Dachaufstockungen und -ausbauten im Hinblick auf die Schaffung von bezahlbarem Wohn- raum bieten.
Dabei sollen im Laufe der Arbeit Hemmnisse und Möglichkeiten für Aufstockungen aufgezeigt werden.
1.3. Vorgehensweise und Methodik
Zu Beginn der Arbeit werden die Potentiale aus der Gebäudetypologie ableitet und die Eingrenzung näher beschrieben.
Im Anschluss werden nacheinander die sozioökologischen Aspekte, die technischen Aspekte, die rechtlichen Aspekte sowie die ökonomischen Aspekte von Aufstockungen betrachtet.
Abschließend werden die, in der Seminararbeit, gewonnen Ergebnisse und Erkenntnisse in einem Fazit zusammengefasst.
2. Deutsche Gebäudetypologie und deren Potentiale
Um die möglichen Potentiale für eine Aufstockung im deutschen Gebäudebestand aufzeigen zu können, muss die Gebäudetypologie des Gebäudebestandes aufgeschlüsselt und analysiert werden. Als Grundlagen dafür dienen die gesammelten Daten des Zensus 2011 der statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Anhand dieser Daten lassen sich Gebäudetypen, die aus konstruktiver Sicht als besonders geeignet für eine Aufstockung gelten, eingrenzen. Bei der Eingrenzung der Gebäudetypologie wurden folgende Kriterien beachtet: Die Gebäudeart, die Bauweise, das Baualter, die Eigentumsverhältnisse sowie der Standort des Gebäudes. Da eine eigenständige Analyse der Daten den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, wird auf die bereits analysierten Daten aus der Deutschland-Studie 2015, erstellt durch die Technische Universität Darmstadt und das ISP Eduard Pestel Institut für Systemforschung, zurückgegriffen.
Dabei wurde der Fokus auf Gebäude in Städten mit einem ungesättigten Wohnungsmarkt gelegt, da besonders in diesen Regionen neuer Wohnraum benötigt wird. Bei der Ermittlung von Gebieten mit erhöhtem Wohnungsbedarf wurde der Wohnungsbestand und der darin enthaltene prozentuale Leerstand ausgewertet. So zählen nach der Technischen Universität Darmstadt und dem ISP Eduard Pestel Institut für Systemforschung Regionen mit einem Leerstand von unter 3,5 % als Regionen mit hohem Wohnungsbedarf. Bei der Grenze von 3,5 % ist bereits ein Fluktuationsleerstand von 2,5 % bis 3 %, sowie eine Modernisierungsleerstand von 0,5 % bis 1 %, berücksichtigt. Des Weiteren wurde bei der Gebäudeart auf Mehrfamilienhäuser (MFH) mit drei Wohneinheiten (WE) oder mehr gesetzt, da bei diesen ein umfangreiches Datenmaterial über Anzahl, Größe und Verteilung in Deutschland vorliegt. Ein- und Zweifamilienhäuser wurden dagegen nicht betrachtet, da in den meisten Wohngebieten nur eine maximal zweigeschossige Bauweise zulässig ist. Bei der Betrachtung des Baualters, liegt der Fokus auf Gebäuden, die zwischen 1950 und 1989 erbaut wurden, da diese gute konstruktive Voraussetzungen für eine Aufstockung mit sich bringen und in diesen Beständen ein hoher Sa- nierungs- beziehungsweise Modernisierungsbedarf herrscht. Gebäude, die aus einer Bauperiode vor 1950 stammen werden, nach Abzug eines pauschalen Reduktionsfaktor, als Sekundärpotential ausgewiesen, da durch den Denkmalschutz bedingt nicht das gesamte Potential ausgeschöpft werden kann. Bei Gebäuden, die nach 1989 erbaut wurden, ist bereits von einer optimierten Grundstücksausnutzung auszugehen. Damit werden diese auch nicht weiter als Potential betrachtet. Bei den Eigentumsverhältnissen wurden Wohneigentumsgemeinschaften lediglich als Sekundärpotential gewertet, da eine Einstimmigkeit zur Wohnraumerweiterung benötigt wird und dies als Hemmnis ausgelegt wird. Bei weniger komplexen Eigentumsverhältnissen wurden die Besitzverhältnisse als Primärpotential gewertet.91011 12
In Deutschland gibt es über 18 Millionen Gebäude mit Wohnraum. Davon sind 3,16 Millionen Mehrfamilienhäuser mit drei oder mehr WE, was einem Anteil von etwa 17% entspricht. Davon befinden sich wiederum 1,72 Millionen in Regionen mit erhöhtem Wohnungsbedarf. Von diesen 1,72 Millionen sind 1,43 Millionen vor 1990 erbaut worden und stehen somit als Primär-, beziehungsweise als Sekundärpotential zur Verfügung. Zwischen 1950 bis 1989 sind davon wiederrum 965.000 Gebäude erbaut worden, wovon jedoch nur 620.000 wegen den Eigentumsverhältnissen als Primärpotential zur Verfügung stehen. Von diesen 620.000 Gebäuden befinden sich jedoch nochmal 40.000 in Randlagen, somit bleiben im Kerngebiet 580.000 MFH als Primärpotential für eine Aufstockung bestehen. Die Aufgliederung des Gebäudebestandes von MFH ist in Abbildung 1 zum besseren Verständnis dargestellt.9 10 11 12 13
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Potentiale von MFH für die Aufstockung14
Aus der Abbildung 1 lässt sich fälschlicherweise schließen, dass 850.000 MFH als Sekundärpotential ausgewiesen werden. Jedoch wird in der Deutschland-Studie 2015 das Sekundärpotential mit einem Hemmnis-Faktor multipliziert. So werden bei den MFH, die vor 1950 erbaut wurden, lediglich 20 % als Sekundärpotential betrachtet. Bei den Eigentumsverhältnissen werden MFH aus Wohngemeinschaften mit 40 % als Sekundärpotential betrachtet und MFH aus Randgebieten noch mit 7 % berücksichtigt. Daraus ergibt sich dann, neben dem Primärpotential, ein gesamtes Sekundärpotential von 210.000 MFH, das zur Aufstockung zur Verfügung steht. Die Veränderung wird deutlich, wenn man Abbildung 1und Abbildung 2 miteinander vergleicht. In Abbildung 2 sind die Sekundärpotentiale unter Berücksichtigung der Hemmnis-Faktoren dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Sekundärpotentiale unter Berücksichtigung der Hemmnis-Faktoren15 16 17
Anhand des ausgewiesenen Potentials in Kerngebieten, von Regionen mit erhöhtem Wohnungsbedarf, ergibt sich ein Potential von 1,1 Millionen Wohneinheiten mit 84,2 Millionen m2 Wohnfläche in Deutschland. Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmern bescheinigt der Aufstockung im deutschen Gebäudebestand ein identisch hohes Potential und möchte dies durch die „100 Tausend Dächer Initiative“ fördern.1617
3. Sozioökologische Aspekte
Das Thema nachhaltige Stadtentwicklung wird nur unter der Berücksichtigung des drei SäulenModells eine tatsächlich nachhaltige Entwicklung nehmen. Das drei Säulen-Modell der nachhaltigen Entwicklung setzt sich aus den sozialen, den ökologischen und den ökonomischen Aspekten zusammen. Da eine Aufstockung von Gebäuden auch im Sinne der nachhaltigen Stadtentwicklung passieren sollte, sind die ökologischen und die sozialen Aspekte nicht zu vernachlässigen. Dabei lassen sich sowohl bei den sozialen, als auch bei ökologischen Aspekten positive wie auch negative beziehungsweise hemmende Aspekte finden.18 19 20
3.1. Soziale Aspekte
Die soziale Akzeptanz von Baumaßnahmen und Projekten bei der Nachverdichtung sollte nicht unterschätzt werden. So stehen Mieter, wie auch Nachbarn, Dachaufstockungen und Dachausbauten vorerst eher negativ gegenüber, da zusätzlicher Lärm, Verschattung und gegeben falls erhöhte Mieten vermutet werden. Um die Baumaßnahmen einvernehmlich durchführen zu können, ist ein umfangreicher Informationsaustausch unumgänglich. Zu den Akteuren der Nachverdichtung gehören die Bauträger, die Stadtverwaltung, die planenden und ausführenden Fachleute sowie die Bürger.19 20
3.1.1. Gentrifizierung und Diversifizierung
Als Gentrifizierung wird der Umbruch in der sozialen Zusammensetzung von bestimmten Wohnvierteln, im Zusammenhang mit steigenden Mietpreisen aufgrund von Modernisierungen und Neubauten, genannt. So können Aufstockungen, die in Verbindung mit Modernisierung beziehungsweise Sanierungsmaßnahmen erfolgen, zu steigenden Mietpreisen führen. Dadurch können sozial schwächere Bewohner die Mieten nicht mehr bezahlen und müssen unter Umständen das gewohnten Umfeld verlassen. Die Gentrifizierung beschränkt sich jedoch nicht nur auf ein einzelnes Gebäude, sondern kann sich durchaus auch auf ein gesamtes Stadtviertel ausbreiten. Somit findet in Stadtvierteln häufig parallel zu der baulichen Modernisierung auch eine soziale Umstrukturierung statt. Diese Entwicklung trägt jedoch nicht zu einer heterogenen Bevölkerungsschicht bei und ist als Hemmnis einer Aufstockung zu sehen. Dies gilt besonders wenn nicht nur einzelne Gebäude, sondern ganze Stadtteile einen plötzlichen Aufschwung erleben.
Jedoch bietet eine Aufstockung neben der Gentrifizierung von ganzen Stadtteilen auch die Möglichkeit einer sozialen Durchmischung und Diversifizierung der Bewohner. So können, durch Aufstockungen bedingt, zusätzliche Mieteinnahmen zur Quersubventionierung verwendet werden, um eine Durchmischung der sozialen Bewohnerstrukturen zu erreichen. Neben der Durchmischung von sozialen Bewohnerstrukturen, können Aufstockungen auch eine Durchmischung der Altersstrukturen eines Stadtteils entscheidend verändern und somit positiv beeinflussen. So zeigen durchmischte Quartiere stabilere und weniger problematische Tendenzen in Bezug auf Vandalismus. Ein weiterer positiver Faktor der Diversifizierung zeigt sich auf der kommunalen Ebene, da durch die Durchmischung, sowohl auf sozialer Ebene, als auch auf der Ebene der Altersstruktur, ein gleichbleibender und dauerhafter Bedarf der sozialen Infrastruktur vorliegt.2122
3.1.2. Infrastruktur
Durch die Diversifizierung können Aufstockungen zur Aufrechterhaltung oder gegeben falls durch den zusätzlichen Wohnraum sogar zur Revitalisierung von Stadtteilen führen. Da sich die pro Kopf Wohnfläche seit den 60er Jahren verdoppelt hat und auch in den letzten Jahren ein Trend zu einer stetig wachsenden Wohnfläche pro Bewohner erkennbar ist, bietet die Aufstockung und die damit verbundene Nachverdichtung die Möglichkeit, Gebiete wieder enger zu besiedeln. So benötigt institutionelle Infrastruktur eine gewisse Einwohnerzahl im Einzugsgebiet. Durch eine Nachverdichtung und die damit verbundene Steigerung der Bewohner im Einzugsgebiet, kann zu einer Aufrechterhaltung und gegeben falls zu einer Ansiedelung von Dienstleistungsangeboten führen. Darunter fallen Nahversorgungsmöglichkeiten, Dienstleistungen des Gesundheitssystems, Bildungseinrichtungen, soziale und kulturelle Angebote sowie weitere haushaltsnahe Dienstleistungen. Des Weiteren ermöglicht die vertikale Nachverdichtung eine erhöhte städtebauliche Dichte, die in Verbindung mit einer guten infrastrukturellen und verkehrstechnischen Anbindung zu einer Verbesserung der umweltverträglichen Mobilität führen kann. Diese steigern wiederum die Attraktivität des gesamten Gebietes und sichern somit die langfristige Vermarktbarkeit des Standortes. Dem gegenüber stehen die Bedenken der Anwohner, dass durch Aufstockungen Beeinträchtigungen in Form von zusätzlichem Verkehr beziehungsweise Lärm entstehen könnten.23 2421 22 23 24
3.2. Ökologische Aspekte
Bei den ökologischen Aspekten durch eine Aufstockung sind besonders die Potentiale, die durch die Vermeidung von Grünflächenversiegelung sowie durch die Einsparungen des Energiebedarfs hervorgehen, hervorzuheben.25
3.2.1. Versiegelung von Grünflächen
Die Aufstockung von Gebäuden bietet sich besonders in Gebieten mit einem geringen Wohnbaulandpotential an. Dadurch können in diesen Gebieten die wenigen verbleibenden Grünflächen bestehen bleiben und somit zu einer ökologisch nachhaltigen Stadtentwicklung beitragen. Um die Flächenversiegelung einzudämmen, hat die deutsche Bundesregierung, im Zuge ihrer nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, das 30-Hektar-Ziel ausgegeben. Dadurch soll die jährliche Flächeninanspruchnahme bis in das Jahr 2020 um ein Viertel reduziert werden. So war 1990 die jährliche Flächeninanspruchnahme noch bei 120 Hektar. Bisher ist jedoch nicht davon auszugehen, dass die Ziele erreicht werden. So lag der jährliche Flächenverbrauch im Jahr 2016 noch bei 70 Hektar. Durch Flächeninanspruchnahme können ganze Landschaften durch Zerschneidung und Zersiedelung zerstört werden, was wiederum negative Folgen auf die biologische Vielfalt von Tieren und Pflanzen hat. Des Weiteren findet durch eine erhöhte Flächeninanspruchnahme auch eine erhöhte Flächenversiegelung statt, die die Aufnahme von Niederschlagwasser erschwert und somit die Grundwasserbildung einschränkt.26 27 28
3.2.2. Energieeinsparungen
Die Energieeffizienz bei Gebäuden spielt zur Einhaltung der Klimaschutzziele eine wesentliche Rolle. Durch die geringe Neubaurate liegt besonders im Gebäudebestand ein sehr großes Potential zur Reduktion des Energiebedarfs. Dabei liegt das größte Potential in den sanierungsbedürftigen Gebäuden. Bei diesen kann im Zuge einer anstehenden Sanierung beziehungsweise Modernisierung eine Aufstockung kombiniert werden und in Teilen gegensubventioniert werden. Im Falle einer Aufstockung wird besonders der Energieverbrauch des Dachgeschosses sowie des darunter liegenden Geschosses verringert. Dies wird besonders durch die deutlich verbesserten U-Werte erreicht, die bei einer Erneuerung des Daches beziehungsweise der obersten Geschossdecke nach Energieeinsparverordnung (EnEV) vorausgesetzt werden. Somit können in einem Gebäude Einsparungen von bis zu 50 % erreicht werden. In der Abbildung 3 werden die möglichen Einsparungen des Jahresheizenergiebedarfs einer Dachgeschosswohnung, die durch eine Dachsanierung erreicht werden können, den Einsparungen einer Aufstockung gegenübergestellt. Dabei wird als Referenzgebäude ein MFH mit drei Vollgeschossen verwendet. Dabei lässt sich erkennen, dass sowohl bei einem Flachdach als auch bei einem Steildach die möglichen Einsparungen des Jahresheizenergiebedarfs bei einer Aufstockung höher ausfallen, als bei einer Dachsanierung. Bei der Aufstockung eines Flachdachs fällt die Differenz zwischen Aufstockung und Dachsanierung sogar noch etwas höher aus.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Einsparungen von Aufstockung und Dachsanierung29
Für die Aufstockung sprechen neben der verbesserten Dämmung auch noch die Aspekte der baulichen Kompaktheit. So verbessert eine städtebauliche Dichte und Kompaktheit, die durch eine vertikale Nachverdichtung erreicht werden kann die Energieeffizienz, da kompakte Bauformen energieeffiziente. 30 31
[...]
1 vgl. Statista GmbH 2018c.
2 vgl. Statista GmbH 2018b.
3 vgl. Statista GmbH 2018a.
4 vgl. Statista GmbH 2018d.
5 vgl. Springer-Verlag GmbH 31.10.2018.
6 vgl. Dömer, Drexler und Schultz-Granberg 2017, S. 25-26.
7 vgl. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen (Berlin).
8 Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung (BBSR) 2019.
9 vgl. ISP Eduard Pestel Institut für Systemforschung e.V. 2016, S. 5-8.
10 vgl. Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung (BBSR).
11 vgl. Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), S. 27.
12 vgl. ISP Eduard Pestel Institut für Systemforschung e.V. 2016, S. 11.
13 vgl. ebd.
14 Eigene Darstellung in Anlehnung an Dipl.-Ök. Matthias Günther 2016, S. 54.
15 Eigene Darstellung.
16 vgl. GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. 2018, S. 1.
17 vgl. ISP Eduard Pestel Institut für Systemforschung e.V. 2016, S. 62.
18 vgl. Theo Kötter, Christian Huttenloher, Jens Freudenberg und Sven Müller-Grunau 2018, S. 28.
19 vgl. Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung (BBSR).
20 vgl. Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), S. 12.
21 vgl. Leitungsgruppe des Nationalen Forschungsprogramms Nachhaltige Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung 2011, S. 137.
22 vgl. Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), S. 24.
23 vgl. ISP Eduard Pestel Institut für Systemforschung e.V. 2016, S. 19-20.
24 vgl. Dömer, Drexler und Schultz-Granberg 2017, S. 61.
25 vgl. Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), S. 43.