Das Thema der unterrichtspraktischen Prüfung lautet: "Wir wollen hoch hinaus – Mehr als nur der Absprung mit einem Bein!" Vertiefung der Hochsprungtechnik "Fosbury Flop" mithilfe feedbackgesteuerter Videoaufnahmen in Partnerarbeit unter besonderer Berücksichtigung des biomechanischen Prinzips der Koordination von Einzelimpulsen nach Hochmuth am Beispiel der Gesamtbewegung im Hochsprung.
In dem Fall des gezeigten Unterrichtsvorhabens ist das Bewegungsfeld beziehungsweise der Sportbereich 3 "Laufen, Springen, Werfen - Leichtathletik" mit dem inhaltlichen Kern "Leichtathletische Disziplinen unter Berücksichtigung von Lauf, Sprung und Wurf/Stoß profilbildend. Einen weiteren Schwerpunkt soll in diesem Vorhaben auf den Medienkompetenzrahmen des Landes Nordrhein-Westfalen gesetzt werden. Dieser beschreibt ein Kompetenzmodell mit 24 Teilkompetenzen, die wiederum auf eine aufbauende Medienkompetenz entlang der Bildungskette ausgerichtet sind. In diesem Fall werden schwerpunktmäßig die Bereiche "Bedienen und Anwenden" (Medienkompetenz 1) sowie "Analysieren und Reflektieren" (Medienkompetenz 5) mithilfe schuleigener iPads angestrebt.
Das Unterrichtsvorhaben "Nur Vögel fliegen höher! Praxisorientierte Erarbeitung und Vertiefung der biomechanischen Zusammenhänge von Struktur und Funktion von Bewegungen am Beispiel der leichtathletischen Disziplin Hochsprung zur eigenständigen Steuerung der individuellen Leistungsverbesserung" ist legitimiert durch den Kernlehrplan für die Sekundarstufe II Gymnasium/Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen - Sport, wonach die Lernenden in der Qualifikationsphase 1 (Q1) zwischen zwei unterschiedlichen Profilen wählen können.
Inhaltsverzeichnis
1. Längerfristige Unterrichtszusammenhänge
1.1. Thema des Unterrichtshabens
1.2. Begründungszusammenhänge
1.2.1. Curriculare Anbindung des Unterrichtshabens
1.2.2. Lernausgangslage
1.2.3. Didaktisch-methodische Schwerpunktsetzung
1.3. Tabellarische Darstellung des Unterrichtsvorhabens mit Einbettung der Stunde
2. Planungsentscheidungen zur Unterrichtsstunde
2.1. Thema der Unterrichtsstunde
2.2. Kompetenzorientierte Zielsetzungen der Unterrichtsstunde
2.2.1. Schwerpunktlernziel
2.2.2. Teillernziele
2.2.3. Lernausgangslage
2.2.4. Didaktisch-methodischeSchwerpunktsetzung
2.3. Arbeitsauftrag für motorisch inaktive Schülerinnen und Schüler
2.5 Geplanter Verlauf der Unterrichtsstunde
3. Quellen- und Literaturverzeichnis
3.1. Curriculare Voraussetzungen
3.2. Fachliteratur, Sekundärliteratur und Lehrwerke
3.3. Internetquellen
3.4. Material- und Bildnachweise
4. Anhang
4.1. Bezug zu den angestrebten Kompetenzerwartungen
4.2. Bezug zu den Pädagogischen Perspektiven und Inhaltsfeldern
4.2.1. Pädagogische Perspektiven
4.2.2. Inhaltsfelder
4.3. UV-Karte (Auszug schulinternes Curriculum II für das Fach Sport - DBG Neunkirchen
4.4. Berücksichtigung aktueller Sicherheitsaspekte
4.4.1. Sicherheitsaufbau der Hochsprunganlage
4.5. Hallenaufbauplan
4.6. Mögliche Probleme, intendierende Antworten der Lernenden und Kommentare (gegliedert nach Phasen)
4.7. Vorleistungen
4.7.1. Plakat „Phasenstruktur Fosbury Flop"
4.7.2. Plakat „Info-Tafel Hochsprung - Regelwerk und Maße für den Hochsprung."
4.8. Aufwärmspiel „Burg-Zombieball"
4.9. Arbeitsblatt „Das biomechanische Prinzip der Koordination von Einzelimpulsen"
4.10. Mögliches„Tafelbild"
1. Längerfristige Unterrichtszusammenhänge
1.1. Thema des Unterrichtshabens
„Nur Vögelfliegen höher!“ Praxisorientierte Erarbeitung und Vertiefung der biomechanischen Zusammenhänge von Struktur und Funktion von Bewegungen am Beispiel der leichtathletischen Disziplin Hochsprung zur eigenständigen Steuerung der individuellen Leistungsverbesserung.
1.2. Begründungszusammenhänge
1.2.1. Curriculare Anbindung des Unterrichtshabens
Das Unterrichtsvorhaben „Nur Vögel fliegen höher! Praxisorientierte Erarbeitung und Vertiefung der biomechanischen Zusammenhänge von Struktur und Funktion von Bewegungen am Beispiel der leichtathletischen Disziplin Hochsprung zur eigenständigen Steuerung der individuellen Leistungsverbesserung“ ist legitimiert durch den Kernlehrplan für die Sekundarstufe II Gymna- sium/Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen - Sport1, wonach die Lernenden in der Qualifikationsphase 1 (Ql) zwischen zwei unterschiedlichen Profilen wählen können. In dem Fall des gezeigten Unterrichtsvorhabens ist das Bewegungsfeld bzw. der Sportbereich 3 „Laufen, Springen, Werfen - Leichtathletik“ mit dem inhaltlichen Kern „Leichtathletische Disziplinen unter Berücksichtigung von Lauf, Sprung und Wurf/Stoß profilbildend1. Einen weiteren Schwerpunkt möchte ich in diesem Vorhaben auf den Medienkompetenzrahmen2 des Landes Nordrhein-Westfalen setzen. Dieser beschreibt ein Kompetenzmodell mit 24 Teilkompetenzen, die wiederrum auf eine aufbauende Medienkompetenz entlang der Bildungskette ausgerichtet sind. In diesem Fall werden schwerpunktmäßig die Bereiche „Bedienen und Anwenden“ (Medienkompetenz 1) sowie „Analysieren und Reflektieren“ (Medienkompetenz 5) mithilfe schuleigener iPads angestrebt2.
Der schulinterne Lehrplan des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Neunkirchen3 weist für den Grundkurs der Ql im Fach Sport verschiedene, frei wählbare Schwerpunkte aus. Der zu unterrichtende Kurs mit dem Profil „Leichtathletik - Fußball“ beinhaltet unter anderem die leichtathletische Sprungdisziplin Hochsprung. Leitend sind in diesem Kursprofil vorwiegend die Inhaltsfelder „Bewegungsstruktur und Bewegungslernen“ (a) sowie „Leistung“ (d), welche sich durch die prozesshafte Verbesserung der individuellen motorischen Leistung sowie biomechanischen Aspekten in der Sportart Hochsprung optimal verknüpfen lassen. Der Reiz und die Motivation für die Lernenden liegen bei den vielfältigen Flugerlebnissen und der ungewöhnlichen Lage beim „Fosbury Flop“4. In diesem Zusammenhang sollen die Lernenden die biomechanischen Grundlagen und Prinzipien am Beispiel Hochsprung selbstständig erarbeiten (Vgl. Kapitel 1.3.).
Ein ausführlicher Bezug zu den angestrebten Kompetenzerwartungen, pädagogischen Perspektiven sowie Inhaltsfeldern findet sich im Anhang wieder (siehe Kapitel 4.1.).
1.2.2. Lernausgangslage
Der gezeigten Lerngruppe gehören insgesamt 14 Schülerinnen und Schülern (4 Mädchen, 10 Jungen) an. Im Rahmen des Unterrichts unter Anleitung habe ich den Kurs von Herrn Mustermann erstmals im August 2020 kennengelernt und übernommen. Im Präsenzunterricht wäre ich im Februar diesen Jahres in das vorgelegte Unterrichtsvorhaben eingestiegen. Aufgrund von Distanzunterricht im Zuge der Corona-Pandemie war diesjedoch nicht umsetzbar.
Der Kurs wurde zum Schuljahr 2020/2021 neu zusammengesetzt und es sind pandemiebedingt einige Stunden ausgefallen oder fanden im Distanzunterricht statt. Nichtsdestotrotz sind Rituale und Regeln größtenteils eingespielt und werden in den meisten Situationen eingehalten. Beispielsweise findet sich im gesamten Vorhaben in Anlehnung an Achtergarde (2015) der Pfiff mit einer Handpfeife als Signal oder das Treffen im Halbkreis (Vgl. Kapitel 2.2.3.) wieder. Auf das aktuelle Hygienekonzept der Fachschaft Sport5 sowie den damit verbundenen Maßnahmen müssen die Lernen- denjedoch wiederholt aufmerksam gemacht werden (siehe Anhang).
Weiterhin erscheint es mir wichtig, eine positive Kursgemeinschaft zu formen und gegenseitiges Vertrauen herzustellen, welches dann als Basis für die weiteren Unterrichtsvorhaben genutzt werden kann. Die Lernatmosphäre nehme ich als sehr offen, freundlich und konstruktiv wahr. Da es sich um einen Oberstufenkurs handelt, können wesentliche Methoden, wie z.B. die Arbeit in Kleingruppen, oder auch erzieherische Aspekte, unter anderem in Reflexions- und Theoriephasen, vorausgesetzt werden. In Unterrichtsgesprächen zeigen sich die Lernenden in der Regel engagiert, sodass diese meist kurzgehalten werden können und eine höhere Bewegungszeit erzielt werden kann.
Auf motorischer Ebene ist der Kurs als eine durchschnittlich, heterogene Sportgruppe anzusehen. Einige der Lernenden sind lediglich spezifische Bewegungen, wie zum Beispiel die des Fußballs, gewohnt, sodass es hin und wieder zu Problemen bei der Umsetzung neuer Bewegungen kommen kann. Dies können sie allerdings durch ihre hohe Motivation und Leistungsbereitschaft größtenteils wieder ausgleichen. Weiterhin haben zwar alle die leichtathletische Sprungdisziplin Hochsprung in der Sekundarstufe I behandelt, allerdings verfügen nur zwei Lernende über außerschulische Vorerfahrungen, die schon mehrere Jahre zurückliegen. Aufgrund dessen können sie nur bedingt und in geringem Maße als Experten dienen. Im Gegenteil spricht Keil (2016) davon, dass die Angst vor dem Hochsprung vor allem bei Anfängern im Schüler- und Jugendbereich auftritt. Daher ist ein kleinschrittiges Vorgehen, wie zum Beispiel durch unterschiedliche Bewegungsaufgaben oder der Verwendung eines Hochsprungbandes, unumgänglich (Vgl. Kapitel 1.3.). Mit diesen und weiteren Differenzierungen ist es das Ziel, dass alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen gefordert und gefördert werden, sodass es zu einer hohen sportlichen Beteiligung kommt (Vgl. Kapitel 2.2.4.). Ein weiterer erwähnenswerter Aspekt ist, dass ein männlicher Schüler namens Musterschüler unter einer Autismus-Spektrum-Störung leidet, die im Regelfall keine gesonderte Berücksichtigung benötigt. Nichtsdestotrotz sollte ein besonderes Augenmerk auf ihn geworfen werden, da er auf motorischer Ebene etwas schwächer ist und geistig teils eine andere Denkweise zeigt.
1.2.3. Didaktisch-methodische Schwerpunktsetzung
Die leichtathletische Disziplin „Hochsprung“ ist für den Sportunterricht ein verkürzter und somit spezieller Bereich, wodurch angestrebt wird, dass die Lernenden die Grundlagen des Hochsprungs in Verbindung mit den biomechanischen Zusammenhängen von Struktur und Funktion der Hochsprungbewegung kennenlernen sowie die Technik „Fosbury-Flop“ optimieren und in Grobform durchführen können.
In den vorherigen Unterrichtsvorhaben haben die Schülerinnen und Schüler schwerpunktmäßig an den Prinzipien und Konzepten des motorischen Lernens gearbeitet. Aus diesem Grund kann das Lernphasenmodell nach Meinel und Schnabel (1976), methodische Prinzipien und Vermittlungsmethoden (z.B. Teillernmethode) sowie die Phasenstruktur von Bewegungen (Vgl. Meyer, 2017) vorausgesetzt und auf den Hochsprung übertragen und genutzt werden. Die azyklische Bewegungsabfolge, bestehend aus Vorbereitungs-, Haupt- und Endphase, wurde bereits mit den Lernenden erarbeitet (siehe Anhang).
In direktem Bezug auf das Unterrichtsvorhaben vertiefen die Schülerinnen und Schüler in der 1. Sequenz die vielfältigen Techniken des Hochsprungs und ordnen diese historisch ein. Die Lernenden sollen mithilfe einem intuitiven Zugang erfahren, welche Techniken es in der Vergangenheit gab und dass der Flop heutzutage aufgrund der bestmöglichen Lage des Körperschwerpunktes dominiert. Zum Vergleich: Der Körperschwerpunkt liegt beim Hocksprung knapp einen halben Meter über der Latte. Beim Fosbury Flop liegt er durch die Rückenkrümmung (Hohlkreuz) unterhalb der Latte, während der Körper sie überspringt6. Aufgrund der vereinfachten Ausführung wer- denjedoch vor allem in der Sekundarstufe I vergangene Hochsprungtechniken, wie beispielsweise der Hocksprung angewendet, die in diesem Vorhaben als kontrastreiche Sprungformen dienen. Der Fosbury Flop stellt allerdings in der absoluten Höhe bessere Leistungen dar, weshalb sich auch in diesem Oberstufenkurs auf die Floptechnik konzentriert wird. Durch die Komplexität der Technik kommen die Lernenden an ihre motorischen Grenzbereiche, welche siejedoch mithilfe der biomechanischen Prinzipien ausweiten sollen7. In der 2. Sequenz werden daran anschließend die Zusammenhänge von Struktur und Funktion der Hochsprungbewegung, unter besonderer Beachtung der biomechanischen Prinzipien, genutzt, um eine Leistungsverbesserung und Technikoptimierung bei der Floptechnik zu erreichen8. Unter Zunahme der biomechanischen Prinzipien nach Hoch- muth wird beispielsweise erreicht, dass die Lernenden einen optimalen Beschleunigungsweg finden und erkennen, dass Teilaktionen optimal aufeinander abgestimmt werden müssen, um eine effektive Bewegung zu erreichen (Vgl. Kapitel 2.2.4.)9. In der 3. Sequenz liegt der Fokus auf der Entwicklung eines Hochsprungmehrkampfes mit vielfältigen Techniken, sodass die Selbstständigkeit weiterhin gefördert wird und die eigene Leistungsfähigkeit absolut und relativ beurteilt und in einer Leistungsbewertung überprüft werden kann. Durch die selbstständige Kriteriengestaltung sollen die Lernenden erarbeiten, dass Einflussfaktoren wie Körpergröße, Gewicht und Sprungkraft ebenfalls eine große Rolle im Hochsprung spielen10.
Es wird somit von Beginn an transparent gemacht, dass die Sportart Hochsprung eine sehr komplexe und koordinativ anspruchsvolle Technikdisziplin ist, welche hohe Anforderungen an die Lernenden stellt. Die Intention der Sportart ist es, einen möglichst hohen Sprung ohne jegliche Hilfsmittel und mit einem Bein über eine Latte durchzuführen. Offiziell gehört der Hochsprung zum Einzel-, Sieben- oder Zehnkampf, wofür klare internationale Wettkampfregeln (IWR)11 festgelegt wurden. Mithilfe einer Videoanalyse soll bei den Lernenden auch die Selbst- und Fremdkontrolle sowie das sichere Fallen einen wichtigen Stellenwert einnehmen, sodass Verletzungen auf ein Minimum reduziert werden.
Das entspricht auch den Lernwegen der methodischen Übungsreihe sowie dem Wechsel der Teillern- und Ganzheitsmethode („Ganz-Teil-Ganz-Methode“), die in diesem Vorhaben maßgebend Anwendung finden12. Auch aufgrund der in Kapitel 1.2.4. beschriebenen geringen Vorerfahrungen, sollen die Lernenden die Hochsprungtechnik Fosbury Flop lediglich in Grobform ausführen können. Als didaktische Reduktion wird sich auf die grundlegenden Fertig- und Fähigkeiten des Hochsprungs sowie die biomechanischen Prinzipien konzentriert, sodass einer möglichen Überforderung entgegengewirkt werden kann. Als Differenzierung innerhalb der Lerngruppe werden höhenverstellbare Hochsprungständer, aber auch verschiedenartige Überquerungsmöglichkeiten, wie z.B. ein Hochsprungband sowie eine gepolsterte Hochsprunglatte verwendet. Ziel muss es gerade in komplexen Sportarten sein, allen Lernenden einen Anreiz zur Anstrengung und Motivation zu geben, sodass alle Beteiligten angemessen gefördert und gefordert werden.
Bei technikorientierten Sportarten sollte nach Möglichkeit auch ein spielerischer Zugang als explorative Herangehensweise gewählt werden, der den Lernenden Spaß vermittelt und Raum für Kreativität lässt. Dies wird durch die vielfältigen Bewegungserfahrungen der historischen Hochsprungtechniken sowie Auswahlmöglichkeiten bei der Entwicklung und Durchführung eines Hochsprungmehrkampfes gewährleistet. Dadurch wird auch mehrperspektivischer Ansatz (unter anderem „Bewegungserfahrungen erweitern“, „Wettkämpfen“ und „Etwas wagen“) angestrebt, der in den Rahmenvorgaben für den Schulsport in Nordrhein-Westfalen fest verankert ist13. Für das Unterrichtsvorhaben wird neben den fachlichen Inhalten auch und vor allem das selbstständige Üben, z.B. in feedbackorientierten Videoanalysen, geschult. Weiterhin soll implizit nach didaktischen Schwerpunkten und Methoden gearbeitet werden (z.B. Entwicklung eines Hochsprungmehrkampfes). Wichtig hierbei zu erwähnen istjedoch, dass es in dem Vorhaben zu einem bewussten Wechsel von induktiven und deduktiven Lernphasen kommt. Deduktive Lerninhalte werden in wichtigen, technikorientierten Phasen verwendet, die beispielsweise von geschlossenen und offenen Stationsbetrieben so gelenkt werden, dass ein hohes Maß an Verantwortung und Selbstständigkeit bei den Lernenden vorhanden bleibt (Vgl. Kapitel 1.3.).
Schlussendlich spielt in diesem Unterrichtsvorhaben als pädagogische Grundlage auch der Doppelauftrag des Schulsports6 eine große Rolle. Neben der optimalen motorischen Entfaltung wird unter anderem durch historische Hochsprungtechniken die Partizipation in Gesellschaft und Kultur sowie der Einbezug des Erziehungs- und Bildungsauftrags im Schulsport in Ansätzen erreicht. Näher betrachtet kommt es in diesem Vorhaben zur Entwicklungsförderung und Verbesserung der Handlungsfähigkeit durch die Sportart Hochsprung, aber auch zur Erschließung neuer Bewegungs- , Spiel- und Sportkulturen durch vielfältige, historische Hochsprungtechniken, wodurch ein lebenslängliches Sporttreiben ermöglicht werden kann. Individuelle Lempotenziale und Entwicklungsprozesse sind dabei variabel, was sich in diesem Kurs vor allem durch die Behinderung eines Lernenden bemerkbar macht. Dieser Schüler wirdjedoch im Sinne des inklusiven Lernens bestmöglich miteinbezogen (Vgl. Kapitel 1.2.4.). Auch die zugehörigen Reflexionsphasen sind nicht nur aufgrund der Rahmenvorgaben der reflektierten Praxis14 zu beachten, sondern auch, um das Erlebte bewusst zu machen (z.B. die Reflexion über den Körperschwerpunkt). Dabei sollen den Lernenden vor allem alltagsrelevante Beispiele und Problemstellungen (z.B. biomechanische Prinzipien im Alltag) gegeben werden, sodass der Sinnzusammenhang für das Lernen bzw. der Anwendungsbeispiele gegeben ist und eine selbstständige Urteilsbildung ermöglicht wird. Die Lernenden sollen somit im schulsportlichen Kontext neben motorischen Lernprozessen auch Anforderungen im sozialen, kognitiven, motivationalen und emotionalen Bereich erfahren, sodass die individuelle Persönlichkeitsentwicklung positiv beeinflusst wird. Balz & Neumann (2017) sprechen in ihrem Werk von einem intermediären Konzept, welches neben den pädagogischen Perspektiven auch den Erziehungsanspruch erfüllt.
Die Berücksichtigung aktueller Sicherheitsaspekte, vor allem bezüglich der Hygienevorschriften im Sportunterricht sowie der allgemeinen Sicherheitsvorkehrungen im Hochsprung, finden sich im Anhang wieder (Vgl. Kapitel 4.4.).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. Planungsentscheidungen zur Unterrichtsstunde
2.1. Thema der Unterrichtsstunde
„Wir wollen hoch hinaus - Mehr als nur der Absprung mit einem Bein!“ Vertiefung der Hochsprungtechnik „Fosbury Flop“ mithilfe feedbackgesteuerter Videoaufnahmen in Partnerarbeit unter besonderer Berücksichtigung des biomechanischen Prinzips der Koordination von Einzelimpulsen nach Hochmuth am Beispiel der Gesamtbewegung im Hochsprung.
2.2. Kompetenzorientierte Zielsetzungen der Unterrichtsstunde
2.2.1. Schwerpunktlernziel
Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten mithilfe der Kontrastmethode das biomechanische Prinzip der Koordination von Einzelimpulsen und vertiefen ihre individuelle Hochsprungtechnik „Fosbury Flop“ mittels feedbackorientierter Videoaufnahmen in Partnerarbeit (Vgl. KLP Sek. II NRW, Ql GK, S. 37, BF 3, BWK 1).
2.2.2. Teillernziele
Die Schülerinnen und Schüler sollen...
- unter Berücksichtigung individueller Voraussetzungen die Hochsprungtechnik „Fosbury Flop“ optimieren, indem sie mithilfe von videogestütztem Feedback folgende Bewegungsmerkmale des biomechanischen Prinzips der Koordination von Einzelimpulsen zeigen:
- Energischer, diagonaler Einsatz des Schwungbeins o Schwungarmeinsatz des lattennahen Arms
- Zeitliche Koordination der Körperteile Arme, Beine und Rumpf beim Absprung (Zusatz für motorisch starke Schülerinnen und Schüler) o Drehimpuls des Rumpfes (Zusatz für motorisch starke Schülerinnen und Schüler) (Anbahnung BWK 3.1)
- grundlegende Zusammenhänge von Struktur und Funktion von Bewegungen erläutern, indem sie das Prinzip der Koordination von Einzelimpulsen auf die Hochsprungtechnik des „Fosbury Flop“ übertragen und erläutern (Anbahnung If a, SK 3; siehe Anhang).
- Methoden zur Verbesserung ausgewählter koordinativer Fähigkeiten zielgerichtet anwenden, indem sie die Kontrastmethode anhand ausgewählter Einzelimpulse im Hochsprung partnerweise durchführen und kritisch reflektieren (Anbahnung If a, MK 1).
- in Kleingruppen zwei Hochsprunganlagen sachgerecht auf und abbauen, indem sie die besprochenen Sicherheitsaspekte und Regeln zum Auf- und Abbau beachten (alle Lernenden helfen mit, genauer Aufbau siehe Anhang).
- Anforderungssituationen im Hochsprung auf ihre leistungsbegrenzenden Faktoren (u.a. koordinative und biomechanische Fähigkeiten) hin beurteilen, indem sie das biomechanische Prinzip der Koordination von Einzelimpulsen mithilfe der Videoanalyse in Bezug auf ihre individuelle Leistungsfähigkeit kritisch begutachten (Anbahnung If d, UK 1).
- Mit der zur Verfügung gestellten Medienausstattung verantwortungsvoll umgehen, diese reflektiert anwenden und deren digitale Werkzeuge zielgerichtet einsetzen, indem sie sich mithilfe der Videofunktion von iPads in Partnerarbeit filmen und die selbsterstellten Videos kriteriengeleitet analysieren (Anbahnung MKR 1.1& 1.2).
[...]
1 Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, 2014, S. 36
2 LVR Zentrum für Medien und Bildung Düsseldorf, 2021
3 Dietrich-Bonhoeffer-GymnasiumNeunkirchen, 2017, S.31
4 Buss&Woznik, 2011,S. 45
5 Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Neunkirchen - Fachschaft Sport, 2020
6 König, 2015, S. 106
7 Konow & Wibowo, 2015, S. 32
8 Ebeling & Kastrup, 2017, S. 7
9 Ebeling & Kastrup, 2018,S.8
10 Buss&Woznik, 2011, S.45
11 ArbeitsgemeinschaftderRegelkommissionvonDLV, FLA, ÖLV und SwA; 2019
12 Meyer, 2017, S. 144f.
13 Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, 2014, S.14
14 Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, 2014, S.6f.