In dieser Arbeit soll es explizit um die Frage gehen: Welche Rolle nahm Erich Ludendorff in der 3. Obersten Heeresleitung ein?
Um seine Rolle in der 3. OHL möglichst genau zu analysieren wird die Person Ludendorff auch im Gesamtbild beleuchtet, um mögliche Rückschlüsse auf späteres Handeln schließen zu können. Nach einem kurzen Anriss seines Werdegangs soll anhand der wichtigsten Punkte seine Einflussnahme skizziert werden, dabei handelt es sich um einen ausgewählten Teil der Ereignisse rund um Ludendorff und den Ersten Weltkrieg.
Es ist gewiss nicht möglich alle Aspekte oder Fassetten seiner Person und seines Wirkens innerhalb der 3. OHL zu er- und begreifen, doch es wird trotz dessen versucht ein umfassendes Bild zu erstellen. Es wird darauf Bezug genommen wie es ihm gelang die Kräfte zu seinen Gunsten zu verschieben, wie er es schaffte innovative Strategien zu etablieren und welchem Druck er in einem Krieg dieses Ausmaßes ausgeliefert war. Außerdem wird Ludendorffs Leben nach dem Krieg, der Vollständigkeit wegen, kurze Erwähnung finden. Zwar stach Ludendorff aus der Masse an Generälen und Führungspersönlichkeiten des Krieges heraus, dennoch war er der Inbegriff der wilhelminischen Generation und ist mit dem Krieg aufgewachsen. Aus diesem Grund ist der Aufbau dieser Seminararbeit anhand Ludendorffs Biografie und seiner Rolle orientiert, wobei die Chronologie des Weltkrieges etwas in den Hintergrund rückt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Erich Ludendorffs Werdegang
2.1 Seine Jugend und Ausbildung
2.2 Der rasante Aufstieg
2.2.1 Der Held von Lüttich
2.2.2 Die Helden von Tannenberg
3. Ludendorff in der Dritten Obersten Heeresleitung
3.1 Kräfteverschiebung
3.1.1 Die Zweite Oberste Heeresleitung
3.1.2 Der Reichskanzler
3.1.3 Der Kaiser und der Generalstabschef
3.2 Kriegstreiber
3.3 Soldat- kein Politiker
3.4 Kriegsende
4. Fazit
Verzeichnis der Abkürzungen
Quellen- und Literaturverzeichnis
Quellen
Wissenschaftliche Literatur
1. Einleitung
„Er ist ein Mann mit weitem Blick, von festem Charakter, von schneller Auffassung und eisernem Fleiß, [...].“ So beschrieb General Stabschef Moltke Erich Ludendorff, einen der führenden Männer im Ersten Weltkrieg, in einem Brief von 1913. Ludendorffs militärisches Talent sollte den Krieg wesentlich beeinflussen und bestimmen. Der Feldherr an der Seite Paul von Hindenburgs legte einen rasanten Aufstieg hin und nahm eine womöglich tragende Rolle in einem der großen Kriege der Menschheitsgeschichte ein.
In dieser Arbeit soll es explizit um die Frage gehen: Welche Rolle nahm Erich Ludendorff in der 3. Obersten Heeresleitung ein?
Um seine Rolle in der 3. OHL möglichst genau zu analysieren wird die Person Ludendorff auch im Gesamtbild beleuchtet, um mögliche Rückschlüsse auf späteres Handeln schließen zu können. Nach einem kurzen Anriss seines Werdegangs soll anhand der wichtigsten Punkte seine Einflussnahme skizziert werden, dabei handelt es sich um einen ausgewählten Teil der Ereignisse rund um Ludendorff und den Ersten Weltkrieg. Es ist gewiss nicht möglich alle Aspekte oder Fassetten seiner Person und seines Wirkens innerhalb der 3. OHL zu er- und begreifen, doch es wird trotz dessen versucht ein umfassendes Bild zu erstellen. Es wird darauf Bezug genommen wie es ihm gelang die Kräfte zu seinen Gunsten zu verschieben, wie er es schaffte innovative Strategien zu etablieren und welchem Druck er in einem Krieg dieses Ausmaßes ausgeliefert war. Außerdem wird Ludendorffs Leben nach dem Krieg, der Vollständigkeit wegen, kurze Erwähnung finden. Zwar stach Ludendorff aus der Masse an Generälen und Führungspersönlichkeiten des Krieges heraus, dennoch war er der Inbegriff der wilhelminischen Generation und ist mit dem Krieg1 2 aufgewachsen. Aus diesem Grund ist der Aufbau dieser Seminararbeit anhand Ludendorffs Biografie und seiner Rolle orientiert, wobei die Chronologie des Weltkrieges etwas in den Hintergrund rückt.
Grundlegend wird die Bearbeitung dabei auf die Monografie Manfred Nebelins: Ludendorff. Diktator im Ersten Weltkrieg, München 2010. und das Werk Erich Ludendorffs: Meine Kriegserinnerungen 1914 - 1918, Berlin 1919. gestützt. Auch mithilfe seiner anderen Werke wie Ludendorffs: Mein militärischer Werdegang. Blätter der Erinnerung an unser stolzes Heer, München 1935. soll er selbst zu Wort kommen. Des Weiteren wurden Autoren wie Jörn Leonhard, Hans Frentz und Hans Uhle-Wettler genutzt.
2. Erich Ludendorffs Werdegang
2.1 Seine Jugend und Ausbildung
Erich Friedrich Wilhelm Ludendorff wurde am 9. April 1865 in Kruszczewnia bei Schwersenz in Posen geboren und durchlief eine militärische Karriere innerhalb des Deutschen Reiches. Zuvor hatte er auch die Kriegserlebnisse vor der Entstehung des Kaiserreiches miterlebt.3 Hinzu kam eine starke, durch das Elternhaus geprägte Empathie für das Königshaus. Ludendorff hing an der politischen Ordnung und aus diesen durchaus veralteten Ansichten heraus unterschätzte er die Rückständigkeit Preußens und des Deutschen Reiches gegenüber anderen europäischen Staaten. Zudem war es eine Zeit, in der man vor körperlichen Strafen nicht zurückschreckte, sie waren sogar fester Bestandteil der militärischen Ausbildung.4 Die Erziehung Erichs und seiner Geschwister wurde von den Eltern sehr gefördert und vorangetrieben.5 Es hieß „Ludendorff muss ungewöhnlich gute Anlagen gehabt haben, die auch schon sehr zeitig erkannt wurden.“6 1877 kam er für seine Kadettenausbildung nach Plön, wo er die Kindheit frühzeitig hinter sich ließ und von nun an ein Leben als Militär führen sollte. Anschließend folgte die Hauptkadettenanstalt in Berlin. Zwischen 1881 und 1904 durchlief Ludendorff die Karriere eines Generalstabsoffiziers. Das beinhaltete unter anderem seine Arbeit als Referent über osteuropäische Staaten und seine vertieften Sprachkenntnisse in Russisch, Französisch und Englisch. Durch seine Reisen hatte er bereits einiges gesehen, besaß umfassendes Geschichts- und Militärwissen und interessierte sich nicht nur für Gefechte und Vormärsche, sondern auch für die Moral der Truppe, die Versorgung und Ausrüstung jener. Danach wurde er zum Sektionschef der Aufmarschabteilung im Großen Generalstab. In den folgenden Jahren, ab 1908, war Ludendorff zudem an der Bearbeitung des Schlieffen-Plans unter Generalstabschef Moltke.7
Erich Ludendorff entstammt einer wilhelminischen Generation, war seit tiefster Kindheit vom Militarismus geprägt und militärische Anerkennung hatte für ihn, wie für die meisten Deutschen, oberste Priorität. Sein Leben war somit von Ernst, Stolz und Drill bestimmt. Bereits hier zeigte sich der preußische Ehrgeiz, welcher ihn einige Jahre später an die Spitze der deutschen militärischen Führung bringen sollte. Des Weiteren sollte ihm seine umfassenden Kenntnisse, Interessen und bisherigen Erfahrungen sehr hilfreich in seiner Kriegsplanung und Karriere sein.
2.2 Der rasante Aufstieg
2.2.1 Der Held von Lüttich
Ludendorffs Aufstieg zu Beginn des Ersten Weltkriegs kam aber nicht von ungefähr. Im August des Jahres 1914 eroberte die deutsche Armee mit Ludendorff an seiner Spitze die Festung Lüttich in Belgien. Bereits der Schlieffen-Plan von 1905 sah die Wichtigkeit dieser Einnahme und Ludendorff gelang es nur mit einem Handstreich die moderne Festungsanlage zu überwinden und zu erobern. In der Heimat war später keine Rede von den enormen Anstrengungen der Truppe und dem beinahe eingetretenen Misserfolg. Ausgezeichnet mit dem Pour le Mé-rite befand sich Ludendorff bald auf allen Schlagzeilen und galt als Kriegsheld in der Heimat.8 Ludendorff wurde zum General stab schef der 8. Armee, wodurch Paul von Hindenburg nun sein Vorgesetzter war.9 Um den Glauben an den Siegfrieden aufrecht zu erhalten, wurde nicht nur das Image des „Helden von Lüttich“, sondern auch die Schlacht bei Tannenberg genutzt.
2.2.2 Die Helden von Tannenberg
Am 22. August 1914 wurde Ludendorff mit dem sofortigen Inkrafttreten seines neuen Amtes nach Ostpreußen geordert, wo er die Lage im Krieg gegen die Armee des Zaren retten sollte. Der Chef des Großen Generalstabs Helmuth von Moltke schrieb an Ludendorff „Sie können mit Ihrer Energie vielleicht noch das Schlimmste abwenden.“10 Die durch die Masurischen Seen getrennten und zahlenmäßig weit überlegenen russischen Armeen sollten trotz einiger Rückschläge angegriffen werden. Und so gelang es dem neuen Feldherrenduo die gegnerischen Armeen in der Schlacht bei Tannenberg und der Masurenschlacht vernichtend zu schlagen und den Osten dadurch zu stabilisieren. Hindenburg und Ludendorff konnten die Schlacht bei Tannenberg durch ihr gutes militärisches Zusammenwirken gewinnen. Außerdem wurde von Anfang an bewusst, dass Ludendorff der Kopf hinter den Entscheidungen war und „beider strategische und taktische Anschauungen deckten sich vollständig“11, was es ihnen ermöglichen sollte in späteren Kriegsjahren die Oberste Heeresleitung zu übernehmen. Hindenburg und Ludendorff übernahmen ab November des ersten Kriegsjahres die Leitung Ober-Ost.12
Die hastige Versetzung Ludendorffs an die Ostfront zeigte schon zu Beginn des Ersten Weltkriegs ein großes Vertrauen, dass man in ihn setzte. Er konnte sich erneut als Held beweisen und stärkte damit seine Machtposition auf allen Ebenen. Nicht nur militärisch war er nun anerkannt, auch das Volk feierte ihren Helden. In einem Artikel des Volksschullehrers aus dem Jahr 1915 stellte man Ludendorffs bisher von Erfolg geprägte Karriere vor. Er wird als stiller, bescheidener und strebsamer Arbeiter bezeichnet, der sich nicht in den Vordergrund dränge und dadurch ein bis dato relativ unbekannter, aber sehr bedeutsamer Stratege an der Seite Hindenburgs sei.13 Und „wie sein Kaiser, so bringt ihm auch das ganze deutsche Volk unbegrenztes Vertrauen entgegen.“14
3. Ludendorff in der Dritten Obersten Heeresleitung
3.1 Kräfteverschiebung
3.1.1 Die Zweite Oberste Heeresleitung
Während seiner Zeit als Heerführer im Osten geriet Ludendorff immer wieder mit Chef des Großen Generalstabs Erich von Falkenhayn aneinander. Mittelpunkt der Auseinandersetzung war die Schwerpunktverlagerung des Krieges, während Falkenhayn auf die Stellung im Westen pochte, verlangten Ludendorff und Hindenburg eine Verlegung nach Osten, da sich der Westen in einer Pattsituation befand. Auslöser für die Entlassung Falkenhayns am 28. August 1916 war jedoch der unerwartete Eintritt Rumäniens in den Krieg. Und militärisch rechnete man Falkenhayn das Versagen in Verdun an.15
Als Falkenhayn, Chef der 2. OHL, am 29. August 1916 seines Amtes entlassen wird, übergibt der Kaiser Hindenburg und Ludendorff, der jetzt Erster General quartiermeister war, die Heeresleitung - die 3. OHL. Diese hat unter dem langen Vertrauen des Kaisers auf Falkenhayn gelitten und soll nun von den Helden Tannenbergs gerettet werden. Ludendorff schien der letzte Ausweg in einem schon viel zu lang andauernden Krieg zu sein. Auf politischer Ebene hatte Bethmann Hollweg als Kanzler versagt und militärisch befand sich Deutschland umzingelt von feindlichen Kriegsteilnehmern. Um aus dieser misslichen Lage zu kommen, war Ludendorff jedes Mittel recht.16
3.1.2 Der Reichskanzler
Der Reichskanzler Bethmann Hollweg hatte sich gegen einige Beschlüsse der OHL gewehrt und sich für das gleiche Wahlrecht gegenüber dem Kaiser eingesetzt. Daraufhin verlor er seine politische Unterstützung. Jedoch glaubte der Kaiser noch daran, dass der Reichskanzler den baldigen Kriegseintritt der USA noch verhindern könne. Der Wunsch nach einem Wechsel an der Spitze kam aber besonders von Vertretern der Wirtschaft. Seine Entlassung erfolgte am 13. Juli 1917 durch den Kaiser, nicht zuletzt auf Bitten Hindenburgs und Ludendorffs. Letzterer hatte ihm ein Ultimatum gestellt und der Kaiser war auf die OHL angewiesen, sodass er sich deren Willen aufzwingen ließ. Somit war der Kanzler mit seiner Friedensresolution gestürzt und die Macht verschob sich ein Stück weiter in Richtung des Zweiergespanns. Und nicht nur das, Ludendorff wählte nun die Nachfolger Bethmann Hollwegs aus, welche er zu seinen Gunsten einsetzte.17
3.1.3 Der Kaiser und der Generalstabschef
Ludendorff sah sich in seiner neuen Position vielen Herausforderungen entgegengestellt und bewies auch seinen überlegenen Einfluss gegenüber Hindenburg. Er wurde von ihm sehr geschätzt und bekundete offen seine Dankbarkeit und meinte jeder Plan baute sich auf Ludendorff. Der Generalfeldmarschall und die Truppen im Kampf schenkten ihm volles Vertrauen, die 3. OHL bestand aus Hindenburg und Ludendorff, nicht nur aus einem der beiden.18 Bei einer Versetzung Ludendorffs machte sich Hindenburg für ihn stark und bat den Kaiser Wilhelm II. um die Rückkehr seines Feldherrn, was auch bewilligt wurde. Hier zeigte sich erneut die Verbundenheit des Duos und eine gewisse Abhängigkeit voneinander. Man kann sagen, dass Ludendorff nicht einfach nur ein Untergeordneter des Generalfeldmarschalls war, sondern ein Ebenbürtiger. Hindenburg trat an die Stelle des Kaisers und übte die Kommandogewalt aus. Währenddessen übernahm Ludendorff die Aufgaben des Generalstabschefs.19
[...]
1 Ludendorff, E.: Mein militärischer Werdegang. Blätter der Erinnerung an unser stolzes Heer, München 1935, S. 156.
2 Der Krieg steht hierbei sinnbildlich für die militärische Erziehung und dem damit verbundenen Militarismus in der Gesellschaft.
3 Vgl. Ludendorff 1935, S. 5.
4 Vgl. Uhle-Wettler, F.: Erich Ludendorff in seiner Zeit. Soldat - Stratege - Revolutionär. Eine Neubewertung, Berg 1994, S. 15ff.
5 Vgl. Nebelin, M.: Ludendorff. Diktator im Ersten Weltkrieg, München 2010, S. 35.
6 Nach Uhle-Wettler 1994, S. 20.
7 Ebd., S. 21ff. Vgl. Ludendorff 1935, S. 5ff.
8 Vgl. Nebelin 2010, S. 113ff. Vgl. Uhle-Wettler 1994, S. 102ff
9 Vgl. Albrecht, K.-B.: Erich Ludendorff1865-1937, Berlin 2014, URL: https://www.dhm.de/lemo/biografie/biografie-erich-ludendorff.html (zuletzt abgerufen am: 01.03.2019).
10 Ludendorff, E.: Meine Kriegserinnerungen 1914-1918, Berlin 1919, S. 32.
11 Ebd., S. 10.
12 Vgl. Uhle-Wettler 1994, S.120ff. Vgl. Nebelin 2010, S.123ff. Vgl. Albrecht 2014, URL: https ://www. dhm. de/lemo/biografie/biografie -erich-ludendorff, html
13 Vgl. Gesellschaft deutscher Volksschulfreunde (Hrsg.): Unsere Heerführer. XIV. Erich Ludendorff, Generalstabschef des Generals: Feldmarschalls v. Hindenburg, in: Der Volksschullehrer. Organ für Interessen der deutschen Volksschule (1915), S, 583f.
14 Ebd., S. 583.
15 Vgl. Nebelin 2010, S. 159, 173ff, 512.
16 Vgl. Frentz, H.: Der unbekannte Ludendorff. Der Feldherr in seiner Umwelt und Epoche, Wiesbaden 1972, S. 219ff.
17 Vgl. Leonard, J.: Die Büchse der Pandora. Geschichte des Ersten Weltkriegs, München 2014, S. 739. Vgl. Nebelin 2010, S. 306ff, 515. Vgl. Venohr, W.: Ludendorff. Legende und Wirklichkeit, Berlin 1993, S. 232.
18 Vgl. Frentz 1972, S. 232f.
19 Vgl. Nebelin 2010, S. 512f.