Die Revolution des 10. August
Schriftliche Arbeit von Marco Lendi
Ursachen der Zweiten Revolution
In Frankreich hatte sich nach dem 14. Juli 1789 nicht viel geändert. Zwar ist das absolutistisch regierte Frankreich zu einem Frankreich der Freiheit und Gleichheit geworden, doch der König hatte mit seinem Vetorecht trotzdem noch eine sehr führende Position im Land. Der Patriotismus zu dieser Zeit sieht König, Nation und Gesetz eng miteinander verbunden. Die Girondisten, zu dieser Zeit die stärkste Partei in der Nationalversammlung, vertraten diese Haltung. Diese politische Lage änderte sich, als der König im Juni 1791 einen Fluchtversuch ins Ausland unternahm. Diese Aktion zeigte, dass er das neue System nicht akzeptieren konnte und sich ihm zu entziehen versuchte. Nun gewann der Gedanke, die konstitutionelle Monarchie zu beseitigen und statt dessen eine Republik zu realisieren, an Boden. Sich lösend von der Tradition, die der König repräsentierte, von extremen Parteien innerlich zerrissen, von einer schweren Wirtschaftskrise geschüttelt und von aussen bedroht, wurde das neue Staatssystem in den Jahren 1791 und 1792 einer Zerreissprobe unterstellt. Der Ursprung der „Zweiten Revolution“ lag in der Krise des Sommers 1792. Radikale Revolutionäre legitimierten sich als Retter von Frankreich. Die Wirtschaftslage besserte sich, als es sich zeigte, dass die Entwicklung nicht in einer Katastrophe enden würde. Die Planlosigkeit und Unsicherheit des Königs wurde immer bedenklicher. Als am Jahrestag des Ballhausschwurs (20. Juli 1792) die Menge entgegen den behördlichen Verordnungen demonstrierte und in die Tuilerien eindrang, war die Ohnmacht der Nationalversammlung gegenüber dem Radikalismus deutlich zu sehen. Die Stellung der Girondisten war durch radikale Bestrebungen bereits so stark unterhöhlt, dass es ihnen unmöglich war, gegen antiroyalistische Strömungen Front zu machen.
Quellentext im Bezug auf die Französische Revolution
Der Quellentext nimmt Bezug auf die Nacht vom 10. auf den 11. August. Speziell für ihn ist, dass er keinen aktuellen Vorfall beschreibt, sondern sich auf die Stimmung in der Stadt und Bevölkerung fixiert. Dies sind die Eigenschaften eines Augenzeugenberichtes. Sie fügen den historischen Ereignissen jene Hintergrundinformationen hinzu, die in den auf Akten und Dokumenten gestützte Geschichtsschreibung meist verloren gehen. Um überhaupt Augenzeugenberichte richtig werten zu können, muss man die Vorfälle um das im Bericht beschriebene Datum kennen. In diesem Fall handelt es sich um die so genannte „Zweite Revolution“, die in der Nacht vom 9. auf den 10. August begann. In dieser wurden die bisherigen Stadtbehörden gewaltsam von den Montagnards, einer linken antiroyalistischen Bewegung, beseitigt. Es wurde ein revolutionärer Stadtrat gebildet, der das Kommando der Nationalgarde übernahm. Am darauffolgenden Tag, dem 10. August, erstürmten Anhänger des Jakobinerklubs mit Unterstützung der Nationalgarde das Tuilerienschloss und erzwangen die Absetzung des Königs und die Auflösung der Nationalversammlung. Diese Aktion war auch von enormer Gewalt begleitet. Zum Beispiel wurden die königlichen Schweizergardisten niedergemetzelt, auch solche, die sich ergeben wollten. Da sich die Bevölkerung vor gewaltsamen Übergriffen schützen wollte, waren die Strassen in der darauffolgenden Nacht, wie es im Quellentext beschrieben ist, menschenleer waren. Es wäre nicht das erste mal gewesen, dass in Frankreich aus einem Aufstand ein riesiges Gemetzel geworden wäre.
Augenzeugenberichte, so wie der Quellentext, sind aber auch sehr abhängig von der Gesinnung des Autors. Mit der Deutung von subjektiven Begriffen muss daher auch auf die soziale und politische Stellung des Autors, Justus Erich Bollmann, Rücksicht genommen werden. Politisch gesehen hatte er als Deutscher in Frankreich keinen Einfluss, er war jedoch politisch nicht neutral. Man kann wegen den engen Verbindungen zu revolutionären Kräften, zum Beispiel zu Lafayette, eine gewisse revolutionäre Haltung feststellen1. Aber die Vorgehensweise der Montagnards scheinen auch für Bollmann zu extrem zu sein. Sie bezeichnet er im Quellentext als Würger. Und auch die Beschreibung von müde und besoffen passt in dieser Nacht am besten zu ihnen. Denn die Montagnards haben die Stadtbehörden und die Schweizergardisten praktisch an einem Tag ausgeschaltet. Mit „guten Menschen“ meinte Bollmann in erster Linie die Girondisten, aber auch einfach solche, die sich nicht am ganzen beteiligten hatten. Trotz dieser nicht ganz neutralen Haltung kann man abschliessend sagen, dass Bollmanns Augenzeugenberichte einmalig sind, da sie von einem Ausländer stammen
Auswirkungen der Zweiten Revolution
Nach diesem Aufstand stellten sich die Jakobiner an die Spitze der antiroyalistischen Bewegung und es startete eine Terrorwelle, in der weit über tausend Gegner der Montagnards umgebracht wurden. Mit dieser Terrorwelle ertönte auch der Ruf zu den Waffen mit der Begründung, das Vaterland sei von aussen in Gefahr. Diese Proklamation löste im ganzen Land eine nationale Begeisterung aus. Wie kein anderes Dokument widerspiegelt das von Rouget de Lisle komponierte „Chant de guerre pour l`Armée du Rhin“, besser bekannt unter dem Namen „La Marseillaise“, diese Kriegsbegeisterung. Dies wirkte sich für Frankreich sehr positiv im Kriegsverlauf aus, da Frankreich nun Truppen zur Verfügung standen, die mit äusserstem Einsatz für die Freiheit ihres Vaterlandes und dessen neuen Machthabern kämpften. Das Resultat liess auch nicht lange auf sich warten. Ende September brachten die französischen Truppen den Vormarsch der Alliierten zum Stehen und gingen kurz danach selbst zum Angriff über.
Quellen/Sekundärliteratur
Meyers Enzyklopädisches Lexikon; Fj - Gel, Band 9; S. 333
Nürnberger Richard; Propyläen - Weltgeschichte; Das neunzehnte Jahrhundert,
Band 8; S. 89 - 96;
Schib Karl; Weltgeschichte; Von den Anfängen bis zur französischen
Revolution; Band 1; S. 326 + 327
Schultes Friedrich; Weltbild Kolleg, Abiturwissen; Geschichte; S. 93
Andere Quellen
Internet www.psm-data.de/indexrf.html ; Die jakobinische Republik 10. August 1792; ? siehe Beilage
http://www.dat-ole-rathus.de/rathaus.htm ? siehe Beilage
Microsoft Works Suite 2000; CD 4; Encarta Weltatlas 2000
[...]
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Text "Die Revolution des 10. August"?
Der Text behandelt die Hintergründe, den Verlauf und die Auswirkungen der Ereignisse vom 10. August 1792 in Frankreich, oft als "Zweite Revolution" bezeichnet. Er analysiert die Ursachen, die zur Eskalation der politischen und sozialen Spannungen führten, und beleuchtet die Rolle verschiedener politischer Kräfte wie der Girondisten und Montagnards. Ein besonderer Fokus liegt auf einem Augenzeugenbericht und dessen Interpretation im Kontext der damaligen Ereignisse. Zudem werden die militärischen Folgen und der Terror nach der Revolution behandelt.
Was waren die Ursachen für die "Zweite Revolution"?
Mehrere Faktoren trugen dazu bei. Nach der Revolution von 1789 hatte der König noch immer erheblichen Einfluss, was zu Unzufriedenheit führte. Sein Fluchtversuch 1791 verstärkte das Misstrauen und befeuerte republikanische Bestrebungen. Die Wirtschaftskrise und die Zerrissenheit durch extreme Parteien schwächten das politische System zusätzlich. Die Bedrohung von außen verschärfte die Lage weiter.
Welche Rolle spielten die Girondisten und Montagnards?
Die Girondisten waren anfänglich die stärkste Partei und befürworteten eine konstitutionelle Monarchie. Die Montagnards, eine linke antiroyalistische Bewegung, gewannen jedoch an Einfluss und beseitigten gewaltsam die bisherigen Stadtbehörden, um einen revolutionären Stadtrat zu bilden. Sie spielten eine Schlüsselrolle bei der Erstürmung des Tuilerienschlosses und der Absetzung des Königs.
Was ist der Zweck des Augenzeugenberichts im Text?
Der Augenzeugenbericht des Deutschen Justus Erich Bollmann dient dazu, die Stimmung und die Ereignisse in der Stadt während der Nacht vom 10. auf den 11. August aus einer persönlichen Perspektive zu beleuchten. Er liefert Hintergrundinformationen, die in offiziellen Dokumenten oft fehlen. Der Bericht wird jedoch auch kritisch betrachtet, da er von Bollmanns politischer Gesinnung beeinflusst sein könnte.
Welche Auswirkungen hatte die "Zweite Revolution"?
Die "Zweite Revolution" führte zur Absetzung des Königs und zur Auflösung der Nationalversammlung. Die Jakobiner übernahmen die Führung und es folgte eine Terrorwelle gegen vermeintliche Gegner. Gleichzeitig führte der Ruf zu den Waffen und die nationale Begeisterung zu einer Stärkung der französischen Armee und zur Abwehr der alliierten Truppen.
Welche Quellen werden im Text verwendet?
Der Text basiert auf verschiedenen Quellen, darunter Meyers Enzyklopädisches Lexikon, die Propyläen - Weltgeschichte, die Weltgeschichte von Karl Schib, Weltbild Kolleg, Abiturwissen Geschichte von Friedrich Schultes sowie Internetquellen und Microsoft Encarta.
- Quote paper
- Marco Lendi (Author), 2001, Die Revolution des 10. August, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/101036