Diese Arbeit gibt einen Überblick über die verschiedenen Kreuzungsassistenzsysteme und thematisiert den aktuellen Stand der Technik bei ausgewählten Automobilunternehmen sowie zukünftige Entwicklungen in diesem Bereich. Hierfür werden zunächst die verschiedenen Kreuzungsassistenzsysteme dargestellt. Innerhalb dieses Kapitels wird der Stopp-Schild-Assistent und der Ampelassistent definiert. Zudem werden der Querverkehrsassistent und der Linksabbiegeassistent beschrieben.
Anschließend werden ausgewählte Kreuzungsassistenzsysteme, welche bereits heute auf dem Markt verfügbar sind, behandelt. Hier werden zunächst die Kreuzungsassistenten von BMW detailliert vorgestellt, sowie die vorhandenen Kreuzungsassistenzsysteme von Audi und Daimler betrachtet. Die Arbeit endet mit einem Ausblick über die Kreuzungsassistenz der Zukunft, in welchem unter anderem die Intelligente Kreuzung von Continental dargestellt wird.
In den letzten 130 Jahren hat die Automobilindustrie einen enormen Aufschwung durchlaufen und zählt heute zu den bedeutendsten Branchen der Welt. Das Automobil entwickelte sich dabei stetig weiter. Vor allem Zusatzeinrichtungen wie die Fahrerassistenzsysteme haben in den letzten Jahrzehnten einen starken Aufschwung erlebt.
Fahrerassistenzsysteme sollen den Fahrkomfort im Fahrzeug steigern, das Fahren sicherer machen und den Fahrer in bestimmten Fahrsituationen unterstützen. Die vielen Vorteile für den Kunden sowie der Beitrag zu der von den Straßenverkehrsämtern geforderten allgemeinen Verkehrssicherheit haben zu einer starken Nachfrage nach immer besseren und umfangreicheren Fahrerassistenzsystemen geführt, sodass bereits heute viele Assistenzsysteme zu einem Standard geworden sind.
Ein Beispiel für ein passives Fahrerassistenzsystem stellt der sogenannte Kreuzungsassistent dar, wobei unter diesem eine Gruppe verschiedener Assistenzsysteme verstanden werden kann. Kreuzungsassistenzsysteme sollen den Fahrer im Bereich einer Kreuzung unterstützen. Insbesondere an Kreuzungen sind die Situationen äußerst komplex, wodurch die Assistenzsysteme vor große Herausforderungen gestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Kreuzungsassistenzsysteme
2.1 Notwendigkeit der Kreuzungsassistenzsysteme
2.2 STOP-Schild-Assistenz
2.3 Ampelassistenz
2.4 Querverkehrsassistenz
2.5 Linksabbiegeassistenz
3 Ausgewählte Kreuzungsassistenzsysteme
3.1 Kreuzungsassistenzsysteme bei BMW
3.2 Kreuzungsassistenzsysteme bei Audi
3.3 Kreuzungsassistenzsysteme bei Daimler
3.4 Weitere Kreuzungsassistenzsysteme
4 Kreuzungsassistenz in der Zukunft
4.1 Mobilität von morgen
4.2 Die Intelligente Kreuzung von Continental
4.3 Projekt „5G NetMobil“
5 Fazit
Anhang
Quellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Übersicht der Kreuzungsassistenzsysteme
Abb. 2: Verdeckter Verkehr beim Linksabbiegeprozess
Abb. 3: BMW Ampelerkennung
Abb. 4: Audi Abbiegeassistent
Abb. 5: Audi Kreuzungsassistent
Abb. 6: Audi Ampel-Assistent
Abb. 7: Daimler Bremsunterstützung bei Querverkehr
Abb. 8: Daimler Abbiege- und Kreuzungsfunktion
Abb. 9: VW Kreuzungsassistenz des Touareg
Abb. 10: Porsche Einbiegewarnung das Cayenne
Abb. 11: Übersicht der Sensoren und Kameras bei einem Tesla-Fahrzeug
Abb. 12: Intelligente Kreuzung
Abb. 13: Audi Ausstiegswarnung
Abb. 14: Audi Laserscanner
Abb. 15: Mercedes-Benz Radar, Stereokamera und Ultraschall
Abb. 16: Mercedes-Benz S-Klasse (elfte Generation)
Abb. 17: Toyota Camry (2021)
Abb. 18: Tesla autonomes Fahren
1 Einleitung
In unserer Gesellschaft ist Mobilität zu einem Grundbedürfnis geworden. Dabei ist das Automobil seit seiner Erfindung im 19. Jahrhundert das beliebteste Fortbewegungsmittel in der Bevölkerung und hat inzwischen aufgrund seiner Individualität, Flexibilität und Schnelligkeit einen festen Bestandteil im Alltag.
In den letzten 130 Jahren hat die Automobilindustrie einen enormen Aufschwung durchlaufen und zählt heute zu den bedeutendsten Branchen der Welt. Das Automobil entwickelte sich dabei stetig weiter. Vor allem Zusatzeinrichtungen wie die Fahrerassistenzsysteme haben in den letzten Jahrzehnten einen starken Aufschwung durchlaufen.
Fahrerassistenzsysteme sollen den Fahrkomfort im Fahrzeug steigern, das Fahren sicherer machen und den Fahrer in bestimmten Fahrsituationen unterstützen. Die vielen Vorteile für den Kunden sowie der Beitrag zu der von den Straßenverkehrsämtern geforderten allgemeinen Verkehrssicherheit, haben zu einer starken Nachfrage nach immer besseren und umfangreicheren Fahrerassistenzsystemen geführt, sodass bereits heute viele Assistenzsysteme zu einem Standard geworden sind.
Die Systeme können dabei in aktive und passive Fahrerassistenzsysteme unterteilt werden. Die aktiven Assistenzsysteme sollen vorrangig die Unfallschwere verringern, wohingegen die passiven Assistenzsysteme durch Verringerung der mentalen Last Unfälle gänzlich vermeiden sollen.
Ein Beispiel für ein passives Fahrerassistenzsystem stellt der sogenannte Kreuzungsassistent dar, wobei unter diesem eine Gruppe verschiedener Assistenzsysteme verstanden werden kann. Kreuzungsassistenzsysteme sollen den Fahrer im Bereich einer Kreuzung unterstützen. Insbesondere an Kreuzungen sind die Situationen äußerst komplex, wodurch die Assistenzsysteme vor große Herausforderungen gestellt werden.
Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick über die verschiedenen Kreuzungsassistenzsysteme und thematisiert den aktuellen Stand der Technik bei ausgewählten Automobilunternehmen sowie zukünftige Entwicklungen in diesem Bereich.
Die Ausarbeitung ist in drei große Hauptkapitel unterteilt. Im ersten Hauptkapitel werden die verschiedenen Kreuzungsassistenzsysteme dargestellt. Innerhalb dieses Kapitels wird zunächst der Stop-Schild-Assistent und anschließend der Ampelassistent definiert. Zudem werden der Querverkehrsassistent und der Linksabbiegeassistent beschrieben. Das zweite Hauptkapitel beinhaltet ausgewählte Kreuzungsassistenzsysteme, welche bereits heute auf dem Markt verfügbar sind. Innerhalb dieses Kapitels werden zunächst die Kreuzungsassistenten von BMW detailliert behandelt. Anschließend werden die vorhandenen Kreuzungsassistenzsysteme von Audi und Daimler sowie einige weitere Kreuzungsassistenzsysteme vorgestellt. Die Arbeit endet mit einem Abschlusskapitel, welches einen Ausblick über die Kreuzungsassistenz der Zukunft gibt, indem es unter anderem die Intelligente Kreuzung von Continental darstellt.
Ziel der Hausarbeit ist es, einen Überblick über derzeitige Kreuzungsassistenzsysteme und deren Funktionsweisen dezidiert darzustellen und zu untersuchen, welche Systeme dieser Art bereits auf dem Markt verfügbar sind und wie die Zukunft der Kreuzungsassistenz aussehen könnte.
2 Kreuzungsassistenzsysteme
2.1 Notwendigkeit der Kreuzungsassistenzsysteme
Um den Fahrer während einer Kreuzungsdurchfahrt bei der Situationsinterpretation und der Vermeidung von möglichen Unfällen zu unterstützen, werden vorausschauende Kreuzungsassistenzsysteme benötigt. Im Rahmen der Kreuzungsassistenz gibt es aufgrund der großen Anzahl und Komplexität von kritischen Situationen nicht das eine Fahrerassistenzsystem für alle Verkehrsregelungen an Kreuzungen, sondern einzelne Assistenzsysteme, welche jeweils den Fokus auf einen bestimmten Aspekt oder eine Verkehrsregelung setzen. Es gibt daher beispielsweise Fahrassistenten für Verkehrszeichen, Rotlichtanzeigen, Einbiege-Vorgänge oder speziell für den Linksabbiegeprozess. Die Kreuzungsassistenten sollen dann dem Fahrer helfen, die Situation richtig zu interpretieren und potenzielle Kollisionen zu vermeiden. Sie können sowohl einzeln, aber auch als gemeinsames Paket im Fahrzeug verbaut werden.1
Eine Übersicht der Kreuzungsassistenzsysteme gibt die folgende Abbildung:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Übersicht der Kreuzungsassistenzsysteme.2
Die hohe Bedeutung von Assistenzsystemen im Allgemeinen wird bereits durch die Betrachtung der Unfallursachen in Deutschland deutlich. Im Jahr 2019 war das Fehlverhalten von Fahrzeugführern mit 88,2 % die bei weitem häufigste Ursache von Unfällen mit Personenschaden.3
Die Notwendigkeit insbesondere von Kreuzungsassistenzsystemen wird bei genauerer Analyse der Unfallursachen erkennbar. Das Verkehrsgeschehen gestaltet sich an Kreuzungen oft als sehr komplex. In diesem Bereich treffen die unterschiedlichsten Verkehrsteilnehmer aus den verschiedensten Richtungen aufeinander. Hinzu kommt eine Vielzahl von Schildern, Lichtanzeigen und Verkehrsregeln. Es wirkt also eine große Menge an Informationen auf den Fahrer ein.4 Da verwundert es nicht, dass das häufigste Fehlverhalten der Fahrer von Personenkraftwagen im Zusammenhang mit dem „Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren" (18,9 %) sowie der „Missachtung der Vorfahrt bzw. des Vorranges" (17,6 %) steht. Zudem sind Unfälle im Zusammenhang mit kreuzungsrelevanten Unfalltypen überdurchschnittlich gefährlich. Im Jahr 2019 sind innerhalb und außerhalb von Ortschaften etwa 40 % aller Unfälle mit schwerem Sachschaden sowie 36 % aller Unfälle mit Personenschaden und 19 % aller Unfälle mit Todesfolge im Zusammenhang mit den kreuzungsrelevanten Unfalltypen Abbiegen, Einbiegen bzw. Kreuzen entstanden.5 Zugleich sind die Unfälle, welche durch die Nutzung von Kreuzungsassistenzsystemen hätten verhindert werden können, in der Vergangenheit nur wenig zurückgegangen. So ist bspw. seit 1991 der Abbiegefehler bei der Unfallursache um lediglich 10,8 % zurückgegangen, wohingegen etwa die nicht angepasste Geschwindigkeit um 69,5 % zurückgegangen ist.6
Das Fehlverhalten der Fahrzeugführer an Kreuzungen kann unterschiedliche Ursachen haben. Hierzu zählt zunächst die Fehlinterpretation, also eine zwar wahrgenommene, aber falsch interpretierte Situation, bspw. falsch eingeschätzte Geschwindigkeiten. Neben der Fehlinterpretation ist die Unaufmerksamkeit aufgrund der Ablenkung durch die Bedienungen im Fahrzeug eine häufige Ursache. Eine weitere Ursache stellt die nicht ausreichende Berücksichtigung von Sichtbehinderungen dar. Sichtbehinderungen sind bspw. die A-Säule im Fahrzeug, aber auch Bauwerke und stehende Fahrzeuge. Aus verkehrs- und sicherheitstechnischer Sicht stellen Kreuzungsassistenzsysteme daher eine sinnvolle und notwendige Erweiterung der Assistenzsysteme dar, um den Fahrer beim Überqueren einer Kreuzung zu unterstützen und notfalls eingreifen zu können.7
2.2 STOP-Schild-Assistenz
Das Stoppschild ist ein sehr bedeutendes und international weit verbreitetes Verkehrszeichen. Es regelt die Vorfahrt an Straßenkreuzungen und -einmündungen. Es schreibt dem Verkehrsteilnehmer vor, anzuhalten und Vorfahrt zu gewähren, und ist demnach direkt an der Vermeidung von Kreuzungsunfällen beteiligt. Durch die charakteristische Form eines Achtecks lässt sich das Stoppschild jederzeit, trotz jeglicher Oberflächenverschmutzungen, als solches erkennen.8
Der STOP-Schild-Assistent soll den Fahrer vor dem versehentlichen Übersehen und Überfahren eines Stoppschildes schützen. Er stellt das Kreuzungsassistenzsystem mit der geringsten Komplexität dar, da das Stoppschild keiner zyklischen Änderung unterliegt, es unabhängig von anderen Fahrzeugen gilt und es eine vorgegebene Haltelinie gibt. Der STOP-Schild-Assistent soll den Fahrer bei einem nahenden Stoppschild angemessen informieren bzw. warnen, ohne dabei den Fahrer mit unnötigen Systemausgaben zu belasten. Als Mensch-Maschine-Schnittstelle bietet sich daher das Head-up-Display (HUD) an.9
Eine Herausforderung des Assistenten liegt darin, rechtzeitig, also bei Nicht-Beachtung des Stoppschilds zu warnen, nicht aber dauerhaft Falschwarnungen auszugeben. Zusätzlich stellt die bei ruhigem Verkehr häufig sehr großzügig ausgelegte Vorschrift eines vollständigen Fahrzeugstillstands bei einem Stoppschild ein Problem dar. Das System könnte den Fahrer dann mit zwar verkehrsrechtlich richtigen, aber sicherheitstechnisch irrelevanten Warnungen belästigen, welche wiederum die Akzeptanz des Fahrers senken würden.10 Die STOP-Schild-Erkennung erfolgt mithilfe eines Kamerasystems. Eine nach vorne gerichtete Videokamera liefert dabei Aufnahmen von der gegenwärtigen Verkehrssituation. Ein Bilderkennungsverfahren analysiert daraufhin die Bilder und erkennt das Stoppschild.11
Der STOP-Schild-Assistent wird häufig in Fahrzeugen angeboten, welche bereits über einen Verkehrszeichenassistenten verfügen. Dieser erkennt permanent die Verkehrszeichen im Straßenverkehr und kann die entsprechenden Informationen im Fahrzeug anzeigen. In heutigen Fahrzeugen wird die STOP-Schild-Assistenz oft in Kombination mit der Ampelassistenz angeboten.12
2.3 Ampelassistenz
Unter Ampelassistenz wird die Unterstützung des Fahrers an Kreuzungen mit Lichtsignalanlagen verstanden. Lichtsignalanlagen (ugs. Ampeln) sind ein essentieller Bestandteil der Steuerung des Straßenverkehrs. Insbesondere an Kreuzungen ordnen sie durch gesteuerte Lichtsignale den Verkehrsteilnehmern ein bestimmtes Verhalten an und tragen damit maßgeblich zur Verkehrssicherheit und dem Verkehrsfluss bei. Eine Missachtung der Lichtsignale (insbesondere des Rotlichts) oder die Fehlinterpretation bei Phasenwechsel (vor allem bei Grün auf Gelb) führen zu einem erheblichen Unfallrisiko.13
Das Potenzial für unterstützende Maßnahmen an ampelgeregelten Kreuzungen bezieht sich hierbei nicht ausschließlich auf Systeme im Fahrzeug. Es können auch externe Maßnahmen wie eine zusätzliche kurze Phase zwischen Gelb und Grün, farbliche Abstandsmarkierungen zur Lichtsignalanlage oder eine Restzeitangabe der jeweiligen Phase den Fahrer unterstützen.14
Fahrerassistenzsysteme innerhalb des Fahrzeugs benötigen für eine besonders hohe Zuverlässigkeit zusätzliche Daten aus der Lichtsignalanlage selbst, wie etwa das Wissen über die Position der Haltelinie, den Betriebszustand und die aktuelle Phase sowie die Kenntnis über anstehende Phasenwechsel. Hierzu müssen Fahrzeug und Infrastruktur mithilfe von Vernetzungstechnologien (z. B. WLAN oder Mobilfunk) miteinander kommunizieren.15 Das Assistenzsystem kann dann dem Fahrer beispielsweise einen Countdown anzeigen, wie lange die jeweilige Phase der Ampel noch andauert. Zusätzlich ist es möglich, eine Geschwindigkeitsempfehlung anzeigen zu lassen, mit der die Ampel optimal und effizient angefahren werden sollte. Möglich ist auch eine Geschwindigkeitsanzeige, bei welcher die nächste grüne Ampel auf der Fahrroute noch erreicht werden kann.16 Zusätzlich verfügen diese Systeme über eine Warnfunktion, durch die der Fahrer vor dem Überfahren einer Rotphase gewarnt werden kann. Als Mensch-Maschine-Schnittstelle bietet sich auch hier vorrangig das Head-up-Display an.
Ampelassistenzsysteme verfügen aufgrund der genannten Funktionen und neben dem Sicher- heits- und Komfortaspekt über ein erhebliches Potenzial, auch den Verkehrsfluss und die Emissionsproblematik positiv zu beeinflussen.17
2.4 Querverkehrsassistenz
Der Querverkehrsassistenz, auch Einbiege-/Kreuzenassistenz genannt, unterstützt den Fahrer beim Einbiegen in und beim Queren einer Vorfahrtsstraße. Neben Stoppschildern und Lichtsignalanlagen werden Kreuzungen über die Schilder „Vorfahrt gewähren" und „Vorfahrtstraße" sowie der Vorfahrtsregel „Rechts-vor-Links" geregelt.18 Ein entscheidender Unterschied zur Stoppschild- und Ampel-Regelung besteht darin, dass wartepflichtige Fahrzeuge erst bei vorfahrtsberechtigtem Querverkehr anhalten müssen.19
Auch innerhalb der Einbiege-/Kreuzenassistenz besteht die Möglichkeit, über externe Assistenzsysteme innerhalb der Infrastruktur die Sicherheit zu erhöhen. Hier bietet sich beispielsweise ein „infrastructure-based intersection decision support" (IDS) an. Bei diesem System erfassen fest installierte Radarsensoren die Position und Geschwindigkeit der Fahrzeuge auf der Straße. Anhand dieser Daten kann das System die Zeitabstände zwischen den Fahrzeugen sowie den Zeitpunkt, zu dem diese den Kreuzungsbereich erreichen, bestimmen. Zudem werden über ein Kamerasystem wartepflichtige Fahrzeuge identifiziert und kategorisiert. Anhand dieser Informationen wird - falls erforderlich - eine akustische oder optische Warnung an wartepflichtige Fahrzeuge eingeleitet.20
Eine große Herausforderung für ein internes Assistenzsystem besteht darin, dass neben den Positions- und Bewegungsdaten des Fahrzeuges auch Informationen über möglichen Querverkehr, der verdeckt sein könnte, benötigt werden. Es gibt bereits einige Technologien, welche kombiniert ermöglichen, ausreichend Informationen über das Fahrzeug und das Umfeld zu erlangen. Moderne On-Board-Sensorik (Laserscanner, Videosysteme), eine hochgenaue digitale Karte sowie eine „Car-to-Car" Kommunikation ermöglichen die Sammlung umfangreicher Informationen. Zusätzlich kann für die Positionsbestimmung auf globale Navigationssatellitensysteme (GNSS21 ) zurückgegriffen werden. Das System muss dann anhand dieser Information die Situation bewerten und entscheiden, ob eine potenzielle Kollision bevorsteht und eine Warnung oder sogar ein Systemeingriff auszuführen ist.22
Eine weitere Herausforderung an das Assistenzsystem ist es, beim Annähern an die Kreuzung zu unterscheiden, ob es sich um einen Einbiege- oder Kreuzungsvorgang handelt. Neben den visuellen Hinweisen im HUD, als informationelle Vorwarnung bei ausbleibender Reaktion des Fahrers bietet sich als Mensch-Maschinen-Schnittstelle auch eine zusätzliche akustische Warnung an. Zudem ist auch ein aktiver Bremseingriff möglich. Darunter wird insbesondere eine Anbremsung verstanden, um dem Fahrer mehr Zeit zu verschaffen beziehungsweise den Kollisionsschaden zu verringern. Auch ein aktives Unterbinden der Fahrpedalbetätigung beim Anfahren ist möglich.23
2.5 Linksabbiegeassistenz
Der Linksabbiegeprozess beinhaltet ein weiteres potenzielles Risiko für Unfälle an Kreuzungen und kann durch spezielle Linksabbiegeassistenzsysteme unterstützt werden. Der Fahrer muss bei der Durchführung eines Linksabbiegemanövers auf viele Geschehen gleichzeitig achten und kann schnell in eine Konfliktsituation mit entgegenkommenden Verkehrsteilnehmern geraten. Die Hauptursachen für Unfälle beim Linksabbiegen sind beispielsweise die Fehleinschätzung von Abstand und Geschwindigkeit sowie das Übersehen des Gegenverkehrs. Der Linksabbiegeas- sistent soll den Fahrer vor allem an unübersichtlichen Kreuzungen beim Linksabbiegen unterstützen. Er warnt vor dem Übersehen entgegenkommender Verkehrsteilnehmer und kann Kollisionen durch einen automatischen Bremseingriff vermeiden.24
Eine große Herausforderung für ein Linksabbiegeassistenzsystem ist die mangelnde Existenz eines eindeutigen Abbiegepunktes, durch die es eine große Anzahl an möglichen Trajektorien gibt. Die Analyse des Fahrverhaltens und die Prädiktion des Abbiegewunsches bekommen dadurch eine umso höhere Bedeutung.25
Das Fahrzeug erkennt durch eine Sensorik, dass der Fahrer die Linksabbiegespur befährt, und registriert den Abbiegewunsch des Fahrers. Das Erkennen der Linksabbiegespur erfolgt dabei zum einen über das Navigationssystem und zum anderen über eine Kamera, welche die Abbie- gespurmarkierung auf der Straße sowie die Spurbegrenzungen erfasst. Die Erfassung von Objekten wird zusätzlich mithilfe von Laserscannern an der Front ermöglicht. Häufig wird auch durch die Betätigung des Blinkers das System aktiviert. Wird bei Aktivierung herannahender Gegenverkehr detektiert, weist das System den Fahrer über die Mensch-Maschine-Schnittstelle, beispielsweise durch Warnsymbole im HUD oder einen Warnton, auf diesen hin und kann bei Niedriggeschwindigkeiten im Zweifel auch eine automatisierte Bremsung durchführen. Problematisch wird es für die Sensorik und das Kamerasystem, wenn der herannahende Verkehr mit hoher Geschwindigkeit fährt und gleichzeitig verdeckt ist.
Diese Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen durch das Lektorat entfernt.
Abb. 2: Verdeckter Verkehr beim Linksabbiegeprozess.26
Um die Fahrzeugreichweitenerkennung zu steigern und verdeckte Verkehrsteilnehmer zu erkennen, kann das System mithilfe von Car-to-X-Communication27 erweitert werden. Dadurch kann das Fahrzeug Informationen über ein herannahendes Fahrzeug erhalten, bevor die Sensorik und Kamerasysteme dieses erfassen.28
Einen ähnlichen Anwendungsbereich hat der Abbiegeassistent bzw. das Abbiegeassistenzsys- tem. Dieses erkennt mittels unterschiedlicher Technologien (Radar, Ultraschall, und/oder sensoroptisch) Radfahrer oder Fußgänger im direkten Umfeld und warnt den Fahrzeugführer akustisch, optisch oder taktil und kann ebenfalls bei Bedarf eine Notfallbremsung einleiten.29
[...]
1 Mages, Mark/Stoff, Alexander/Kanner, Felix (2015), S. 976.
2 Mages, Mark/Stoff, Alexander/Kanner, Felix (2015), S. 977.
3 Statistisches Bundesamt (2020), S. 49
4 Udv.de (o. J.).
5 Statistisches Bundesamt (2020), S. 68
6 Statistisches Bundesamt (2020), S. 49
7 Ebd.
8 Bussgeldkatalog.org (2020).
9 Mages, Mark/Stoff, Alexander/Kanner, Felix (2015), S. 977.
10 Mages, Mark/Stoff, Alexander/Kanner, Felix (2015), S. 978.
11 Media.daimler.com (2020a).
12 Mein-Autolexikon.de (o. J.).
13 Deacademic.com (o. J.).
14 Mages, Mark/Stoff, Alexander/Kanner, Felix (2015), S. 978.
15 Ebd.
16 Rabe, Julian (2019).
17 Mages, Mark/Stoff, Alexander/Kanner, Felix (2015), S. 979.
18 Verkehrszeichen.kfz-auskunft.de (2017).
19 Mages, Mark/Stoff, Alexander/Kanner, Felix (2015), S. 980.
20 Ebd.
21 Sammelbegriff für den Gebrauch bestehender und zukünftiger globaler Satellitensysteme, wie zum Bei spiel NAVSTAR GPS der USA, Galileo der Europäischen Union oder Beidou der Volksrepublik China.
22 Mages, Mark/Stoff, Alexander/Kanner, Felix (2015), S. 981.
23 Mages, Mark/Stoff, Alexander/Kanner, Felix (2015), S. 981.
24 Mages, Mark/Stoff, Alexander/Kanner, Felix (2015), S. 982.
25 Ebd.
26 Handelsblatt.com (2017).
27 Car-to-X-Communication bedeutet, dass Verkehrsteilnehmer bestimmte Informationen untereinander oder mit der Verkehrsinfrastruktur austauschen können.
28 Press.bmwgroup.com (2011).
29 Ebd.