Individualisierung als Form der Modernisierung der Gesellschaft hat die soziale Welt, zum Teil widersprüchlich, fragmentiert. Durch Freisetzungsschübe werden immer mehr Individuen aus den traditionellen Großgruppen herausgelöst. Bildungsexpansion und Wohlstand sowie gleichzeitige neue Abhängigkeit von Arbeits- und Bildungsmarkt ermöglichen und erzwingen individuelle Lebensläufe und Lebensstile.
Es gibt immer weniger allgemein verbindliche Normen und Werte, die dem Subjekt durch Sozialisation vermittelt werden und ein Rezeptwissen aufbauen, an dem sich die biografische Lebensplanung orientiert.
Das hat auch Konsequenzen für die Identität. Sie wandelt sich von einer selbstverständlichen, vielfach individuell nicht bewusst wahrgenommen, Identität einer traditionellen Gesellschaft in eine lebenslange, selbstbestimmt zu konstruierende Identität in der Moderne und Postmoderne.
Wie dieser Prozess gelingt, hängt von den verfügbaren und entfaltbaren Ressourcen des Einzelnen ab und kann daher einen riskanten Drahtseilakt abbilden, welcher auch misslingen kann.
Für mich lag daher nahe, in diesem Aufsatz einen interaktionistischen Standpunkt einzunehmen, der auf der Theorie des symbolischen Interaktionismus aufbaut.
Um die interdisziplinäre Ausrichtung der Identitätsforschung zu berücksichtigen, orientiere ich mich sowohl an den Standpunkten der interpretativen Soziologie, als auch der reflexiven Sozialpsychologie.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Identität - eine Begriffsexplikation
- Entstehung von Identität - aus der Sicht des symbolischen Interaktionismus
- Identität in der modernen Gesellschaft
- Identitätskonstruktionen in verschiedenen sozialen Netzwerken
- Ressourcenarbeit
- Gesellschaftliche Barrieren
- Die Synthese und Integration der einzelnen Teilidentitäten
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Herausforderungen der Identitätsbildung in modernen Gesellschaftsstrukturen, die durch Individualisierung und Fragmentierung geprägt sind. Sie beleuchtet den Prozess der Identitätskonstruktion aus der Sicht des symbolischen Interaktionismus und analysiert die Rolle von sozialen Netzwerken bei der Entwicklung von Teilidentitäten.
- Die Entstehung von Identität im Kontext des symbolischen Interaktionismus
- Die Herausforderungen der Identitätsfindung in der modernen Gesellschaft
- Der Einfluss von sozialen Netzwerken auf Identitätskonstruktionen
- Die Bedeutung von Ressourcen und gesellschaftlichen Barrieren
- Die Synthese und Integration von Teilidentitäten zu einer kohärenten Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Identitätsbildung in modernen Gesellschaften ein und erläutert die Bedeutung des symbolischen Interaktionismus für die Analyse dieses Prozesses. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Entstehung von Identität aus der Sicht des symbolischen Interaktionismus und untersucht die Rolle von signifikant Anderen, Rollenübernahme und sprachlicher Symbolisierung in der Identitätsentwicklung. Es werden die Konzepte von „play“ und „taking the role of other“ von Mead sowie die Bedeutung von Anerkennung im Sinne von Honneth erläutert.
Das dritte Kapitel geht auf die Identitätskonstruktionen in verschiedenen sozialen Netzwerken ein und betrachtet die Bedeutung von Ressourcen und gesellschaftlichen Barrieren für die Entwicklung von Teilidentitäten. Es wird dargestellt, wie Ressourcen die Partizipation an verschiedenen Lebenswelten ermöglichen und wie mangelnde Ressourcen die individuellen Wahlmöglichkeiten einschränken.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Integration von Teilidentitäten zu einer kohärenten Identität.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen der Soziologie, wie Identität, Individualisierung, Modernisierung, symbolischer Interaktionismus, soziale Netzwerke, Ressourcen, gesellschaftliche Barrieren und Integration von Teilidentitäten.
- Arbeit zitieren
- Matthias Liebl (Autor:in), 2001, Identitätskonstruktionen in modernen Gesellschaftsstrukturen, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/100956