Diese Arbeit stellt den Anspruch, einen punktuellen Überblick verschiedenster Ausprägungen zu geben, Aufklärung zu leisten sowie Methoden und Fördermaßnahmen vorzustellen, die hinsichtlich der kindlichen Entwicklung eine tragende Rolle spielen können. Dabei soll zudem auf der Mikroebene das Umfeld der Betroffenen näher beleuchtet werden, um dieses in Verbindung mit den Therapiemöglichkeiten, anleiten zu können. Der Bezug zur pädagogischen Praxis soll stets hergestellt werden, damit sich die Arbeit nicht in der Theorie verläuft.
Erziehung und Sozialisation als unerlässliche Triebkräfte menschlichen Zusammenlebens ermöglichen die erfolgreiche Teilhabe an Gesellschaft. Ihnen liegt der Kern aller Umgangs- und Verhaltensformen zugrunde, die es im Verlauf unseres Lebens zu erlernen und hinterfragen gilt. Doch was geschieht, wenn alle bis dato gekannten Formen des Umgangs nicht mehr wirken und die Gültigkeit erworbenen Wissens diesbezüglich außer Kraft gesetzt wird? Mit dieser Problematik sieht sich üblicherweise nur ein Bruchteil der Gesellschaft konfrontiert: All diejenigen, die Berührungspunkte mit Autisten aufweisen, die ihr Verhalten im Hinblick auf ihr autistisches Gegenüber prüfen müssen und in ständiger Auseinandersetzung mit dieser anderen, meist befremdlichen Lebenswelt Wissen über Selbige generieren. Dieser reziproke Austausch stellt eine Bereicherung in der Erkennung und Hilfeleistung dar, werden Betroffene doch häufig in ihrer Verhaltensauffälligkeit missverstanden und ihre Beeinträchtigung "fehlkategorisiert".
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis...2
1. Einleitung...3
2. Hauptteil...4
2.1 Symptomtrias...5
2.2 Frühkindlicher Autismus...6
2.3 Atypischer Autismus...6
2.4 Asperger-Syndrom...7
2.5 Umfeld...8
2.6 Inklusion...9
2.7 Förder- und Therapiemaßnahmen...10
3. Schluss...14
Literaturverzeichnis...15
1. Einleitung
Erziehung und Sozialisation als unerlässliche Triebkräfte menschlichen Zusammenlebens ermöglichen die erfolgreiche Teilhabe an Gesellschaft. Ihnen liegt der Kern aller Umgangs- und Verhaltensformen zugrunde, die es im Verlauf unseres Lebens zu erlernen und hinterfragen gilt. Doch was geschieht, wenn alle bis dato gekannten Formen des Umgangs nicht mehr wirken und die Gültigkeit erworbenen Wissens diesbezüglich außer Kraft gesetzt wird? Mit dieser Problematik sieht sich üblicherweise nur ein Bruchteil der Gesellschaft konfrontiert: All diejenigen, die Berührungspunkte mit Autisten aufweisen, die ihr Verhalten im Hinblick auf ihr autistisches Gegenüber prüfen müssen und in ständiger Auseinandersetzung mit dieser anderen, meist befremdlichen Lebenswelt Wissen über Selbige generieren. Dieser reziproke Austausch stellt eine Bereicherung in der Erkennung und Hilfeleistung dar, werden Betroffene doch häufig in ihrer Verhaltensauffälligkeit missverstanden und ihre Beeinträchtigung „fehlkategorisiert“. Im Verlauf dieses Austausches konnte die Forschung neue, gewinnbringende Erkenntnisse erlangen, ohne die eine Verständigung und aussichtsvolle Förderung erschwert wären. Aus pädagogischer Sicht liegt der Stellenwert dieser Erhebungen in der Möglichkeit, Autismus als Option in der Lösungsfindung bei verhaltensauffälligen Kindern heranziehen zu können. Gestellt werden soll die Frage nach der Bedeutung von Autismus als sozialer Entwicklungsstörung für die Entwicklung von Kindern und den sich daraus ergebenden Auswirkungen. Aus diesem Grund stellt diese Arbeit den Anspruch einen punktuellen Überblick verschiedenster Ausprägungen zu geben, Aufklärung zu leisten sowie Methoden und Fördermaßnahmen vorzustellen, die hinsichtlich der kindlichen Entwicklung eine tragende Rolle spielen können. Dabei soll zudem auf der Mikroebene das Umfeld der Betroffenen näher beleuchtet werden, um dieses in Verbindung mit den Therapiemöglichkeiten, anleiten zu können. Der Bezug zur pädagogischen Praxis soll stets hergestellt werden, damit sich die Arbeit nicht in der Theorie verläuft.
2. Hauptteil
Autismus ist eine „vielgestaltige neurologische Entwicklungsstörung“ (Bundesverband [1] , o.S.), die in ihrer Komplexität und Ausprägung mit dem Begriff Autismus-Spektrums-Störung (ASS) erfasst wird. Ihr sind eine Reihe von Subformen zuzuordnen, die allesamt in ihrer Heterogenität übereinstimmen und demzufolge nur schwer voneinander abzugrenzen sind. Diese „differenzialdiagnostisch[e]“ (Freitag 2017, Einleitung) Herausforderung liegt in der Diskrepanz des Ausprägungsgrades begründet. Individuelle Ausprägungen und Begleiterkrankungen lassen oftmals keine eindeutige Diagnose zu. Dennoch lassen sich einige unbestreitbare Gemeinsamkeiten feststellen, die in der Diagnostik gegenseitige Verweise zulassen. Neben der Annahme eines biologisch genetischen Ursprungs besteht, ausgehend von empirischer Beobachtung, Einigkeit darüber, dass Autismus entweder von Geburt an vorhanden ist oder aber in den ersten Lebensjahren auftritt (vgl. Poustka 2008, S.8). Auch muss von einer Persistenz der autistischen Störung ausgegangen werden, die sich durch ihre Unheilbarkeit kennzeichnet und der lediglich durch Therapiemaßnahmen begegnet werden kann. Als Erkennungsfolie für die Klassifikation „tiefgreifender Entwicklungsstörungen“ (Kamp-Becker/Bölte 2011, S. 12) dient die sogenannte „Symptomtrias“ (Freitag 2017, S.2). Diese beinhaltet die gestörte soziale Interaktion, die beeinträchtigte Kommunikation und Sprache sowie wiederholt auftretende, stereotype Verhaltensmuster, Aktivitäten und Interessen (Freitag 2017, S.2f).
Um ein besseres Verständnis für Autisten zu gewährleisten, sehe ich mich in der Pflicht mithilfe der begrifflichen Herkunft etwas Klarheit über die Merkmale der Symptomtrias zu verschaffen: Autismus setzt sich aus dem griechischen Wort „autos“ mit der Bedeutung des Selbst und „ismos“,dem Zustand, zusammen. Es definiert mehr oder weniger deutlich eine „Orientierung auf das eigene Selbst“ (Freitag 2017, S.1), eine Erschaffung einer eigenen Lebenswelt gewissermaßen, die in ihrer Gänze nur von anderen Betroffenen erfasst werden kann. Autisten leben und agieren nach ihrem eigenen Verständnis, was eine Anpassung an unsere Sozialisation erschwert.
2.1 Symptomtrias
Die gestörte soziale Interaktion drückt sich in der Missdeutung menschlicher Gestiken und Mimik aus. Ausgesendete Signale und Impulse werden nicht erwidert, da auch hier das nötige Sozialverständnis fehlt. Daraus resultiert das für Nicht-Betroffene häufig als unangebracht oder irritierend empfundene Verhalten. Das „Fehlen von Verhaltensmodulationen an verschiedene Situationskontexte“ (Freitag 2017, S.2) macht es Betroffenen nahezu unmöglich, eine „sozial-emotionale Wechselseitigkeit“ (ebd.) aufkommen zu lassen. Aus der oben erwähnten Schwierigkeit Gesten und Mimik zu deuten, ergibt sich zwangsläufig auch eine gestörte Kommunikation die zusätzlich von einer häufig verzögerten Sprachentwicklung begleitet wird. Gespräche zu beginnen und aufrechtzuerhalten wird zu einer Herausforderung, die durch die fehlenden Sozialkompetenzen verstärkt wird. Routinisierung und Ritualisierung können Verhaltensmuster entstehen lassen, welche bei Unterbrechung zu widerständigem Verhalten seitens der Autisten führen. Unter diese Symptomkomponente fallen auch die „Bindung an ungewöhnliche Objekte“ (Freitag 2017, S.3), stetig ausgeführte motorische Bewegungen, und, auf Außenstehende seltsam anmutende Interessen, wie das Auswendiglernen eines Straßennetzes (vgl. ebd.) Im Grunde versprechen diese Routinen und Rituale Sicherheit in einer Welt, die konträr zu der autistischen Sichtweise zu sein scheint und damit eine Bedrohung und Verwirrung darstellt.
Medizinisch, diagnostisches Gewicht erhält die ASS durch das Klassifikationssystem “International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems“ (ICD) (Bundesverband, o. S.), welches Autismus in seinen bekannten Ausprägungen neben dem pädagogischen Wirkungs- und Verantwortungsraum, auch dem Medizinischen anvertraut und damit mehrere Therapieansätze ermöglicht. Ausgehend von dieser wissenschaftlichen und stets überarbeiteten Legitimationsgrundlage können fundierte Aussagen über die verschiedenen Beeinträchtigungsformen gemacht werden. Aufgeführt sind zum jetzigen Zeitpunkt der frühkindliche Autismus, das Asperger-Syndrom, der atypische Autismus, das Rett-Syndrom und andere desintegrative Störungen des Kindesalters. Der Komplexität der einzelnen Subformen geschuldet, wird diese Hausarbeit lediglich drei der am häufigsten auftretenden Formen (vgl. Kamp-Becker/Bölte 2011, S.26) aufzeigen.
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[1] Bundesverband zur Förderung von Menschen mit Autismus