In dieser Arbeit wird das Leben des Simeon dargestellt.
Dabei wird zunächst die Quellenlage zum Leben und Wirken des Säulenheiligen in den Vordergrund gestellt. Welche zeitgenössischen Quellen berichten über das Leben des Styliten und wie sind diese Quellen im Hinblick auf ihre Autoren, ihre Entstehung, ihre Motive, ihre Relevanz für meine Arbeit und ihre Reliabilität jeweils einzuschätzen? Antworten auf diese Fragen sollen eine gewisse Grundlage für den zweiten und noch wichtigeren Punkt liefern, in dem näher auf das Leben Simeons eingegangen wird, der Begriff Askese beleuchtet wird und versucht wird die Besonderheiten des Eremitentums des Säulenheiligen herauszustellen.
Dabei werden sowohl die Motive für die Lebensführung eines radikalen Asketen wie Simeon Stylites erläutert, als auch die Gründe dafür offengelegt, wie der Säulenheilige zu Lebzeiten eine solche Berühmtheit erlangen konnte. Inwiefern sich Simeon von einer klassischen Askese abhob, ist eine weitere Frage, die im Zusammenhang mit dieser Hausarbeit hoffentlich zufriedenstellend beantwortet werden kann.
Im 4. Jahrhundert n.Chr. lebte in der Nähe von Antiochien ein Mann namens Simeon. Dieser Mann war Eremit, Asket, in den Augen vieler Zeitgenossen aber insbesondere ein Heiliger. Seine radikale Bedürfnislosigkeit, seine freiwillige Aufnahme von körperlichen Qualen, seine ungewöhnlichen Taten und nicht zuletzt sein Aufstieg auf immer höhere Säulen – dies alles machte Simeon den Säulenheiligen schon zu Lebzeiten zur Berühmtheit.
Inhalt
1. Einleitung
2. Analyse der zeitgenössischen Quellen zu Simeon Stylites
3. Leben und Askese des Styliten
4. Zusammenfassung
Abkürzungsverzeichnis
Quellen- und Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Im 4. Jahrhundert n.Chr. lebte in der Nähe von Antiochien ein Mann namens Simeon. Dieser Mann war Eremit, Asket, in den Augen vieler Zeitgenossen aber insbesondere ein Heiliger. Seine radikale Bedürfnis-losigkeit, seine freiwillige Aufnahme von körperlichen Qualen, seine ungewöhnlichen Taten und nicht zuletzt sein Aufstieg auf immer höhere Säulen – dies alles machte Simeon den Säulenheiligen schon zu Lebzeiten zur Berühmtheit. Diesen Simeon hat die vorliegende Hausarbeit zum Thema. Dabei stelle ich zunächst die Quellenlage zum Leben und Wirken des Säulenheiligen in den Vordergrund. Welche zeitgenössischen Quellen berichten über das Leben des Styliten und wie sind diese Quellen im Hinblick auf ihre Autoren, ihre Entstehung, ihre Motive, ihre Relevanz für meine Arbeit und ihre Reliabilität jeweils einzuschätzen? Antworten auf diese Fragen sollen mir eine gewisse Grundlage für meinen zweiten und noch wichtigeren Punkt liefern, in dem ich näher auf das Leben Simeons eingehen, den Begriff Askese beleuchten und versuchen werde, die Besonderheiten des Eremitentums des Säulenheiligen herauszustellen. Dabei möchte ich sowohl die Motive für die Lebensführung eines radikalen Asketen wie Simeon Stylites erläutern, als auch die Gründe dafür offenlegen, wie der Säulenheilige zu Lebzeiten eine solche Berühmtheit erlangen konnte. Inwiefern sich Simeon von einer klassischen Askese abhob, ist eine weitere Frage, die im Zusammenhang mit dieser Hausarbeit hoffentlich zufriedenstellend beantwortet werden kann.
Bei meiner Suche nach hilfreicher Literatur stieß ich auf zahlreiche Werke, die sich ganz dem Leben des Styliten verschrieben haben und auch auf einige, die dieses Thema zumindest aufgreifen. Als für mich wichtigste Monographie lieferte mir Hartmut Gustav Blerschs „Die Säule im Weltgeviert“ nützliche Informationen zu allen Facetten des Themas. Das Werk aus dem Jahre 1978 geht auf die zeitgenössische Quellenlage genauso umfassend und detailliert ein, wie auf die Einzelheiten und Stationen im Leben des heiligen Simeon. Die Schilderungen Hugo Balls im siebten Band seiner Reihe „Hugo Ball. Sämtliche Werke und Briefe“ sind von einem stark theologisch geprägten Charakter und bieten deshalb nur mäßig nützliche und historisch kaum verwertbare Informationen. Trotzdem bieten sie einen guten Einstieg in das Thema, das nun mal an sich schon sehr theologisch geprägt ist. Nicht umsonst fand ich mich im Zuge meiner Recherche für diese Hausarbeit nicht nur einmal in der Fachbibliothek für Theologie wieder. Einen guten Einstieg ins Thema vermitteln im Übrigen auch die Lexikoneinträge über Simeon im LThK und im BBKL. Der nennenswerte Aufsatz von Ernst Troeltsch mit dem Titel „Askese“ im 1975 herausgegebenen Sammelband „Askese und Mönchtum in der alten Kirche“ vermittelt indes übersichtliche und hilfreiche Informationen über Formen der Askese und wodurch diese sich auszeichnet. Weitere Literaturangaben finden sich am Ende der Hausarbeit im Literatur-verzeichnis.
Das üblicherweise obligatorische Eingehen auf die benutzten Quellen bzw. Quelleneditionen lasse ich in dieser Einleitung unberücksichtigt, da ich mich diesem Thema im nun folgenden ersten Punkt meines Hauptteils widme.
2. Analyse der zeitgenössischen Quellen zu Simeon Stylites
Drei eigenständige Quellen berichten über das Leben Simeons. Theodoret von Kyrrhos, ein einflussreicher Theologe und Kirchenhistoriker, beschreibt Simeons Leben im 26. Kapitel seiner Mönchsgeschichte.1 Von Antonius, einem Schüler des Styliten, stammt eine griechische Lebensbeschreibung, die unter anderem in den Acta Sanctorum vorliegt.2 Eine von Simeon Bar Apollon und Bar Hatar in syrischer Sprache geschriebene, und von Heinrich Hilgenfeld ins Deutsche übertragene Vita aus dem 5. Jahrhundert, komplettiert schließlich die recht kurze Liste der aus der Zeit Simeons überlieferten Quellen, die sich konkret mit dem Leben des Säulenheiligen beschäftigen. Der Historiker Hans Lietzmann hat diese Zeugnisse am Anfang des 20. Jahrhunderts zusammenhängend herausgegeben.3 Im Zuge der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Simeon Stylites müssen alle drei Quellen obligatorisch im Hinblick auf bestimmte Merkmale hin untersucht werden: Was zeichnet die einzelnen Quellen aus? Aus welcher Perspektive berichten ihre Autoren? Welche Motive treiben sie an? Inwieweit besteht eine Objektivität und Distanz zum Geschehen? Die Antworten auf diese Fragen sollen dabei helfen, zu ergründen, welches der Schriftstücke für die Beschäftigung mit dem Thema am glaubwürdigsten und verlässlichsten ist.
Am umfangreichsten ist wohl die Lebensbeschreibung Simeons in der syrischen Vita. Sie stammt aus einem syrischen Kloster im Nitrischen Wüstental, einem Ausläufer der Saharawüste. Verfasser sind zwei Angehörige dieses Klosters, die die Vita im Jahre 473 unter dem Titel „Triumphe des seligen Herrn Simeon“ herausgegeben haben.4 Eine erste Schwierigkeit lässt sich bereits im Erscheinungsjahr feststellen: Die Quelle wurde erst nach Simeons Tod verfasst und veröffentlicht, was nicht für eine uneingeschränkte Nähe der Autoren zum Geschehen spricht. Von einer objektiven oder gar historisch glaubwürdigen Beschreibung des Ge-schehens kann nicht gesprochen werden. Die Vita ist eher als ein Loblied auf die Taten des Säulenheiligen zu verstehen. Ein weiterer Nachteil der syrischen Quelle ist das Fehlen einer einwandfreien Edition. Sowohl die erste Edition aus dem Jahre 1748 von St. Ev. Assemanus, als auch die zweite von Paul Bedjan im Jahre 1894 vorgenommene Quellenkritik, weisen editorische Nachlässigkeiten, wie beispielsweise eine mangelhafte lateinische Paraphrase, auf.5 Inhaltlich legt die syrische Vita besonderes Augenmerk darauf, wie sich Simeons Leben „trotz aller Einzelung inmitten der christlichen Gemeinschaft vollzieht und seine einzelnen Stationen sich immer wieder zu einem Bild der Kirche verdichten“.6 Im Vergleich zu Theodoret beschäftigt sich die syrische Vita zudem sehr ausführlich mit dem Tod Simeons und dessen Bedeutung. Insgesamt lässt sich sagen, dass bei der Beschäftigung mit dem ersten Säulenheiligen fraglos auch die syrische Vita herangezogen werden sollte, diese aber einen eher geringen historischen Quellenwert aufweist.
Besonders weit verbreitet ist die griechische Vita des Antonius, der als Schüler Simeons im Gegensatz zu den syrischen Quellenautoren aus der Perspektive eines Augenzeugen berichtet.7 Historiker weisen dieser Quelle jedoch den geringsten historischen Quellenwert zu. Während einige Paragraphen seiner Lebensbeschreibung nämlich schlicht von Theodoret von Kyrrhos übernommen sind, kann man andere Teile seines Textes als phantasievolle Allegorien und reine Erfindungen betrachten.8 Antonius scheint es vor allem darum zu gehen, Simeon als Idealbild bzw. als Modell eines Eremiten und Asketen darzustellen. Nur bei der Beschreibung des Todes Simeons entsteht der Eindruck, dass Antonius tatsächlich als glaubwürdiger Augenzeuge berichtet, der das Geschehene selbst mitverfolgt hat. Damit gilt dieser Teil als einzig selbständiger und für die historische Betrachtung wertvoller Teil der Vita des Antonius.
Die älteste Quelle ist das 26. Kapitel von Theodorets Mönchsgeschichte, das noch zu Lebzeiten des Styliten verfasst wurde. Theodoret berichtet als Zeitzeuge, der selbst mit Simeon in Kontakt tritt, das Geschehene an Ort und Stelle erfährt und mit eigenen Augen wahrnimmt. Zudem ist er wohl auch mit anderen Personen, die den Säulenheiligen persönlich kannten, in Verbindung getreten. „Deshalb und wegen seiner Autorität als bedeutender Theologe und Kirchenhistoriker wird er allgemein als die zuverlässigste Quelle angesehen“.9 Dennoch ist auch diese Quelle für den Historiker mit Vorsicht zu genießen, denn Theodoret berichtet als Theologe und will als solcher keine Fakten präsentieren, sondern vielmehr den spirituellen Sinn des asketischen Lebens Simeons analysieren. Besonders wichtig ist ihm, „das Wirken der göttlichen Kraft und Gnade in Simeon gegenüber allen Kritikern“10 zu verteidigen. Bei den Abnehmern seines Textes setzt er den Glauben an diese göttliche Kraft voraus, ohne den die bloße Neugierde bei der Beschäftigung mit dem kuriosen Leben des Styliten nicht überwindet werden könne.11
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass keine der drei genannten Quellen als uneingeschränkt verlässlich oder historisch wertvoll bezeichnet werden kann. Keine der verschiedenen Viten legt besonderen Wert auf die Darstellung von Fakten. Vielmehr bemühen sie sich, den spirituellen Sinn des außergewöhnlichen Lebens Simeons mit jeweils eigenen Schwerpunkten und Motiven zu erläutern. Während die syrische Vita das Leben Simeons innerhalb der christlichen Gemeinschaft betont und die griechische Lebensbeschreibung Simeon als Modell eines beispielhaften Eremiten gebraucht, legt Theodoret besonderes Augenmerk auf die Wirkung der göttlichen Kraft in Simeon. Die von den meisten Historikern als noch am zuverlässigsten bezeichnete Quelle ist die des Theologen Theodoret. Auch ich werde mich im folgenden Punkt, der das Leben und die Formen der Askese Simeons näher beleuchten soll, insbesondere auf das 26. Kapitel von Theodorets Mönchsgeschichte stützen.
3. Leben und Askese des Styliten
Um die Besonderheiten der Askese Simeons hervorzuheben, ist es sinnvoll, zunächst den Begriff Askese selbst näher zu beleuchten und eine Definition zu geben. Der Begriff Askese leitet sich vom griechischen Verb askeín (=üben) ab. Er bezeichnet eine Art Selbstschulung und die Erlangung bestimmter Tugenden aus meist religiösen Gründen. Dabei steht die Festigung des Charakters im Mittelpunkt.12 Der Historiker Ernst Troeltsch verbindet mit der religiösen Askese eine „streng geregelte Zucht“, damit verbunden eine „selbstverzichtende Demut“, „gewollte Armut“, „sexuelle Enthaltung“, „verinnerlichtes Sündenbewusstsein“ und nicht zuletzt den „Gegensatz gegen Welt und Kultur“.13 Allgemeine Motive sind für Troeltsch der „Aufschwung ins Himmelreich“14 und die Absicht, das Leid der Armen und Schwachen in Stärke zu wandeln.15 Wie im Folgenden klar werden soll, verinnerlichte Simeon Stylites alle von Troeltsch aufgelisteten, grundlegenden Eigenschaften der Askese, hob sich dabei jedoch in seiner beispiellosen Radikalität ab.
„Symeon, den Gewaltigen, das große Wunder des Erdkreises, kennen alle Untertanen des Römischen Reiches. Es haben ihn aber auch die Perser und Meder und Äthiopier kennen gelernt, und selbst zu den Skythen, den Nomaden, ist sein Ruf gedrungen und hat dort sein mühevolles Tugendleben bekannt gemacht. Ich aber fürchte, obgleich ich sozusagen alle Menschen zu Zeugen meiner Kämpfe habe, die schwacher Worte spotten, es möchte die Erzählung den Späteren als ein Mythos erscheinen, der jeglicher Wahrheit bar ist. Denn was er getan, geht über die mensch-liche Natur.“16 Mit diesen Worten beginnt Theodoret von Kyrrhos das 26. Kapitel seiner Mönchsgeschichte. Er weist darin sowohl auf die außerordentliche Berühmtheit Simeons unter seinen Zeitgenossen, als auch auf die Problematik hin, dass die „Taten“ des Styliten so außergewöhnlich seien, dass sie für „Spätere“ nur sehr schwer zu glauben sein würden. Simeon Stylites wurde um das Jahr 390 in einem kleinen Dorf namens Sis, in der Nähe von Aleppo, geboren. Sowohl Theodoret als auch Antonius beschreiben, dass Simeon sich bereits in jungen Jahren mit den Evangelien und der Erlösungsgeschichte befasst hat. Seine Eltern erzogen ihn zwar im christlichen Sinne, der Lebensweg Simeons jedoch wurde nicht durch sie, sondern durch seine eigene Beschäftigung mit dem Glauben geprägt.17 Diese intensive Beschäftigung führte schon in seiner Jugend zur Abkehr von allen weltlichen Gütern und Simeon trat in ein Kloster ein. Dort stellte er das erste Mal seine radikal übersteigerte Askese unter Beweis. Er setzte sich über die Klosterregeln hinweg, indem er für sich selbst einen strengeren Verzicht auf Genüsse wählte. Dies drückte sich beispielsweise in seinem sehr strengen Fasten aus. „Sie nahmen jeden zweiten Tag Speise, er blieb die ganze Woche ohne Nahrung“18. Des Weiteren stand er oft nächtelang und verzichtete dabei auf Schlaf. Einmal blieb er fünf Tage lang in einem tiefen, trockengelegten Brunnen. Ein anderes Mal grub er sich für eine längere Zeit bis zum Hals in die Erde ein.19 Simeon begab sich also mehrmals bewusst an die Grenze des Verhungerns oder Verdurstens und nahm alle körperlichen Qualen kompromisslos auf sich, um am Leiden Christi teilzunehmen. Wie der Historiker Hartmut Blersch beschreibt, barg die Intensität seiner Askese die Gefahr, dass Simeon sich selbst bereits zu Lebzeiten dem „körperlosen, engelgleichen Zustand“20 näherte, und so im christlichen Sinne über allen anderen Menschen stand. Aus diesem Grund und weil Simeon die klösterlichen Regeln weit hinter sich ließ, begegneten ihm seine Mitmönche mit wachsender Skepsis. Schließlich überredeten diese ihren Abt dazu, Simeon aus dem Kloster fortzuschicken. Daraufhin lebte Simeon drei Jahre lang in einem Dorf namens Telanissos, wobei er sich in eine selbstgebaute Hütte aus Steinen zurückzog. Als er davon mitbekam, dass der angesehene Priester Bassus sich im Dorf Telanissos aufhielt, bat er diesen, wie Theodoret beschreibt, alle Gegenstände aus Simeons Zelle zu entfernen und die Tür mit Lehm von außen zu verschließen. Dem Vorbild von Moses und Elias folgend, wollte Simeon 40 Tage lang ohne Nahrung auskommen. Nach biblischen Vorstellungen bezeichnet die 40 als heilige Zahl die Grenze dessen, was für den Menschen möglich ist. „Wer sie überschreitet, riskiert den Tod“.21 Der Priester namens Bassus half Simeon nur unter der Bedingung, dass dieser sich wenigstens zehn Brote und einen Krug Wasser neben sich stellte und warnte Simeon, dass ein gewaltsamer Selbstmord eine große Sünde sei.22 „Am Ende der vierzig Tage kam der wundervolle Mann Gottes, Bassus, wieder, entfernte den Lehm, und als er durch die Türe eintrat, fand er noch die Zahl der Brote und das Gefäß mit Wasser vor, ihn selbst aber wie leblos am Boden liegend“.23 Kein anderer Abschnitt in der Lebensbeschreibung des Simeon wirkt so unwahrscheinlich und übertrieben wie dieser, doch wie oben schon einmal dargestellt, wäre es müßig, die Quellen zum Säulenheiligen nach physikalischen oder medizinischen Gesetzen zu bewerten, da diese Quellen einen theologischen und nicht wissenschaftlichen Standpunkt vertreten. Überhaupt ist die Frage nach der Echtheit seiner „Wunder“ die falsche. Fakt ist, dass Simeon, wie seltsam und fanatisch seine radikale Askese aus heutiger Sicht auch wirken muss, den Geist seiner Zeit traf und einen nicht unerheblichen Einfluss auf frühchristliche Zeitgenossen hatte. Zu einem ähnlichen, in seiner Formulierung aber sehr kritischen Schluss, kommt der Schriftsteller Wolfgang Hildesheimer in seinem Aufsatz, der unter dem Titel „Auf den zweiten Blick“ erschien: „Dieser seltsame Mensch, dessen ungeheuerliche Begabung sich gewiss in seiner genialen Askese erschöpfte und der eigentlich nichts anderes war als ein fanatischer Fakir, wurde also für einen Weisen gehalten und wie ein Heiliger verehrt. Ich muss gestehen, dass sich für mich die finstere mittelalterliche Abergläubigkeit in derlei Tatsachen ebenso offenbart wie in den barbarischen Ausschreitungen späterer Zeit.“24
[...]
1 Theodoret: Hist. Relig. 26 (BKV 50).
2 Acta SS Januarii I, S. 264-286.
3 Lietzmann, Hans: Das Leben des Heiligen Symeon Stylites. In Gemeinschaft mit Mitgliedern des kirchenhistorischen Seminars der Universität Jena. Jena 1908.
4 Vgl. Siebigs, Gereon: Kaiser Leo I. Das oströmische Reich in den ersten drei Jahren seiner Regierung (457-460 n.Chr.). Berlin 2010, S. 16.
5 Vgl. Blersch, Hartmut Gustav: Die Säule im Weltgeviert: Der Aufstieg Simeons, des ersten Säulenheiligen. Trier 1978, S. 13.
6 Ebd., S. 11.
7 Vgl. Ebd., S. 15.
8 Vgl. Siebigs: Kaiser Leo I., S. 16.
9 Blersch: Säule im Weltgeviert, S. 13.
10 Ebd.
11 Vgl. Ebd. S. 2.
12 Bergman, Jan: Askese. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 4. Berlin 1979, S. 195-197.
13 Troeltsch, Ernst: Askese. In: Askese und Mönchtum in der alten Kirche. Hrsg. v. Karl Suso Frank. Darmstadt 1975, S. 69-90, hier: S. 69-70.
14 Ebd., S. 79.
15 Vgl. Ebd.
16 Theodoret: Hist. Relig. 26 (BKV 50), S. 156.
17 Vgl. Blersch: Säule im Weltgeviert, S. 23.
18 Theodoret: Hist. Relig. 26 (BKV 50), S. 158.
19 Vgl. Ebd.
20 Blersch: Säule im Weltgeviert, S. 32.
21 Ball, Hugo: Byzantinisches Christentum. Drei Heiligenleben. In: Hugo Ball. Sämtliche Werke und Briefe, Band 7. Hrsg. v. Bernd Wacker. Göttingen 2011, S. 234.
22 Vgl. Theodoret: Hist. Relig. 26 (BKV 50), S. 159.
23 Ebd.
24 Hildesheimer, Wolfgang: Auf den zweiten Blick. In: Die Geschichtenerzähler. Neues von Allende bis Zafón. Hrsg. v. Lisa St. Aubin de Téran. Frankfurt am Main 2008, S. 135-140, hier: S. 138.