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Studienarbeit, 2020
38 Seiten, Note: 2,0
1. Einleitung
2. Anforderungen im Fußball
2.1 Technik/Taktik
2.2 Ausdauer
2.3 Kraft
2.4 Schnelligkeit
2.5 Koordination
3. Periodisierung
3.1 Taktische Periodisierung
3.2 Spielidee
3.3 Prinzipien der Spielidee (Spielprinzipien)
3.4 Spielphasen im Fußball
3.5 Ebenen der strukturellen Organisation
3.6 Methodische Prinzipien
4. Training
4.1. Morphozyklus
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
7. Abbildungsverzeichnis
„Training bezeichnet im Fußball alle zielgerichteten, systematisch aufbauenden physischen und psychischen Aktivitäten zur Entfaltung, Steigerung und Stabilisierung der wettspielspezifischen Leistungsfähigkeit“ (Bisanz & Gerich 2010, S. 51).
Wie viele andere Sportarten zuvor, wurde auch der Fußball zu Beginn aufgrund des Vergnügens und der Aktivität gespielt. Als Mannschaftssport entwickelt, standen Sieg und Niederlage vorerst im Hintergrund. Die Entwicklung des Fußballs hat seit seinen Anfängen einen rasanten und unglaublichen Weg genommen. Das Spiel wurde über die letzten Jahrzehnte professionalisiert und weiterentwickelt. Zuerst wurde die technische Komponente als unabdingbar angesehen, später kamen die taktische und physische Komponente dazu. Fortan wurden die neugewonnen Komponenten, durch die Übungsleiter im Training isoliert trainiert. Dies geschah in der Hoffnung als Team ganzheitlicher aufzutreten.
Nach Weber (2018, S. 11) ist Fußball ein komplexes und multidimensionales Spiel, dass heute als Zusammenspiel zwischen Taktik, Technik, Psychologie und Physiologie gesehen wird. Durch die taktische Periodisierung wurden alte Denkweisen aufgebrochen und es ist nun möglich das Spiel ganzheitlicher zu betrachten.
Laut Vitor Frade (2017) dem Vater der taktischen Periodisierung, „ist Fußball kein linearer Prozess. Es ist keine Summe von Dingen. Stattdessen muss der Trainer jeden Aspekt berücksichtigen. Fußball ist nicht zweidimensional. Es ist multidimensional. Es ist einem Zauberwürfel nicht unähnlich. Alles, was ein Trainer tut, jede einzelne Wendung, hat anderswo eine Konsequenz. Es funktioniert nicht, wenn man versucht, eine Seite alleine zu reparieren. Das Problem muss in seiner Gesamtheit betrachtet werden.“
Im Rahmen dieser Studienarbeit wird das Anforderungsprofil des Fußballspielers erläutert. Anschließend werden die Leistungsfaktoren im Fußball, wie Technik, Taktik, Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Koordination beschrieben. Im Hauptteil der Arbeit wird die Methodologie der taktischen Periodisierung im Verbund mit der Spielidee, den Prinzipien der Spielidee, Spielphasen im Fußball, Ebenen der strukturellen Organisation, Methodischen Prinzipien und einer Trainingseinheit in der Saisonphase dargestellt und auf die Nutzbarkeit im Nachwuchsfußball überprüft. Zum Schluss der Studienarbeit wird letztlich die Frage beantwortet, welche Erfolge mit dieser Methodologie erzielt werden können. Dies wird anhand der U-17 des Deutschen Fußball Internats, die ich derzeit als Co-Trainer betreue, veranschaulicht.
Wie bereits erwähnt, ist das Fußballspiel im Vergleich zu Individualsportarten wie Sprint, Rudern oder Laufen durch sein komplexes Anforderungsprofil gekennzeichnet. Fußballspieler müssen nach Hollmann (et al. 1982, S. 216-223) nicht ausdauernd wie Lang- oder Mittelstreckenläufer sein, gleichwohl eine gute Ausdauerleistungsfähigkeit als Voraussetzung für die Spielleistung gefordert wird.
Seit Gründung der 1. Bundesliga 1962 hat sich die Laufleistung der Spieler innerhalb eines Spiels sich verdoppelt. Im Schnitt legen die heutigen Fußballspieler durchschnittlich zwischen acht und zwölf km zurück. Selbst der deutsche Nationaltorhüter Manuel Neuer kommt pro Spiel auf eine Laufleistung auf 4,5 km. Dabei variieren die Intensitäten der Laufarten intervallartig von Stehen über Gehen und Joggen bis hin zum Sprint. Währenddessen werden an die Spieler verschiedenste technische und taktische Anforderungen, wie Pässe, Schüsse, Zweikämpfe, Dribblings etc. gestellt.
Hohmann & Brack (1983) haben versucht, die komplexe Sportspielleistung in einem Hierarchisierungsmodell darzustellen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Hierarchisches Strukturmodell der Sportspielleistung (Hohmann 1994, S. 49)
Nach Steinhöfer (2015, S. 13-14) geht aus dem Modell hervor, dass die Spielleistung bestimmenden Spielhandlungen (positive und negative Aktionen) unmittelbar determiniert sind durch die Taktik, die Technik sowie die konditionellen und koordinativen Fähigkeiten. Dass weitere Leistungsvorraussetzungen, wie z.B. pyschomoralisch-volitive Faktoren, hinzukommen und die direkten Einflussgrößen wieder ihre Wurzeln in physischen, sozialen und sensorisch-kognitiven Voraussetzungen haben, ist unbestritten, ist aber nicht Teil dieser Studienarbeit.
Wobei es nach Dost, Hyballa, te Poel (2016, S. 27) es mittlerweile eine gesicherte sportwissenschaftliche Erkenntnis ist, dass die sportliche Leistungsfähigkeit eines Fußballspielers durch eine Vielzahl von koordinativen-technischen, physisch-konditionellen, mentalen, taktisch-kognitiven, konstitutionellen und gesundheitlichen Faktoren bestimmt wird.
Über die entscheidenden Leistungsfaktoren im Fußball, sind sich die Autoren Jankowski, Verheijen und Steinhöfer einig. Nur variieren sie lediglich in ihrer Bezeichnung.
Unter Berufung auf die taktische Periodisierung gibt Jankowski (2015, S. 133) diese vier Leistungsfaktoren an:
- Taktik
- Technik
- Mentale Faktoren
- Athletik
Verheijen (2014) wiederum nennt folgende vier Leistungsfaktoren:
- Kommunikation
- „Game Insight“ (Taktik)
- Technik
- „Fußballfitness“
Für Steinhöfer (2015, S. 13) bilden wiederum die Kondition, Technik und Taktik als direkte Einflussgrößen der sportlichen Leistung. Dies unterstreicht nur die enge Verbindung zwischen Technik und Taktik, aber auch, dass diese wiederum nichts sind ohne die konditionell-koordinative Basis (Steinhöfer 2015, S. 17). Sie stehen immer in wechselseitiger Beziehung zueinander. Wohingegen die Optimierung der Beweglichkeit eher als physiotherapeutische Aufgabe anzusehen ist. Aus diesem Grund wird heute ein ganzheitlicher Ansatz im Fußball angestrebt. Ein Fußballer, der keine technischen Grundlagen oder kein Verständnis für den Ball, Raum, Gegner und Mitspieler mitbringt, ist kein guter Spieler. Auch wenn er schnell und ausdauernd ist. Andersherum hat ein technisch starker und intelligenter Spieler ohne die konditionellen Grundlagen, keine Chance im modernen Fußball. Deshalb liegt der Fokus dieser Arbeit auf der taktischen Periodisierung und ihrem Versuch alle Leistungsfaktoren in einer Trainingseinheit zu vereinheitlichen. Nachfolgend werden die Leistungsfaktoren (Technik, Taktik, Kondition, Koordination) unter Berücksichtigung der fußballspezifischen Anforderung analysiert.
Laut Weineck (2003, S. 610) bestimmt das technische Niveau die taktischen Möglichkeiten und deshalb ist die technische und taktische Ausbildung parallel zu entwickeln. Dadurch erfolgt nach Weineck (2003, S. 610) im Jahreszyklus ein Taktiktraining in der Saisonvorbereitungsperiode und in der Wettkampfperiode.
Der Deutsche Fußball Bund (DFB) bietet als Dachverband jedem Fußballverein in Deutschland eine Orientierung anhand einer erstellten Ausbildungspyramide. Dennoch sollte jeder Fußballverein seine eigene Vereinsphilosophie in eine eigens dafür erstellte Ausbildungspyramide integrieren. Am Deutschen Fußball Internat wird nach einem strukturierten aufeinander abgestimmten Ausbildungsstufenmodell (U11 - U17) ausgebildet. Der Prozess ist dabei so gestaltet, dass jede Vorstufe die Basis für die nächsthöhere Stufe darstellt. Diese Struktur dient einer ganzheitlichen Ausbildung der einzelnen Spieler. Folglich verändern sich in den Altersstufen die Ziele, Trainingsinhalte und -methoden. Diese Konzeption hilft den Trainern dabei, die festgelegten Ziele während einer Saison zu erreichen und dient dem übergeordneten Ziel, die Leistungsfähigkeit der Spieler in allen Bereich weiterzuentwickeln, dass die Spieler spätestens nach der U-17, den Sprung in ein Bundesliga Nachwuchsleistungszentrum schaffen. Am Ende jeder Spielzeit, wechseln im Durchschnitt acht Spieler vom Deutschen Fußball Internat an ein Nachwuchsleistungszentrum.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Ausbildungsstufenpyramide Deutsches Fußball Internat (in Anlehnung DFB Ausbildungskonzeption)
Nach Steinhöfer (2015, S. 227) gewährleistet eine gute Grundlagenausdauer einem Fußballspieler nicht nur eine längere und intensivere Beteiligung am Spielgeschehen und eine bessere Handlungs- und Reaktionsschnelligkeit, sondern auch eine schnellere Erholungsfähigkeit während des Spiels wie auch nach Training und Wettkampf. Verheijen (2000, S. 35) führt die azyklisch aerobe und azyklisch anaerobe Ausdauer als die entscheidenden Ausdauerarten an.
„Zahlreiche Laufweg- und Aktionsanalysen im Fußball belegen ein intermittierendes Bewegungsspektrum mit submaximaler bis maximaler Bewegungsgeschwindigkeit unterschiedlicher Dauer, davon ca. 30- 40 Sprints und Änderungen des Bewegungsmusters jede 3- 5s. Im Fußball werden je nach Liga eine Gesamtlaufstrecke von 10- 12km pro Spiel absolviert, davon ca. 2- 3km mit einer Laufgeschwindigkeit über 15km/h sowie 600m über 20km/h (sprintend). In niedrigeren Spielklassen ist zwar die Gesamtlaufstrecke von 10- 12km ähnlich hoch, jedoch werden weniger (hoch-) intensive Läufe und Sprints absolviert. Bei den Laufweganalysen fällt zudem auf, dass die Laufstrecken mit hohen Geschwindigkeiten 1) mit der Spieldauer um 20- 40% sowie 2) unmittelbar nach intensiven Laufphasen um 6- 12% abnehmen (Sperlich et. al 2013, S. 11).“
Die zurückgelegten Strecken zeigen kein vollständiges Bild der physischen Belastungen! Ergänzend müssen laut Steinhöfer (2015, S. 229) Aktivitäten wie Springen, Zweikämpfe, Schüsse, Slidings, usw. berücksichtigt werden. Zudem ist die Laufarbeit positionsgebunden.
Die Bewegungsleistung wird nach Bradley et. al (2009) wie folgt unterteilt:
- Stehen: 5,6 Prozent
- Gehen: 59,3 Prozent
- Joggen: 26,1 Prozent
- Laufen/Sprinten: 9 Prozent
Nach Menger (2013a) wird aus der Bewegungsleistung im Fußball deutlich, dass weder die Dauer- noch die Intervallmethode, die richtigen Methoden sind. „Die richtige Methode ist eine, die sportartnah das permanent wechselnde neuro-muskuläre Aktivierungsmuster und die damit verbundenen Stoffwechselprozesse trainiert. Eine solche Methode muss also möglichst wettkampfbezogen die Aktionswechsel und Belastungsarten wie -phasen des Spiels abbilden und zeit- bzw. seriengebunden das schnelle Wiederherstellen der Leistungsfähigkeit nach jeder (maximalen) Bewegungsform trainieren.“ Für den Fußball bietet sich hier das High Intensity Training (HIIT) an, dies sollte am besten in kleinen Spielformen durchgeführt werden.
Sperlich (et. al 2013, S. 12) weist auf die Untersuchung einiger Studien auf die Wirksamkeit von HIIT mit dem Ball auf die Ausdauerfähigkeit. Die Studien kommen zu folgenden Ergebnissen: Der Stoffwechsel und das Herzkreislaufsystem werden mit Ball, genauso wie ohne Ball gefordert.
Nach Sperlich (et. al 2013, S. 12) sollte eine Steuerung der Belastungsintensität mittels Herzfrequenz erfolgen. So kommt dem High Intensity Training in kleinen Spielformen wie dem „4 gegen 4“ eine wichtige Bedeutung zu. Das High Intensity Training kombiniert somit aerobes und anaerobes Ausdauertraining und führt zu einer zentralen und peripheren Adaption. Demnach kommt Sperlich (et. al 2013, S. 14) zur folgenden Schlussfolgerung: „ In diesem Zusammenhang empfiehlt die Arbeitsgruppe von Stolen ein oder zwei „Schockmikrozyklen“ (13 HIIT-Einheiten in 10 Tagen) in der Saisonvorbereitung und eine solcher „Kuren“ während jeder Saisonhälfte. Zum Erhalt der VO2max wird weiterhin eine HIIT-Einheit pro Woche während der Saison empfohlen.“
An und für sich ist die Intensität bei kleinen Spielformen immer abhängig von der Zielsetzung, Spieleranzahl, Spielformgröße und dem Coaching des Trainerteams. Eine generelle Empfehlung für das Ausdauertraining zu geben, ist jedoch unmöglich, da alle Empfehlungen von der Arbeit im technisch-taktischen Bereich abhängen.
Steinhöfer (2015, S. 88) führt die Schnellkraft, als wichtigsten und meistgenannten Kraftfaktor im Fußball an. Darüber hinaus sind die vorherrschenden Bewegungen im Fußball dynamischer und explosiver Natur, die sich durch beschleunigen und abbremsen kennzeichnen.
Wissløf et. al (2004) fanden in einer Studie heraus, dass Fußballspieler während eines 90-minütigen Fußballspiel 50 Richungswechsel und bis zu 25 ein- oder beidbeinigen Sprüngen vollführen.
Für Verheijen (2000, S. 34) ist die Grundlage aller fußballspezifischen Aktionen die Muskelkraft im Ober- und Unterkörper. Die Rumpfstabilität dient als Ausgangspunkt für jede Bewegung der Arme und Beine.
Zusätzlich verweist Steinhöfer (2015, S. 89) auf die sehr einseitige Belastungsstruktur mit unten aufgeführten typischen Belastungsformen:
- Belastungen der bremsenden Muskulatur im Fuß-, Bein- und Hüftbereich
- Scher- und Drehbewegungen bei Richtungswechseln und schnellen Reaktionen
- Belastungen der Streckmuskulatur bei Lauf-, Sprint- und Sprungbewegungen
- Schnellkräftige Belastungen der Hüftbeugermuskulatur bei Pässen und Stößen
Diese einseitigen muskulären Beanspruchungen führen zu einem Missverhältnis zwischen Leistungsmuskulatur und der vernachlässigten Muskulatur der Antagonisten. Dies kann zu Leistungseinbußen, Verletzungen und Dysbalancen führen.
Um Verletzungen vorzubeugen empfiehlt Steinhöfer (2015, S. 367) ein tägliches Stabilisierungstraining für die Schulter-, Bauch-, Rücken- und Hüftmuskulatur. Das Krafttraining sollte daher in Stabilisations-, Ober- und Unterkörpertraining unterteilt werden. Wie oben empfohlen, sollten die Stabilisationsübungen täglich durchgeführt werden. Um Trainingszeit zu sparen, sollten die Spieler die Übungen zu Hause mit Eigenkörpergewicht durchführen. Es ist aber essenziell, den Spielern vor der eigenständigen Durchführung die richtige Ausführung zu zeigen.
Keiner (2016) untersuchte in einer Studie die Effektivität von Muskeltraining im Fußball. Er fand heraus, dass sich die Spieler, die Krafttraining machten, sich in den Kategorien Sprint, Sprung und Richtungswechsel deutlich steigerten. Ein weiterer Vorteil der ausgeprägten Muskulatur, ist das die Spieler robuster in den Zweikämpfen sind. Außerdem betont Keiner (2016), dass die Spieler ihre Körpermuskulatur der Spielerposition anpassen. So benötigt etwa ein Abwehrspieler ein robust-muskulären Körper, um sich im Zweikampf zu stabilisieren und durchsetzen zu können. Stürmer sollten jedoch auf eine massiv-ausgeprägte Muskulatur verzichten, da diese die Wendigkeit beeinträchtigt. Die meisten Aktionen im Fußball werden mit den Beinen ausgeführt Beinen ausgeführt, deshalb liegt darauf der Fokus des Krafttrainings.
Demzufolge dienen nach Verheijen (2000, S. 35) Übungen für den Oberkörper der Entwicklung einer Grundkraft, für die Zweikampfführung. Dennoch werden die meisten Aktionen im Fußball mit den Beinen ausgeführt, darauf sollte der Fokus des Krafttrainings liegen. Demzufolge bietet sich ein Langhanteltraining bei Übungen für den Unterkörper für Fußballspieler an. Nach Tim (2020) eignet sich die Langhantel hervorragend dazu, bestimmte Muskelgruppen einzeln und daher besonders zielgerichtet zu trainieren. Hier sollen effektiv, für das Laufen und Schießen wichtige Muskelgruppen, wie die Oberschenkelvorderseite und das Gesäß effektiv trainiert werden.
Darüber hinaus sollte nach Boyle (2013, S. 101) das Rumpfkrafttraining eine zentrale Stellung in der Trainingsplanung einnehmen, weil der Rumpf die Verbindung zwischen Ober- und Unterkörperkraft darstellt. Außerdem trägt das Training dazu bei, Verletzungen zu vermeiden und die sportliche Leistung zu verbessern. Daher sind Wurfübungen mit dem Medizinball und Übungen am Kabelzug sind hierfür am effektivsten (Boyle 2013, S. 103).
Die Schnelligkeit ist als ausgesprochen komplexe Fähigkeit. Sie beruht sowohl auf energetischen als auch auf zentralnervösen Steuerungsprozessen, und ihre Ausprägungen zeigen fließende Übergänge zu benachbarten konditionellen (Kraft, Schnellkraft) sowie koordinativen Leistungsvoraussetzungen (Technik unter Zeitdruck) (Steinhöfer 2015, S. 172).
Die höchste Bedeutung in Bezug auf Schnelligkeit im Fußball messen Brisanz und Gerisch (2013, S. 186) folgenden Faktoren zu:
- Reaktionsschnelligkeit (Wahrnehmung und Antizipation)
- Laufschnelligkeit - Antritts- und Sprintfähigkeit (zyklische Schnelligkeit)
- Bewegungsschnelligkeit - Aktionsfähigkeit (azyklische Schnelligkeit)
- Handlungschnelligkeit (technisch-taktischer Aktionskomplex)
Vor allem der Handlungsschnelligkeit wird im heutigen Fußball eine immer wichtigere Rolle zugeteilt. Auch ein erfolgreicher Trainer, wie Joachim Löw unterstreicht die Bedeutung im Fußball mit dem Vergleich, dass ein Schachspieler 10-20 Züge im Voraus denkt (Memmert 2019, S. 11). Nach Menger (2013b) stellen die Steigerung der Kraftfähigkeit, Laufgeschwindigkeit und Optimierung der Lauftechnik effiziente und aussichtsreiche Methoden zur Verbesserung der Schnelligkeit dar.
Zur Verbesserung der Handlungsschnelligkeit empfiehlt Memmert (2019, S. 116) sogenannte Positionsspiele. Nach Escher (2020, S. 91) beschreibt das Positionsspiel die Aufteilung eines Teams in Ballbesitz. Dies lässt sich im Training durch Überzahl- oder Unterzahlverhältnisse in verschiedene Spielfeldgrößen trainieren. Ziel ist, dass die Spieler unter erhöhtem Raum-, Gegner- und Zeitdruck die Situation schneller wahrnehmen und lösen.
Um eine Steigerung der Kraftfähigkeit zu erreichen, gibt es viele verschiedene Methoden. Für Fußballer bieten sich die Hypertrophie- und die Maximalkraftmethode an. Die Hypertrophiemethode hat eine Steigerung der Muskelmasse zum Ziel. Wobei die Maximalkraftmethode weniger eine Anpassung in der Muskelmasse bewirkt, aber sehr stark das Muskelpotential nutzt und so zur Steigerung des Kraftmaximums führt. Nach Steinhöfer (2015, S. 100) ist das Hypertrophietraining für Fußballer fundamental und unverzichtbar. Es verbessert die muskuläre Basis, indem es den Muskelquerschnitt und damit das Kraftpotential vergrößert. Sanding (2019) sieht die Basis des Schnellkrafttrainings in der Maximalkraftmethode, bei der 95–100 % des möglichen Maximalgewichts bewegt werden. Hier bieten sich vier bis fünf Sätze bei ein bis drei Wiederholungen an. Daraus schließt Sanding (2019), dass die Maximalkraft einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Niveau der Schnellkraft und der Schnelligkeit hat.
Neben den Sprinteinheiten und dem Krafttraining sollte auch das plyometrische Training (verschiedene Sprungformen) ins Schnelligkeitstraininig integriert werden. Ein progressives plyometrisches Trainingsprogramm ist eine Möglichkeit, die Explosiv- und Schnellkraft des Athleten zu maximieren (Boyle 2013, S. 179). Während der laufenden Saison sollte, nach Ronnestad, Nymark und Rastard's (2011) einmal pro Woche ein kraft- bzw. funktionserhaltendes Training durchgeführt werden.
Um die Lauftechnik zu schulen, leiten Bauersfeld und Schröter (2015, S. 247-248) allgemeingültige Merkmale der Lauftechnik ab:
- Effektiver Wechsel von Anspannung und Entspannung der Hauptarbeitsmuskeln
- Harmonische Verbindung von Bein- und Armbewegungen
- Gelöste, unverkrampfte Laufhaltung und lockerer Laufschritt
- Optimales Verhältnis von Schrittlänge und -frequenz
- Optimal große Krafteinwirkung in der hinteren Stützphase
- Geringe Bremswirkung in der vorderen Stützphase
- Zweckmäßige Amplitude in der hinteren Schwungphase, optimales Anfersen und spitzer Kniewinkel zu Beginn des Oberschenkelvorschwungs
- Optimal weites auspendeln des Unterschenkels und anschließende aktiv
- Zugbewegung in der vorderen Schwungphase zur Landevorbereitung
- Aktive, geradlinige Armbewegungen
Laut Verheijen (2000, S. 123) sollten im Fußball verschiedene Laufschulen (Koordinationsübungen) durchgeführt werden, um die ideale Sprinttechnik zu erzielen:
- Der Kopf wird ruhig gehalten.
- Die Arme schwingen abwechselnd bis auf Kniehöhe, während die Schultern ruhig gehalten werden.
- Bei jedem Schritt erfolgt ein kräftiger Knieeinsatz.
- Die Fußgelenke werden bei jedem Abstoß gut durchgestreckt.
- Es wird ganz auf dem Vorderfuß gelaufen.
Im modernen Fußball muss sich der Spieler 90 Minuten, mit oder ohne Ball, unter großem Raum-, Zeit- und Gegnerdruck behaupten. Er muss in den Zweikampf gehen und darf dabei nicht das Gleichgewicht verlieren. Zeitgleich muss er die Begebenheiten um ihn herum wahrnehmen. Wo stehen seine Mitspieler? Wo befindet sich der Ball? Welche Räume besetzen die Gegenspieler? All diese Aspekte werden von der Koordination beeinflusst. Voigt und Westphal (1995, S. 7) definieren die Koordination in Sportspielen, als das Zusammenwirken einer gezielten Informationsaufnahme, der geistigen Verarbeitung von Informationen und der darauffolgenden nervösen Steuerung mit anschließender muskulärer Ausführung.
Nach Schnabel, Haare, Krug (2011, S. 138), konnten beachtenswerte wissenschaftliche Versuche zur Systematisierung und Hierarchisierung durch Blume (1998) für den Nachwuchsleistungssport erzielt werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Modell der koordinativen Fähigkeiten (Joch & Ückert 1998, S. 168, mod. nach Blume 1981)
Die oben dargestellten sieben Komponenten der koordinativen Fähigkeiten, finden laut Steinhöfer (2015, S.22) bis heute eine weite Verbreitung und werden wie folgt beschrieben:
Differenzierungsfähigkeit ist die Realisierung genauer und ökonomischer Bewegungshandlungen. Sie beschreibt die Feinabstimmung aller Bewegungen und bildet somit die koordinative Grundlage. Im Fußball ist damit das allgemeine Ballgefühl genannt. Mit wie viel Kraft ist der Pass zu spielen, wie ist das Standbein zu positionieren und auf welchem Untergrund rollt der Ball.
Orientierungsfähigkeit ist die Fähigkeit zur Bestimmung der Lage des Körpers im Raum und zielgenau zu verändern. Wie ist die Orientierung des Fußballspielers zum Ball, Mit- und Gegenspielers und in welchem Raum (Feldabschnittes) steht er.
Reaktionsfähigkeit ist die Fähigkeit auf mehr oder weniger komplizierte Reize oder Bewegungshandlungen aus der Umwelt direkt und unmittelbar zu reagieren. Eine Reaktion ist bei jeder gegnerischen Aktion gefragt, z.B. beim Verwerten eines abgewehrten Schusses. Demnach versuchen die Spieler immer schneller zu reagieren als der Gegenspieler.
Kopplungsfähigkeit ist die Organisation der Teilkörperbewegungen untereinander, beispielsweise das Zusammenspiel räumlicher, zeitlicher und dynamischer Bewegungsparamater, bei einem Dribbling (Drehung um die eigene Achse) mit drauffolgender Flanke (Beschleunigung des Balles resultiert aus Fuß, Bein- und Rumpfmuskulatur).
Rhythmusfähigkeit ist die Erfassung, Wahrnehmung, Speicherung und Darstellung einer vorgegebenen bzw. im Bewegungsablauf enthaltenen zeitlich-dynamischen Gliederung. Im Gegensatz zur Kopplungsfähigkeit geht es hier mehr um den Fluss und das Timing beim Dribbling. Die Schrittfolge und die Ballberührung müssen aufeinander abgestimmt sein.
Umstellungsfähigkeit ist die Fähigkeit, entsprechend der aktuellen Situation und vorauszunehmender Situationsveränderungen das optimale Handlungsprogramm zu entwerfen. Jürgen Klopps und Borussia Dortmunds berühmtes Gegenpressing bewies wie wichtig Umstellungsfähigkeit im Fußball ist. Durch blitzschnelle Umstellung nach Ballgewinn und -verlust erspielten sich die Dortmunder einen riesen Vorteil gegenüber dem Gegner.
Gleichgewichtsfähigkeit ist die Wiederherstellung des Gleichgewichts bei wechselnden Umweltbedingungen. Diese Umweltbindungen umfassen im Fußball, Zweikämpfe, Laufduelle und Sprünge zum Kopfball.
Die komplexen koordinativen Fähigkeiten im Fußball, stehen in einer wechselseitigen Beziehung zu einander. Daher werden die Komponenten der koordinativen Fähigkeiten so gut wie nie einzeln trainiert. Laut Maric und Henseling (2015, S. 130) lässt sich die Schulung der einzelnen Koordinationsfähigkeiten auf sehr vielfältige Weise umsetzen. Mittels der differenziellen Lehrmethode können die Differenzierungs- und Kopplungsfähigkeit vermittelt werden. Insbesondere der Einsatz von Bällen mit unterschiedlichen Qualitäten ist hierbei zielführend. Spielformen, in denen viele Richtungswechsel vorgenommen werden müssen, eignen sich zu Verbesserung der Orientierungs-, Gleichgewichts- und Reaktionsfähigkeit. Jonglieren, Koordinationsleitern und Seilspringen eignen sich zur Verbesserung von Rhythmus- und Gleichgewichtsfähigkeit und verbessern das eigene Bewegungsempfinden.
Nach Maric (2014) ist die Periodisierung ein zeitlicher Verbindungsablauf bestimmter Ziele, Entwicklungen und Trainingsinhalte. Dabei geht es um die Optimierung von Fortschritt und Erfolg der jeweiligen Athleten. Weiterhin führt Maric (2014) aus, dass die Ideen zur Periodisierung aus der Leichtathletik, nur bedingt auf den Fußball anwendbar sind.
Das liegt vermehrt daran, dass die Komplexität der Anforderungen an Fußballspieler zeigt, wie schwierig es ist, verschiedene Trainingskomponenten aufeinander abzustimmen. Daher unterliegen die Komponenten im Trainingsprozess, unter Berücksichtigung der Spielidee und -prinzipien, einer systematischen und zielgerichteten Planung und Steuerung.
[...]
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