Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Person des großen islamischen Philosophen ibn Rušd, in Europa bekannter unter dem Namen Averroes. Es soll ausgearbeitet werden, wie viel Einfluss der erwähnte Philosoph im Abendland hatte und welche von seinen Werken auch nach dem 19. Jahrhundert Beachtung fand. Im speziellen Sinne wird diese Arbeit sein prägnantes Werk Faṣlu l-Maqāl untersuchen und die Inhalte im exegetisch anmutenden Stil wiedergeben.
Ich möchte nicht diskutieren, ob das Wirken des Autors in der islamischen Welt zu normativen Veränderungen beigetragen hätte. Genauere Forschungen werden vermutlich das Gegenteil beweisen. Es ist vielmehr das Abendland, was in diesem Sinne thematisiert werden soll. Ich will in meiner Untersuchung auf seinen entscheidenden Einfluss eingehen, der es in seinen Grundfesten regelrecht erschüttert hat. Große Denker wie Albertus Magnus und Thomas von Aquin haben sich seiner Kommentare bedient. Mit der wachsenden Popularität des sogenannten Kommentators würde Albertus Magnus auf Geheiß Papst Alexanders IV. eine Widerlegungsschrift zu diversen islamischen Philosophen verfassen, zu deren Grundlage er aber den averroistischen Kommentar „Über die Seele“ heranzieht. Aus diesem Unterfangen erkennen wir, dass ein intellektueller Umweg um ibn Rušd, zumindest im mittelalterlichen Abendland, undenkbar zu sein scheint. Mithilfe der zahllosen lateinischen wie jüdischen Bewegungen – Averroismus genannt – sollte sein Einfluss fast 500 Jahre anhalten.
Können wir aber die Behauptung anstellen, dass ibn Rušd uns auch heute noch etwas zu sagen hat? Wir brauchen uns nur umzusehen und aufmerksam aufzuhorchen, um festzustellen, dass der moderne selbstbewusste Atheismus aktuell eine militante Haltung den Religionen gegenüber einnimmt und zynisch nach ihrer Rolle fragt. Ungeachtet der vielen Antworten, die auf diese provokative Frage gegeben werden können, angefangen von ethischen Konsequenzen, wird in der Arbeit hervortreten, wie unerlässlich ibn Rušd für die geistige Entwicklung des Abendlandes war und überragende Leistung in der Formung unseres heutigen modernen Denkens erbrachte.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Prägnantes Bild zur Person ibn Rušds
3. Ibn Rušds Einfluss im mittelalterlichen Abendland
4. Zum Titel des Werks
5. Veröffentlichungen des Faṣlu l-Maqāl in Europa beginnend ab dem 19. Jahrhundert
6. Zusammenfassung des Faṣlu l-Maqāl
6.1 Wie wird Philosophie von den religiösen Texten eingestuft?
6.2 Methode des qiyās > Voraussetzungen und verschiedene Arten
6.3 Übereinstimmung zwischen Satzung und Intellekt; äußere und innere Sinnebene; Interpretation und Auslegung
6.4 Dürfen Philosophen des Unglaubens verurteilt werden?
6.5 Der Text der religiösen Satzung gliedert sich in drei Kategorien
6.6 Einteilung der Menschen bzgl. Verständnis/Einteilung der Methoden
7. Schlusswort
8. Literaturverzeichnis