Die Arbeit analysiert die Potentiale des Geschäftmodelles wikifolio.com und dessen mögliche Auswirkungen auf das Fondsmanagement im Rahmen des Social Tradings sowie der
wachsenden Unbeliebtheit der Finanzbranche. Es wurden im Verlauf der Arbeit verschiedene Aussagen, Studien, Daten und Informationen genannt, die schrittweise zur Beantwortung der Frage geführt haben. Das Ergebnis ist, dass das Fondsmanagement in den nächsten Jahren starken Veränderungen ausgesetzt sein wird. Einen grossen Beitrag dazu kann wikifolio.com machen sofern es in neue Märkte expandiert und seinen Erfolgskurs fortführt.
Die Forschungsfrage soll prinzipiell anhand verschiedener Quellen beantwortet werden. Neben aktuellen Zeitungs- und Zeitschriftenartikel werden unter anderem die Werke "Social
Trading, vom Know-how der Champions profitieren" (2013) von Andreas Braun und "Geschäftsmodelle entwickeln: 55 innovative Konzepte mit dem St. Galler Business Model
Navigator" (2013) von Oliver Gassmann, Karolin Frankenberger und Michaela Csik zur Beantwortung der Frage angewendet.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Kurze Beschreibung des Social Tradings
3. wikifolio.com
3.1Einführung
3.2 Das Geschäftsmodell
3.2.1 Wer sind die Zielkunden?
3.2.2 Was wird den Kunden angeboten?
3.2.3 Wie werden die Leistungen hergestellt?
3.2.4 Wie wird Wert erzielt?
4. Fondsmanagment
4.1 Beschreibung des Fondsmanagements
4.2 Gebühren
4.3 Kritik
5. Diskussion
5.1 Vor- und Nachteile wikifolio.com’s im Vergleich zum. Fondsmanagement
5.2 Gefahren des Fondsmanagments
5.3 Mögliche Konsequenzen. Ablöse oder Innovation?
6. Schlussteil
Literaturverzeichnis
Abstract
Die Arbeit analysiert die Potentiale des Geschäftmodelles wikifolio.com und dessen mögliche Auswirkungen auf das Fondsmanagement im Rahmen des Social Tradings sowie der wachsenden Unbeliebtheit der Finanzbranche. Es wurden im Verlauf der Arbeit verschiedene Aussagen, Studien, Daten und Informationen genannt, die schrittweise zur Beantwortung der Frage geführt haben. Das Ergebnis ist, dass das Fondsmanagement in den nächsten Jahren starken Veränderungen ausgesetzt sein wird. Einen grossen Beitrag dazu kann wikifolio.com machen sofern es in neue Märkte expandiert und seinen Erfolgskurs fortführt.
Abbildungsverzeichnis
Abb.1: Das magische Dreieck (Quelle: Gassmann, Frankenberger, Csik, 2013)
Abb.2: Ansicht eines wikifolio Zertifikats http://www.deutschefxbroker.de/wp-content/uploads/2015/07/Wikifolio-Erfahrungen- Portfolio-Ansicht.jpg
Abb.3: Performance der Fondsmanager im Vergleich zu Indexen ausgewählter Regionen 11 (Quelle: http://img.welt.de/img/geldanlage/crop148065208/8029732365-ci3x2l-w540/ DWO-FI-Fondsmanager-jb-Aufm.jpg)
Abb.4: Beispiel: Trade Historie eines Zertifikats
1.Einleitung
Amazon ist der grösste Buchhändler der Welt ohne jemals eine Buchhandlung besessen zu haben, Apple ist der grösste Musikeinzelhändler ohne jemals eine CD verkauft zu haben während Pixar in den letzten Jahren zahlreiche Oscars ohne den Einsatz von Schauspielern gewonnen hat1. Daraus stellt sich die Frage, ob die 2012 lancierte Social-Trading-Plattform wikifolio.com das Potential hat, einer der grössten Fondsmanager, ohne den Einsatz von Fondsmanager, zu werden. Das Geschäftsmodell wikifolio.com’s könnte somit das Fondsmanagement revolutionieren und eventuell sogar das klassische Fondsmanagement ablösen. Dies hat mich dazu veranlasst, eine Antwort zu suchen und zu analysieren inwiefern wikifolio.com das Fondsmanagement ändern kann.
Die Forschungsfrage soll prinzipiell anhand verschiedener Quellen beantwortet werden. Neben aktuellen Zeitungs- und Zeitschriftenartikel werden unter anderem die Werke Social Trading, vom Know-how der Champions profitieren (2013) von Andreas Braun und Geschäftsmodelle entwickeln: 55 innovative Konzepte mit dem St. Galler Business Model Navigator (2013) von Oliver Gassmann, Karolin Frankenberger und Michaela Csik zur Beantwortung der Frage angewendet.
Im ersten Teil werden die in der Frage beinhaltete Begriffe und das Geschäftsmodell wikifolio.com erläutert. Der zweite Teil ist darauf fokussiert die verschiedenen Aspekte des ersten Teils zu vergleichen, zu bewerten und so zu einem Resultat zu gelangen.
2.Kurze Beschreibung des Social Tradings
Das Platzen der Internetblase 2000 und erst recht die Finanz- und Bankenkrise ab 2007 sorgten für einen großen Vertrauensverlust von privaten Anlegern im gesamten Finanzsektor. Nicht nur die Insolvenzen, staatliche Beihilfen und Garantien sowie Betrugsvorwürfe schadeten der Finanzbranche, sondern vor allem die Totalverluste vieler Anleger, selbst in als sicher geltende Anlagen.
Parallel dazu ereignete sich der Aufschwung des Internets und des Social Webs. Es ermöglicht den Menschen, Informationen anzuschaffen, Geschehnisse zu verfolgen und sich so eine eigene Meinung zu bilden und sie eventuell auf sozialen Netzwerken zu teilen. Bezüglich der Anleger, können sie Heute über Finanznachrichtenportale wie onvista.de oder finanzen100.de, Börsenbriefe oder Blogs und Foren selber Informationen anschaffen, austauschen und auswerten. Das E-Banking ermöglicht den Anlegern zusätzlich, die Transaktionen selbstständig auszuführen.
Als Ergebnis der Finanzkrise und des Social Webs entstand ab 2007 ein neues webbasiertes Phänomen, das Social Trading, eine Fusion aus sozialem Netzwerk und Wertpapierhandel, wo Hobbytrader und selbsternannte „Gurus“ gemeinsam mit Finanzexperten ihr können unter Beweis stellen können. Die Merkmale sind laut Braun (2013, S. 46-47), die Bewertungen für Aktien, Indizes, Anlageklassen oder den Gesamtmarkt durch die Nutzer, die Schaffung von Mehrwert durch kollektive Intelligenz, die Veröffentlichung von Handelsstrategien im Sinne des Social Sharing, das abgeben von blogartigen Kommentaren, die Benachrichtigung von Nutzern bei Transaktionen der Trader sowie das handeln und investieren mit Wertpapieren und Derivaten.
boerse.ard.de definiert das Social Trading wie folgt:
„ Social Trading bezeichnet eine neue Form des Anlegens. Dabei bringen Internet-Plattformen Anbieter von Handelssignalen mit interessierten Anlegern zusammen. Diese können mit ihrem eigenen Wertpapierdepot den Empfehlungen oder Signalen zum Teil automatisch folgen. Die Transaktionen werdenüber Partner-Broker des jeweiligen Anbieters genutzt. “
Bekannte Plattformen sind ayondo, covestor, zulutrade und wikifolio, das im Laufe der Arbeit beschrieben wird.
3. wikifolio.com
3.1 Einführung
wikifolio ist mit über 30.000 Nutzern die grösste Social Trading Plattform im deutschsprachigen Raum was Aktien angeht. 2012 in Wien gegründet, jedoch zuerst in Deutschland und ein halbes Jahr später in Österreich veröffentlicht, expandierte es im Frühjahr 2015 in die Schweiz. Aktuell (Stand 28.10.2015) gibt es 3064 handelbare wikifolios mit einem investierten Kapital von 465.320.807,33 € (wikifolio.de).
Folgend wird das Geschäftsmodell anhand des von Gassmann, Frankenberger und Csik (2013) entwickelten Modells (Abb.1) erläutert.
3.2 Das Geschäftsmodell
3.2.1 Wer sind die Zielkunden?
Laut Gründer und CEO Andreas Kern (2015)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Das magischer Dreieck mit den Dimensionen eines Geschäftsmodelles
können Menschen aller Altersgruppen in wikifolios investieren. Die grösste Altersgruppe ist jedoch die der 30 bis 39 jährigen. Neukunden werden vor allem durch Werbung bei Messen und bekannten Börsen- und Wirtschaftsportalen wie onvista.de oder handelsblatt.de gewonnen, was somit insinuiert das Börseninteressierte Menschen zur Zielkundschaft gehören. Der grosse Vorteil verglichen zu anderen Plattformen ist, dass es sich nicht nur an Experten des Tradings richtet, sondern auch den sogenannten Ottonormalverbraucher anspricht.
3.2.2 Was wird den Kunden angeboten?
Den Kunden wird eine breite Palette an Zertifikaten, sogenannte wikifolios, angeboten, bei denen die Einstiegsmöglichkeiten bei etwa 100€ liegen. Dadurch, dass jeder Nutzer seine eigene Handelsstrategie hat, kann sich der Kunde zwischen sicher, risikoreich, branchenspezifisch, regionalspezifisch, kurz- oder langfristig angesetzte wikifolios entscheiden. Selbstverständlich erhofft er sich dadurch hohe Renditen. Vorteilhaft im Vergleich zu Fondsmanager ist die hohe Transparenz, die es dem Kunden erlaubt, den Depotbestand und die Transaktionen jederzeit zu beobachten sowie mit dem Trader zu kommunizieren. Darüberhinaus waren unter anderem 73% der wikifolios im ersten Quartal 2014 erfolgreicher als der Deutsche Anleger Index (brokerdeal.de).
3.2.3 Wie werden die Leistungen hergestellt?
Grundlage für die Herstellung von Leistung sind die Nutzer. Sie können auch als Lieferanten bezeichnet werden, denn sie liefern die Handelsidee und verwalten diese. Erlangt ein wikifolio 10 „Follower“ und eine potenzielle Mindestinvestitionssumme von 2500€ so prüft das Unternehmen, ob die Handelsidee plausibel ist und setzt sich mit dem Nutzer in Kontakt. Sind die Gespräche erfolgreich wird ein Zertifikat veröffentlicht. Die Lang & Schwarz AG, die mit 5% beteiligt ist (wikifolio.de), ist für die Veröffentlichung und die Lieferung an den Kunden verantwortlich. Die Zertifikate werden über die Börse angeboten und können bei jeder Bank erworben werden.
3.2.4 Wie wird Wert erzielt?
Die Einnahmen der wikifolio Financial Technologies AG bestehen zum einen Teil aus der jährlichen Zertifikatengebühr, die 0,95% beträgt, und aus dem Barvermögen sowie den Beständen und dessen Tagesschlusskurs abgezogen wird sowie aus der Performancegebühr, die zwischen 5% und 30% betragen kann und vom Trader bestimmt wird. Diese Gebühr wird beim Erreichen von Höchstständen erhoben. Je nach Erfolgsquote wird dem Trader ein Teil. davon abgegeben (wikifolio.de), was nicht nur eine Gewinnbeteiligung ist, sondern auch eine Motivation, sich weiterhin zu konzentriert und konsequent zu handeln.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.2: Ansicht eines Wikifoliozertifikats
4. Fondsmanagement
4.1 Beschreibung des Fondsmanagements
Fondsmanagement ist laut Bortenlänger und Kirstein (2011, S. 220) das aktive Managen von Fonds bei dem ein prozentualer Anteil am Fondsvermögen als Gegenleistung abgezogen wird. Fonds sind Bündel aller möglichen Anlageformen und darum das klassische Pendant zu den Zertifikaten wikifolios. Fondsverwalter beziehungsweise Fondsmanager sind optimal ausgebildete Kenner der Finanzbranche, denn der Kursverlauf muss stimmen und es soll Vertrauen gegenüber dem Kunden vermittelt werden. Zu den bekannten Fondsgesellschaften zählen unter anderem die Credit Suisse, die DEKA Investment GmbH und die UBS.
4.2 Gebühren
Einem Fondsmanager sind verschiedene Gebühren zu zahlen. Dazu gehören die traditionellen Ausgabe- und Rückgabegebühren, die bei Kauf und Verkauf erhoben werden sowie die monatlichen Verwaltungsgebühren, die vom Fondsvolumen abhängen (Grass, 2008, S.3). Darüberhinaus fallen auch Erfolgsgebühren an, die öfters auch bei einer negativen Performance anfallen können, sofern der Kurs über den Startkurs liegt (Bortenlänger & Kirstein).
4.3 Kritik
In jüngster Zeit gerieten Fondsmanager in die Kritik, nicht nur aufgrund der schlechten Performances im Rahmen der Krisen von 2000 und 2008 sowie der hohen Gebühren, sondern auch aufgrund der Resultate zahlreicher Studien. Dies erklärt auch die steigende Popularität der Social Trading Plattformen. Bemerkenswert ist dabei die Studie Gerd Giegerenzers, die er 2007 im Buch Bauchentscheidungen. Die Intelligenz des Unbewussten und die Macht der Intuition veröffentlichte . Dabei wurden im Jahre 2000 100 Passanten, davon 50 Frauen und 50 Männer mit mäßigem Wissen über die Börse, befragt, welche Aktien sie kaufen würden. Aus den von den unwissenden Passanten zehn meistgenannten Aktien erstellte Giegerenzer ein Portfolio bei dem er selber 50.000€ anlegte. Nach sechs Monaten legte sein Aktienpaket um 47% zu und schnitt besser als die von Profis verwalteten Investmentfonds und der Markt ab. Bemerkenswert wenn man betrachtet, dass das Jahr 2000 von Kursverlusten geprägt war.
Eine 2014 von Andriy Bodnaruk und Andrei Simonov durchgeführte Studie untersuchte die privaten Depots von 84 schwedischen Fondsmanagern und verglich sie mit denen der Privatanleger. Das Ergebnis war, dass sie nicht besser als die der Privatanleger abschnitten und sogar schlechter als die der erfolgreichsten Amateure (Wirtschaftswoche, 2014). S&P analysierte kürzlich die Performances der Fondsmanager im Vergleich zu Indexen ausgewählter Volkswirtschaften beziehungsweise Regionen. Das Ergebnis ist verheerend (siehe Abb. 2), so schnitten beispielsweise 84% der aus US-Aktien bestehenden und aktiv gemanagten Fonds innerhalb eines Jahres schlechter ab als der S&P500.
[...]
1 Siehe Gassmann, Frankenberger, Csik (2013) S. 5-6