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Essay, 2014
8 Seiten
Die Ära der Safawiden (DMG: Ṣafawīyya) ist maßgeblich für die neuzeitliche Entwicklung Persiens beziehungsweise des heutigen Iran. Sein gesamtes religiöses und politisches Staatssystem geht in seinen Grundzügen auf die Dynastie der Safwiden (1501-1722) zurück.
Neben der Bedeutung für die religiöse Entwicklung, also die Einführung der Zwölfer-Schia als Staatsreligion und die letztendliche Etablierung eines dauerhaft beständigen, schiitischen Staates, zählte das safawidische Persien neben dem Osmanischen Reich und dem Mogulreich in Indien zu den drei großen Imperien der frühen Neuzeit. Oft werden diese drei Reiche auch als „Gunpowder Empires“ bezeichnet, was wohl auch einen Teilbereich ihrer Machterfolge erklärt.
Das Safawidenreich erreichte seine größte Ausdehnung um 1510 und grenzte unmittelbar an das Osmanische Reich im Westen, das Khanat der Usbeken im Nordosten und das Mogulreich im Osten. Als schiitisches Reich – im Grunde eingekreist von sunnitischen Großmächten – nahm es allein aus diesem Grund einen Sonderstatus ein.
Dieses Essay beschäftigt sich mit den politischen Beziehungen und zuweilen militärischen Auseinandersetzungen der Safawiden mit den Osmanen und dem Mogulreich sowie (thematisch am Rande) mit den Beziehungen zu Europa.
Als Ismail I. im Jahre 1501 zum ersten Schah-an-Schah der Safawiden gekrönt wurde, beäugte man dies seitens des Osmanischen Reiches mit äußerster Skepsis, ja sogar mit Ablehnung, sah man doch die „politische und religiöse Legitimität Schah Ismails als nicht gegeben“[1]. Man empfand das schiitische Safawidenreich und dessen Herrscher als Häretiker und die Situation in Persien als „aufkommende Infragestellung islamischer Orthodoxie“[2], was den Osmanen immer wieder einen Grund geben sollte, militärische und politische Konfrontationen auf diese Weise zu legitimieren.[3]
Es muss allerdings erwähnt werden, dass es nur einige Male zu wahrhaft offenen Kriegen gekommen war. Hier seien vor allem die Schlacht bei Čāldirān im Jahre 1514 zwischen Sultan Selim I. und Schah Ismail I. zu nennen, aus der die Osmanen absolut siegreich hervorgingen, als auch die Eroberung Baghdads durch die Safawiden im Jahr 1623.
Ernest Tucker schreibt zur Entwicklung der osmanisch-safawidischen Beziehungen, dass die anfänglich gegenseitigen, äußerst polemischen Anfeindungen im Laufe der Zeit jedoch abnahmen und sich zu diplomatischen Beziehungen hin entwickelten. Beide Seiten erkannten diese Notwendigkeit, da die Reichsgrenzen sowohl von Händlern, als auch von Pilgern in beide Richtungen überquert wurden, was sowohl für die Osmanen als auch die Safawiden wichtig und profitabel war.[4]
Trotz der Übereinkunft, die Beziehungen von nun an diplomatischer zu gestalten, schreibt Tucker:
„Therefore, despite deep intrinsic conflicts of political and religious legitimacy, Safavid Iran and the Ottoman Empire began building a framework early in their relationship for a de facto stable relationship, while always holding de jure justification for hostilities in reserve should the need ever arise.”[5]
[...]
[1] Vgl. Floor, Willem & Herzig, Edmund: Iran and the World in the Safavid Age. New York 2012: S.81.
[2] Vgl. Ebd. S.82.
[3] Vgl. Ebd. S.81.
[4] Vgl. Ebd.
[5] Ebd. S.82.