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Hausarbeit, 2009
15 Seiten, Note: 1,0
1. Einleitung
2. Beschreibung der Ausstellung und der Eröffnung
3. künstlerische Impulse 1963 in der BRD
3.1. Einfluss der Pop Art
3.2. Einfluss von Fluxus und Happening
3.3. Zum Begriff des kapitalistischen Realismus
4. Analyse
4.1. Die Einbeziehung der Besucher - Irritation und Entlarvung
4.2. Wohnzimmermöbel - Kunstobjekte, Gebrauchsobjekte, Waren
4.3. Lebenswirklichkeit BRD - Kapitalismus als Kultur und Lebensstil
5. Fazit
6. Literatur
Im Oktober 1963 stellte das Düsseldorfer Möbelhaus Berges seine Räumlichkeiten für zwei junge Künstler und deren Ausstellungsidee zur Verfügung. Die damaligen Studenten der staatlichen Kunstakademie Düsseldorf Gerhard Richter und Konrad Lueg1 organisierten eine Ausstellung namens „Leben mit Pop - Eine Demonstration für den kapitalistischen Realismus“ in der Altstadt, die mehrere Wochen andauern und mit einem frivolem Knall eröffnet werden sollte. Den tatsächlichen Schwerpunkt und inhaltlichen Kern stellte die Ausstellungseröffnung am Freitag, den 11.01.1963 dar. An diesem Abend fand die von Konrad Lueg und Gerhard Richter selbst ausgeübte Aktion der so genannten „Demonstration“ statt. Sie bildet eine Verdichtung der Ausstellungsthematik und ist Sinn gebend für den Rest der Ausstellung. Die künstlerische Aktion ist unmittelbar mit den aktuellen Zeitumständen verbunden. Sie nimmt einerseits die Impulse neu in der BRD zusammentreffender Künste, wie der Pop Art, des Nouveau Réalisme, Happening und Fluxus auf und bezieht sich über deren Motive, Formate und Praktiken andererseits auf die zeitgenössische Lebenswirklichkeit der bundesdeutschen Wirtschaftswunderjahre. Die Ausstellung stellt eine Ausnahme im Schaffen der Künstler dar, da beide eigentlich als Maler tätig waren und sind, außer Lueg, der später Galerist wurde.
Die Einbeziehung der Besucher durch choreographierte Handlungsanweisungen bildet ein wesentliches Element der Aktion. Der Besucher wird mit seiner eigenen Lebensumwelt konfrontiert und aktiviert, sich an der Entlarvung ihrer Funktionsweisen zu beteiligen. Trotz nicht vorhergesehener, unplanmäßiger Verhaltensweisen seitens der Besucher, kann die der neuen Realismustendenzen in der Kunst entsprechende Annährung oder Zirkulation von Leben und Kunst ausgeführt werden. Die vorliegende Arbeit widmet sich der zeithistorischen Einordnung und Herleitung einer solchen Aktion und der anschließenden Analyse des Einflusses der damals neuen Künste auf die bundesdeutsche Thematik, sowie auf den Umgang mit den Besuchern. Um die Ausstellung vor Augen zu führen folgt eine bebilderte Beschreibung.
Der Beschreibung liegen vor allem das von Richter und Lueg vorher festgehaltene Planungsprotokoll und der nachfolgende Bericht2 über den Eröffnungsabend zu Grunde. Beide Dokumente geben einen detaillierten Überblick über die verwendeten Objekte, deren Aufstellung und den Ablauf der ersten und einzigen Demonstration und der anschließenden Führung durch die Räumlichkeiten. Ergänzt werden diese Informationen von einem Schreiben Richters3 an die Neue Deutsche Wochenschau, welches jedoch vor allem bei der Analyse der Ausstellung herangezogen werden soll. Die Ausstellung fand zum größten Teil in den gesamten öffentlichen Ladenräumen des Möbelhauses statt. Mit einbezogen waren hauptsächlich die Küchen,- die Wohnzimmer und die Schlafzimmerabteilung, die auf vier Etagen verteilt lagen. Außerdem überließ die Firma Berges den Künstlern zwei weitere leerstehende Räume, welche gesondert für die Aktion am Eröffnungsabend benutz wurden. Dies waren der so genannte Warteraum und ein 32m2großer Raum im Büroteil des Einrichtungshauses. Des Weiteren kamen die Besucher vor dem Eingang an 26 Schaufenstern und beim Begehen der verschiedenen genannten Räume an unzähligen Einzelstücken, Nischen, Gängen, Wandschmuck, Teppichen und ähnlichen Wohnutensilien vorbei. Über diesen ganzen Ausstellungsbereich verteilt hingen vier Gemälde von Lueg („Vier Finger“, „Betende Hände“, Bockwürste auf Pappteller“ und „Bügel“) und vier von Richter( „Mund“, „Papst“, „Hirsch“ und „Neu-Schwanstein“).
Das Ausmaß der Eröffnungsbesucher war überschaubar: etwas mehr als 100 Personen, von denen nicht alle bis zum Ende blieben, besuchten die Ausstellung an diesem Abend. Die Einladungen zu der Veranstaltung wurden von Richter und Lueg an befreundete Stundenten oder Professoren aus dem Umkreis der Künstlerszene und der Akademie verschickt4. Aber auch das Möbelhaus Berges lud Geschäftsfreunde und Kunden ein und setzte zu Werbezwecken sogar zwei Inserate in lokale Zeitungen, die eine revolutionäre junge Kunstaktion versprachen5.
Nur der Eröffnungsabend mit der künstlerischen Demonstration unterliegt einem strengen Ablauf, der im Folgenden dargestellt wird. Beim Eintreten bekam jeder der Besucher von Angestellten des Möbelhauses eine laufende Nummer und einen Programmzettel, auf dem ein Handlungsablauf und Ausstellungsinformationen, wie etwa die Nennung der vorzufindenden Objekte, gegeben waren. Es wurde dabei ausdrücklich um diszipliniertes Benehmen gebeten.
Der Abend begann um 20 Uhr. Die Besucher sollten sich zunächst über einen Aufzug in dem, von Lueg und Richter eigens gestalteten, Warteraum einfinden. Der schwach beleuchtete Warteraum war eigentlich ein großer Treppenhausflur, in dem 39 Stühle und einige Tische bereit gestellt waren. Dort verteilt lagen die aktuelle „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und, auf die Treppenstufen ausgebreitet, noch einige illustrierte Zeitschriften und Einrichtungsmagazine. An den Wänden waren 14 Rehbockgeweihe und zwei Schilder mit der Aufschrift „Warteraum“ montiert. Über Lautsprecher wurde hier, so wie im ganzen Möbelhaus Tanzmusik übertragen. Zwei lebensgroße Pappmaschéfiguren, zum einen den Kunsthändler Alfred Schmela und zum anderen John F. Kennedy darstellend, standen neben dem Aufzug. Alfred Schmela hatte damals schon Yves Klein, Jean Tinguely, die Gruppe ZERO und kurze Zeit später auch Joseph Beuys in den Räumern seiner Düsseldorfer Galerie ausstellen lassen und war leidenschaftlicher Förderer neuer Künstler und Kunstrichtungen6.
Nur nach Aufruf über die Lautsprecher sollten die Besucher den nebenan liegenden Ausstellungsraum Nr. 1 betreten. Dort fand nun die Demonstration der beiden Künstler statt. Im Programmheft sind sie ebenso sachlich aufgezählt wie die Gegenstände, die sich im Raum befanden: „ Couch mit Kissen und einem K ü nstler, Stehlampe mit Fu ß schalter [...] “ 7 usw.. Der Raum war als durchschnittliches Wohnzimmer hergerichtet, wobei sämtliche Möbel, wie Couch, Sessel, Fernsehtisch, Esstisch, Stehlampe und Teewagen, auf weiß bespannte Sockel und in ihrem gewohnten Abstand vergrößert hingestellt waren. Jedes Teil war nach Art seiner alltäglichen Benutzung arrangiert.
[...]
1 Konrad Fischer trägt als Maler den Mädchennamen seiner Mutter, bis 1967, als er seine Galeristentätigkeit aufnimmt
2 Grafik des kapitalistischen Realismus : KP Brehmer, Hödicke, Lueg, Polke, Richter, Vostell; René Block; Werkverzeichnisse bis 1971; Berlin; 1971, S. 31-35
3 Gerhard Richter - Text, Schriften und Interviews; hrsg. von Hans-Ulrich Obrist; 2. Auflage; Frankfurt a.M. [u.a.]; Insel-Verlag; 1994, S. 11-12
4 in Konrad Lueg und Gerhard Richter: Leben mit Pop - Eine Demonstration für den Kapitalistischen Realismus; Susanne Küper, in: Westdeutsches Jahrbuch für Kunstgeschichte; Band LIII; (S.289-306); Dumont Buchverlag; Köln; 1992, S. 289
5 Konrad Lueg und Gerhard Richter: Leben mit Pop - Eine Demonstration für den Kapitalistischen Realismus; Susanne Küper, in: Westdeutsches Jahrbuch für Kunstgeschichte; Band LIII; (S.289-306); Dumont Buchverlag; Köln; 1992. S. 296
6 Karl Ruhrberg: Vorwort, in: Alfred Schmela - Galerist - Wegbereiter der Avantgarde; hrsg. von Karl Ruhrberg unter Mitarb. von Axel Wendelberger und Elfriede Ruhrberg; Köln; Wienand; 1996, S. 5
7 Grafik des kapitalistischen Realismus : KP Brehmer, Hödicke, Lueg, Polke, Richter, Vostell; René Block; Werkverzeichnisse bis 1971; Berlin; 1971, S. 31
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