Die Gattung der politischen Biographie gehört gleichermaßen zu den etablierten und
umstrittensten Darstellungsformen der gegenwärtigen Geschichtswissenschaft. Mit der
Ausdifferenzierung der Sozialgeschichte galt politische Geschichte als überholt,
politische Biographien als Gattung geradezu als defizitär. Wer sich ihrer bediente, war
lange auf dem besten Weg, beruflichen Selbstmord zu begehen: politische Biographie
als Karrierekiller.1 Denn das Individuum in den Mittelpunkt historischer Forschung zu
stellen, bedeute eine unzulässige Personalisierung der Geschichte mittels eines Genres,
das aufgrund seiner – im sozialwissenschaftlichen Sinne – theoretisch-methodischen
Unbestimmtheit ohnehin höchst bedenklich sei.2
Mit dem Aufweichen der paradigmatisch-ideologischen Frontstellung konnte sich
schließlich ein buntes Sammelsurium verschiedener Methoden und Theorien etablieren.
Sozial-, Politik- oder Kulturgeschichte werden inzwischen weitestgehend als
gleichberechtigte und einander ergänzende Ansätze wahrgenommen.3 So ließ sich der
Vorwurf der methodisch-theoretischen Unbestimmtheit jüngst ins Gegenteil verkehren.
Eben jene theorieferne ermögliche einen „produktiven Eklektizismus“,4 der politische
Biographien wie keine andere Gattung dazu befähige, die verschiedensten Ansätze
miteinander zu kombinieren und die „Buntheit“ der Geschichtswissenschaft
auszudrücken.5
Inhalt
Einleitung
I. Kriterien an eine moderne politische Biographie
I.1 Bödekers neue Biographie
I.2 Kraus‘ Biographiekonzept
I.3 Vergleich
II. Hindenburg-Biographien einst und jetzt
II.1 Entwicklung der Hindenburg-Biografik
II.2 Kategorisierung und Auswahl der Vergleichswerke
III. Wheeler-Bennetts Der hölzerne Titan
III.1 Eine nebulöse Figur im Hintergrund
III.2 Hindenburgs doppelte Tragik
III.3 Einordnung und Bewertung
IV. Hubatschs Hindenburg und der Staat
IV.1 Fragestellung und Methodik
IV.2 Ein ritterlicher Patriot
IV.3 Einordnung und Bewertung
V. Pytas Hindenburg
V.1 Methodik und Fragestellung
V.2 Ein charismatischer Herrscher
V.3 Einordnung und Bewertung
VI. Fazit
Literatur