Die Globalisierung der Wirtschaft und die Internationalisierung der Märkte haben die Unternehmen gezwungen, ihre unternehmerischen Strukturen zu verändern, um sich weiterhin am Markt behaupten zu können. So haben sich über ihre nationalen Grenzen hinweg tätige, sich dem internationalen Wettbewerb stellende und wachsende Unternehmen gebildet – sogenannte multinationale Unternehmen (im Folgenden MNU). Diese einzeln rechtlich selbstständig agierenden Einheiten eines Unternehmens tauschen verstärkt Lieferungen und Leistungen miteinander aus. Die ausgetauschten Produkte oder Dienstleistungen müssen bewertet, den Unternehmensbereichen zugerechnet und versteuert werden, dies findet über die Anwendung von Verrechnungspreisen statt. Die aktuellen Definitionen von Verrechnungspreisen unterscheiden sich kaum von der Richtung, die Schmalenbach 1909 vorgab. „Die einzelnen Teile des Betriebs müssen in einen rechnerischen Verkehr treten und diese Rechnung muss sich der Bewertung der gegenseitigen Leistungen bedienen. Und so entsteht ein eigenartiger Preis: der Verrechnungspreis.“ Für den Begriff des Verrechnungspreises werden in der betriebswirtschaftlichen Literatur synonym unter anderem die Bezeichnungen Transfer- oder Lenkpreise verwendet. Transferpreise lassen sich nicht durch den natürlichen Verlauf des Marktes erstellen, vielmehr werden sie mit unternehmensinternen Bewertungsansätzen gebildet.
Die nachfolgende Arbeit analysiert und diskutiert wesentliche Ansätze der Verrechnungspreisproblematik für MNU. Nach dem Einleitungskapitel folgt in Kapitel 2 die Erklärung der Merkmale von Verrechnungspreisen in MNU. In Kapitel 3 werden die unterschiedlichen Funktionen von Verrechnungspreisen behandelt. Kapitel 4 veranschaulicht die verschiedenen Methoden zur Ermittlung von Verrechnungspreisen. Diese werden nach ihrer praktischen Verwendung verglichen. Das letzte Kapitel setzt sich mit den aktuellen Rahmenbedingungen auseinander, welche die Verrechnungspreisgestaltung von MNU in der EU beeinflussen. Es werden gesetzliche Neuregelungen vorgestellt und die daraus resultierenden Aufgaben und Pflichten für die Unternehmen erörtert. Zum Schluss folgt eine Zusammenfassung der wesentlichen Inhalte.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Merkmale von Verrechnungspreisen in MNU
3 Funktionen
3.1 Wertbemessungsfunktion
3.2 Gewinnverlagerungsfunktion
3.3 Koordinations- und Lenkungsfunktion
4 Arten von Verrechnungspreisen
4.1 Marktorientierte Verrechnungspreise
4.2 Kostenorientierte Verrechnungspreise
4.3 Verrechnungspreise als Verhandlungsergebnis
5 Rahmenbedingungen
5.1 OECD-Richtlinien
5.2 OECD-Verrechnungspreismethoden
5.3 EU-Verrechnungspreisforum und das Schiedsübereinkommen
6 Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Herausforderung von Verrechnungspreisen
Abb. 2: Die Gewinnverlagerungsfunktion von Transferpreisen
Abb. 3: Ergebnisse empirischer Untersuchungen
Abb. 4: Verrechnungspreise bei der Lufthansa Technik AG
Abb. 5: Methoden der Verrechnungspreisbildung in der Praxis
Abb. 6: Überblick Schiedsvorfälle in der EU vom Jahr 2012
1 Einleitung
Die Globalisierung der Wirtschaft und die Internationalisierung der Märkte haben die Unternehmen gezwungen, ihre unternehmerischen Strukturen zu verändern, um sich weiterhin am Markt behaupten zu können.[1] So haben sich über ihre nationalen Grenzen hinweg tätige, sich dem internationalen Wettbewerb stellende und wachsende Unternehmen gebildet – sogenannte multinationale Unternehmen (im Folgenden MNU). Diese einzeln rechtlich selbstständig agierenden Einheiten eines Unternehmens tauschen verstärkt Lieferungen und Leistungen miteinander aus. Die ausgetauschten Produkte oder Dienstleistungen müssen bewertet, den Unternehmensbereichen zugerechnet und versteuert werden, dies findet über die Anwendung von Verrechnungspreisen statt.[2] Die aktuellen Definitionen von Verrechnungspreisen unterscheiden sich kaum von der Richtung, die Schmalenbach 1909 vorgab. „Die einzelnen Teile des Betriebs müssen in einen rechnerischen Verkehr treten und diese Rechnung muss sich der Bewertung der gegenseitigen Leistungen bedienen. Und so entsteht ein eigenartiger Preis: der Verrechnungspreis.“[3] Für den Begriff des Verrechnungspreises werden in der betriebswirtschaftlichen Literatur synonym unter anderem die Bezeichnungen Transfer- oder Lenkpreise verwendet. Transferpreise lassen sich nicht durch den natürlichen Verlauf des Marktes erstellen, vielmehr werden sie mit unternehmensinternen Bewertungsansätzen gebildet.[4]
Die nachfolgende Hausarbeit analysiert und diskutiert wesentliche Ansätze der Verrechnungspreisproblematik für MNU. Nach dem Einleitungskapitel folgt in Kapitel 2 die Erklärung der Merkmale von Verrechnungspreisen in MNU. In Kapitel 3 werden die unterschiedlichen Funktionen von Verrechnungspreisen behandelt. Kapitel 4 veranschaulicht die verschiedenen Methoden zur Ermittlung von Verrechnungspreisen. Diese werden nach ihrer praktischen Verwendung verglichen. Das letzte Kapitel setzt sich mit den aktuellen Rahmenbedingungen auseinander, welche die Verrechnungspreisgestaltung von MNU in der EU beeinflussen. Es werden gesetzliche Neuregelungen vorgestellt und die daraus resultierenden Aufgaben und Pflichten für die Unternehmen erörtert. Zum Schluss folgt eine Zusammenfassung der wesentlichen Inhalte.
2 Merkmale von Verrechnungspreisen in MNU
Für international tätige Unternehmen hat das Thema Verrechnungspreisbildung große praktische Bedeutung, da mehr als 60% des Welthandels innerhalb von Konzernen abgewickelt werden.[5] Einzelne Konzernbereiche firmieren im Regelfall als rechtlich selbstständige, aber wirtschaftlich eingebundene Tochtergesellschaften, die ihren Sitz an verschiedenen internationalen Standorten haben können. Hier werden nicht nur Waren oder Lieferpreise bewertet, sondern auch Dienstleistungen, Zinsen und Know-how-Gebühren. Da sich der Verrechnungspreis nicht durch das Zusammenwirken von Angebot und Nachfrage bildet, besitzt er einen sehr zweckorientierten und instrumentalen Charakter.[6] Durch rechtliche Rahmenbedingungen jedoch wird die Verrechnungspreisgestaltungsfreiheit von MNU weiter eingeschränkt. Hierdurch entstehen Doppelbesteuerungsrisiken durch potentielle Mehrfachbesteuerung von Gewinnen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Herausforderung von Verrechnungspreisen
Quelle: Hanken/Kleinhietpaß 2014, S. 22
Wie in Abb. 1 zu erkennen ist, besteht die aktuelle Herausforderung der Transferpreisbildung darin, dass die Controlling- und die steuerliche Perspektive in Einklang sein sollten. Um eine erfolgreiche Verrechnungspreisstruktur zu entwickeln, ist es zwingend notwendig, dass die steuerrechtliche Sicht, die Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften, und die betriebswirtschaftliche Sicht, die Lenkungs- und Steuerungsmodelle, miteinander harmonieren.[7]
3 Funktionen
In Kapitel 3 werden die wesentlichen Funktionen von Verrechnungspreisen im Rahmen der internen Verwendung charakterisiert. Diese werden in die Wertbemessungsfunktion (3.1), die Gewinnverlagerungsfunktion (3.2) und die Koordinations- und Lenkungsfunktion (3.3) unterschieden.[8]
3.1 Wertbemessungsfunktion
Eine wichtige Funktion von Verrechnungspreisen ist es, den Wert von innerbetrieblichen Lieferungen und Leistungen zu bestimmen, die von rechtlich unabhängigen Unternehmensbereichen bezogen werden.[9] Da in der EU keine Export- und Importzölle existieren, gibt es keine Exportbeschränkungen. Vor diesem Hintergrund könnte die internationale Unternehmung bestrebt sein – durch Festlegung möglichst hoher Verrechnungspreise – Prämien durch Exportsubventionen zu erhalten.[10]
3.2 Gewinnverlagerungsfunktion
Für die Bilanzierung in Konzernen benötigt man Verrechnungspreise, diese nehmen durch ihre Höhe Einfluss auf die im Einzelabschluss ausgewiesenen Gewinne.[11]
Abb. 2: Die Gewinnverlagerungsfunktion von Transferpreisen
Quelle: Kutschker/Schmid 2006, S. 1028
Wie in Abb. 2 zu sehen ist, führt es zu Gewinnverlagerungen, wenn überhöhte oder zu niedrig angesetzte Transferpreise ausgewiesen werden. Diese Verlagerungen haben auch aus steuerlichen Gesichtspunkten Vorteile, denn die Unternehmen sind bestrebt ihre Gewinne in Länder zu verlagern, wo die Steuersätze besonders niedrig sind.[12]
[...]
[1] Vgl. Ernst & Young 2003, S. 1.
[2] Vgl. ebd., S. 2.
[3] Schmalenbach 1909, S. 167.
[4] Vgl. Horváth 2011, S. 521.
[5] Vgl. Lohschmidt 2005, S. 1.
[6] Vgl. Ernst & Young 2003, S. 10.
[7] Vgl. Hanken/Kleinhietpaß 2014, S. 22.
[8] Vgl. Kutschker/Schmid 2006, S. 1027.
[9] Vgl. Horváth 2011, S. 521.
[10] Vgl. Kutschker/Schmid 2006, S. 1027.
[11] Vgl. Küpper/Friedl 2013, S. 516.
[12] Vgl. Kutschker/Schmid 2006, S. 1027.